Veranstaltung: | 48. Bundesdelegiertenkonferenz |
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Antragsteller*in: | Yatin Shah (KV Rhön-Grabfeld) und 35 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 36%) |
Status: | Antragsteller*innen sammeln (Berechtigung: Eingeloggte) |
Angelegt: | 02.09.2022, 13:46 |
Energiewende durch dezentrale Speicherkraftwerke sichern
Antragstext
Die gegenwärtige Stromerzeugungskapazität der Biogasanlagen in Deutschland beträgt 5,7 GW
und somit 42 Prozent mehr als die drei sich noch im Betrieb befindlichen AKW.
Die bestehenden Biogasanlagen können zeitnah zu Speicherkraftwerken weiterentwickelt werden
und bei gleichbleibender Strom- und Wärmemenge statt 5,7 GW überwiegender Dauereinspeisung
etwa 15 GW Spitzenlast mit mittelfristig weiterem Potential für 30 GW Spitzenlast liefern.
Dies bedeutet einen substanziellen Beitrag zur Verringerung der Erdgasabhängigkeit und zur
Versorgungssicherheit beim Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Besondere Beachtung bei der Novellierung der Betriebsbedingungen für Biogasanlagen (BGA)
bedarf die kombinierte Energienutzung von Strom und Wärme mit den entsprechenden
Notwendigkeiten hinsichtlich Anlagenflexibilisierung.
Die Biogasgewinnung auf Gesetzesgrundlage der EEG 2004 bis 2009 bedingt einen hohen
Erzeugungsanteil aus nachwachsenden Rohstoffen. Der Anbau von vorwiegend Mais-/ Getreide-GPS
ist gesellschaftlich im Hinblick auf Klimaschutz, Sicherung der Ernährung und Auswirkungen
auf den Boden umstritten. Anreizsysteme sollten verstärkt die Anteile von alternativer
Energiepflanzen wie Kleegras und landwirtschaftlichen Reststoffen wie Gülle und Mist
erhöhen.
Eine nachhaltige, klimafreundliche und bodenschützende Erzeugung von Biogas sowie die
dezentrale Bereitstellung von Strom v.a. in Strommangelzeiten durch Speicherkraftwerke
erfordern eine zeitnahe Weichenstellung und entsprechende politische Lenkung.
Die BDK möge beschließen, dass die fachlich zuständigen Ministerien Wirtschaft-,
Landwirtschaft- und Umweltministerium schnellstmöglich eine Gesetzesinitiative für die
nachhaltige Erzeugung von heimischem Biogas und Verstetigung der bestehenden
Erzeugungskapazitäten in dezentralen Speicherkraftwerken auf den Weg und zur Umsetzung
bringen.
Es besteht aktuell die große Chance, den derzeitigen Status zu optimieren und mehrere win-
win Situationen zu schaffen:
I. Mais-Monokulturen zur Biogasgewinnung können weitestgehend durch bereits bewährte
Alternativen wie Kleegras, durchwachsene Silphie, standortspezifische insektenfreundliche
Blühpflanzenmischungen etc. ersetzt werden.
Mais emittiert pro Hektar ca. 3,5 to CO2 aus im Boden gebundenen Kohlenstoff, während
Kleegras ca. 4 to CO2 pro Hektar CO2 aus der Atmosphäre entzieht und in den Boden einlagert.
In der Bilanz ergibt sich somit eine Differenz von 7,5 Tonnen CO2 pro Hektar.
II. Durch Energiepflanzenanbau den Humusaufbau im Ackerboden fördern, energieintensive und
teure Düngemittel einsparen und Bodenerosion u.a. bei Starkregen vorbeugen.
III. Bedarfsgerechte Produktion von Strom und Wärme aus Biogasanlagen unterstützt die Strom-
und Wärmewende und dient als Energiespeichersystem für die Wintermonate.
IV.Durch Gülle-/ Mistverwertung in bestehenden bzw. durch neue Biogas-Kleinanlagen kann eine
signifikante Demethanisierung in der Landwirtschaft erreicht werden.
Für eine dezentrale und nach Anlagengröße entsprechend optimierte Nutzung von Biogas ist
sowohl auf nationaler als auf europäischer Ebene eine bedarfsgerechte Fördermittelkulisse /
Flexibilitätsprämie erforderlich, um
1) ca. 15% Energieverlust pro Hektar Kleegras / Energiepflanzen anstelle von Mais zu
kompensieren. Zusätzlich erhält man die Vorteile Verbesserung der Bodenstruktur,
Artenvielfalt und Einlagerung von CO2, sowie Stickstoff (reduziert Düngemitteleinsatz).
2) den Ausbau von bestehenden Biogasanlagen zu mehr Speicherkapazität durch Überbauung und
on-demand-Produktion von Strom mittels Blockheizkraftwerken zu fördern.
3) Bestandsanlagen ohne Wärmenutzung auf Speicherkraftwerke mit Wärmenutzung umzurüsten und
im ländlichen Raum dezentrale Nahwärmenetze zu etablieren, sowie Erdgas zu ersetzen.
Übergeordnete Ziele:
--> Verstromung von fossilem Gas / LNG ersetzen/ beenden.
--> Biogas / LNG / Biofuels aus Biogas u.a. für Industrieprozesse herstellen, die ohne
Verwendung von Gas nicht laufen können.
--> Ausgleich der Erneuerbaren Energien (Sonne/ Wind) in Strommangelzeiten.
--> Etablierung von Nahwärmenetzen im ländlichen Raum.
--> Klima schützen und Biodiversität fördern.
Begründung
Eine nachhaltige, klimafreundliche und bodenschützende Erzeugung von Biogas sowie die dezentrale Bereitstellung von Strom v.a. in Strommangelzeitendurch Speicherkraftwerke benötigt eine Weichenstellung und entsprechende politische Lenkung.
Die einschlägigen Argumente hierzu wurden unlängst in einem Positionspapier der Energy-Watch-Group zusammengestellt:
"Energiewende sichern: Mit lokalen Speicherkraftwerken und nachhaltiger Biomasse für Strukurwandel und Klimaschutz in der Landwirtschaft"
Besondere Beachtung bei der Novellierung der Betriebsbedingungen bedarf die kombinierte Energienutzung von Strom und Wärme mit den entsprechenden Notwendigkeiten hinsichtlich Anlagenflexibilisierung.
Insbesondere die kleingliedrige BGA-Struktur in Süddeutschland mit zahlreichen kleinen bis mittleren, landwirtschaftlichen Anlagen bis 500 kW elektrischer Leistung sind nur bedingt für Gasaufbereitung geeignet, leisten aber einen bedeutenden Teil der regionalen Strom- und Wärmeversorgung.
Durch Gülle-/Mistverwertung bzw. durch neue Biogas-Kleinanlagen kann eine signifikante Demethanisierung in der Landwirtschaft erreicht werden.
Die Nutzung von Kleegras / Energiepflanzen sollte neben der Reststoffverwertung wie Gülle und Mist in allen Biogasanlagen eine zunehmende bedeutende Rolle spielen:
Für den Einsatz von Kleegras in Biogasanlage sprechen u.a. die Forschungsergebnisse von Prof. Hülsbergen an der Universität Weihenstephan:
• Der Unterschied zwischenKleegras und Maisfür die Klimabilanz beträgt 7,5 Tonnen (!) CO2 je Hektar und Jahr!
--> Kleegras lagert erhebliche Mengen CO2 aus der Atmosphäre in den Boden ein, Mais emittiert zusätzlichen im Boden gebundenen Kohlenstoff.
• Kleegras ermöglicht eine CO2 Reduktion von 3980 kg CO2 je Hektar gegenüber einem zusätzlichem CO2 Ausstoß in der Bilanz des Maises von -3564 kg. Die Treibhausgasbilanz setzt sich im Wesentlichen aus den Lachgasemissionen, dem Anbau und der Kohlenstoffspeicherung/-Abbau zusammen
Studie: "Integration of biogas production into organic arable farming systems: crop yield response and economic effects." M. Serdjuk; Org. Arg. 2017;
• Geringere Erosionsgefährdung und höhere Biodiversitätsleistungen beim Kleegras / Energiepflanzen gegenüber dem Mais sind weitere wichtige Gründe, die für Anbau von Kleegras sprechen.
• Ein lediglich 15 % höherer Ertrag bei Silomais gegenüber Kleegras ist in der Summe der negativen Begleiteffekte sicher kein schlagkräftiges Argument für ein "Weiter so!"
• Bei durchschnittlich 250kg Stickstoff-Einlagerung je Hektar ist Kleegras eine regelrechte Stickstofffabrik, v.a. wenn man berücksichtigt, dass über das Haber-Bosch-Verfahren ca. 2-3 Liter Heizöl/Erdgas je kg Stickstoff bei der Erzeugung von "Kunstdünger" benötigt werden.
weitere Antragsteller*innen
- Fabian Müller (KV Rhön-Grabfeld)
- Birgit Raab (KV Schwabach)
- Ulrich Geyer (KV Heidenheim)
- Carmen Kronester (KV Rhön-Grabfeld)
- Birgit Reder-Zirkelbach (KV Rhön-Grabfeld)
- Eberhard Räder (KV Rhön-Grabfeld)
- Gerlinde Büttner (KV Rhön-Grabfeld)
- Andreas Paff (KV Main-Spessart)
- Frank Alibegovic (KV Würzburg-Stadt)
- Tatjana Splett (KV Würzburg-Land)
- Jessica Hecht (KV Würzburg-Land)
- Marco Schmitt (KV Rhön-Grabfeld)
- Ralf Zeier (KV Würzburg-Land)
- Winfried Christ (KV Rhön-Grabfeld)
- Simon Wagner (KV Würzburg-Land)
- Karl Breitenbücher (KV Rhön-Grabfeld)
- Matthias Beck (KV Würzburg-Land)
- Benjamin Brand (KV Aschaffenburg-Land)
- Hans-Josef Fell (KV Bad Kissingen)
- Jonas Neugebauer (KV Rhön-Grabfeld)
- Beatrix Radke (KV Würzburg-Land)
- Alexander Neugebauer (KV Bamberg-Stadt)
- Patrick Friedl (KV Würzburg-Stadt)
- Martin Mühleck (KV Bad Kissingen)
- Christine Labisch (KV Würzburg-Land)
- Norbert Dietzel (KV Rhön-Grabfeld)
- Monika Horcher (KV Bad Kissingen)
- Ulrike Faust (KV Würzburg-Land)
- Eva Hartmann (KV Rhön-Grabfeld)
- Karin Ihls (KV Würzburg-Stadt)
- Petra Schliermann (KV Würzburg-Land)
- Knut Noack (KV Würzburg-Land)
- Peter Diestel (KV Rhön-Grabfeld)
- Olaf Kessel-Deynet (KV Würzburg-Land)
- Lukas Weidinger (KV Würzburg-Stadt)
Kommentare
Yatin Shah:
vielen Dank für Eure Unterstützung!
Da wir in der Kürze der Zeit die Mindestzahl an Antragssteller*innen nicht erreicht haben,
bleibt jetzt Plan B, d.h. den Antrag ausgedruckt und mit den unterstützenden Dokumenten direkt an
unsere Ansprechpartner*innen in Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Umweltministerium zu übergeben.
Vorteil: Die Bearbeitung kann bereits am kommenden Montag beginnen!
Wer über den Lauf der Dinge informiert werden möchte, sende bitte einfach eine Email mit Betreff: Biogas an:
kreistag@gruene-rhoen-grabfeld.de
Beste Grüße
Yatin