Wir berufen uns in unseren Programmen stets darauf, dass wir eine wissenschaftsgeleitet Politik betreiben möchten, doch einen roten Faden dieser Behauptungen lässt diese Programm derzeit vermissen. Stattdessen berufen wir uns "Forschung und Innovation".
Wir können Fortschritt nicht allein mit Forschung in Verbindung bringen. Fortschritt ist immer zu hinterfragen, an moralischen und ethischen Maßstäben zu messen, er muss von der gesamten Gesellschaft getragen, von Wissenschaftler*innen, von Laien, von Jung und Alt diskutiert und mit getragen. Der Begriff der Forschung bildet diese gesamtgesellschaftliche Breite nicht ab, sondern verschließt sich dem gesellschaftlichen Diskurs:
Wissenschaft ist mehr als nur Forschung, Wissenschaft beinhaltet Forschung und Lehre. Dies kann man aus den Forderungen des Gewinnens und Bewahrens von Erkenntnis folgern.
Wissenschaft ist das aktive Streben nach objektiver Erkenntnis, die es zu bewahren und zu erneuern gilt.
Objektive Erkenntnisse nehmen die Form von Theorien an, welche unter Zuhilfenahme von definierten, nachvollziehbaren und wiederholbaren Methoden gewonnen wird. Daher lässt sich Wissenschaft charakterisieren als eine Tätigkeit, die sich um die methodisch kontrollierte Aufstellung von Theorien bemüht. Doch diese Theorien müssen im Diskurs unter den Wissenschaftler*innen, im Diskurs mit der Gesellschaft stets geprüft und auf ihre Standhaftigkeit geprüft werden. Wir möchten nicht Forschen um der Forschung willen. Wir möchte eine Forschung für die Menschen und mit den Menschen. Dafür müssen wir die Gesellschaft einbinden und die Erkenntnisse zu teilen. Das schließt aber der reine Forschungsbegriff aus und muss durch einen offeneren, breiteren Wissenschaftsbegriff in unserem Programm ersetzt werden.
Seit Wilhelm von Humboldt ist für die Wissenschaft in Deutschland die Einheit von Forschung und Lehre wesentlich. Damit ist gemeint, dass Wissenschaft sich nicht auf das eine oder das andere reduziert, sondern nur dann ideal verwirklicht ist, wenn dieselbe Einrichtung und am besten derselbe Wissenschaftler beides tut, forschen und lehren. Daran haben auch die Studenten teil, denn die Konverse von ‘Lehren’ ist ‘Lernen’, und Studium ist – mindestens soweit möglich – forschendes Lernen.
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