Veranstaltung: | 44. Bundesdelegiertenkonferenz Bielefeld |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Bundesdelegiertenkonferenz |
Beschlossen am: | 15.11.2019 |
Eingereicht: | 08.01.2020, 14:14 |
Klimaziele ernst nehmen, Agrarwende ermöglichen: mehr Pflanzen auf die Teller!
Beschlusstext
Pflanzen sind die Grundlage menschlicher Ernährung, ein Großteil der Welternährung basiert
auf Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse. Nahrungsmittel tierischen Ursprungs basieren
dagegen zunehmend auf Futtermitteln, die auf Flächen angebaut werden, die auch für die
menschliche Ernährung oder als CO2-Senke genutzt werden könnten. Das hat erhebliche Folgen
für die Ökobilanz.
Global betrachtet verursacht die Erzeugung tierischer Lebensmittel mehr Klimagase als der
gesamte Verkehrsbereich. Die Studien der letzten Jahre und der im August 2019
veröffentlichte IPCC-Bericht zeigen deutlich, dass zum Erreichen der Klimaziele eine massive
Reduktion des Konsums von Tierprodukten notwendig ist. Selbst wenn wir morgen eine radikale
Energie- und Verkehrswende einleiten – wenn wir weiterhin so viele tierische Produkte
herstellen und konsumieren, werden wir das Paris-Ziel von deutlich unter 2 Grad, möglichst
unter 1,5 Grad Erwärmung verfehlen.
Regelmäßig gibt es neue Nachweise für die weiteren Umweltschäden, die mit der Tierproduktion
einhergehen. Abgeholzte Regenwälder für die Futtermittelproduktion, Güllefluten und
antibiotikaresistente Keime, Wasser- und Flächenverbrauch machen deutlich, wie dringend ein
Wandel nötig ist. Auf der anderen Seite verweist die Gesundheitsforschung immer wieder auf
die Vorteile einer vielfältigen, überwiegend pflanzlichen Ernährung, insbesondere mit Blick
auf Zivilisationskrankheiten wie Typ-2-Diabetes, Osteoporose oder Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.
Der hohe globale Tierproduktkonsum kann nur durch Zucht auf extreme Leistung und
Haltungsbedingungen auf Kosten der Tiere befriedigt werden. Neben einer Verringerung des
Exports von Tierprodukten aus Deutschland, ist es wichtig, dass Menschen sich verstärkt
pflanzlich ernähren, erst dadurch sinkt die Nachfragelast und damit auch der Druck auf eine
zunehmend intensive Tierhaltung. Neben uns Menschen profitieren daher auch Tiere von mehr
pflanzlicher Ernährung. Eine erfolgreiche Agrarwende setzt neben der notwendigen Umstellung
des Agrarsystems, der gesetzlichen Haltungsbedingungen und der EU-Agrarförderung auch eine
Ernährungswende voraus!
Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, der Fleischkonsum in Deutschland
ist in den letzten Jahren gesunken. Diese Entwicklung begrüßen und unterstützen wir
ausdrücklich, denn Politik muss stets auf beiden Seiten ansetzen, bei der Produktion und
beim Konsum.
Es ist daher zentrales Ziel grüner Klima-, Landwirtschafts- und Ernährungspolitik, über
pflanzliche Ernährung aufzuklären und sie zu fördern. Dazu gehört:
- dass es in allen öffentlichen Mensen und Kantinen vollwertige vegane Angebot gibt
- die Speisepläne öffentlicher Mensen und Kantinen auf weniger Lebensmittel tierischen
Ursprungs umzustellen
- pflanzliche Produkte gegenüber Tierprodukten steuerlich mindestens gleichzustellen
- Subventionen für Tierprodukte abzubauen, beispielsweise beim EU-Schulprogramm Milch,
und an ökologischen Kriterien zu orientieren, insbesondere bei der Gemeinsamen
Agrarpolitik der EU
- externe Kosten der Tierhaltung einzupreisen, vom Grundwasserschutz bis zu den
gesellschaftlichen Folgekosten des Klimawandels
- die Förderung bio-veganer Landwirtschaft, die unsere ökologischen Ziele unterstützt
- Abkehr von der Intensivierung der Tierhaltung und der Mengenproduktion, die zu einer
immer stärkeren Exportorientierung führt durch Umstellung der Gemeinsamen Agrarpolitik
der EU und der Ausbildung der Landwirt*innen
- Transparenz durch eine klare Kennzeichnung von tierischen Inhaltsstoffen,
verpflichtende Haltungskennzeichnung aller Tierprodukte und den Abbau von sprachlichen
und bildlichen Beschönigungen auf Verpackungen und in der Bewerbung von Tierprodukten
- umfassende, unabhängige Ernährungsbildung und Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere über
die Folgen der Tierhaltung und die Vorteile pflanzlicher Ernährung
- eine Anpassung der Ausbildung von Köch*innen, sodass die Zubereitung pflanzlicher
Lebensmittel einen höheren Stellenwert erhält und eine vegane Kochausbildung möglich
wird
- eine EU-weite Definition von "vegetarisch" und "vegane" festzulegen
Auf unseren eigenen Veranstaltungen gehen wir mit möglichst pflanzlicher Ernährung voran und
gestalten das Catering und Essensangebot grundsätzlich vegetarisch und biologisch. Dabei ist
für jedes vegetarische Angebot stets auch eine vollwertige vegane Alternative anzubieten.
Im Moment fördern die politischen Rahmenbedingungen eine nicht nachhaltige Landwirtschaft
und Ernährung. Fleisch, Milchprodukte und Eier werden billig gemacht, während vegetarische
und vegane Ernährung z. B. durch fehlendes Angebot oder unklare Kennzeichnungen erschwert
wird. Es ist Aufgabe grüner Politik, die politischen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass
klima- und ressourcenschonende pflanzliche Ernährung begünstigt wird.