Veranstaltung: | 2. Ordentlicher Diversitätsrat 2024 |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 5 Wahlen Präsidium |
Antragsteller*in: | Tenko-Aemilia Sappho Johanna Bauer (KV Bad Dürkheim) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 06.09.2024, 16:56 |
WP-04: Tenko-Aemilia Bauer
Selbstvorstellung
Liebe Freund*innen,
„Müde, resigniert und trotzdem da – depressive AntiFa“, steht schon seit viel Jahren in meinem Whatsapp-Status, ab und zu ausgetauscht mit „transgeschlechtliche“ statt „depressive“. Mit diesem Slogan hat Nico Semsrott definitiv in vielerlei Hinsicht meine Lebensrealität getroffen.
Viele Menschen mit Vielfaltsmerkmalen werden ihn kennen diesen Zustand, insbesondere spüre ich das immer wieder in queeren Kontexten. Die Diskriminierung der wir tagtäglich ausgesetzt sind, sorgt in Kombination mit der fast genauso alltäglichen Auseinandersetzung mit uns selbst nicht selten für langfristige Schäden unserer Gesundheit, insbesondere der psychischen. Burn-Out, Depression, PTSD und viele andere, meist chronische Diagnosen, begleiten unseren Alltag. Wegen der beiden ersteren, kann ich auch leider nicht in Potsdam dabei sein.
Und doch geben wir nicht auf. Wie auch? Die Welt brennt zunehmend lichterloh, jede vernunftgeleitete, rationale Politik beißt in Medien und dem gesellschaftlichen Diskurs zunehmend auf Granit. Gleichzeitig müssen wir auch mit der lange sich anbahnenden Realität umgehen, dass Populismus und Faschismus im Herzen der Politik angekommen sind und demokratische Mehrheiten, egal in welcher Ausprägung, kein Automatismus bei Wahlen mehr sind. Das war in anderen Ländern schon länger so, bei uns vereinzelt auch, aber jetzt geht es wirklich zunehmend um unser demokratisches System in seiner Ganzheit.
Wer angesichts der aktuellen Lage resigniert und sich zurückzieht handelt menschlich und verständlich. Aber wie wir aus leidvoller Geschichte und Gegenwart wissen: Vor den Menschen in ihrer Vielfalt macht das Böse nicht einfach halt, so sehr wir uns auch einigeln mögen.
Mit Djenabou, Atahan und Ellen durfte ich die vergangenen zwei Jahre im Präsidium für euch daran mitwirken, dass wir in insbesondere zwei Punkten keinen Schritt zurückweichen:
- Unsere Partei vielfältiger zu machen und das Wasser, dass wir predigen, auch selbst trinken.
- Immer wieder mit Anträgen, Diskussionen und Veranstaltungen Positionen abstecken, die deutlich machen, dass wir als Partei nicht den verfehlten Weg der meisten demokratische Akteur:innen nach rechts mitgehen werden.
Wir werden keine rechten Narrative übernehmen im Irrglauben, dass sich dann die Wahlergebnisse der Faschisten halbieren. Genauso wenig sind wir bereit unsere vielfältige Gesellschaft dem Pragmatismus zu opfern oder den Kampf für eine Verbesserung der Verhältnisse hintenanzustellen.
Demokratie kann ohne Vielfalt auf Dauer nicht funktionieren. Das gilt genauso für die Partei wie für das Land.
Dabei durften wir in den zwei Jahren auch als Präsidiumsmitglied gemeinsam mit euch viele Erfahrungen sammeln und Dinge anstoßen. Auch der Antrag von Pegah und dem Bundesvorstand auf diesem Diversitätsrat trägt diesen Umständen Rechnung. Es gilt jetzt weitere Pflöcke einzuschlagen, um unsere Arbeit als Diversitätsratsrat stärker in der Partei zu verankern und dabei immer selbstkritisch zu hinterfragen „was können wir verbessern“? Dabei gehen wir nun einen ersten Schritt und weitere müssen folgen. Strukturdebatten sind oft anstrengend, aber gemeinsame, offen und demokratisch erarbeitete Struktur schützt vor Willkür und ist die Grundlage für nachhaltige Veränderungen.
Es wäre mir eine große Freude, diesen Weg in der Partei und außerhalb weiter mit euch gehen zu dürfen. Ich kann nicht versprechen, dass meine Gesundheit dabei immer mitspielen wird, aber die Arbeit im Präsidium hat immer wieder gezeigt: Wir sind ein Team, dass einander in allen Lebenslagen auffängt. Dafür möchte ich Djenabou, Atahan, Ellen, Pegah danken, insbesondere aber auch Naima und dem Team des Vielfaltsreferats, ohne die vieles schwieriger gewesen wäre.
Und am Ende gilt als gute Antifaschistin auch für mich „trotzdem da“. In diesem Sinne: Auf geht’s!
Eure
Tenko
P.S.: Angesichts meiner Abwesenheit stehe ich euch gerne im Vorfeld der Sitzung für Rückfragen unter bauer.tenko@googlemail.com oder der 0171 2926878 zur Verfügung.
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