Ihr Lieben,
in unserem Grundsatzprogramm haben wir uns auf folgende Formulierungen geeinigt:
„Eine zukunftsfähige Landwirtschaft arbeitet mit der Natur. […]
Sie arbeitet ressourcenschonend, naturverträglich und orientiert sich am Leitbild der ökologischen Landwirtschaft mit ihren Prinzipien Tiergerechtigkeit, Gentechnikfreiheit und Freiheit von synthetischen Pestiziden.“ (Grundsatzprogramm, Paragraf 74).
Wegen der relativ einseitigen Förderung der Genforschung und der Gentechnik in den letzten Jahrzehnten hatten wir Folgendes beschlossen:
„Gerade im Agrarbereich soll die Forschung zu alternativen Ansätzen, die auf traditionelle und ökologische Züchtungsverfahren setzen, gestärkt werden.“ (Grundsatzprogramm, Paragraf 169).
Lasst uns nun diese sinnvollen Beschlüsse umsetzen! :-)
Die Passage im Bundestagswahlprogramm-Entwurf „... als auch neue Ansätze fördern.“ könnte auch bezogen werden auf Verfahren der „neuen Gentechnik“ (Genome Editing, z. B. CRISPR/ Cas).
Alle Verbände des Ökologischen Landbaus, Umweltorganisationen wie der BUND und „Greenpeace“ und die breite Mehrheit der Verbraucher*innen lehnen nach wie vor sowohl die „alte“ als auch die „neue Gentechnik“ in der Landwirtschaft ab.
Für diese Haltung gibt es sehr vielfältige gute Gründe (siehe z. B. https://www.oekolandbau.nrw.de/service/archiv/2020/2020-quartal-2/boelw-zur-debatte-um-neue-gentechnik/, https://www.boelw.de/themen/gentechnik/landwirtschaft/artikel/gentechnikrecht-endlich-umsetzen-buerger-wirtschaft-schuetzen/, https://www.bund.net/landwirtschaft/gentechnik/, https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/agro-gentechnik, https://www.testbiotech.org/, https://fachstelle-gentechnik-umwelt.de/ und https://www.keine-gentechnik.de/).
Der Denkansatz von Gentechniker*innen, Lebewesen gentechnisch manipulieren zu wollen (irreversibel), um sie „besser passend“ zu machen für bestimmte Zwecke, ist grundsätzlich problematisch. Er ist stark anthropozentrisch, technik-fixiert, mechanistisch und reduktionistisch. Lebewesen sind viel mehr als die Summe ihrer Gene.
Wir GRÜNE lieben und respektieren das Leben und die Natur, die Pflanzen und die Tiere, wie sie sind!
Wir wollen nicht in einer „Gentech-Welt“ leben („Schöne neue Welt“), in der niemand mehr wüsste, welche Lebewesen und welche Nahrungsmittel noch natürlich bzw. ursprünglich, und welche gentechnisch manipuliert wären.
Genforscher*innen vertreten einen bestimmten Teil der Wissenschaft, aber nicht „die Wissenschaft“. Weniger wahrgenommen werden Agrarökolog*innen und die vielen Wissenschaftler*innen, die an alternativen Ansätzen forschen (vgl. Interview mit Dr. Angelika Hilbeck auf https://www.spektrum.de/news/diese-branche-lebt-davon-viel-schaum-zu-schlagen/1752354).
Um drängenden Problemen wie dem Artensterben und dem Klimawandel zu begegnen, ist das Hervorbringen von GVO (= gentechnisch veränderte Organismen) nicht zielführend. So ist etwa der Forschungsansatz, Nutzpflanzen durch „Genome Editing“ trockenheitstolerant machen zu wollen, kaum realistisch, da dieses Merkmal bei den meisten Kulturpflanzen von einem komplexen Zusammenspiel von über 100 Genen codiert wird.
Die Konzentration auf die relativ teure, komplizierte, langwierige und personalintensive, aber kaum effektive Genforschung bindet wertvolle Ressourcen, die wir gerade jetzt dringend brauchen für sinnvolle und zukunftsfähige Forschungen.
Bitte lasst uns – gemäß unserem Grundsatzprogramm – in Zukunft uns konzentrieren auf ethisch und ökologisch sinnvolle Forschungsprojekte und Maßnahmen, z. B.:
- Agroforstsysteme
- Agrarökologie
- Mischkulturen
- die Vermeidung von Lebensmittelverlusten und –verschwendung
- die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte.
Dies ist zukunftsfähig und im Einklang mit der Natur und mit dem Leben.
Eine Kombination aus all diesen Maßnahmen ist die richtige Antwort auf Probleme wie dem Artensterben und dem Klimawandel, und dies ist die Antwort von uns GRÜNEN! :-)
Liebe Grüße
Matthias
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