Ohne Ernährungswende ist jeder Klimaschutz unzureichend.
Wer Klimaschutz ernst nimmt, muss sich neben der Energie- und Verkehrswende gleichermaßen für eine schnelle und umfangreiche Agrar- und Ernährungswende einsetzen. Jede Bemühung um die Dekarbonisierung von Industrie und Energieerzeugung wird allein nicht ausreichen, um das Paris-Abkommen einzuhalten: Selbst wenn wir jetzt sofort sämtliche fossilen Anlagen wie Kohlekraftwerke, Gasheizungen und Dieselautos abschaffen würden, würde der Ernährungssektor allein ein Erreichen des 1,5-Grad-Ziels von Paris unmöglich machen und das Paris-Ziel gefährden (siehe Studie in Science).
Die deutliche Reduktion der Tierbestände und des Konsums tierischer Lebensmittel muss Bestandteil jeder Klimapolitik werden. Selbst eine Halbierung des Fleischkonsums ist dafür lange nicht genug. Politik muss dabei auf zwei Ebenen ansetzen, bei der Produktion und beim Konsum. Werden nur die Tierbestände reduziert, aber die Menschen essen weiter genauso viel Fleisch, dann kommt es zukünftig einfach woanders her. Wird nur der Konsum reduziert, produziert Deutschland noch stärker für den Export.
Eine zielgerichtete Politik braucht klare Reduktionsziele.
Es fehlt bislang eine klare Zielgröße oder Orientierung, in welchem Umfang der Konsum tierischer Lebensmittel und die Tierbestände reduziert werden sollen. Dieser Änderungsantrag stellt auf die Planetary Health Diet der EAT-Lancet-Kommission ab, die bekannteste als klimakompatibel geltende Ernährungsempfehlung. Ziel war es, eine Ernährungsweise zu entwickeln, die nachhaltig ist, im Jahr 2050 eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen ernähren kann und ernährungsbedingte Todesfälle stark reduziert. Ein wesentlicher Anspruch war dabei die Kompatibilität mit dem Klimaschutzabkommen von Paris. Diese Ernährungsweise würde bedeuten, den Konsum tierischer Lebensmittel um rund drei Viertel zu reduzieren – und entsprechend auch die Tierbestände (siehe z. B. hier). Unsere Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik sollte sich an dieser Größenordnung orientieren, um auch in diesem Sektor einen hinreichenden Beitrag zum Paris-Ziel zu leisten.
Die Planetary Health Diet wird vom Bundeszentrum für Ernährung der BLE, der IN-FORM-Initiative von BMEL und BMG sowie vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen im Landwende-Gutachten referenziert bzw. empfohlen.
Kommentare