Nur ein europaweiter Ausstieg aus dem Torfabbau wird den erwünschten endgültigen Erfolg beim Klimaschutz erlangen. Der europaweite Umstieg von der Glühbirne auf andere Leuchtmittel kann hier Vorbild sein. Torfabbau wird bei nationalen Alleingängen nur verlagert. Schon jetzt kommt ein großer Teil des in Deutschland verwendeten Torfs aus dem Baltikum. Schon jetzt wird Torf aus dem Baltikum importiert, in Niedersachsen verpackt und nach Spanien exportiert.
Beim Torfhandel ist ein nationales Vorausgehen wirksam und zielführend. Deutschland ist der größte Hobby-Erdenmarkt in Europa. Ein nationaler deutscher Austieg aus dem Torfverkauf an Privathaushalte ist der "Game-Changer" und Innovationsanstoß für die Erdenindustrie und der langerwartete Impuls für den Moorschutz.
Erden für den Haushalte und Hobbygärtner müssen nicht die hohen Anforderungen (z.B Keimfreiheit) wie für den Erwerbsgartenbau erfüllen und können kurzfristig am Markt durch Ersatzprodukte ersetzt werden. Seit mindestens 15 Jahren haben die Erdenhersteller Erfahrung mit Ersatzprodukten sammeln können. Ersatzprodukte dürfen jedoch nicht neue Klima- und Umweltprobleme ( z.B. Kokosfasern aus Übersee) erzeugen. Unter anderem der Gemüseanbau (Pflanzenanzucht) kommt derzeit noch nicht ohne Torf aus. Es braucht weitere Innovationen und finanzielle Anreize und etwas mehr Zeit, jedoch einen verlässlichen zeitlichen Rahmen, um die gewerbliche Torfanwendung ersetzen zu können.
Degradierte, landwirtschaftlich genutzte Moorböden lassen sich nicht oder kaum zu lebendigen Mooren renaturieren. Sie sind jedoch in Deutschland die Mehrheit der Moorböden. Maisäcker auf Moorböden, deren Ertrag in der Biogasanlage landet, deren Wärme auch noch ungenutzt in der Luft verpufft sind derzeit die Top-Klimakiller. Daraus wiedervernässte Nasskulturen (Paludikulturen) zum Erhalt der darunterliegenden Torfschichten zu machen ist eine Herkulesaufgabe. Diese Umnutzung braucht Information, Anreize und staatliche Förderung. Nur so kann der Zerfall der landwirtschaftlich genutzten Moorböden gestoppt werden. Die Agrarzahlungen müssen entsprechend angepasst werden.
Die Kommunen und Länder verzweifeln an den tradierten und gesetzlichen Nutzungsrechten (Wasserrecht, etc) und Eigentumsrechten bei den konkreten Moorschutzvorhaben gerade auch in Schutzgebieten (FFH, Naturschutzgebiete etc). So existieren gerade viele Moorschutzgebiete nur auf dem Papier und liegen trocken. Für eine erfolgreiche Wiedervernässung der Moore brauchen wir zweckgebundene, beschleunigte und kostenfreie Flurbereinigungsverfahren.
Es ist unverständlich, warum Torf noch nicht im internationalen Kohlenstoffhandel verankert ist. Als fossiler Rohstoff gehört er wie Kohle und Gas dort hinein. Ein Kubikmeter Torf verursacht 250 kg CO 2 ( Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW 2015) in Abbau und Verwendung.
Die erwähnte "Moorschutzstrategie der Bundesregierung" von 2020 ist als "Diskussionspapier" ein zahnloser Tiger. Jetzt müssen nach 40 Jahren Diskussion über den Moorschutz in Deutschland endlich konkrete Taten folgen.
Kommentare