Neben der Verkehrs- und der Energiewende brauchen wir dringend eine Agrarwende, um unsere Klimaziele zu erreichen. Dieses Problem bringt der Antrag zu Recht auf den Punkt. An einigen der hier formulierten, guten Ansätze sollten wir noch nachschärfen.
Bei 30% Ökolandbau leben noch immer 70% der Tiere in den untersten Haltungsformen 1 und 2. Das bedeutet, dass die Tiere ganzjährig im Stall gehalten werden und nicht einen Tag Auslauf oder Zugang zu Frischluft haben. Wenn eine industrielle Massentierhaltung mit einer klimagerechten Zukunft nicht vereinbar ist, können wir nicht zulassen, dass 70% der Tiere weiterhin in industrieller Massentierhaltung gehalten werden. Eine bloße Kennzeichnungspflicht wird nicht dazu führen, dass die Mehrheit der Menschen ihre Konsumgewohnheiten ändert. Vielmehr müssen Gesetzgebung und Verwaltung aktiv auf eine Verbesserung der Haltungsbedingungen aller „Nutztiere“ hinwirken.
Die Tierzahlen in Deutschland müssen wie im Antrag vorgesehen gesenkt werden, um die Klimaziele zu erreichen und höhere Tierschutzstandards zu etablieren. Aber gleichzeitig müssen wir verhindern, dass der dann entstehende Angebotsrückgang bei Fleisch und anderen tierischen Produkten aus Deutschland durch Billigimporte aus anderen Ländern kompensiert wird.
Klimaschutz und Tierschutz konsequent zu Ende denken bedeutet auch, den Konsum tierischer Produkte insgesamt zu reduzieren. Dafür müssen für die Verbraucher:innen gesunde und ethisch unbedenkliche Alternativen geschaffen werden. An beidem fehlt es aktuell noch. Viele der heute erhältlichen Fleischimitate sind hochverarbeitet und stehen aufgrund der diversen Zusatzstoffe in Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Das verunsichert selbst Verbraucher:innen, die auf konventionelles Fleisch verzichten möchten. Die Herstellung von Fleisch im Labor ist dagegen noch zu energie- und kostenintensiv, um als Alternative zu konventionellem Fleisch marktauglich zu sein. Außerdem haben viele Verbraucher:innen Bedenken gegenüber neuen Techniken der Fleischerzeugung. Daher braucht es mehr staatlich geförderte Forschung, um die Erschließung gesunder alternativer Proteinquellen und die künstliche, gesundheitlich unbedenkliche Erzeugung von Fleisch zu beschleunigen.
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