Veranstaltung: | 2. Bundesfrauenrat 2019 |
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Tagesordnungspunkt: | Neue Freiheit, neuer Zwang? Selbstbestimmung von Frauen und Reproduktionstechnologien |
Antragsteller*in: | Ina Jacobi (BFR - Delegierte LV Niedersachsen) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 04.10.2019, 22:42 |
NF-01: Neue Freiheit, neuer Zwang? Selbstbestimmung von Frauen und Reproduktionstechnologien
Antragstext
Neue Möglichkeiten können neue Zwänge eröffnen. So kam bei dem Best-Fit Workshop zwischen
der BAG Frauenpolitik und der BAG Behindertenpolitik die Anekdote bei der Geburt eines
behinderten Kindes auf den Tisch: „Das ist doch heute nicht mehr nötig.“ Solche Aussprüche
sind ein Schlag ins Gesicht von jungen Müttern und Ausdruck der Idee, Menschen mit
Einschränkungen seinen weniger Wert als „normale“ Menschen. Dabei ist die Abweichung von der
Norm kein Makel, sondern lediglich dieses: Die Abweichung von der Norm, verbunden häufig mit
besonderen Bedürfnissen.
Viele Mütter antizipieren solche Aussagen, und je mehr die Medizin Verfahren zur
Pränataldiagnostik anbietet, desto mehr werden sie von Frauen, die „gute Mütter“ sein
wollen, nachgefragt. Häufig fühlen sie sich regelrecht dazu genötigt, die Tests
durchzuführen.
Wir wollen diesen Teufelskreis durchbrechen. Wir machen uns daher für ein Recht auf
Nichtwissen stark. Wir wollen, dass jede Frau weiß: Es hängt nicht von der Häufigkeit und
Genauigkeit der ärztlichen Untersuchung ab, ob sie eine gute Mutter ist. Sondern von der
Liebe zum Kind, egal, wie dieses Kind sein mag. Zu viel Diagnostik kann auch eine Bürde
sein. Wir wenden uns damit ausdrücklich nicht gegen die Möglichkeit der Diagnostik, sondern
lediglich dagegen, dass diese Diagnostik regelhaft zur Norm aufgebaut wird. Wir brauchen
keine Verunsicherung von Frauen, sondern eine inklusive Gesellschaft, die jedes Kind
willkommen heißt und gleichzeitig Frauen die Selbstbestimmung über den eigenen Körper
garantiert.
Begründung
Dieser Antrag soll die Diskussion zu dem Punkt eröffnen und die Möglichkeit bieten, dass der Bundesfrauenrat hierzu eine gemeinsame Position verabschiedet.
Der Antragstext versteht sich dabei ausdrücklich nicht als in Stein gemeißelt, sondern als Leitlinie für eine mögliche Beschlussfassung - Änderungsanträge willkommen.
Unterstützer*innen
- Rashmi Grashorn (BFR - Ersatzdelegierte LV Niedersachsen)
- Bela Lange (BFR - Delegierte LV Niedersachsen)
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