Beschluss V-08: Sexualisierte Gewalt in religiösen und weltanschaulichen Institutionen konsequent aufklären und künftig verhindern
Veranstaltung: | 48. Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | BAG Christ*innen, BAG Säkulare, BAG Frauen (dort beschlossen am: 27.08.2022) |
Status: | Eingereicht |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung |
Eingereicht: | 27.08.2022, 17:38 |
Antragshistorie: | Version 1(27.08.2022) Version 1(17.10.2022) |
Kommentare
Ansgar Bovet:
Erich Minderlein:
Melanie Frohmader:
Peter Schlitter:
Gustav Lorenz:
Christian Busch:
Den Opfern der Gewaltverbrechen eher nicht, es mangelt ja nicht an Straftatbeständen. Die Defizite liegen in der Strafverfolgung, liegen darin, dass es zu viele schützende Hände für die Täter gab und gibt, und das offensichtlich nicht nur in den Kirchen:
"Der Sprecher der Opferinitiative 'Eckiger Tisch', Matthias Katsch, regte an, die Rolle der Justiz in einer Studie näher zu beleuchten. Er werde das in der Aufarbeitungskommission vorschlagen. Es sei zum Beispiel auffällig, dass Staatsanwaltschaften bisher noch nie eine Durchsuchung etwa in einer Bistumsverwaltung vorgenommen hätten, sagte Katsch am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Selbst wenn der Verdacht einer Mittäterschaft im Raum gestanden habe, sei dies unterblieben. Man könne vermuten, dass die Kirche jahrzehntelang von einem grundsätzlichen Wohlwollen katholischer Richter und Staatsanwälte profitiert habe." (21. 01. 2022, https://taz.de/Sexualisierte-Gewalt-in-der-Kirche/!5829372/)
Die Opfer sexualisierter Gewalt nicht nur Opfer ihrer Peiniger, nicht nur Opfer der Vertuscher*innen in den Kirchen und Verbänden, sondern auch Opfer eines (sich) versagenden Rechtsstaates?
Zu Beginn dieses Jahres, bevor Russland die Ukraine überfallen hat und nachdem die Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl ihr Gutachten 2022 zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese München und Freising vorgelegt hatte, wurde das Thema auch in der öffentlichen Diskussion wieder verstärkt aufgegriffen.
Ingrid Matthäus-Maier sprach von einer "Kumpanei" zwischen Politik und Kirchen ("Die Politik hat es so laufen lassen, und wenn man es bösartig sagt, kann man sagen, da war 'ne Kumpanei zwischen den offiziellen Kirchen und der Politik, das muss aufhören!"). Die mächtigste Lobby hierzulande hätte nicht die Energiewirtschaft, hätte nicht der Bankensektor, hätte nicht die Automobilindustrie, die mächtigste Lobby sei die der großen Kirchen. (Anne Will, 30.01.2022, Missbrauch, Lügen, Vertuschung - ist diese Kirche noch zu retten?, ARD-Mediathek)
Karl Haucke von der Betroffenen-Initiative "Eckiger Tisch" sagte:
"Mein Täter war Priester und der konnte das, was er tat, deshalb tun, weil er der Meinung war, mir kann keiner was. Ich bin ein geweihter Mensch und mir will auch keiner was. Alle werden schweigen.
Der Rektor war ebenfalls dieser Ansicht: Mir wird niemand was tun.
Also haben wir innerhalb dieses Subsystems Internat (...) den Täter und den Vertuscher. Und das ist im Grunde - weil sie beide der Meinung waren: wir stehen über allem, auch über staatlichem Recht - (...) ein Abbild bzw. eine Vorausschau auf das, was wir heute in den Gutachten immer wieder erleben. In allen Gutachten läuft es genau darauf hinaus: Man ist der Meinung, das kriegen wir schon irgendwie hin." (phoenix runde v. 27.01.2022, Wie glaubhaft ist die Kirche noch, ARD-Mediathek)
Wem also soll ein Antrag nützen, der den Stand der Diskussion von vorgestern wiedergibt? Der die Defizite bei der Aufarbeitung im unzureichenden Strafrecht verorten will? Der ein wohlwollendes Umfeld in Justiz, in Politik und öffentlicher Verwaltung nicht einmal als mögliches Problem benennt? Der die spätestens seit dem Gutachten München / Freising 2022 öffentlich diskutierte Frage nach Versäumnissen der politisch Verantwortlichen bei der Aufklärung ignoriert?
Den Gewaltopfern dürfte mit dem Vorschlag von Matthias Katsch, die Rolle der Justiz in einer Studie näher zu beleuchten, eher gedient sein. Sinnvoller Weise sollte man dabei den Untersuchungsauftrag auch auf die Rolle der politisch Verantwortlichen sowie der öffentlichen Verwaltung ausdehnen.
Christian Busch (c.busch@appl-plus.de)
Zoe Engel: