Veranstaltung: | 2. Ordentlicher Diversitätsrat 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 7 Wahlen Präsidium |
Antragsteller*in: | Ellen Beck (KV Gießen) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 11.09.2022, 10:13 |
P-05: Ellen Beck
Selbstvorstellung
Ich bin wütend,
wenn auch im Jahre 2022 noch Menschen in Deutschlandausgebeutet werden. Dass der 2-klassrige Arbeitsmarkt hierzulande zulässt, Menschen mit Behinderung abzuschotten ohne Mindestlohn und Arbeitnehmer*innenrechte. Es frustriert mich, wenn Geflüchtete mit Behinderung in Deutschland auf Rassismus und Ableismus treffen und aufgrund des Asylbewerberleistungsgesetzes nicht mal die gleichen Rechte haben, Hilfsmittel zu beantragen, wie Menschen mit Behinderung, welche hier geboren sind. Aber ohne die Möglichkeit auf Hilfsmittel zurückzugreifen, bleibt die Teilhabe oft außen vor und schließt die betroffenen Geflüchteten qua Gesetz aus. Uns Menschen mit Behinderung wird häufig erklärt: Inklusion sei zu teuer und wir dabei eine Last für andere. Aber! Inklusion ist ein fucking Menschenrecht!
Und es stimmt mich traurig, wenn auch nach 5 Jahren Ehe für alle hierzulande immer noch Menschen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung untersagt wird bzw. sie strukturell benachteiligt
werden, durch eine Stigmatisierung und Tabuisisrung von Sexualbegleitung, für die die Betroffenen in Eigenkasse gehen müssen. Jede Person hat das Recht auf Liebe und das sollte nicht von der Art der
Sexualität und nicht vom privaten Geldbeutel abhängen. Die Mehrkosten von Menschen mit Behinderung werden aber auch jetzt wieder in Zeiten der Energiekrise vergessen.
Das Problem eines erhöhten Stromverbrauchs haben alle, die aus gesundheitlichen Gründen auf elektronische Geräte angewiesen sind. Das fängt beimLichtklingelanlage an und hört beim Treppenliftnoch lange nicht auf. Zudem sind es häufig gerade diese Menschen, die sehr viel in den eigenen 4-Wänden verbringen und auch daher einen höheren Strombedarf haben.
Deutlich wird: Behinderungen und chronischeErkrankungen sind sehr teure Hobbys, die häufig fehlenden finanziellen Mittel führen schon ohne Inflation zu erheblichen Einschränkungen der Teilhabe.
Als Beispiel sei die Problematik Treppenlift gennant: Der Zuschuss seitens der Pflegekassen ist seit vielen Jahren mit der gleichen Summe gedeckt, die effektiven Kosten aber sind erheblich gestiegen. Das Resultat: Wer sich dies nicht leisten kann, aber keine Sozialleistungen bezieht, bleibt in dieser Energiekrise eingesperrt in den eigenen Wänden.Wer das Glück hat, einen Lift zur Verfügung zu haben, muss jetzt
zusätzlich zu den Wartungskosten die Energiekosten tragen können. Diese Problematik wird durch die Krise jetzt dramatisch verschärft und sollte unbedingt berücksichtigt werden.
Wenn wir von Inklusion sprechen, dann geht es auch um Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, weil PoC, FINTA*-Personen und behinderte Menschen sterben, wenn die reichsten cis-Männer der Welt Gewinne mit unserer Zukunft einfahren und große Konzerne in Deutschland davon profitieren, weil eben viele Menschen mit Behinderung systematisch in WfBMs, als billige Arbeitskräfte ohne Mindestlohn und ohne Arbeitnehmer*innenrechte ausgebeutet werden. Unsere Zukunft und die Pariser Klimaziele sind keine Verhandlungsmasse. Wir Grüne sind es. Wir kämpfen dem Klimawandel entgegen, die verschlafene Energiewende räumen wir festentschlossen auf und dazu benötigt es uns alle, keine Ausgrenzung, sondern Teilhabe. Dazu benötigt es Inklusion.
Ich hab kein Bock drauf, auf die Nächste Flut in Deutschland zuwarten, um Barrierenabbau zu fordern. Wir Grüne dürfen nicht zu sehen wie Menschen in den Fluten sterben, weil die barrierefreien Warnsysteme zu teuer waren. Wir dürfen nicht schweigen, wenn beim ableistischen Mord am 28.04.2021 weggeschaut wird, der NS-Euthanasie Gedanke rausgeholt wird und die Mörder*in in Schutz nehmen soll.
Ich freue mich, mich mit euch zusammen einer feministischen Partei zugehörig zu fühlen und damit auch der ersten Partei, welche ein Vielfaltsstatut beschlossen hat. Jetzt muss für uns klar sein, dass da nicht unser Weg endet, sondern wir im Diversitätsrat uns gemeinsam verbünden, um zusammen viele zu sein, für ein Abbild der Vielfalt der Gesellschaft in unseren Parlamenten und für politische Beschlüsse, in welcher keine Gruppe marginalisiert und/oder vergessen wird. Unsere Partei hat erkannt, dass zum abbilden einer vielfältigen Gesellschaft noch viel Arbeit vor ihr liegt, um unsere Gesellschaft richtig abzubilden. Sie möchte sich auf den Weg machen, uns mehr Sichtbarkeit zu geben undwenn ihr mir euer Vertrauen schenkt, freue ich mich, im Präsidium des Diversitätsrates dabei mitwirken zu dürfen, um Tagesordnung auszuarbeiten und dabei zb. zum beispiel im Blick zu haben, wie wir in Debatten eine gerechte Länge von Redebeiträgen hinbekommen, um allen die Chance auf Teilhabe zu ermöglichen.
Ihr Lieben, ich bin Ellen, 26 Jahre alt,Studentin der Umweltwissenschaftenund Co-Sprecher*in der BAG Behindertenpolitik.Mit 3 Jahren kam ich in den Kindergarten für Körper-und Geistigbehinderten und danach in ein Förderzentrum zur Sprachheilfördung. Bis heute übrig geblieben als Folge des Tumors ist eine Sehbehinderung aber auch das ist nicht unbedingt sichtbar von außen. Dass ich inzwischen Sprechen kann, mich selbstständig fortbewege, nach 16 Jahren Schullaufbahn ein Abi in der Hand halten konnte und studiere ist dabei sicherlich keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Verdienst von vielen. Das habe ich nur geschafft mit Menschen und Strukturen, die mich unterstützt und immer wieder aufgefangen haben. Menschen, die Inklusion gelebt haben. Da ich für die Möglichkeiten die mirheute gegeben sind dankbar bin und das meine Erfahrung ist, dass es für die Teilhabe immer weiter Fürsprecher*innen benötigt, sehe ich es mit den Mitteln die mir gegeben sind, auch als Plicht, anderen den Weg zu ebnen.
Danke für eure Aufmerksamkeit
- Alter:
- 26
- Geschlecht:
- weiblich