Um in der Radverkehrsförderung endlich deutschlandweit voran zu kommen, müssen wir auf Bundesebene stärkere und professionellere Strukturen als aktuell schaffen.
Thema Forschung/Regelwerke: Zur Forschung im Straßenwesen gibt es die Bundesanstalt für Straßenbau (BASt), die dem Bundesverkehrsministerium (BMVI) untergeordnet ist. Dort wird aktuell aber nur sehr marginal zum Thema Radverkehr gearbeitet, im Fokus stehen Straßenbau und Kfz-Sicherheit. Es fehlt eine schlagkräftige Institution, die sich gut mit Radverkehr auskennt, mit allen relevanten Akteuren vernetzt ist, und auch eigeninitiativ Forschungsprojekte betreibt oder vergibt – und dies auch kurzfristig (z.B. bei Aufkommen innovativer Formen wie „Popup-Bikelanes“) schafft. Damit sollen auch die Grundlagen geschaffen werden um die Technischen Regelwerke der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) zu überarbeiten. Denn: Derzeit macht jede Fahrrad-fortschrittliche Stadt "ihr Ding" bei der Festlegung von Richtlinien, da die Standardwerke der FGSV zu geringe Standards setzen. Das ist zum einen nicht effizient und zum anderen geschieht es dadurch insgesamt zu langsam.
Thema Weiterbildung: Um das Wissen in die Breite zu bringen, gibt es aktuell das „Fahrradportal“, in welchem aktuelle Praxisbeispiele vorgestellt werden, sowie die „Fahrradakademie“ bei der Fachpersonal aus den Kommunen weitergebildet wird. Im Fahrradportal werden aktuelle Einzelbeispiele vorgestellt, aber nicht im Zusammenhang mit anderen Beispielen gesetzt und damit keine generellen Empfehlungen gegeben. In der Fahrradakademie können sich Expert*innen im Radverkehr können auf den aktuellen Stand bringen und austauschen. Diese finden wenige Male im Jahr für eine beschränkte Anzahl von Mitarbeitenden in der Verwaltung statt. Es wird mit diesen Institutionen nicht gelingen, den Stand des Wissens um hochwertige Radverkehrsinfrastruktur in die Verwaltung jeder Kommune zu bringen. Um deutschlandweit schneller voran zu kommen sind die Erfahrungen von Vorreiterstädten und -regionen so aufzubereiten, dass das Personal in den Verwaltungen entsprechend ihrer Siedlungs-, Bebauungs- und Bevölkerungsstruktur diese möglichst leicht anwenden kann. Es sind "Schablonen" mit hohen Standards zu erstellen, die so gut sind, dass sie einfach eingesetzt werden können und werden wollen. Für den Start sowie besonders schwierige Vorhaben sollte außerdem eine Position eingerichtet werden, an die sich die Kommunen wenden können um erste Unterstützung zu erhalten. Als Vorbild können bestehende Stellen in manchen Bundesländern gesehen werden. Eine Konkurrenz zu spezialisierten Planungsbüros muss dabei nicht enstehen, wenn es gut gemacht wird. Über diesen Kontakt mit Personen "vor Ort" können weiterhin Wissenslücken bzw. Forschungsbedarf identifiziert werden (Impulse, die wiederum in das Themenspektrum Forschung/Regelwerke einfließen können).
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