Der Nutri-Score in seiner jetzigen Form ist stark auf eine für Frankreich typische Ernährungsweise zugeschnitten (viel Weißmehl-Produkte, viel Käse u. a.) und diskriminiert deshalb in seinem Algoritmus Bio- und Vollwerterzeugnisse. Außerdem lädt das System zu Tricksereien wie z. B. den Ersatz von Zucker durch synthetische Aromen ein, die vom Nutri-Score nicht berücksichtigt werden. Dadurch können nicht-nachhaltige und ungesunde, hochverarbeitete Fertiggerichte als „gesund“ ausgelobt werden. Last, but not least ist die korrekte Angabe des Nutri-Score durch die Lebensmittelüberwachungsbehörden gar nicht überprüfbar, weil diese dazu die Berechtigung haben müssten, die Originalrezepturen der Produkte einzusehen, was bisher nicht der Fall ist. Profiteure des Nutri-Score in seiner jetzigen Form sind deshalb v. a. große, industrielle Lebensmittelkonzerne wie Nestlé, Unilever & Co., die kein Problem mit der Etablierung zusätzlicher Marken, den relativ hohen Kosten der Nutri-Score-Einführung und dem Einsatz problematischer Zusatz- und Ersatzstoffe haben. Die EU-Kommission hat zudem für 2022 die Einführung eines verpflichtenden Nährwert-Kennzeichnungssystems angekündigt, daher wäre eine Fokussierung auf den Nutri-Score jetzt wenig sinnvoll, weil Bürger*innen, Wirtschaft und Behörden sich kurz darauf (wieder) auf ein neues System einstellen müssten. Sinnvoller wäre es, die Initiative der EU-Kommission aufzugreifen und dabei zusätzliche relevante Aspekte wie den Verarbeitungsgrad der Lebensmittel (z. B. über das sog. NOVA-System), die Nachhaltigkeit der verarbeiteten Rohstoffe (z. B. Bio), Anzahl und Art der verwendeten Zusatz- und Hilfsstoffe etc. zu integrieren.
Antrag Kapitel: | Kapitel 1: Lebensgrundlagen schützen |
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Antragsteller*in: | Friedhelm von Mering (KV Barnim) und 23 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 29%) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: PB.L-01-736 |
Eingereicht: | 29.04.2021, 16:54 |
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