Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen war schon vor der Pandemie ein politisch unterbelichtetes Problem, das sich nun erwartungsgemäß extrem verschärft hat. Wie die COPSY Studie der Uniklinik Hamburg Eppendorf belegt, stellt die gesamtgesellschaftliche Ausnahmesituation sowohl akut als auch langfristig ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen dar. Die Gründe sind wie bei Erwachsenen vielfältig, doch auch hier zeigen sich sozioökonomische Ungleichheiten.1 Darüber hinaus ist die schulische Belastung ein zentraler Faktor, der als Auslöser oder Verstärker für psychische Störungen und Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen fungieren kann – davon war laut DAK schon vor der Pandemie jedes vierte Schulkind betroffen2, während genauso viele unter einer starken schulischen Belastung litten.3 Gleichzeitig ist die Schule auch ein Fluchtpunkt für viele Kinder, die ihr Zuhause nicht als sicheren Ort erleben und dort andere Begegnungen und Perspektiven erfahren können. Dieser Ort bricht nun weg und es klafft ein Loch an der Stelle, wo unterstützende Strukturen und Vertrauenspersonen sein müssten. Daher wäre es wichtig, die Pandemie als Anlass und Chance zu begreifen, um das psychische Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen im Kontext Schule stärker in den Blick zu nehmen. Akut sind Interventionen notwendig, die das Aufholen des Lernstands als zusätzliche Belastung anerkennen und diese gewissenhaft auffangen können. Langfristig braucht es systematische Präventionsarbeit4, die keinesfalls nur auf den Lernerfolg abzielen sollte, sondern auch auf seine Vorbedingungen – und natürlich in erster Linie auf ein gutes und gesundes Leben von Kindern und Jugendlichen.
Wir Grünen sollten diese Dringlichkeit erkennen, artikulieren und letztlich danach handeln!
1https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00103-021-03291-3.pdf
2https://www.dak.de/dak/download/report-2169376.pdf S.111 ff.
3http://hbsc-germany.de/wp-content/uploads/2020/03/Faktenblatt_Schulische-Belastung-2018-final-05.02.2020.pdf
4 Zum Beispiel die Workshops von „Irrsinnig Menschlich e.V.“
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