Klimawirksamkeit:
Keinen zahnlosen Tiger und Kosten tatsächlich abbilden
Klimaschutz muss wirksam sein. Deshalb brauchen wir, um überhaupt erst eine Lenkungswirkung zu erzeugen, einen CO2-Preis von mehr als 50€ in 2020 (und nicht nur 40€) sowie einem vorher festgelegten Preissteigerungspfad bis 2030 (Vermeidungskostenansatz, EDENHOFER et al. 2019).
Anders als im vorliegenden Antrag WKF-07 muss es langfristig v.a. aber darum gehen, nicht nur die richtigen Anreize zu setzen, sondern auch den tatsächlichen Schaden, den eine Tonne Treibhausgase anrichtet (u.a. Produktionsausfälle, Ernteverluste oder Schäden an Gebäuden und Infrastruktur, etc.), in den Preisen widerzuspiegeln (Schadenskostenansatz). Nur dann ist der CO2-Preis gerecht und kann das Verursacherprinzip geltend machen. Wir müssen deshalb auf eine Internalisierung der Umwelt- und Klimaschäden hinwirken, die sich in 2030 auf vrstl. 205€ (bei zeitlicher Diskontierung), bzw. 670€ pro Tonne CO2äq belaufen (UBA 2019). Damit entsprechen wir auch Forderungen führender Umweltverbände (der BUND fordert bspw. ab 2020 einen CO2-Preis von mindestens 50€ die Tonne, der bis 2030 auf 200€ ansteigt (BUND 2019)).
Dieser Preissteigerungspfad muss transparent und planbar sein, sodass auch für Unternehmen, die darauf reagieren und sich daran durch Investitionen auch anpassen müssen Planungssicherheit gewährleistet werden kann.
80% unterstützen eine mutige CO2-Steuer
Steuer und Klimaprämie ist kein leidiges must have, dass angeblich auf Widerstände in der Bevölkerung stößt. Offensichtlich fordern aktiv hunderttausende Bürger*innen regelmäßig, konsequent und unermüdlich die Erhebung einer CO2-Steuer (Fridays for Future 2019).
80% der BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN-Wähler*innen und -Sympathisant*innen unterstützen eine CO2-Steuer von 180€ (KOOS & NAUMANN 2019). Auch Wähler*innen anderer Parteien sprechen sich für eine solche Steuer aus. Außerdem gibt es mit 26% einen hohen Anteil derjenigen, die noch keine klare Präferenz im Hinblick auf eine CO2-Steuer haben. Die tatsächliche Ablehnung einer ambitionierten CO2-Steuer wird also im öffentlichen Diskurs überschätzt.
Außerdem bedeutet der Anteil der Unentschlossenen, dass noch viel Potenzial für politische Überzeugungsarbeit da ist. Denn die Zustimmungswerte für eine ambitionierte Bepreisung von CO2 kann höher ausfallen, wenn Angaben über die sozial gerechte Verwendung der Steuereinnahmen in Form der HIER vorgeschlagenen Klimaprämie gemacht würden. (KOOS & NAUMANN 2019)
Wir als BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN müssen es schaffen, eben diesen Unentschlossenen mit guten Argumenten zu begegnen und besser erklären, wie eine Kombination aus Steuer und Klimaprämie sozial und ökologisch gerecht funktionieren kann. Dies besser zu vermitteln ist erforderlich um das Vertrauen in das sozial verträgliche Klimaschutz-Instrument (CO2-Steuer + Klimaprämie) zu gewinnen.
Kommentare
Thomas Wolff:
Das ist mir zu ideologisch und ich kann es deshalb leider nicht unterstützen. Selbst wenn Preissenkungen absehbar nicht angebracht sind und nicht stattfinden werden, finde ich, solche unbegründeten Dogmen gehören nicht in solide Politik. Grundsätzlich denkbar wäre z.B. eine neue CO2-saugende Supertechnologie oder einfach große Erfolge beim Waldpflanzen in den nächsten Jahrzehnten, dann wären auch Senkungen wieder angemessen.
Janis Prinz:
Danke für deinen Kommentar, wenngleich der Vorwurf der Ideologie schon ganz schön daneben ist, ohne überhaupt die Beweggründe zu kennen, die hinter dieser Forderung stehen. Schade!
Der Grund dafür, warum Preissenkungen nämlich ausgeschlossen sind ist, dass politische Mehrheiten sich wandeln können. Dementsprechend ist auch das Risiko vorhanden, dass braun-blaue Schlümpfe ambitionierten Klimaschutz überhaupt nicht mehr befürworten und gar rückläufig denken (https://www.adelphi.de/de/publikation/convenient-truths), obwohl wir es beim Klimawandel mit einer naturwissenschaftlichen Notwendigkeit zu tun haben, die mutiges Handeln erfordert (wegen guten Gründen und nicht wegen einer Öko-Ideologie).
Negative Emissionen sind durch den ÄA ja auch nicht ausgeschlossen. Ich persönlich denke aber, dass es naiv wäre auf diese Supertechnologien als Universallösung zu setzen. Denn „Negativemissions-Technologien“ sind nicht ausreichend erprobt und stehen bislang nicht zur Verfügung.
Zweitens sind dann, wenn sie verfügbar wären möglicherweise klimatisch irreversible Kipppunkte bereits überschritten und katastrophale Konsequenzen bereits eingetreten. In diesem Fall würde eine Tonne CO2 nicht plötzlich weniger Schadenskosten verursachen, sondern vermutlich exponentiell mehr, da auch die überschrittenen Kipppunkte kaskadenartige Konsequenzen nach sich zieht.
Du siehst also, es gibt Gründe über die wir streiten können, warum Preissenkungen auszuschließen sind.
Aber bitte sehe davon ab, Menschen in eine Ideologie-Ecke zu stellen. Das ist diffamierend.
Liebe Grüße
Janis
Thomas Wolff: