Veranstaltung: | 50. Bundesdelegiertenkonferenz Wiesbaden |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | OV Twistringen (dort beschlossen am: 02.10.2024) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.10.2024, 21:22 |
V-52: Humusaufbau - für Klimaschutz und Klimaanpassung
Antragstext
Der jüngste Bericht des Weltklimarates IPCC stellt klar: Wenn die Erderhitzung
auf 1,5 Grad begrenzt werden soll, müssen in diesem Jahrhundert mehrere Hundert
Gigatonnen des Treibhausgases CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden. Die
Anreicherung von Kohlenstoff in Form von Humus gehört zu den wenigen
Klimaschutzmaßnahmen, die nicht nur Emissionen vermeiden, sondern diese sogar
rückgängig machen können (negative emissiontechnology).
So geht das Umweltprogramm der UN davon aus, dass durch humusmehrende
Bewirtschaftungsmethoden jedes Jahr bis zu 4.8 Gt CO2e gespeichert werden
können. Darüber hinaus erhöht Humusaufbau die Widerstandsfähigkeit der
Landwirtschaft gegenüber den Folgen des Klimawandels. Sie wirkt sich positiv auf
die Biodiversität im Boden, auf die Wasserspeicherkapazitäten und damit auf den
Hochwasserschutz sowie auf die Ertragsstabilität aus.
Mit der vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen
„Bodenzustandserhebung Landwirtschaft“ hat das Thünen-Institut im November 2018
erstmalig eine umfassende und repräsentative Inventur der organischen
Kohlenstoffvorräte in den landwirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands
vorgelegt. Insgesamt sind hier über 2,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff
gespeichert. Damit wird die große Bedeutung der Agrarböden für den Klimaschutz
hervor gehoben.
Bei der genaueren Betrachtung zeigt die Bodenzustandserhebung jedoch auch eine
bedenkliche Entwicklung: Trotz Cross-Compliance Bestimmungen (Erhaltung des
Anteils der organischen Substanz im Boden, GLÖZ 6) und der Greening-Prämie im
Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik sowie durch verschiedene GAK bzw. ELER-
Maßnahmen gefördert zeigen die Monitoring-Ergebnisse, dass es in den letzten
zwei Dekaden in Deutschland zu keiner Steigerung des Humusanteils in
landwirtschaftlich genutzten Böden gekommen ist. Ganz im Gegenteil wurde auf den
Ackerflächen sogar ein Humusabbau festgestellt, während in Grünlandböden der
Humusvorrat in etwa gleich geblieben ist. Mit dem Humus geht unseren Böden
Fruchbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen der Klimakrise verloren.
Begründung
Etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands ist landwirtschaftlich genutzte Fläche. Sie bestand 2023 zu gut 70 % aus Ackerland, zu 28 % aus Dauergrünland Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland ist seit der vorangegangenen Landwirtschaftszählung 2010 um 12 % auf 263 500 Betriebe gesunken
Dieser erschreckende Trend des „Bauernsterbens“ oder des Verschwindens der „bäuerlichen Landwirtschaft“ in Deutschland wird sich zukünftig fortsetzen, wenn die Betriebe weiterhin unter enormen wirtschaftlichem Druck stehen. Eine sehr herausragende Bedeutung würde dagegen eine stärkere Honorierung der
Landwirtschaft für Umweltdienstleistungen einnehmen! Die Wirkung gezielter flächendeckender Maßnahmen in der Landwirtschaft wäre aufgrund der sehr großen Flächenanteile im Vergleich zu den meisten bisherigen Umwelt- und Naturschutz-maßnahmen von enormer Tragweite. Die bestehenden landwirtschaftlichen Förderprogramme für Umwelt- und Ressourcenschutzmaßnahmen genügen offensichtlich bei weitem nicht, um die Betriebe ernsthaft zu motivieren, aktiver für Klima-, Boden- und Gewässerschutz sowie für die Erhaltung der Biodiversität einzutreten.
Bodenschutz hat eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung! Deshalb sollte die Bindung von CO2 und die Klimaanpassung durch Humus gesellschaftlich bezahlt werden. Bodenanalysen würden einen Humus-Nachweis erbringen.
Quelle: Stiftung Lebensraum