In Deutschland gibt es trotz Krankenversicherungspflicht Menschen, die gar keine Krankenversicherung haben bzw. auf Grund von Beitragsschulden nur einen eingeschränkten Leistungsanspruch für Notfall- oder Schmerzbehandlungen haben. Laut Mikrozenzus betrifft dies 0,4 % der in Deutschland lebenden Menschen - allerdings sind dies nur die Menschen mit Wohnsitz die vom Zensus erfasst wurden. Die Dunkelziffer liegt auf Grund der nicht erfassten Gruppen, wie Menschen ohne festen Wohnsitz oder EU-Bürger:innen, die als Scheinselbsständige nicht ordnungsgemäß versichert sind, höher. Wisschenschaftliche Schätzungen gehen hier von bis zu 1 % der in Deutschland lebenden Menschen aus.
In Deutschland sind somit zwischen 300.000 und 800.000 von Gesundheitsleistungen ausgeschlossen, obwohl der Sozialpakt der UN seit 1966 solch einen Zugang einfordert.
Das System der anonymen Behandlungsscheine ermöglicht es Betroffenen, ohne Angst vor Stigmatisierung oder finanziellen Hürden medizinische Versorgung zu erhalten. Der Schein garantiert eine anonyme und niedrigschwellige Abwicklung der Behandlungskosten und wird bereits in einzelnen Bundesländern und Kommunen erfolgreich eingesetzt. Der Ausbau dieses Systems auf Bundesebene würde die Versorgungslücke schließen und den Zugang zu medizinischer Grundversorgung deutlich verbessern.
Clearingstellen und Sozialberatung leisten hierbei ebenfalls einen wichtigen Beitrag: Sie bieten individuelle Beratung und Unterstützung, um Menschen wieder in die Regelversorgung zu integrieren. Diese Stellen klären den Versicherungsstatus, prüfen Ansprüche und helfen dabei, geeignete Versicherungslösungen zu finden.
siehe
https://www.aerzteblatt.de/archiv/228031/Menschen-ohne-Krankenversicherung-Ein-oft-uebersehenes-Problem
https://www.aerzteblatt.de/archiv/228058/Menschen-ohne-Krankenversicherung-Was-wirklich-helfen-kann
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/menschen-ohne-krankenversicherung-krankenversicherungspflicht-100.html