| Antrag: | Unsere grüne Friedens- und Außenpolitik | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Ottmar von Holtz (KV Hildesheim) und 29 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 23%)  | 
| Status: | Geprüft | 
| Angelegt: | 25.10.2019, 14:01 | 
V-32-047: Unsere grüne Friedens- und Außenpolitik
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Militär kann allenfalls als ein Instrument zur Verhinderung solcher Verbrechen beitragen und Bedingungen für Verhandlungslösungen schaffen. Wir werden Einsätzen der Bundeswehr nur mit einem Mandat der Vereinten Nationen zustimmen. Jeder militärische Einsatz hat zugleich einen hohen Preis. Es darf keinen militärischen Einsatz ohne einen Plan für die Konfliktnachsorge 
Die internationalen Beziehungen durchlaufen dramatische Veränderungen. Dabei nehmen auch 
Spannungen und Widersprüche zu, auf die grüne Friedens- und Außenpolitik Antworten finden 
muss. Der Verbrauch von Ressourcen und Umweltverschmutzung bedrohen unsere Lebensgrundlage. 
Der zunehmende Reichtum ist außerdem extrem ungleich verteilt. Was für einige Überfluss 
verspricht, bedeutet für viele Armut, Ausbeutung und Leidensdruck. Noch nie waren die 
Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Ländern und Kulturen so vielfältig. Doch der Kontakt 
mit ”anderen” wird nicht leichter. In Filterblasen sprechen wir immer öfter und 
verständnisloser über- statt miteinander.
All dies erhöht das Eskalationsrisiko lokaler und globaler Konflikte. Umwelt-, Wirtschafts-, 
und soziale Krisen, aber auch militärische Auseinandersetzungen, Krieg und Flucht sind zu 
weltpolitischen Alltagserscheinungen geworden. Oft hängen sie miteinander zusammen und 
verschärfen sich gegenseitig. Die zunehmende Polarisierung von Diskursen und Politik 
verhindert, dass Probleme bei ihren Ursachen angegangen werden. Die Propagierung 
kurzfristiger militärischer Lösungsansätze macht sie sogar noch schlimmer. Extrembeispiele 
dafür sind Kriege „gegen Terror“ oder „gegen Drogen“, oder die unkritische Aufrüstung 
vermeintlicher Verbündeter in Krisenregionen durch Waffenexporte.
Gerade herrscht auf der politischen Weltbühne zudem das Prinzip der Sicherheit durch 
Einschüchterung und Dominanz. Diesen Sicherheitsbegriff müssen wir umkehren. Sicherheit ist 
für uns die Gewährleistung der universellen Menschenrechte und umfasst auch die Beteiligung 
am politischen und öffentlichen Leben, Bildungs- und Chancengleichheit, gesundheitliche 
Aspekte, reproduktive und sexuelle Rechte, Ernährungssouveränität, gerechte 
Ressourcenverteilung und die Freiheit von Not und Furcht.
Kern unserer außenpolitischen Bemühungen muss es sein, systematisch auf globale Entspannung 
und Überwindung von Gegensätzen hinzuarbeiten. Dadurch gewinnen wir gegenseitiges Vertrauen 
zur dringend gebotenen gemeinschaftlichen Lösung globaler Schicksalsfragen. International 
müssen Deutschland und die EU dazu trotz Gegenwind noch intensiver auf eine Verrechtlichung 
und Institutionalisierung unseres globalen Miteinanders hinwirken. Dies bedeutet, das 
Völkerrecht und multinationale Institutionen zu verteidigen, zu stärken und 
weiterzuentwickeln. Gleiches gilt für das internationale Strafrecht und den Internationalen 
Strafgerichtshof. Wir stehen ein für die Stärke des Rechts statt dem Recht des Stärkeren. 
Das geht nur effektiv, wenn wir uns selbst konsequent an internationale Abkommen und Normen 
halten und uns unserer eigenen geschichtlichen Verantwortung bewusst sind.
Grüne Friedens- und Außenpolitik ist im besten Sinne radikal. Sie will die Probleme bei den 
Ursachen packen und denkt grundsätzlich präventiv. Kein Genozid fällt einfach so vom Himmel, 
keine Krise kommt ohne Vorboten. Und kein Krieg ist unausweichlich. Grüne Friedens- und 
Außenpolitik ist deshalb auch kreativ. Sie versucht Entscheidungen zu vermeiden, bei denen 
Politik zwischen zwei Übeln wählen muss. Mit Dialog, Empathie und Vorstellungskraft bemühen 
wir uns immer um gewaltfreie Ansätze zur Bearbeitung von Konflikten.
Das Gewaltverbot des Art. 2 (4) der VN-Charta ist eine große Errungenschaft. Militärische 
Lösungen für Konflikte gibt es nicht. Kampfeinsätze sind für uns höchstens letztes Mittel, 
und immer Ausdruck eines Scheiterns.
Der Einsatz von Militär ist nur zum Selbst- und Bündnisschutz, auf dem Territorium eines um 
militärischen Beistand bittenden Staates, sowie im Rahmen völkerrechtskonformer Missionen 
mit Mandat der Vereinten Nationen, nämlich zur Wahrung des Weltfriedens, im Falle eines 
Genozids oder bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zu rechtfertigen.
Militär kann allenfalls als ein Instrument zur Verhinderung solcher Verbrechen beitragen und 
Bedingungen für Verhandlungslösungen schaffen. Wir werden Einsätzen der Bundeswehr nur mit  Jeder militärische Einsatz hat zugleich einen 
einem Mandat der Vereinten Nationen zustimmen.
hohen Preis. Es darf keinen militärischen Einsatz ohne einen Plan für die Konfliktnachsorge 
und ohne Ausstiegs- und Abzugsstrategie geben.
Zudem braucht es gegenseitiges Verständnis: Internationale und Interkulturelle Sensibilität 
und Solidarität müssen auf allen Ebenen gefördert werden. Dazu gehören möglichst allen 
Menschen zugängliche Möglichkeiten des Austausches. Mobilität, Bildung und Kultur sind 
hierbei wichtige Säulen. Bezüglich bestehender, sowie möglicher neuer Konflikte, braucht es 
zudem deutlich stärkere Aufklärung und Analysefähigkeiten, sowohl in den außenpolitischen 
Institutionen wie auch in unseren Gesellschaften insgesamt. Unsere Außenpolitik muss hierauf 
aufbauen und jeweils die Sichtweisen aller Beteiligten miteinbeziehen, anstatt populistisch 
und konfliktverschärfend primär irgendeine „Heimkurve“ zu adressieren.
Feministische Außenpolitik
Die Hälfte der Macht den Frauen* - das muss auch in der Außen- und Sicherheitspolitik 
gelten! Frauen* bestimmen bisher nur selten mit, wenn es um die großen außenpolitischen 
Herausforderungen und Konflikte geht. Dabei sind sie* besonders drastisch von Kriegen, 
Krisen und Umweltzerstörung betroffen. Frauen* sollen jedoch nicht als Opfer stigmatisiert 
werden, sondern als Akteur*innen für Frieden und Sicherheit auftreten. Ein gerechtes und 
friedliches Zusammenleben ist nur durch konsequente Teilhabe und Einbeziehung der 
Perspektive von Frauen* und marginalisierten Gruppen möglich.
Wir verfolgen einen intersektionalen Ansatz. Das heißt, dass wir besonders aufmerksam sind 
für Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen. Systematische Benachteiligung 
von Teilen der Bevölkerung beim Zugang zu Macht und Ressourcen birgt ein erhebliches 
Konfliktpotenzial. Darum treten wir für eine Welt ein, in der alle ohne Gewalt und 
Unterdrückung leben können.
Krisen und Kriege treffen Frauen* und andere verletzliche Gruppen in besonderer Heftigkeit 
und ihre Perspektive bleibt dennoch unberücksichtigt. Sexualisierte und genderbasierte 
Gewalt wird vermehrt in und nach Konflikten ausgeübt, teils bewusst als Kriegswaffe 
eingesetzt. Konfliktanalysen müssen in allen Phasen des Konfliktzyklus auch die 
Genderperspektive einbeziehen. Das gilt von der Erarbeitung von Frühwarnmechanismen bis hin 
zu Nothilfe und Wiederaufbau. Solche feministischen Analysen bilden die Grundlage für 
politische Entscheidungen.
Die Erfahrungen von Frauen* müssen in die Verhandlungsrunden einfließen. Aufgrund ihrer 
Sozialisierung und spezifischen Betroffenheit haben Frauen* oft einen Blick für 
tieferliegende, strukturelle Ursachen von Konflikten und können daher zu besseren Lösungen 
beitragen. Ihre Einbindung in Prozesse der Friedensförderung und Konfliktprävention darf 
sich nicht auf bloße Anwesenheit beschränken, sondern muss auch Entscheidungsmacht umfassen, 
im zivilen und im militärischen Bereich.
Unsere feministische Außenpolitik sorgt für grundlegende gesellschaftliche Veränderung: Wir 
wollen mit Diversität gegen homogene Machtzirkel und diskriminierende Netzwerke kämpfen. 
Wenn es lokale, möglichst unabhängige Frauen*organisationen gibt, sollen sie Zugang zu 
Verhandlungen und Öffentlichkeit erhalten. Wo noch keine solchen Organisationen bestehen, 
soll der Aufbau unterstützt werden. Gerade in Post-Konflikt-Situationen und 
Staatenbildungsprozessen sollte die Chance genutzt werden, die Entwicklung von 
Frauen*rechten und -partizipation zu unterstützen.
Auch Männer und Jungen profitieren von Gleichstellung und müssen dazu beitragen, 
Frauenrechte und Teilhabe voranzutreiben. Um dem Problem von „militarisierter Maskulinität“ 
zu begegnen, müssen wir patriarchalische und aggressive Männlichkeitsbilder in Frage 
stellen. Dies wird auch Männern und Jungen zugutekommen, die selbst an stereotypisierten 
Erwartungen an sie leiden, oder ebenfalls negativ von den Auswirkungen männlich dominierter 
Politik betroffen sind.
So umgesetzt ist eine feministische Außenpolitik ein Gewinn für alle Seiten. Mit ihr bauen 
wir verschiedene Formen der Benachteiligung ab und fördern so Stabilität und Frieden.
Abrüstung, Rüstungskontrolle und kooperative Sicherheit
Friedenspolitik heißt Konflikte annehmen und gewaltfrei bearbeiten. Grundlage einer 
gewaltfreien Konfliktbearbeitung ist zum einen, die gegenseitigen Positionen, Interessen und 
Bedürfnisse zu achten. Dies erfordert andererseits, auf Waffengewalt und Drohungen zu 
verzichten. Die Bereitschaft zur wechselseitigen Entwaffnung und Aufgabe gegenseitiger 
Drohungen ist also Dreh und Angelpunkt für gewaltfreie Konfliktbearbeitung.
Abrüstung, Rüstungskontrolle und Strukturen kooperativer Sicherheit zielen darauf ab, 
gewaltfreie Konfliktbearbeitung zu verstetigen. Durch Verhandeln, Vereinbaren und Überwachen 
von Regeln und Grenzen für Bewaffnung wird das Gewaltpotential von Konflikten geschrumpft. 
Darüber hinaus bildet sich ein institutioneller Rahmen für Vertrauensbildung und gewaltfreie 
Konfliktbearbeitung. Dahinter steckt die Überzeugung, dass die Wahrung von Frieden mit einem 
kooperativen Sicherheitsverständnis besser gelingt als mit kompetitiven Konzepten von 
Sicherheit. Dieser Gedanke hat nach dem Ende des Kalten Krieges die sicherheitspolitische 
Zusammenarbeit beflügelt und zahlreiche Übereinkommen für Abrüstung, Rüstungskontrolle und 
Institutionen kooperativer Sicherheit ermöglicht.
Die abrüstungs- und rüstungskontrollpolitischen Errungenschaften wurden jedoch nicht 
konsequent gepflegt und ausgebaut. Stattdessen setzte sich immer wieder der Geist 
kompetitiver Sicherheit durch. Den begrenzenden Einigungen über Abrüstung und 
Rüstungskontrolle in bestimmten Bereichen wurde durch gezielte Aufrüstung und 
Neuentwicklungen von Waffensystemen in anderen Bereichen ausgewichen. Bündnisstrukturen 
wurden nicht durch Strukturen kooperativer Sicherheit ersetzt, sondern ausgedehnt und für 
neue Aufgaben verstärkt. Hinzu kommt die Aufrüstung neuer Regional- und Weltmächte.
Inzwischen zersetzt die weltweite Rüstungsspirale samt ihrer kompetitiven Sicherheitslogik 
auch die bereits geschaffene Abrüstungs- und Rüstungskontrollarchitektur insgesamt. Europa 
ist von diesem Vertrags- und Regelzerfall besonders betroffen. Um Abrüstung, 
Rüstungskontrolle und kooperative Sicherheit wieder voranzubringen, müssen wir uns von 
Sicherheitsegoismen und Blockdenken lösen, die ganze Bandbreite von Waffensystemen in den 
Blick nehmen und Verträge sowie Institutionen neu aufstellen.
Vor der eigenen Haustüre zu kehren ist der erste Schritt. Rüstungsexporte in Krisengebiete 
und an Staaten, die systematisch Menschenrechte verletzen, müssen gesetzlich verboten sein. 
Nicht wirtschaftliche Erwägungen oder die eigene Rüstungsindustrie, sondern 
friedenspolitische Zielsetzungen müssen entscheidend sein. Auch auf europäischer Ebene 
müssen dem weltweiten Waffenhandel enge Grenzen gesetzt und die ausufernde Verbreitung 
europäischer Waffen in die ganze Welt beendet werden. Dies sowohl im Interesse der eigenen 
Sicherheit als auch, um der weltweiten Bewaffnung insbesondere von autoritären Staaten und 
in Krisengebieten entgegen zu wirken.
Deutschland muss außerdem konsequent auf Nuklear- und andere Massenvernichtungswaffen 
verzichten. Die hier stationierten Nuklearwaffen müssen abgezogen und der Ausstieg aus der 
Nuklearenergie im zivilen wie im militärischen Bereich vollendet werden. Wir wollen eine 
Verankerung von Nuklearenergie- und Nuklearwaffenfreiheit im Grundgesetz diskutieren. 
International muss sich Deutschland für Verbot und die Ächtung aller 
Massenvernichtungswaffen einsetzen und alle Verträge, die dieses Ziel verfolgen, 
unterstützen. Dazu zählen heute auch der Nuklearer Nichtverbreitungsvertrag und der 
Nuklearwaffenverbotsvertrag.
Wir treten für ein generelles Verbot von Waffensystemen ein, die grausam und unterschiedslos 
töten und nicht mit dem humanitären oder Kriegsvölkerrecht vereinbar sind. Neben den 
Massenvernichtungswaffen zählen hierzu Antipersonenminen und Streumunition. Die Entwicklung 
neuer Systeme, die gegen diese Grundregeln verstoßen, lehnen wir ab und treten für deren 
weltweites Verbot ein. Auch bewaffnete Drohen und Waffensysteme, die ohne effektive 
menschliche Kontrolle Entscheidungen über Leben und Tod treffen können, lehnen wir für die 
Bundeswehr ab und setzen uns für deren Ächtung und Verbot ein. Die weitere Militarisierung 
des Weltraums nehmen wir nicht hin. Für all diese Kategorien braucht es klare internationale 
Regeln bzw. Verbote, und Regime zur Sicherstellung ihrer Einhaltung.
Die zunehmende Ausweitung der militärischen Nutzung neuer Technologien betrifft auch 
besonders den digitalen Raum. Hier treten wir für klare Grenzen und einen Verzicht auf die 
offensive militärische Nutzung ein und sehen die Verantwortung für den Schutz der IT-
Infrastruktur im Innen- und nicht im Verteidigungsressort. Sie darf außerdem nicht gegen 
Bürger*innen- und Menschenrechte ausgespielt werden, insbesondere nicht im Datenschutz.
Als Motor künftiger Abrüstungs- und Rüstungskontrollinitiativen soll das humanitäre 
Völkerrecht dienen, das den Schutz der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt. Mit dieser 
Perspektive können wir auch künftigen militärtechnologischen Entwicklungen Grenzen setzen 
und die gewaltfreie Konfliktbearbeitung fördern. Darum wollen wir das humanitäre Völkerrecht 
stärken und weiterentwickeln.
Um Abrüstung, Rüstungskontrolle und kooperative Sicherheit wieder voranzubringen, müssen wir 
uns von Sicherheitsegoismen und Blockdenken lösen. Wir wollen einen Paradigmenwechsel in der 
Sicherheitspolitik und Strukturen der kooperativen Sicherheit auf- und ausbauen, die 
perspektivisch kompetitiv ausgerichtete Sicherheitsallianzen ersetzen können. Hierzu müssen 
auch Deutschland und die EU sich loslösen von einer kurzsichtigen, weil egoistischen 
Sicherheitspolitik und den Prinzipien der Abschreckung und Abschottung.
Multilateralismus und seine wichtigsten Institutionen: EU und VN
Wir müssen anerkennen, dass es viele Akteur*innen in unserer globalen Realität gibt, die ihr 
Handeln auf eine „Logik der Unsicherheit“ stützen. Damit müssen wir vor allem kurzfristig 
auch pragmatisch umgehen. Wo immer möglich verfolgen wir aber einen anderen Ansatz. Dazu 
gehören die zivile Krisenprävention und der verstärkte Einsatz diplomatischer Mittel. 
Anstatt uns in die Ecke drängen zu lassen, wollen wir Verbündete suchen, die dem eine 
solidarische und offene Perspektive auf die Welt entgegensetzen. ”Wir” muss dabei wegen 
ihrer Kombination aus Gewicht und prinzipieller Einigungsfähigkeit wo möglich mindestens die 
EU bedeuten, aber als Begriff immer werteorientiert erweiterbar bleiben.
Eurozentrismus, d.h. den primären oder ausschließlichen Bezug globaler Fragestellungen auf 
uns, oder den Glauben, Europa wüsste oder könne alles besser, lehnen wir ab. Diese Denkweise 
verhindert es oft, konstruktiv mit anderen zusammenzuarbeiten. Es ist im Gegenteil besonders 
wichtig, die Sicht anderer auf Europa und Deutschland anzuerkennen und zu berücksichtigen. 
Dies gilt insbesondere für Zusammenhänge, in denen letztere besondere historische 
Verantwortung tragen, wie z.B. im Zusammenhang des Kolonialismus, der Shoah oder anderen 
massiven Verbrechen. Deren Aufarbeitung darf nicht enden und muss immer die Perspektiven der 
Opfer mit einbeziehen.
Die weitere Einigung und Entwicklung Europas im Sinne einer friedlichen EU darf nicht in 
pauschaler Abgrenzung zu oder gar Dämonisierung von anderen Staaten erfolgen, sondern muss 
mit Dialog und friedlichem Ausgleich und den Interessen aller im Blick einhergehen. So kann 
sie mehr noch als ein Einigungsprozess nach innen, auch ein Friedens- und 
Entwicklungsprozess nach außen sein. Dieses Potenzial wird heute noch zu wenig genutzt. Im 
Gegenteil: Europas Verschleppung u.a. einer echten, mindestens EU-weit koordinierten 
Energiewende gefährdet das Weltklima, während viele europäische Konsum- und Handelsmuster 
vor allem Menschen andernorts die Existenzgrundlagen entziehen. Zudem treiben europäische 
Waffenexporte Aufrüstungsspiralen und entsprechende Unsicherheitslogiken an, während 
europäische Migrationspolitik einseitig auf Abschottung setzt und so den Tod vieler Menschen 
zu verantworten hat.
Europa kann einen Unterschied machen, wenn es um Menschenrechte, Frieden, Sicherheit und 
Freiheit geht, auch über seine Grenzen hinweg! Wir wollen uns darum für ein Gemeinsames Haus 
Europa einsetzen. Dafür braucht es eine starke EU, aber auch viel Engagement für 
Institutionen wie die OSZE und die Zusammenarbeit im Europarat. Unsere Vision eines 
außenpolitisch starken Europas ist eine zivile, eine inklusive, eine solidarische Stärke, 
die aus einer menschenrechtsorientieren Politik friedensstiftend wirkt. Den aktuellen Fokus 
in der EU auf eine Union der Verteidigung lehnen wir ab. Er beschränkt Europas 
Friedenspotenziale und führt zu weiterer Aufrüstung. Eine wie auch immer geartete nukleare 
Bewaffnung einer EU-Armee ist für uns nicht akzeptabel. Eine EU-Armee ist für uns nur 
diskutabel, sofern ihr Einsatz (vergleichbar mit der Bundeswehr) an einen EU-
Parlamentsvorbehalt gebunden ist und sie durch Synergie-Effekte insgesamt deutlich 
Rüstungsausgaben einspart. Sie darf aber nicht unsere Sicht und Prioritäten bezüglich 
nachhaltiger Konfliktbehandlung bestimmen. Stattdessen liegt unser Schwerpunkt in der 
Früherkennung und Prävention und wir fordern, die finanziellen Mittel dafür, anstatt für 
Militär, auszuweiten.
Seit vielen Jahren wird gefordert, dass Europa, bzw. die EU, „weltpolitikfähig“, d.h. geeint 
handlungsfähig, werden solle. Jedoch: Europas außen- und sicherheitspolitische Einigung, so 
wie wir sie uns vorstellen, kann sich nur in der Zuwendung zum Multilateralen Dialog 
vollziehen. Multilateralismus bedeutet, dass zentrale Akteure ihre Politik im gegenseitigen 
Respekt miteinander absprechen und gemeinsam handeln. Nur so können wir auch den Grundstein 
setzen für einen globalen Ordnungsrahmen, der zur neuen, multipolaren Ära passt und dem 
Ausgleich dienlich ist.
Die Vereinten Nationen (VN) haben sich in den ereignisreichen und wechselhaften Jahrzehnten 
ihrer Existenz als Institution mit zahlreichen Unterorganisationen stark erweitert, um 
globalen Herausforderungen besser begegnen zu können. Zentrale Probleme der politischen 
Steuerung und Entscheidungsfindung in ihren Gremien wurden jedoch nach einer kurzen, durch 
das Ende des Kalten Krieges bedingten Hoffnungsphase wieder offensichtlicher. Hinweise auf 
Missstände sollen von uns aber keine Pauschalkritik sein, wie sie oft gerade von denen 
kommt, die effektiven Multilateralismus ausbremsen - Gerade weil wir die VN als die primäre 
Akteurin und Verhandlungsort für globale Fragen stärken wollen, kritisieren wir ihren 
aktuellen Zustand.
Vor allem der VN-Sicherheitsrat als nach wie vor das zentrale Gremium, das 
friedenserhaltende und friedenserzwingende Maßnahmen beschließen kann, wird seinen 
Anforderungen nicht gerecht. Seine Zusammensetzung ist nicht repräsentativ: Viele Länder mit 
sehr großen Bevölkerungen (z.B. Indien) sitzen hier nicht dauerhaft mit am Tisch. Und das 
einsame Vetorecht seiner fünf ständigen Mitglieder wird oft für Sonderinteressen 
missbraucht, selbst wenn diese viele Menschen zu Leid, Elend, Unterdrückung und Tod 
verdammen. Multilaterale Strukturen wie der VN-Sicherheitsrat müssen dahingehend reformiert 
werden, dass sie demokratischer, repräsentativer als auch weniger blockadeanfällig werden. 
Deshalb fordern wir eine Reformierung der Sitzverteilung im VN-Sicherheitsrat und des 
Vetorechts. Gleichzeitig müssen regionale Institutionen wie zum Beispiel die Afrikanische 
Union weiter gestärkt und die Kooperation mit ihnen ausgebaut werden.
Zudem mangelt es an ausreichender Ausstattung zahlreicher VN-Organisationen, um ihre 
wachsenden Aufgaben angemessen zu erfüllen. Dies gilt für die finanzielle und auch die 
personelle Ausstattung. Vor allem wenn Gefahr im Einsatz droht, wie im Falle von 
Polizist*innen oder Soldat*innen, zögern gerade die reicheren Staaten, darunter Deutschland, 
ihren Fähigkeiten gemäß mit anzupacken. Ehrlicher und effektiver Multilateralismus bedeutet 
für uns nicht „nur“, in für den Weltfrieden kritischen Situationen die Einhaltung 
internationaler rechtlicher Normen zu fordern, sondern auch, sich an entsprechend 
beschlossenen Maßnahmen nach Kräften zu beteiligen.
Unser Respekt und unsere Wertschätzung gelten all jenen, die die in der VN-Charta 
verankerten Werte und Menschenrechte mit Leben füllen und in der Welt vertreten. Dazu 
gehören international wie national insbesondere auch Diplomat*innen, Aktive der 
Entwicklungszusammenarbeit, zivile Krisenhelfer*innen, sowie die Angehörigen von 
Streitkräften. Sie alle wollen wir anhören und nehmen sie in unseren außen- und 
friedenspolitischen Positionierungen ernst.
weitere Antragsteller*innen
- Omid Nouripour (KV Frankfurt)
 - Franziska Brantner (KV Heidelberg)
 - Marcel Ernst (KV Göttingen)
 - Gollaleh Ahmadi (KV Berlin-Spandau)
 - Leander Hirschsteiner (KV München)
 - David Vaulont (KV Freiburg)
 - Michael Knoll (KV Berlin-Pankow)
 - Simon Rock (KV Rhein-Kreis-Neuss)
 - Ingo Henneberg (KV Freiburg)
 - Dominic Hallau (KV Bielefeld)
 - Samuel Olbermann (KV Düsseldorf)
 - Rainer Lagemann (Steinfurt KV)
 - Jan Seifert (KV Berlin-Mitte)
 - Jonas Wille (KV Darmstadt)
 - Jörg Sauskat (KV Berlin-Steglitz/Zehlendorf)
 - Arven Herr (KV Göttingen)
 - Sebastian Schäfer (KV Stuttgart)
 - Niclas Wegener (KV Bielefeld)
 - Felix Beutler (KV Berlin-Lichtenberg)
 - Christa Markl-Vieto Estrada (KV Berlin-Steglitz/Zehlendorf)
 - Michael Hack (KV Wetterau)
 - Doris Wagner (München KV)
 - Alexander König (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
 - Inga Kretzschmar (KV Lippe)
 - Bastian Hermisson (KV Berlin-Mitte)
 - Robin Wagener (KV Lippe)
 - Peter Schaar (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf)
 - Michael Vesper (KV Köln)
 - Anna Christmann (KV Stuttgart)
 

Kommentare
Ottmar von Holtz:
"Der Einsatz von Militär ist nur zum Selbst- und Bündnisschutz, auf dem Territorium eines um
militärischen Beistand bittenden Staates, sowie im Rahmen völkerrechtskonformer Missionen
mit Mandat der Vereinten Nationen, nämlich zur Wahrung des Weltfriedens, im Falle eines
Genozids oder bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit, zu rechtfertigen."
Ich glaube, dass wir die Zeiten nicht mehr durchhalten, zu sagen, wir mit der Bundeswehr nur, wenn es ein VN-Mandat gibt. Und bei allen anderen (wenn auch völkerrechtskonformen) Missionen sagen wir zwar, ist gerechtfertigt, aber bitte ohne uns, also ohne die Bundeswehr. Das wäre nämlich die Konsequenz.