Veranstaltung: | 1. Ordentlicher Diversitätsrat 2023 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 5 Vielfaltscent |
Antragsteller*in: | Pegah Edalatian |
Status: | Eingereicht |
Verfahrensvorschlag: | Berichtspunkt. Keine Abstimmung. |
Eingereicht: | 27.04.2023, 18:29 |
C-01: Bericht Vielfaltscent 2022
Antragstext
Mit dem Vielfaltsstatut haben wir uns auf den Weg gemacht, unsere Parteistrukturen
inklusiver zu gestalten und Diskriminierung abzubauen. Wir wollen, dass diskriminierte
Gruppen auf allen Ebenen der Partei angemessen repräsentiert sind und ihre Expertise
diskriminierungsfrei einbringen können.
Das bedeutet, dass wir unsere Mitglieder ermächtigen wollen, Politik zu machen und dass wir
für bestehende Hürden sensibilisieren. Die Personalpolitik von Bündnis 90/Die Grünen muss
Diversität fördern. Um dieses Ziel zu verwirklichen, benötigt es auch finanzielle Mittel.
Diese stellt der Vielfaltscent sicher.
Im Jahr 2022 konnten wir bereits einige Maßnahmen, die zur Förderung von Vielfalt beitragen,
erfolgreich aus dem Vielfaltscent finanzieren. Wir wollen deshalb in den nächsten Jahren
weiter daran arbeiten, die diversitätssensible Öffnung und damit verbundene
Weiterbildungsangebote innerhalb der Mitgliedschaft und unter den Funktionär*innen
voranzutreiben. Nur wenn wir in diskriminierungskritische Weiterbildungen und
diversitätsfördernde Maßnahmen investieren, können wir uns als Lernende Organisation
entwickeln und die Umsetzung des Viefaltsstatuts fortsetzen.
Wissenschaftliche Erhebung zur Zusammensetzung von Mandatsträger*innen und Funktionär*innen
Entsprechend des Vielfaltsstatuts §1 Abs. 2 soll alle zwei Jahre eine wissenschaftlich
fundierte Evaluierung zur Zusammensetzung von Funktionär*innen, Parlamentarier*innen und
Angestellten auf europäischer, Bundes- und Landesebene durchgeführt werden. Dabei soll
dargestellt werden, inwiefern sich die Vielfalt der Gesellschaft in der Zusammensetzung der
Befragten widerspiegelt und welche Diskriminierungserfahrungen es gibt. Ausgehend von den
Ergebnissen der Erhebung soll die Umsetzung des Statuts evaluiert und die angewandten
Instrumente, wie Trainings, Weiterbildungen, Empowermentmaßnahmen etc. diskutiert werden.
Der Bundesvorstand hat beschlossen, die Erhebung in Zusammenarbeit mit der Europäischen
Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft (EAF Berlin) durchzuführen, die die
entsprechende Expertise zur Evaluierung von Diversitymaßnahmen mitbringen. Die Erhebung
wurde im April 2023 durchgeführt. Die Ergebnisse werden 2023 auf der BDK in Karlsruhe
vorgestellt und diskutiert.
Train The Trainer-Schulung Diversity
Gemeinsam mit dem Diversityinstitut „living diversity“ haben wir 2022 erstmals das Train the
Trainer Programm Diversity durchgeführt. Durch das Train-The-Trainer Programm möchten wir
Multiplikator*innen aus den Landesverbänden dazu befähigen, für die Kreis- und Ortsvorstände
sowie Landesvorstände Antidiskriminierungstrainings durchzuführen. Die Trainer*innen sollen
außerdem Wissen zur Umsetzung des Vielfaltsstatuts vor Ort weitergeben können. So stellen
wir sicher, dass das Wissen über Diskriminierung in unserer Partei verankert wird und dass
strukturelle Veränderungsprozesse auch lokal angestoßen werden. Dabei binden wir die
Expertise unserer Mitglieder gezielt ein.
Im ersten Durchgang haben wir an insgesamt 11 Tagen 16 Engagierte zu zertifizierten
Diversitytrainer*innen ausgebildet. Die Ausbildung wurde zum 10.12.2022 abgeschlossen,
sodass die Trainer*innen bereits 2023 Trainings anbieten können.
Um erfolgreich Diversitytrainings durchführen zu können, benötigt es vertieftes Wissen und
Expertise – sowohl im Bereich Diversity als auch im Bereich Didaktik, weshalb wir uns dafür
entschieden haben, unsere Aktiven durch langjährig erfahrene Ausbilder*innen zertifizieren
zu lassen. So stellen wir sicher, dass die angebotenen Trainings den üblichen Standards
entsprechen und das Wissen über Diskriminierung nachhaltig verankert wird. Die ursprünglich
geplanten Kosten wurden deshalb überschritten.
Aktionstopf Vielfalt
In einem Aktionstopf haben wir den Kreis- und Landesverbänden, sowie den Gremien der Partei
25.000 € für Aktionen, Veranstaltungen, Weiterbildungen etc. zur Verfügung gestellt, die die
Ziele des Statuts stärken sollen. Die Aktionen wurden zu 80 % bezuschusst, maximal jedoch
mit 5000 Euro.
Durch den Aktionstopf konnten niedrigschwellige Aktionen durchgeführt werden, die auch in
den Kreisverbänden zu vertieften Debatten über die Umsetzung des Vielfaltsstatuts geführt
haben. Das Angebot wurde trotz der kurzen Bewerbungsfrist sehr rege in Anspruch genommen.
Unsere Aktiven haben sich auf allen Ebenen mit spannenden Konzepten beworben. Insgesamt
förderten wir 15 Aktionen, die unterschiedliche Schwerpunkte hatten (Workshop zur
Erarbeitung von Maßnahmen für einen KV, Podiumsdiskussion zum Thema Klima und Behinderung,
Vielfaltswerkstatt etc.) und sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum stattfinden.
Die Auswahl erfolgte durch die vielfaltspolitische Sprecherin und die Vielfaltsreferentin.
Zukünftig soll eine gewählte Kommission vom Diversitätsrat die zu finanzierenden Aktionen
auswählen. Die Kommission besteht aus 6 Mitgliedern. Die vielfaltspolitische Sprecher*in ist
qua Amt Mitglied. Der Diversitätsrat ist über die Auswahl der Aktionen zu informieren.
Insgesamt zeigte das große Interesse am Aktionstopf Vielfalt, dass viele Aktive Lust haben,
mit großem Engagement das Vielfaltsstatut auch vor Ort mit Leben zu fördern. Dieses
Engagement möchten wir als Bundesverband auch weiter unterstützen.
Empowerment & Weiterbildung
Menschen mit Diskriminierungserfahrung wollen wir dazu ermächtigen, Politik zu machen. Sie
haben mit deutlich mehr Widerständen zu kämpfen, sowohl in der Partei als auch in der
Gesellschaft. Mit Coachings und Schulungen wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass
Menschen mit Diskriminierungserfahrungen dabei unterstützt werden. Gleichzeitig braucht es
Empowermentangebote bei denen sich Menschen mit Diskriminierungserfahrungen austauschen
können. Um Diskriminierungen abzubauen, sind regelmäßige Schulungen wichtig.
Die Personen, die in unserer Partei an den entscheidenden Stellen agieren, brauchen
ebenfalls Schulungsformate, um ggf. bestehende Wissenslücken zu schließen und das
Vielfaltsstatut bestmöglich umzusetzen.
Die Gestaltung und Auswahl von zielgerichteten Trainingsangeboten ist sehr zeit- und
arbeitsintensiv. Da in diesem Jahr bereits viele Großprojekte anstanden, die viele
Ressourcen im Vielfaltsreferat gebunden haben, umgesetzt wurden (zwei Diversitätsräte,
Erarbeitung Leitfaden Barrierefreiheit, Konzeptionierung Broschüre Transfeindlichkeit,
Konzipierung der Erhebung, Organisation des ersten Vielfaltskongresses), konnten die Posten
Empowerment und Weiterbildung nicht wie geplant umgesetzt werden.
Ursprünglich sollte außerdem ein Empowermentwochenende für Schwarzen Frauen bei Bündnis
90/Die Grünen in Berlin stattfinden. Ursprünglich sollte dies im Dezember 2022 stattfinden.
Da es hier zu Terminschwierigkeiten kam, möchten wir dieses Angebot 2023 nachholen.
Gemeinsam mit dem Bundesverband Trans werden wir 2023 noch eine Broschüre zu Trans- und
Queerfeindlichkeit für die Partei erarbeiten. Der Auftrag wurde vergeben. Im zweiten Quartal
2023 wird die Broschüre veröffentlicht.
Im nächsten Jahr soll durch die vielfaltspolitische Sprecherin und die Vielfaltsreferentin
ein Konzept zur Umsetzung von Empowerment- und Weiterbildungsmaßnahmen erarbeitet und
umgesetzt werden. Im Zentrum steht hierbei zielgerichtete Angebote zu machen, die den
unterschiedlichen Bedarfen der unterschiedlichen Zielgruppen gerecht werden.
Kommentare
Dominique Schirmer:
Ein Punkt: Wer sind und wie identifizieren (und erreichen) wir Menschen mit Diskriminierungserfahrung?