Antrag: | Klimagerechtigkeit und Feminismus: One struggle, one fight! |
---|---|
Antragsteller*in: | Bundesvorstand (dort beschlossen am: 21.10.2019) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 25.10.2019, 14:40 |
WKF-08-071: Klimagerechtigkeit und Feminismus: One struggle, one fight!
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 70 bis 71:
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und Kompetenzen mitbringen, ohne die wir brauchen um die Klimakrise nicht aufhalten werdenaufzuhalten.
“We can not live in a sustainable world unless all genders and people are being treated
equally.” – Greta Thunberg
Frauen*, besonders in den Ländern des globalen Südens, sind auf andere Weise von der
Klimakrise betroffen als Männer* und haben gleichzeitig weniger Einfluss auf und in
Entscheidungsstrukturen. Um die Klimakrise aufzuhalten brauchen wir aber gerade auch ihre
Perspektive und ihr Wissen. Frauen* müssen endlich auf allen Ebenen gleichberechtigt
beteiligt werden. Unsere kämpfe für Klimagerechtigkeit sind deshalb untrennbar verknüpft mit
jenen für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und sozialer Gerechtigkeit.
Die globale mittlere Temperatur hat sich bereits um mehr als einen Grad erwärmt und
ungebremst rasen wir auf eine Welt vier bis sechs Grad heißer zu. Die Klimakrise ist aber
kein alleiniges Problem der Zukunft. Die Dürrejahre in Europa, die brennenden arktische
Regionen und Regenwälder des Amazonas zeigen uns: Die Klimakrise ist bereits grausame
Realität. Sie zerstört die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen und verstärkt die
global bestehende Ungerechtigkeit massiv. Sie trifft jene als erstes und am stärksten, die
sie nicht verursacht haben und sich am wenigsten vor den Auswirkungen schützen können.
Die Auswirkungen der Klimakrise treffen nicht jeden Menschen gleich. Wohnort, staatliche
Infrastruktur, Wohlstand und Teilhabe an Entscheidungsstrukturen entscheiden sowie die
Zugehörigkeit zu marginalisierten Bevölkerungsgruppen: Frauen, Lesben, inter, trans und
nicht-binäre Menschen (FLIT) (1) sind beispielsweise deutlich stärker von den Auswirkungen
der Klimakrise betroffen als cis Männer* (2). Insbesondere Women of color (3) in Ländern des
Globalen Südens, sind bereits heute existenziell von den Auswirkungen der Klimakrise
betroffen. Aber nicht, weil sie “schwächer” sind, sondern aufgrund ihrer Stellung innerhalb
der Gesellschaft und Familie: Sie haben häufig geringeren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten,
medizinischer Versorgung, Erwerbsarbeit sowie der Möglichkeit Land zu besitzen.
Besonders Frauen* in ländlichen Regionen sowie Frauen* indigener Gemeinschaften sind
existenziell von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen und von funktionierenden
Ökosystemen abhängig. Geraten diese unter Druck und kollabieren, verlieren sie ihre
Lebensgrundlage. Unterernährung als Folge ist für Schwangere oder Stillende Mütter ein
besonderes Problem. Babys und Kleinkinder, die unter Hunger leiden, merken die Folgen ein
Leben lang. Als „Teufelskreislauf“ wird so das sich fortsetzende Armutsrisiko beschrieben.
In den ländlichen Regionen, Beispielsweise in Ugandas, ist es die Aufgabe von Frauen* und
Mädchen* Wasser zu hollen. Mit den extremeren Dürren werden die Wege länger und den Frauen*
bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit, den Mädchen* weniger für Bildung und die Zahl der
Schulabbrecherinnen* steigt. Fehlt ihnen eine Schulausbildung, bildet sich auch hier ein
Teufelskreislauf der Armut. Die Todesrate von Frauen* bei Extremwetterereignissen wie
Sturmfluten ist zudem deutlich höher. Fünfmal mehr Frauen* als Männer starben, als ein
Zyklon 1991 Bangladesch traf. Sie warteten zu Hause darauf, dass ihr männlichen
Familienmitglieder sie evakuierten – so wie es die Gesellschaft von ihnen erwartete.(4)
Frauen* sind auch einer höheren Gefährdung im Falle von Konflikten und auf Fluchtrouten
ausgesetzt. Auch der Weltklimarat (IPCC) wies 2013/14 in seinem Fünften Sachstandsbericht
auf die hohe Verwundbarkeit von Frauen* im Kontext der Klimakrise hin.
Ohne die Gleichberechtigung von Frauen* werden wir die Klimakrise nicht aufhalten.
Klimagerechtigkeit bedeutet für uns auch, dass Menschen über ihre Zukunft mitbestimmen
können und sich repräsentiert fühlen. Frauen* sind derzeit nicht gleichberechtigt in
politischen Entscheidungsstrukturen vertreten,- die über Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen bestimmen. Besonders Frauen* aus den ländlichen Regionen des globalen
Südens sowie von indigenen Gemeinschaften werden kaum gehört. Ihre Perspektiven werden
ignoriert.
Gleichzeitig sind global Frauen* an vorderster Front der Klimabewegung zu finden. Vor Ort
kämpfen sie, besonders auch indigene Frauen*, gegen zerstörerischen Extraktivismus der
fossilen Industrie und nehmen tödliche Repressionen in Kauf. Auf allen Ebenen, in ihren
Gemeinden bis zu den UN-Klimakonferenzen, streiten sie laut und engagiert für
Klimagerechtigkeit. Sie werden zunehmend auch als einflussreiche Akteurinnen* wahrgenommen,
aber bis zur Augenhöhe ist noch ein weiter Weg. Politische Carearbeit, die viele Frauen*
zusätzlich leisten, ist nach wie vor unsichtbar. Zugehört und abgebildet wird in der
Öffentlichkeitsarbeit oft erst, wenn es die Informationen nur von ihnen gibt.
Um Klimagerechtigkeit – ein gutes Leben für alle Menschen auf der Erde, auch in der Zukunft
– zu erstreiten, wird es also nicht ausreichen die Fossilen Ressourcen im Boden zu lassen.
Es geht um viel mehr und wir müssen endlich den Mut haben für eine ehrliche Problemanalyse:
Derzeit wird die Zukunft der Menschheit von einem kleinen, primär weiß und männlichen Teil
der Weltbevölkerung bestimmt. Patriarchale, kolonial-rassistische gesellschaftliche
Strukturen haben global in den letzten Jahrhunderten unsere Gesellschaft und
Entscheidungsstrukturen geprägt.
Eine kürzlich erschienene Studie der Organisation Equal Measures 2030 zeigt: Frauen* sind
global vor allem in Macht- und Entscheidungspositionen unterrepräsentiert. Auf
internationaler Ebene liegt bei den UN-Klimakonferenzen der Anteil von Frauen* zwischen 30
bis 40 %.
Frauen* müssen auf allen politischen Entscheidungsebenen, gesellschaftlichen Strukturen
sowie wirtschaftlichen Sektoren gleichberechtigt beteiligt werden, nicht nur weil sie zuerst
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und
Kompetenzen mitbringen, ohne die wir brauchen um die Klimakrise nicht aufhalten werdenaufzuhalten.
Die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit ist deshalb unteilbar verknüpft mit der Bewegung
für Feminismus und wir Grüne sehen uns als Teil dieser. Wir fordern konkret:
Anzuerkennen, dass die Klimakrise bereits für Millionen von Menschen, besonders für
Frauen*, grausame Realität ist und wir als Menschen des globalen Norden in der
Verantwortung stehen jetzt mit Sofortmaßnahmen unsere Emissionen drastisch zu
reduzieren. Wir stehen in der Verantwortung die Vereinbarungen des Klimaabkommen von
Paris einzuhalten und unseren Teil beizutragen, dass sich die globale mittlere
Temperatur der Erdatmosphäre nicht um 1,5 Grad erhöht.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, besonders auch in Bezug auf Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen, muss gewährleisten dass Frauen* gleichberechtigt bei der
Entwicklung und Umsetzung der Projekte beteiligt werden und die stärkere Betroffenheit
von Frauen* von den Auswirkungen der Klimakrise adressiert wird.
Die Umsetzung des Gender Action Plan (GAP), der zum Ziel hat a) eine gleichberechtigte
Partizipation von Frauen* in allen Entscheidungsstrukturen der UN-Klimakonferenz zu
erlangen und b) global bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
(insbesondere auch im Bereich Klimafinanzen, Technologieentwicklung und
Wissenstransfer) sowie Katastrophenschutz “gender-sensitive” Strategien zu entwickeln
und Frauen* bei der Ausarbeitung und Umsetzung zentral und gleichberechtigt zu
beteiligen.
Patriarchale Strukturen überwinden - global und in Deutschland!
Im Energiesektor in Deutschland, dessen Gestaltung von entscheidender Bedeutung für die
Lösung der Klimakrise ist, arbeiten laut des statistischen Bundesamts (2018)
unterdurchschnittlich wenige Frauen* und die Chefetagen der Energieunternehmen bleiben zu 88
% mit Männern* besetzt. Gleichzeitig führen gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der
Genderpaygap hierzulande dazu, dass der CO2 Fußabdruck von Männern* durchschnittlich größer
ist als der von Frauen*. (5)
In Deutschland wird Klimaschutzpolitik primär von Männern* für Männer* gemacht.
Beispielsweise bei der Frage, wer als Experte* auf dem Podium oder in den Parlamenten sitzt
und welche Maßnahmen prioritär gefördert und behandelt werden - E Autos für wenige oder eine
barrierearme gut ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur für alle. (6)
Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch
wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen
Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem
repräsentieren, dass auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen
Grenzen respektiert.
Die Klimakrise ist eine Systemkrise unsere Politik, Gesellschaft sowie unsere Wirtschaft.
Damit Menschen in den Ländern des globalen Südens im jetzt sowie zukünftige Generationen auf
unserer Erde gut leben können, muss unsere Antwort auf die Klimakrise ein grundlegender
Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sein. Dafür brauchen wir das Wissen und
Engagement aller Menschen und demokratische Entscheidungsstrukturen, die eine
gleichberechtigte Teilhabe aller sicherstellen.
Quellen und Erklärungen von Begriffen:
(1) Frauen*: Frauen* und Männer* sind gesellschaftlich festgelegte Kategorien. Wir benutzen
den Genderstar um darauf aufmerksam zu machen und klarzustellen, dass wir die Personen als
Frauen* oder Männer* ansehen, die sich als solche identifizieren. Auch wenn die Kategorien
nicht naturgegeben sind, sind sie trotzdem oft soziale Realität. Wir werden zu Frauen* oder
Männer* erzogen und dementsprechend unterschiedlich behandelt. Da wir in diesem Antrag auf
strukturelle Diskriminierung von Frauen*/Weiblichkeit aufmerksam machen wollen, sprechen wir
in unserem Antrag vor allem von Frauen*. Wir wollen mit dieser Schreibweise explizit nicht
ausdrücken, dass das Wort “Frauen” nicht alle Menschen beschreibt, die ihr Geschlecht so
beschreiben. FLIT: Frauen, Lesben, inter, trans und nicht-binäre Menschen. LGBTIQ*: Lesbian,
gay, bisexual, transgender/transsexual, intersex and queer/questioning.
(2) cis Männer: Cis Personen sind Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, in
das sie nach ihrer Geburt eingeordnet wurden. Cis Männer* werden in patriarchal geprägten
Gesellschaften Attribute wie Macht zugesprochen und struktuell als Ideal angesehen. Frauen*,
inter und trans Personen werden strukturell abgewertet und diskriminiert.
(3) Women of color: Frauen*, die von Rassismuserfahrungen betroffen sind. Dieser Begriff ist
eine Selbstbezeichnung.
(4) https://www.unisdr.org/files/48152_disasterandgenderstatistics.pdf,
https://www.unisdr.org/archive/57348
(5) Ines Weller u.a. (2016): Chancengerechtigkeit im Klimawandel: Eine Handreichung,
Bremen/Berlin, Vgl. S. 8.
(6) Ulrike Röhr u.a. (2018): Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen
Klimapolitik: Forschungsreview, Analyse internationaler Vereinbarungen, Portfolioanalyse,
Dessau-Roßlau, Vgl. S. 51.
Antragstext
Von Zeile 70 bis 71:
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und Kompetenzen mitbringen, ohne die wirhelfen, die Klimakrise nicht aufhalten werdeneinzudämmen.
“We can not live in a sustainable world unless all genders and people are being treated
equally.” – Greta Thunberg
Frauen*, besonders in den Ländern des globalen Südens, sind auf andere Weise von der
Klimakrise betroffen als Männer* und haben gleichzeitig weniger Einfluss auf und in
Entscheidungsstrukturen. Um die Klimakrise aufzuhalten brauchen wir aber gerade auch ihre
Perspektive und ihr Wissen. Frauen* müssen endlich auf allen Ebenen gleichberechtigt
beteiligt werden. Unsere kämpfe für Klimagerechtigkeit sind deshalb untrennbar verknüpft mit
jenen für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und sozialer Gerechtigkeit.
Die globale mittlere Temperatur hat sich bereits um mehr als einen Grad erwärmt und
ungebremst rasen wir auf eine Welt vier bis sechs Grad heißer zu. Die Klimakrise ist aber
kein alleiniges Problem der Zukunft. Die Dürrejahre in Europa, die brennenden arktische
Regionen und Regenwälder des Amazonas zeigen uns: Die Klimakrise ist bereits grausame
Realität. Sie zerstört die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen und verstärkt die
global bestehende Ungerechtigkeit massiv. Sie trifft jene als erstes und am stärksten, die
sie nicht verursacht haben und sich am wenigsten vor den Auswirkungen schützen können.
Die Auswirkungen der Klimakrise treffen nicht jeden Menschen gleich. Wohnort, staatliche
Infrastruktur, Wohlstand und Teilhabe an Entscheidungsstrukturen entscheiden sowie die
Zugehörigkeit zu marginalisierten Bevölkerungsgruppen: Frauen, Lesben, inter, trans und
nicht-binäre Menschen (FLIT) (1) sind beispielsweise deutlich stärker von den Auswirkungen
der Klimakrise betroffen als cis Männer* (2). Insbesondere Women of color (3) in Ländern des
Globalen Südens, sind bereits heute existenziell von den Auswirkungen der Klimakrise
betroffen. Aber nicht, weil sie “schwächer” sind, sondern aufgrund ihrer Stellung innerhalb
der Gesellschaft und Familie: Sie haben häufig geringeren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten,
medizinischer Versorgung, Erwerbsarbeit sowie der Möglichkeit Land zu besitzen.
Besonders Frauen* in ländlichen Regionen sowie Frauen* indigener Gemeinschaften sind
existenziell von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen und von funktionierenden
Ökosystemen abhängig. Geraten diese unter Druck und kollabieren, verlieren sie ihre
Lebensgrundlage. Unterernährung als Folge ist für Schwangere oder Stillende Mütter ein
besonderes Problem. Babys und Kleinkinder, die unter Hunger leiden, merken die Folgen ein
Leben lang. Als „Teufelskreislauf“ wird so das sich fortsetzende Armutsrisiko beschrieben.
In den ländlichen Regionen, Beispielsweise in Ugandas, ist es die Aufgabe von Frauen* und
Mädchen* Wasser zu hollen. Mit den extremeren Dürren werden die Wege länger und den Frauen*
bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit, den Mädchen* weniger für Bildung und die Zahl der
Schulabbrecherinnen* steigt. Fehlt ihnen eine Schulausbildung, bildet sich auch hier ein
Teufelskreislauf der Armut. Die Todesrate von Frauen* bei Extremwetterereignissen wie
Sturmfluten ist zudem deutlich höher. Fünfmal mehr Frauen* als Männer starben, als ein
Zyklon 1991 Bangladesch traf. Sie warteten zu Hause darauf, dass ihr männlichen
Familienmitglieder sie evakuierten – so wie es die Gesellschaft von ihnen erwartete.(4)
Frauen* sind auch einer höheren Gefährdung im Falle von Konflikten und auf Fluchtrouten
ausgesetzt. Auch der Weltklimarat (IPCC) wies 2013/14 in seinem Fünften Sachstandsbericht
auf die hohe Verwundbarkeit von Frauen* im Kontext der Klimakrise hin.
Ohne die Gleichberechtigung von Frauen* werden wir die Klimakrise nicht aufhalten.
Klimagerechtigkeit bedeutet für uns auch, dass Menschen über ihre Zukunft mitbestimmen
können und sich repräsentiert fühlen. Frauen* sind derzeit nicht gleichberechtigt in
politischen Entscheidungsstrukturen vertreten,- die über Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen bestimmen. Besonders Frauen* aus den ländlichen Regionen des globalen
Südens sowie von indigenen Gemeinschaften werden kaum gehört. Ihre Perspektiven werden
ignoriert.
Gleichzeitig sind global Frauen* an vorderster Front der Klimabewegung zu finden. Vor Ort
kämpfen sie, besonders auch indigene Frauen*, gegen zerstörerischen Extraktivismus der
fossilen Industrie und nehmen tödliche Repressionen in Kauf. Auf allen Ebenen, in ihren
Gemeinden bis zu den UN-Klimakonferenzen, streiten sie laut und engagiert für
Klimagerechtigkeit. Sie werden zunehmend auch als einflussreiche Akteurinnen* wahrgenommen,
aber bis zur Augenhöhe ist noch ein weiter Weg. Politische Carearbeit, die viele Frauen*
zusätzlich leisten, ist nach wie vor unsichtbar. Zugehört und abgebildet wird in der
Öffentlichkeitsarbeit oft erst, wenn es die Informationen nur von ihnen gibt.
Um Klimagerechtigkeit – ein gutes Leben für alle Menschen auf der Erde, auch in der Zukunft
– zu erstreiten, wird es also nicht ausreichen die Fossilen Ressourcen im Boden zu lassen.
Es geht um viel mehr und wir müssen endlich den Mut haben für eine ehrliche Problemanalyse:
Derzeit wird die Zukunft der Menschheit von einem kleinen, primär weiß und männlichen Teil
der Weltbevölkerung bestimmt. Patriarchale, kolonial-rassistische gesellschaftliche
Strukturen haben global in den letzten Jahrhunderten unsere Gesellschaft und
Entscheidungsstrukturen geprägt.
Eine kürzlich erschienene Studie der Organisation Equal Measures 2030 zeigt: Frauen* sind
global vor allem in Macht- und Entscheidungspositionen unterrepräsentiert. Auf
internationaler Ebene liegt bei den UN-Klimakonferenzen der Anteil von Frauen* zwischen 30
bis 40 %.
Frauen* müssen auf allen politischen Entscheidungsebenen, gesellschaftlichen Strukturen
sowie wirtschaftlichen Sektoren gleichberechtigt beteiligt werden, nicht nur weil sie zuerst
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und
Kompetenzen mitbringen, ohne die wirhelfen, die Klimakrise nicht aufhalten werdeneinzudämmen.
Die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit ist deshalb unteilbar verknüpft mit der Bewegung
für Feminismus und wir Grüne sehen uns als Teil dieser. Wir fordern konkret:
Anzuerkennen, dass die Klimakrise bereits für Millionen von Menschen, besonders für
Frauen*, grausame Realität ist und wir als Menschen des globalen Norden in der
Verantwortung stehen jetzt mit Sofortmaßnahmen unsere Emissionen drastisch zu
reduzieren. Wir stehen in der Verantwortung die Vereinbarungen des Klimaabkommen von
Paris einzuhalten und unseren Teil beizutragen, dass sich die globale mittlere
Temperatur der Erdatmosphäre nicht um 1,5 Grad erhöht.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, besonders auch in Bezug auf Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen, muss gewährleisten dass Frauen* gleichberechtigt bei der
Entwicklung und Umsetzung der Projekte beteiligt werden und die stärkere Betroffenheit
von Frauen* von den Auswirkungen der Klimakrise adressiert wird.
Die Umsetzung des Gender Action Plan (GAP), der zum Ziel hat a) eine gleichberechtigte
Partizipation von Frauen* in allen Entscheidungsstrukturen der UN-Klimakonferenz zu
erlangen und b) global bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
(insbesondere auch im Bereich Klimafinanzen, Technologieentwicklung und
Wissenstransfer) sowie Katastrophenschutz “gender-sensitive” Strategien zu entwickeln
und Frauen* bei der Ausarbeitung und Umsetzung zentral und gleichberechtigt zu
beteiligen.
Patriarchale Strukturen überwinden - global und in Deutschland!
Im Energiesektor in Deutschland, dessen Gestaltung von entscheidender Bedeutung für die
Lösung der Klimakrise ist, arbeiten laut des statistischen Bundesamts (2018)
unterdurchschnittlich wenige Frauen* und die Chefetagen der Energieunternehmen bleiben zu 88
% mit Männern* besetzt. Gleichzeitig führen gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der
Genderpaygap hierzulande dazu, dass der CO2 Fußabdruck von Männern* durchschnittlich größer
ist als der von Frauen*. (5)
In Deutschland wird Klimaschutzpolitik primär von Männern* für Männer* gemacht.
Beispielsweise bei der Frage, wer als Experte* auf dem Podium oder in den Parlamenten sitzt
und welche Maßnahmen prioritär gefördert und behandelt werden - E Autos für wenige oder eine
barrierearme gut ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur für alle. (6)
Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch
wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen
Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem
repräsentieren, dass auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen
Grenzen respektiert.
Die Klimakrise ist eine Systemkrise unsere Politik, Gesellschaft sowie unsere Wirtschaft.
Damit Menschen in den Ländern des globalen Südens im jetzt sowie zukünftige Generationen auf
unserer Erde gut leben können, muss unsere Antwort auf die Klimakrise ein grundlegender
Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sein. Dafür brauchen wir das Wissen und
Engagement aller Menschen und demokratische Entscheidungsstrukturen, die eine
gleichberechtigte Teilhabe aller sicherstellen.
Quellen und Erklärungen von Begriffen:
(1) Frauen*: Frauen* und Männer* sind gesellschaftlich festgelegte Kategorien. Wir benutzen
den Genderstar um darauf aufmerksam zu machen und klarzustellen, dass wir die Personen als
Frauen* oder Männer* ansehen, die sich als solche identifizieren. Auch wenn die Kategorien
nicht naturgegeben sind, sind sie trotzdem oft soziale Realität. Wir werden zu Frauen* oder
Männer* erzogen und dementsprechend unterschiedlich behandelt. Da wir in diesem Antrag auf
strukturelle Diskriminierung von Frauen*/Weiblichkeit aufmerksam machen wollen, sprechen wir
in unserem Antrag vor allem von Frauen*. Wir wollen mit dieser Schreibweise explizit nicht
ausdrücken, dass das Wort “Frauen” nicht alle Menschen beschreibt, die ihr Geschlecht so
beschreiben. FLIT: Frauen, Lesben, inter, trans und nicht-binäre Menschen. LGBTIQ*: Lesbian,
gay, bisexual, transgender/transsexual, intersex and queer/questioning.
(2) cis Männer: Cis Personen sind Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, in
das sie nach ihrer Geburt eingeordnet wurden. Cis Männer* werden in patriarchal geprägten
Gesellschaften Attribute wie Macht zugesprochen und struktuell als Ideal angesehen. Frauen*,
inter und trans Personen werden strukturell abgewertet und diskriminiert.
(3) Women of color: Frauen*, die von Rassismuserfahrungen betroffen sind. Dieser Begriff ist
eine Selbstbezeichnung.
(4) https://www.unisdr.org/files/48152_disasterandgenderstatistics.pdf,
https://www.unisdr.org/archive/57348
(5) Ines Weller u.a. (2016): Chancengerechtigkeit im Klimawandel: Eine Handreichung,
Bremen/Berlin, Vgl. S. 8.
(6) Ulrike Röhr u.a. (2018): Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen
Klimapolitik: Forschungsreview, Analyse internationaler Vereinbarungen, Portfolioanalyse,
Dessau-Roßlau, Vgl. S. 51.
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sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und Kompetenzen mitbringen, ohne die wir brauchen um die Klimakrise nicht aufhalten werdenaufzuhalten.
“We can not live in a sustainable world unless all genders and people are being treated
equally.” – Greta Thunberg
Frauen*, besonders in den Ländern des globalen Südens, sind auf andere Weise von der
Klimakrise betroffen als Männer* und haben gleichzeitig weniger Einfluss auf und in
Entscheidungsstrukturen. Um die Klimakrise aufzuhalten brauchen wir aber gerade auch ihre
Perspektive und ihr Wissen. Frauen* müssen endlich auf allen Ebenen gleichberechtigt
beteiligt werden. Unsere kämpfe für Klimagerechtigkeit sind deshalb untrennbar verknüpft mit
jenen für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und sozialer Gerechtigkeit.
Die globale mittlere Temperatur hat sich bereits um mehr als einen Grad erwärmt und
ungebremst rasen wir auf eine Welt vier bis sechs Grad heißer zu. Die Klimakrise ist aber
kein alleiniges Problem der Zukunft. Die Dürrejahre in Europa, die brennenden arktische
Regionen und Regenwälder des Amazonas zeigen uns: Die Klimakrise ist bereits grausame
Realität. Sie zerstört die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen und verstärkt die
global bestehende Ungerechtigkeit massiv. Sie trifft jene als erstes und am stärksten, die
sie nicht verursacht haben und sich am wenigsten vor den Auswirkungen schützen können.
Die Auswirkungen der Klimakrise treffen nicht jeden Menschen gleich. Wohnort, staatliche
Infrastruktur, Wohlstand und Teilhabe an Entscheidungsstrukturen entscheiden sowie die
Zugehörigkeit zu marginalisierten Bevölkerungsgruppen: Frauen, Lesben, inter, trans und
nicht-binäre Menschen (FLIT) (1) sind beispielsweise deutlich stärker von den Auswirkungen
der Klimakrise betroffen als cis Männer* (2). Insbesondere Women of color (3) in Ländern des
Globalen Südens, sind bereits heute existenziell von den Auswirkungen der Klimakrise
betroffen. Aber nicht, weil sie “schwächer” sind, sondern aufgrund ihrer Stellung innerhalb
der Gesellschaft und Familie: Sie haben häufig geringeren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten,
medizinischer Versorgung, Erwerbsarbeit sowie der Möglichkeit Land zu besitzen.
Besonders Frauen* in ländlichen Regionen sowie Frauen* indigener Gemeinschaften sind
existenziell von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen und von funktionierenden
Ökosystemen abhängig. Geraten diese unter Druck und kollabieren, verlieren sie ihre
Lebensgrundlage. Unterernährung als Folge ist für Schwangere oder Stillende Mütter ein
besonderes Problem. Babys und Kleinkinder, die unter Hunger leiden, merken die Folgen ein
Leben lang. Als „Teufelskreislauf“ wird so das sich fortsetzende Armutsrisiko beschrieben.
In den ländlichen Regionen, Beispielsweise in Ugandas, ist es die Aufgabe von Frauen* und
Mädchen* Wasser zu hollen. Mit den extremeren Dürren werden die Wege länger und den Frauen*
bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit, den Mädchen* weniger für Bildung und die Zahl der
Schulabbrecherinnen* steigt. Fehlt ihnen eine Schulausbildung, bildet sich auch hier ein
Teufelskreislauf der Armut. Die Todesrate von Frauen* bei Extremwetterereignissen wie
Sturmfluten ist zudem deutlich höher. Fünfmal mehr Frauen* als Männer starben, als ein
Zyklon 1991 Bangladesch traf. Sie warteten zu Hause darauf, dass ihr männlichen
Familienmitglieder sie evakuierten – so wie es die Gesellschaft von ihnen erwartete.(4)
Frauen* sind auch einer höheren Gefährdung im Falle von Konflikten und auf Fluchtrouten
ausgesetzt. Auch der Weltklimarat (IPCC) wies 2013/14 in seinem Fünften Sachstandsbericht
auf die hohe Verwundbarkeit von Frauen* im Kontext der Klimakrise hin.
Ohne die Gleichberechtigung von Frauen* werden wir die Klimakrise nicht aufhalten.
Klimagerechtigkeit bedeutet für uns auch, dass Menschen über ihre Zukunft mitbestimmen
können und sich repräsentiert fühlen. Frauen* sind derzeit nicht gleichberechtigt in
politischen Entscheidungsstrukturen vertreten,- die über Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen bestimmen. Besonders Frauen* aus den ländlichen Regionen des globalen
Südens sowie von indigenen Gemeinschaften werden kaum gehört. Ihre Perspektiven werden
ignoriert.
Gleichzeitig sind global Frauen* an vorderster Front der Klimabewegung zu finden. Vor Ort
kämpfen sie, besonders auch indigene Frauen*, gegen zerstörerischen Extraktivismus der
fossilen Industrie und nehmen tödliche Repressionen in Kauf. Auf allen Ebenen, in ihren
Gemeinden bis zu den UN-Klimakonferenzen, streiten sie laut und engagiert für
Klimagerechtigkeit. Sie werden zunehmend auch als einflussreiche Akteurinnen* wahrgenommen,
aber bis zur Augenhöhe ist noch ein weiter Weg. Politische Carearbeit, die viele Frauen*
zusätzlich leisten, ist nach wie vor unsichtbar. Zugehört und abgebildet wird in der
Öffentlichkeitsarbeit oft erst, wenn es die Informationen nur von ihnen gibt.
Um Klimagerechtigkeit – ein gutes Leben für alle Menschen auf der Erde, auch in der Zukunft
– zu erstreiten, wird es also nicht ausreichen die Fossilen Ressourcen im Boden zu lassen.
Es geht um viel mehr und wir müssen endlich den Mut haben für eine ehrliche Problemanalyse:
Derzeit wird die Zukunft der Menschheit von einem kleinen, primär weiß und männlichen Teil
der Weltbevölkerung bestimmt. Patriarchale, kolonial-rassistische gesellschaftliche
Strukturen haben global in den letzten Jahrhunderten unsere Gesellschaft und
Entscheidungsstrukturen geprägt.
Eine kürzlich erschienene Studie der Organisation Equal Measures 2030 zeigt: Frauen* sind
global vor allem in Macht- und Entscheidungspositionen unterrepräsentiert. Auf
internationaler Ebene liegt bei den UN-Klimakonferenzen der Anteil von Frauen* zwischen 30
bis 40 %.
Frauen* müssen auf allen politischen Entscheidungsebenen, gesellschaftlichen Strukturen
sowie wirtschaftlichen Sektoren gleichberechtigt beteiligt werden, nicht nur weil sie zuerst
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und
Kompetenzen mitbringen, ohne die wir brauchen um die Klimakrise nicht aufhalten werdenaufzuhalten.
Die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit ist deshalb unteilbar verknüpft mit der Bewegung
für Feminismus und wir Grüne sehen uns als Teil dieser. Wir fordern konkret:
Anzuerkennen, dass die Klimakrise bereits für Millionen von Menschen, besonders für
Frauen*, grausame Realität ist und wir als Menschen des globalen Norden in der
Verantwortung stehen jetzt mit Sofortmaßnahmen unsere Emissionen drastisch zu
reduzieren. Wir stehen in der Verantwortung die Vereinbarungen des Klimaabkommen von
Paris einzuhalten und unseren Teil beizutragen, dass sich die globale mittlere
Temperatur der Erdatmosphäre nicht um 1,5 Grad erhöht.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, besonders auch in Bezug auf Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen, muss gewährleisten dass Frauen* gleichberechtigt bei der
Entwicklung und Umsetzung der Projekte beteiligt werden und die stärkere Betroffenheit
von Frauen* von den Auswirkungen der Klimakrise adressiert wird.
Die Umsetzung des Gender Action Plan (GAP), der zum Ziel hat a) eine gleichberechtigte
Partizipation von Frauen* in allen Entscheidungsstrukturen der UN-Klimakonferenz zu
erlangen und b) global bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
(insbesondere auch im Bereich Klimafinanzen, Technologieentwicklung und
Wissenstransfer) sowie Katastrophenschutz “gender-sensitive” Strategien zu entwickeln
und Frauen* bei der Ausarbeitung und Umsetzung zentral und gleichberechtigt zu
beteiligen.
Patriarchale Strukturen überwinden - global und in Deutschland!
Im Energiesektor in Deutschland, dessen Gestaltung von entscheidender Bedeutung für die
Lösung der Klimakrise ist, arbeiten laut des statistischen Bundesamts (2018)
unterdurchschnittlich wenige Frauen* und die Chefetagen der Energieunternehmen bleiben zu 88
% mit Männern* besetzt. Gleichzeitig führen gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der
Genderpaygap hierzulande dazu, dass der CO2 Fußabdruck von Männern* durchschnittlich größer
ist als der von Frauen*. (5)
In Deutschland wird Klimaschutzpolitik primär von Männern* für Männer* gemacht.
Beispielsweise bei der Frage, wer als Experte* auf dem Podium oder in den Parlamenten sitzt
und welche Maßnahmen prioritär gefördert und behandelt werden - E Autos für wenige oder eine
barrierearme gut ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur für alle. (6)
Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch
wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen
Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem
repräsentieren, dass auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen
Grenzen respektiert.
Die Klimakrise ist eine Systemkrise unsere Politik, Gesellschaft sowie unsere Wirtschaft.
Damit Menschen in den Ländern des globalen Südens im jetzt sowie zukünftige Generationen auf
unserer Erde gut leben können, muss unsere Antwort auf die Klimakrise ein grundlegender
Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sein. Dafür brauchen wir das Wissen und
Engagement aller Menschen und demokratische Entscheidungsstrukturen, die eine
gleichberechtigte Teilhabe aller sicherstellen.
Quellen und Erklärungen von Begriffen:
(1) Frauen*: Frauen* und Männer* sind gesellschaftlich festgelegte Kategorien. Wir benutzen
den Genderstar um darauf aufmerksam zu machen und klarzustellen, dass wir die Personen als
Frauen* oder Männer* ansehen, die sich als solche identifizieren. Auch wenn die Kategorien
nicht naturgegeben sind, sind sie trotzdem oft soziale Realität. Wir werden zu Frauen* oder
Männer* erzogen und dementsprechend unterschiedlich behandelt. Da wir in diesem Antrag auf
strukturelle Diskriminierung von Frauen*/Weiblichkeit aufmerksam machen wollen, sprechen wir
in unserem Antrag vor allem von Frauen*. Wir wollen mit dieser Schreibweise explizit nicht
ausdrücken, dass das Wort “Frauen” nicht alle Menschen beschreibt, die ihr Geschlecht so
beschreiben. FLIT: Frauen, Lesben, inter, trans und nicht-binäre Menschen. LGBTIQ*: Lesbian,
gay, bisexual, transgender/transsexual, intersex and queer/questioning.
(2) cis Männer: Cis Personen sind Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, in
das sie nach ihrer Geburt eingeordnet wurden. Cis Männer* werden in patriarchal geprägten
Gesellschaften Attribute wie Macht zugesprochen und struktuell als Ideal angesehen. Frauen*,
inter und trans Personen werden strukturell abgewertet und diskriminiert.
(3) Women of color: Frauen*, die von Rassismuserfahrungen betroffen sind. Dieser Begriff ist
eine Selbstbezeichnung.
(4) https://www.unisdr.org/files/48152_disasterandgenderstatistics.pdf,
https://www.unisdr.org/archive/57348
(5) Ines Weller u.a. (2016): Chancengerechtigkeit im Klimawandel: Eine Handreichung,
Bremen/Berlin, Vgl. S. 8.
(6) Ulrike Röhr u.a. (2018): Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen
Klimapolitik: Forschungsreview, Analyse internationaler Vereinbarungen, Portfolioanalyse,
Dessau-Roßlau, Vgl. S. 51.
Antragstext
Von Zeile 70 bis 71:
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und Kompetenzen mitbringen, ohne die wirhelfen, die Klimakrise nicht aufhalten werdeneinzudämmen.
“We can not live in a sustainable world unless all genders and people are being treated
equally.” – Greta Thunberg
Frauen*, besonders in den Ländern des globalen Südens, sind auf andere Weise von der
Klimakrise betroffen als Männer* und haben gleichzeitig weniger Einfluss auf und in
Entscheidungsstrukturen. Um die Klimakrise aufzuhalten brauchen wir aber gerade auch ihre
Perspektive und ihr Wissen. Frauen* müssen endlich auf allen Ebenen gleichberechtigt
beteiligt werden. Unsere kämpfe für Klimagerechtigkeit sind deshalb untrennbar verknüpft mit
jenen für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und sozialer Gerechtigkeit.
Die globale mittlere Temperatur hat sich bereits um mehr als einen Grad erwärmt und
ungebremst rasen wir auf eine Welt vier bis sechs Grad heißer zu. Die Klimakrise ist aber
kein alleiniges Problem der Zukunft. Die Dürrejahre in Europa, die brennenden arktische
Regionen und Regenwälder des Amazonas zeigen uns: Die Klimakrise ist bereits grausame
Realität. Sie zerstört die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen und verstärkt die
global bestehende Ungerechtigkeit massiv. Sie trifft jene als erstes und am stärksten, die
sie nicht verursacht haben und sich am wenigsten vor den Auswirkungen schützen können.
Die Auswirkungen der Klimakrise treffen nicht jeden Menschen gleich. Wohnort, staatliche
Infrastruktur, Wohlstand und Teilhabe an Entscheidungsstrukturen entscheiden sowie die
Zugehörigkeit zu marginalisierten Bevölkerungsgruppen: Frauen, Lesben, inter, trans und
nicht-binäre Menschen (FLIT) (1) sind beispielsweise deutlich stärker von den Auswirkungen
der Klimakrise betroffen als cis Männer* (2). Insbesondere Women of color (3) in Ländern des
Globalen Südens, sind bereits heute existenziell von den Auswirkungen der Klimakrise
betroffen. Aber nicht, weil sie “schwächer” sind, sondern aufgrund ihrer Stellung innerhalb
der Gesellschaft und Familie: Sie haben häufig geringeren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten,
medizinischer Versorgung, Erwerbsarbeit sowie der Möglichkeit Land zu besitzen.
Besonders Frauen* in ländlichen Regionen sowie Frauen* indigener Gemeinschaften sind
existenziell von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen und von funktionierenden
Ökosystemen abhängig. Geraten diese unter Druck und kollabieren, verlieren sie ihre
Lebensgrundlage. Unterernährung als Folge ist für Schwangere oder Stillende Mütter ein
besonderes Problem. Babys und Kleinkinder, die unter Hunger leiden, merken die Folgen ein
Leben lang. Als „Teufelskreislauf“ wird so das sich fortsetzende Armutsrisiko beschrieben.
In den ländlichen Regionen, Beispielsweise in Ugandas, ist es die Aufgabe von Frauen* und
Mädchen* Wasser zu hollen. Mit den extremeren Dürren werden die Wege länger und den Frauen*
bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit, den Mädchen* weniger für Bildung und die Zahl der
Schulabbrecherinnen* steigt. Fehlt ihnen eine Schulausbildung, bildet sich auch hier ein
Teufelskreislauf der Armut. Die Todesrate von Frauen* bei Extremwetterereignissen wie
Sturmfluten ist zudem deutlich höher. Fünfmal mehr Frauen* als Männer starben, als ein
Zyklon 1991 Bangladesch traf. Sie warteten zu Hause darauf, dass ihr männlichen
Familienmitglieder sie evakuierten – so wie es die Gesellschaft von ihnen erwartete.(4)
Frauen* sind auch einer höheren Gefährdung im Falle von Konflikten und auf Fluchtrouten
ausgesetzt. Auch der Weltklimarat (IPCC) wies 2013/14 in seinem Fünften Sachstandsbericht
auf die hohe Verwundbarkeit von Frauen* im Kontext der Klimakrise hin.
Ohne die Gleichberechtigung von Frauen* werden wir die Klimakrise nicht aufhalten.
Klimagerechtigkeit bedeutet für uns auch, dass Menschen über ihre Zukunft mitbestimmen
können und sich repräsentiert fühlen. Frauen* sind derzeit nicht gleichberechtigt in
politischen Entscheidungsstrukturen vertreten,- die über Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen bestimmen. Besonders Frauen* aus den ländlichen Regionen des globalen
Südens sowie von indigenen Gemeinschaften werden kaum gehört. Ihre Perspektiven werden
ignoriert.
Gleichzeitig sind global Frauen* an vorderster Front der Klimabewegung zu finden. Vor Ort
kämpfen sie, besonders auch indigene Frauen*, gegen zerstörerischen Extraktivismus der
fossilen Industrie und nehmen tödliche Repressionen in Kauf. Auf allen Ebenen, in ihren
Gemeinden bis zu den UN-Klimakonferenzen, streiten sie laut und engagiert für
Klimagerechtigkeit. Sie werden zunehmend auch als einflussreiche Akteurinnen* wahrgenommen,
aber bis zur Augenhöhe ist noch ein weiter Weg. Politische Carearbeit, die viele Frauen*
zusätzlich leisten, ist nach wie vor unsichtbar. Zugehört und abgebildet wird in der
Öffentlichkeitsarbeit oft erst, wenn es die Informationen nur von ihnen gibt.
Um Klimagerechtigkeit – ein gutes Leben für alle Menschen auf der Erde, auch in der Zukunft
– zu erstreiten, wird es also nicht ausreichen die Fossilen Ressourcen im Boden zu lassen.
Es geht um viel mehr und wir müssen endlich den Mut haben für eine ehrliche Problemanalyse:
Derzeit wird die Zukunft der Menschheit von einem kleinen, primär weiß und männlichen Teil
der Weltbevölkerung bestimmt. Patriarchale, kolonial-rassistische gesellschaftliche
Strukturen haben global in den letzten Jahrhunderten unsere Gesellschaft und
Entscheidungsstrukturen geprägt.
Eine kürzlich erschienene Studie der Organisation Equal Measures 2030 zeigt: Frauen* sind
global vor allem in Macht- und Entscheidungspositionen unterrepräsentiert. Auf
internationaler Ebene liegt bei den UN-Klimakonferenzen der Anteil von Frauen* zwischen 30
bis 40 %.
Frauen* müssen auf allen politischen Entscheidungsebenen, gesellschaftlichen Strukturen
sowie wirtschaftlichen Sektoren gleichberechtigt beteiligt werden, nicht nur weil sie zuerst
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und
Kompetenzen mitbringen, ohne die wirhelfen, die Klimakrise nicht aufhalten werdeneinzudämmen.
Die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit ist deshalb unteilbar verknüpft mit der Bewegung
für Feminismus und wir Grüne sehen uns als Teil dieser. Wir fordern konkret:
Anzuerkennen, dass die Klimakrise bereits für Millionen von Menschen, besonders für
Frauen*, grausame Realität ist und wir als Menschen des globalen Norden in der
Verantwortung stehen jetzt mit Sofortmaßnahmen unsere Emissionen drastisch zu
reduzieren. Wir stehen in der Verantwortung die Vereinbarungen des Klimaabkommen von
Paris einzuhalten und unseren Teil beizutragen, dass sich die globale mittlere
Temperatur der Erdatmosphäre nicht um 1,5 Grad erhöht.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, besonders auch in Bezug auf Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen, muss gewährleisten dass Frauen* gleichberechtigt bei der
Entwicklung und Umsetzung der Projekte beteiligt werden und die stärkere Betroffenheit
von Frauen* von den Auswirkungen der Klimakrise adressiert wird.
Die Umsetzung des Gender Action Plan (GAP), der zum Ziel hat a) eine gleichberechtigte
Partizipation von Frauen* in allen Entscheidungsstrukturen der UN-Klimakonferenz zu
erlangen und b) global bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
(insbesondere auch im Bereich Klimafinanzen, Technologieentwicklung und
Wissenstransfer) sowie Katastrophenschutz “gender-sensitive” Strategien zu entwickeln
und Frauen* bei der Ausarbeitung und Umsetzung zentral und gleichberechtigt zu
beteiligen.
Patriarchale Strukturen überwinden - global und in Deutschland!
Im Energiesektor in Deutschland, dessen Gestaltung von entscheidender Bedeutung für die
Lösung der Klimakrise ist, arbeiten laut des statistischen Bundesamts (2018)
unterdurchschnittlich wenige Frauen* und die Chefetagen der Energieunternehmen bleiben zu 88
% mit Männern* besetzt. Gleichzeitig führen gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der
Genderpaygap hierzulande dazu, dass der CO2 Fußabdruck von Männern* durchschnittlich größer
ist als der von Frauen*. (5)
In Deutschland wird Klimaschutzpolitik primär von Männern* für Männer* gemacht.
Beispielsweise bei der Frage, wer als Experte* auf dem Podium oder in den Parlamenten sitzt
und welche Maßnahmen prioritär gefördert und behandelt werden - E Autos für wenige oder eine
barrierearme gut ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur für alle. (6)
Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch
wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen
Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem
repräsentieren, dass auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen
Grenzen respektiert.
Die Klimakrise ist eine Systemkrise unsere Politik, Gesellschaft sowie unsere Wirtschaft.
Damit Menschen in den Ländern des globalen Südens im jetzt sowie zukünftige Generationen auf
unserer Erde gut leben können, muss unsere Antwort auf die Klimakrise ein grundlegender
Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sein. Dafür brauchen wir das Wissen und
Engagement aller Menschen und demokratische Entscheidungsstrukturen, die eine
gleichberechtigte Teilhabe aller sicherstellen.
Quellen und Erklärungen von Begriffen:
(1) Frauen*: Frauen* und Männer* sind gesellschaftlich festgelegte Kategorien. Wir benutzen
den Genderstar um darauf aufmerksam zu machen und klarzustellen, dass wir die Personen als
Frauen* oder Männer* ansehen, die sich als solche identifizieren. Auch wenn die Kategorien
nicht naturgegeben sind, sind sie trotzdem oft soziale Realität. Wir werden zu Frauen* oder
Männer* erzogen und dementsprechend unterschiedlich behandelt. Da wir in diesem Antrag auf
strukturelle Diskriminierung von Frauen*/Weiblichkeit aufmerksam machen wollen, sprechen wir
in unserem Antrag vor allem von Frauen*. Wir wollen mit dieser Schreibweise explizit nicht
ausdrücken, dass das Wort “Frauen” nicht alle Menschen beschreibt, die ihr Geschlecht so
beschreiben. FLIT: Frauen, Lesben, inter, trans und nicht-binäre Menschen. LGBTIQ*: Lesbian,
gay, bisexual, transgender/transsexual, intersex and queer/questioning.
(2) cis Männer: Cis Personen sind Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, in
das sie nach ihrer Geburt eingeordnet wurden. Cis Männer* werden in patriarchal geprägten
Gesellschaften Attribute wie Macht zugesprochen und struktuell als Ideal angesehen. Frauen*,
inter und trans Personen werden strukturell abgewertet und diskriminiert.
(3) Women of color: Frauen*, die von Rassismuserfahrungen betroffen sind. Dieser Begriff ist
eine Selbstbezeichnung.
(4) https://www.unisdr.org/files/48152_disasterandgenderstatistics.pdf,
https://www.unisdr.org/archive/57348
(5) Ines Weller u.a. (2016): Chancengerechtigkeit im Klimawandel: Eine Handreichung,
Bremen/Berlin, Vgl. S. 8.
(6) Ulrike Röhr u.a. (2018): Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen
Klimapolitik: Forschungsreview, Analyse internationaler Vereinbarungen, Portfolioanalyse,
Dessau-Roßlau, Vgl. S. 51.
weitere Antragsteller*innen
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sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und Kompetenzen mitbringen, ohne die wirhelfen, die Klimakrise nicht aufhalten werdeneinzudämmen.
“We can not live in a sustainable world unless all genders and people are being treated
equally.” – Greta Thunberg
Frauen*, besonders in den Ländern des globalen Südens, sind auf andere Weise von der
Klimakrise betroffen als Männer* und haben gleichzeitig weniger Einfluss auf und in
Entscheidungsstrukturen. Um die Klimakrise aufzuhalten brauchen wir aber gerade auch ihre
Perspektive und ihr Wissen. Frauen* müssen endlich auf allen Ebenen gleichberechtigt
beteiligt werden. Unsere kämpfe für Klimagerechtigkeit sind deshalb untrennbar verknüpft mit
jenen für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und sozialer Gerechtigkeit.
Die globale mittlere Temperatur hat sich bereits um mehr als einen Grad erwärmt und
ungebremst rasen wir auf eine Welt vier bis sechs Grad heißer zu. Die Klimakrise ist aber
kein alleiniges Problem der Zukunft. Die Dürrejahre in Europa, die brennenden arktische
Regionen und Regenwälder des Amazonas zeigen uns: Die Klimakrise ist bereits grausame
Realität. Sie zerstört die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen und verstärkt die
global bestehende Ungerechtigkeit massiv. Sie trifft jene als erstes und am stärksten, die
sie nicht verursacht haben und sich am wenigsten vor den Auswirkungen schützen können.
Die Auswirkungen der Klimakrise treffen nicht jeden Menschen gleich. Wohnort, staatliche
Infrastruktur, Wohlstand und Teilhabe an Entscheidungsstrukturen entscheiden sowie die
Zugehörigkeit zu marginalisierten Bevölkerungsgruppen: Frauen, Lesben, inter, trans und
nicht-binäre Menschen (FLIT) (1) sind beispielsweise deutlich stärker von den Auswirkungen
der Klimakrise betroffen als cis Männer* (2). Insbesondere Women of color (3) in Ländern des
Globalen Südens, sind bereits heute existenziell von den Auswirkungen der Klimakrise
betroffen. Aber nicht, weil sie “schwächer” sind, sondern aufgrund ihrer Stellung innerhalb
der Gesellschaft und Familie: Sie haben häufig geringeren Zugang zu Bildungsmöglichkeiten,
medizinischer Versorgung, Erwerbsarbeit sowie der Möglichkeit Land zu besitzen.
Besonders Frauen* in ländlichen Regionen sowie Frauen* indigener Gemeinschaften sind
existenziell von der Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen und von funktionierenden
Ökosystemen abhängig. Geraten diese unter Druck und kollabieren, verlieren sie ihre
Lebensgrundlage. Unterernährung als Folge ist für Schwangere oder Stillende Mütter ein
besonderes Problem. Babys und Kleinkinder, die unter Hunger leiden, merken die Folgen ein
Leben lang. Als „Teufelskreislauf“ wird so das sich fortsetzende Armutsrisiko beschrieben.
In den ländlichen Regionen, Beispielsweise in Ugandas, ist es die Aufgabe von Frauen* und
Mädchen* Wasser zu hollen. Mit den extremeren Dürren werden die Wege länger und den Frauen*
bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit, den Mädchen* weniger für Bildung und die Zahl der
Schulabbrecherinnen* steigt. Fehlt ihnen eine Schulausbildung, bildet sich auch hier ein
Teufelskreislauf der Armut. Die Todesrate von Frauen* bei Extremwetterereignissen wie
Sturmfluten ist zudem deutlich höher. Fünfmal mehr Frauen* als Männer starben, als ein
Zyklon 1991 Bangladesch traf. Sie warteten zu Hause darauf, dass ihr männlichen
Familienmitglieder sie evakuierten – so wie es die Gesellschaft von ihnen erwartete.(4)
Frauen* sind auch einer höheren Gefährdung im Falle von Konflikten und auf Fluchtrouten
ausgesetzt. Auch der Weltklimarat (IPCC) wies 2013/14 in seinem Fünften Sachstandsbericht
auf die hohe Verwundbarkeit von Frauen* im Kontext der Klimakrise hin.
Ohne die Gleichberechtigung von Frauen* werden wir die Klimakrise nicht aufhalten.
Klimagerechtigkeit bedeutet für uns auch, dass Menschen über ihre Zukunft mitbestimmen
können und sich repräsentiert fühlen. Frauen* sind derzeit nicht gleichberechtigt in
politischen Entscheidungsstrukturen vertreten,- die über Klimaschutz- und
Anpassungsmaßnahmen bestimmen. Besonders Frauen* aus den ländlichen Regionen des globalen
Südens sowie von indigenen Gemeinschaften werden kaum gehört. Ihre Perspektiven werden
ignoriert.
Gleichzeitig sind global Frauen* an vorderster Front der Klimabewegung zu finden. Vor Ort
kämpfen sie, besonders auch indigene Frauen*, gegen zerstörerischen Extraktivismus der
fossilen Industrie und nehmen tödliche Repressionen in Kauf. Auf allen Ebenen, in ihren
Gemeinden bis zu den UN-Klimakonferenzen, streiten sie laut und engagiert für
Klimagerechtigkeit. Sie werden zunehmend auch als einflussreiche Akteurinnen* wahrgenommen,
aber bis zur Augenhöhe ist noch ein weiter Weg. Politische Carearbeit, die viele Frauen*
zusätzlich leisten, ist nach wie vor unsichtbar. Zugehört und abgebildet wird in der
Öffentlichkeitsarbeit oft erst, wenn es die Informationen nur von ihnen gibt.
Um Klimagerechtigkeit – ein gutes Leben für alle Menschen auf der Erde, auch in der Zukunft
– zu erstreiten, wird es also nicht ausreichen die Fossilen Ressourcen im Boden zu lassen.
Es geht um viel mehr und wir müssen endlich den Mut haben für eine ehrliche Problemanalyse:
Derzeit wird die Zukunft der Menschheit von einem kleinen, primär weiß und männlichen Teil
der Weltbevölkerung bestimmt. Patriarchale, kolonial-rassistische gesellschaftliche
Strukturen haben global in den letzten Jahrhunderten unsere Gesellschaft und
Entscheidungsstrukturen geprägt.
Eine kürzlich erschienene Studie der Organisation Equal Measures 2030 zeigt: Frauen* sind
global vor allem in Macht- und Entscheidungspositionen unterrepräsentiert. Auf
internationaler Ebene liegt bei den UN-Klimakonferenzen der Anteil von Frauen* zwischen 30
bis 40 %.
Frauen* müssen auf allen politischen Entscheidungsebenen, gesellschaftlichen Strukturen
sowie wirtschaftlichen Sektoren gleichberechtigt beteiligt werden, nicht nur weil sie zuerst
sowie stärker von der Klimakrise betroffen sind als Männer*, sondern weil sie Wissen und
Kompetenzen mitbringen, ohne die wirhelfen, die Klimakrise nicht aufhalten werdeneinzudämmen.
Die globale Bewegung für Klimagerechtigkeit ist deshalb unteilbar verknüpft mit der Bewegung
für Feminismus und wir Grüne sehen uns als Teil dieser. Wir fordern konkret:
Anzuerkennen, dass die Klimakrise bereits für Millionen von Menschen, besonders für
Frauen*, grausame Realität ist und wir als Menschen des globalen Norden in der
Verantwortung stehen jetzt mit Sofortmaßnahmen unsere Emissionen drastisch zu
reduzieren. Wir stehen in der Verantwortung die Vereinbarungen des Klimaabkommen von
Paris einzuhalten und unseren Teil beizutragen, dass sich die globale mittlere
Temperatur der Erdatmosphäre nicht um 1,5 Grad erhöht.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, besonders auch in Bezug auf Klimaschutz- und
Klimaanpassungsmaßnahmen, muss gewährleisten dass Frauen* gleichberechtigt bei der
Entwicklung und Umsetzung der Projekte beteiligt werden und die stärkere Betroffenheit
von Frauen* von den Auswirkungen der Klimakrise adressiert wird.
Die Umsetzung des Gender Action Plan (GAP), der zum Ziel hat a) eine gleichberechtigte
Partizipation von Frauen* in allen Entscheidungsstrukturen der UN-Klimakonferenz zu
erlangen und b) global bei der Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
(insbesondere auch im Bereich Klimafinanzen, Technologieentwicklung und
Wissenstransfer) sowie Katastrophenschutz “gender-sensitive” Strategien zu entwickeln
und Frauen* bei der Ausarbeitung und Umsetzung zentral und gleichberechtigt zu
beteiligen.
Patriarchale Strukturen überwinden - global und in Deutschland!
Im Energiesektor in Deutschland, dessen Gestaltung von entscheidender Bedeutung für die
Lösung der Klimakrise ist, arbeiten laut des statistischen Bundesamts (2018)
unterdurchschnittlich wenige Frauen* und die Chefetagen der Energieunternehmen bleiben zu 88
% mit Männern* besetzt. Gleichzeitig führen gesellschaftliche Rollenzuschreibungen sowie der
Genderpaygap hierzulande dazu, dass der CO2 Fußabdruck von Männern* durchschnittlich größer
ist als der von Frauen*. (5)
In Deutschland wird Klimaschutzpolitik primär von Männern* für Männer* gemacht.
Beispielsweise bei der Frage, wer als Experte* auf dem Podium oder in den Parlamenten sitzt
und welche Maßnahmen prioritär gefördert und behandelt werden - E Autos für wenige oder eine
barrierearme gut ausgebaute ÖPNV-Infrastruktur für alle. (6)
Bestehende Entscheidungsstrukturen einfach mit mehr Frauen* zu besetzen, wird aber auch
wenig Veränderung erbringen, wenn die Entscheidungsstrukturen weiterhin von patriarchalen
Machtstrukturen geprägt, undemokratisch und intransparent sind sowie ein Wirtschaftssystem
repräsentieren, dass auf der Ausbeutung von Menschen basiert und nicht die planetarischen
Grenzen respektiert.
Die Klimakrise ist eine Systemkrise unsere Politik, Gesellschaft sowie unsere Wirtschaft.
Damit Menschen in den Ländern des globalen Südens im jetzt sowie zukünftige Generationen auf
unserer Erde gut leben können, muss unsere Antwort auf die Klimakrise ein grundlegender
Wandel unserer Lebens- und Wirtschaftsweise sein. Dafür brauchen wir das Wissen und
Engagement aller Menschen und demokratische Entscheidungsstrukturen, die eine
gleichberechtigte Teilhabe aller sicherstellen.
Quellen und Erklärungen von Begriffen:
(1) Frauen*: Frauen* und Männer* sind gesellschaftlich festgelegte Kategorien. Wir benutzen
den Genderstar um darauf aufmerksam zu machen und klarzustellen, dass wir die Personen als
Frauen* oder Männer* ansehen, die sich als solche identifizieren. Auch wenn die Kategorien
nicht naturgegeben sind, sind sie trotzdem oft soziale Realität. Wir werden zu Frauen* oder
Männer* erzogen und dementsprechend unterschiedlich behandelt. Da wir in diesem Antrag auf
strukturelle Diskriminierung von Frauen*/Weiblichkeit aufmerksam machen wollen, sprechen wir
in unserem Antrag vor allem von Frauen*. Wir wollen mit dieser Schreibweise explizit nicht
ausdrücken, dass das Wort “Frauen” nicht alle Menschen beschreibt, die ihr Geschlecht so
beschreiben. FLIT: Frauen, Lesben, inter, trans und nicht-binäre Menschen. LGBTIQ*: Lesbian,
gay, bisexual, transgender/transsexual, intersex and queer/questioning.
(2) cis Männer: Cis Personen sind Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, in
das sie nach ihrer Geburt eingeordnet wurden. Cis Männer* werden in patriarchal geprägten
Gesellschaften Attribute wie Macht zugesprochen und struktuell als Ideal angesehen. Frauen*,
inter und trans Personen werden strukturell abgewertet und diskriminiert.
(3) Women of color: Frauen*, die von Rassismuserfahrungen betroffen sind. Dieser Begriff ist
eine Selbstbezeichnung.
(4) https://www.unisdr.org/files/48152_disasterandgenderstatistics.pdf,
https://www.unisdr.org/archive/57348
(5) Ines Weller u.a. (2016): Chancengerechtigkeit im Klimawandel: Eine Handreichung,
Bremen/Berlin, Vgl. S. 8.
(6) Ulrike Röhr u.a. (2018): Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen
Klimapolitik: Forschungsreview, Analyse internationaler Vereinbarungen, Portfolioanalyse,
Dessau-Roßlau, Vgl. S. 51.
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