Veranstaltung: | 42. Bundesdelegiertenkonferenz Berlin |
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Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes |
Antragsteller*in: | LDK Mecklenburg-Vorpommern (dort beschlossen am: 09.09.2017) |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 09.09.2017, 20:56 |
V-07: Ausstieg aus fossilen Energieträgern einleiten: Grüne unterstützen die Lofoten Deklaration
Antragstext
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen die Forderungen der Lofoten Deklaration, in der mehr als
200 zivilgesellschaftliche Gruppen am 07.09.2017 Länder, Regionen und Unternehmen
auffordern, vor dem Hintergrund der Pariser Klimaziele die Erkundung und Ausbeutung fossiler
Energieträger zu beenden und einen gemanagten Abbau des fossilen Sektors einzuleiten.
The Lofoten Declaration
Climate Leadership Requires a Managed Decline of Fossil Fuel
Production
Global climate change is a crisis of unprecedented scale, and it will take unprecedented
action to avoid the worst consequences of our dependence on oil, coal, and gas. Equally as
critical as reducing demand and emissions is the need for immediate and ambitious action to
stop exploration and expansion of fossil fuel projects and manage the decline of existing
production in line with what is necessary to achieve the Paris climate goals.
Clean, safe, and renewable fuels are already redefining how we see energy and it is time for
nations to fully embrace 21st century energy and phase out fossil fuels.
The Lofoten Declaration affirms that it is the urgent responsibility and moral obligation of
wealthy fossil fuel producers to lead in putting an end to fossil fuel development and to
manage the decline of existing production.
We stand in solidarity with, and offer our full support for, the growing wave of impacted
communities around the world who are taking action to defend and protect their lives and
livelihoods in the face of fossil fuel extraction and climate change. It is a priority to
elevate these efforts. Frontline communities are the leaders we must look to as we all work
together for a safer future.
A global transition to a low carbon future is already well underway. Continued expansion of
oil, coal, and gas is only serving to hinder the inevitable transition while at the same
time exacerbating conflicts, fuelling corruption, threatening biodiversity, clean water and
air, and infringing on the rights of Indigenous Peoples and vulnerable communities.
Energy access and demand are and must now be met fully through the clean energies of the
21st century. Assertions that new fossil fuels are needed for this transformation are not
only inaccurate; they also undermine the speed and penetration of clean energy.
We recognize that a full transition away from fossil fuels will take decades, but also, that
this shift is an opportunity more than a burden. We are in a deep hole with climate. We must
begin by not digging ourselves any deeper.
Research shows that the carbon embedded in existing fossil fuel production will take us far
beyond safe climate limits. Thus, not only are new exploration and new production
incompatible with limiting global warming to well below 2ºC (and as close to 1.5ºC as
possible), but many existing projects will need to be phased-out faster than their natural
decline.
This task should be first addressed by countries, regions, and corporate actors who are best
positioned in terms of wealth and capacity to undergo an ambitious just transition away from
fossil fuel production. In particular, leadership must come from countries that are high-
income, have benefitted from fossil fuel extraction, and that are historically responsible
for significant emissions.
We call on these governments and companies to recognize that continued fossil fuel
exploration and production without a managed decline and a just transition is irreconcilable
with meaningful climate action. We also note that there are tremendous leadership
opportunities for these countries to demonstrate that moving beyond oil, coal, and gas –
both demand and production – is not only possible, but can be done while protecting workers,
communities, and economies.
Begründung
Mit den Pariser Klimazielen ist klar, dass wir nicht nur aus der Kohleverbrennung aussteigen, sondern letztlich einen Großteil aller Reserven fossiler Energieträger im Boden lassen müssen. Die internationale Zivilgesellschaft hat sich jetzt geäußert, was genau das für die Zukunft der Öl- und Gasindustrie heißt: Mehr als 200 Organisationen aus aller Welt erklärten sich am 07.09.2017 in The Lofoten Declaration.
Darin wird ausgeführt, dass es nicht reiche, die Suche nach immer weiteren neuen fossilen Reserven zu suchen und die fossilen Subventionen abzuschaffen. Es brauche politischen Entscheidungen, Prozesse und Instrumente, die letztlich einen Rückbau des gesamten fossilen Sektors bedeuten – und auch einen gemanagten Rückzug aus bereits produzierenden Öl- und Gasfeldern. Reiche ölexportierende Länder sollten dabei ihre moralische Verantwortung annehmen und die Chance eines konsequenten klimabewussten Handelns ergreifen.
Eine globale Debatte darüber, wer überhaupt noch Öl, Kohle und Gas produzieren und exportieren darf, wenn der Markt dafür in naher Zukunft rasant schrumpfen wird, ist letztlich auch eine Frage globaler Gerechtigkeit. Der politische Diskurs dazu beginnt gerade erst. Geplante Infrastrukturinvestitionen zum Erhalt und Ausbau der fossilen Wirtschaft ist in keinster Weise kompatibel sind mit einer klimasicheren Welt.
DIE LOFOTEN-DEKLARATION
Zur Führungsrolle beim Klimaschutz gehört auch ein politisch gelenkter Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung
Der globale Klimawandel stellt eine Krise beispiellosen Ausmaßes dar. Deshalb ist auch der Handlungsbedarf, um die schlimmsten Folgen unserer Abhängigkeit von Öl, Kohle und Gas zu verhindern, so dringend wie nie zuvor. Genauso wichtig und notwendig wie die Reduzierung des Energiebedarfs und der Emissionen sind sofortige und ehrgeizige Maßnahmen, um die Neuerschließung und den Ausbau fossiler Energiegewinnung zu stoppen. Die Pariser Klimaziele lassen sich nur mit einem politisch gelenkten Ausstieg aus der jetzigen Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen erreichen.
Saubere, sichere und erneuerbare Kraftstoffe bestimmen längst unsere Vorstellung von der Energie der Zukunft. Es ist an der Zeit, dass auch die einzelnen Staaten im 21. Jahrhundert ankommen und mit dem Ausstieg aus der Gewinnung fossiler Brennstoffe beginnen.
Die Lofoten-Deklaration stellt klar, dass es in der dringenden Verantwortung und moralischen Pflicht der reichen Erzeuger fossiler Brennstoffe liegt, die weitere Erschließung dieser Energieträger zu beenden und die bestehende Produktion herunterzufahren.
Wir stehen solidarisch an der Seite der wachsenden Zahl betroffener Gemeinschaften in aller Welt und unterstützen sie in ihrem Kampf gegen die Gewinnung fossiler Energieträger und den Klimawandel zum Schutz ihres Lebens und ihrer Existenzgrundlagen. Diese Bemühungen müssen mit höchster Priorität unterstützt werden. Die jetzt schon am schlimmsten betroffenen Gemeinschaften führen den gemeinsamen Kampf für eine sichere Zukunft an.
Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft ist bereits weltweit im Gange. Ein weiterer Ausbau der Öl-, Kohle- und Gasgewinnung wird den unvermeidlichen Energiewandel lediglich aufhalten und dabei Konflikte verschärfen, Korruption anheizen, die Biodiversität gefährden, Wasser und Luft verschmutzen sowie die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen und gefährdeter Gemeinschaften verletzen.
Energiebedarf und -versorgung müssen voll und ganz durch die sauberen Energien des 21. Jahrhunderts gedeckt werden. Behauptungen, dass für diesen Übergang neue fossile Brennstoffe nötig seien, sind nicht nur unzutreffend, sie mindern auch das Tempo, mit dem ein vollständiger Umstieg auf saubere Energien vorangetrieben wird.
Auch wenn die völlige Abkehr von fossilen Brennstoffen Jahrzehnte dauern wird, sind wir dennoch überzeugt, dass dieser Energiewandel eine Chance und keine Last ist. In Bezug auf das Klima stecken wir in einem tiefen Loch, das wir keinesfalls noch tiefer graben dürfen.
Der aktuelle Stand der Wissenschaft belegt, dass die von der bereits bestehenden Gewinnung fossiler Brennstoffe verursachten Kohlenstoffemissionen die sicheren Obergrenzen unseres CO2-Budgets bei weitem übersteigen. Deshalb ist nicht nur eine Neuerschließung und Neugewinnung fossiler Brennstoffe unvereinbar mit der Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2°C (bzw. 1,5°C). Zur Erreichung dieses Ziels muss auch die bestehende fossile Energiegewinnung schneller eingestellt werden als diese Quellen auf natürliche Art versiegen würden.
Diese Aufgabe sollte vor allem von denjenigen Ländern, Regionen und Unternehmen in Angriff genommen werden, die aufgrund ihres Reichtums und ihrer ökonomischen Voraussetzungen am ehesten in der Lage sind, einen ehrgeizigen und gerechten Energiewandel mit einer Abkehr von fossilen Brennstoffen durchzusetzen. Eine Vorreiterrolle müssen hier insbesondere die reichen Länder spielen, die bisher am meisten von der Gewinnung fossiler Brennstoffe profitiert haben und historisch für einen Großteil der Emissionen verantwortlich sind.
Wir appellieren an diese Regierungen und Unternehmen, sich bewusst zu machen, dass eine fortgesetzte Erschließung und Gewinnung fossiler Brennstoffe ohne einen politisch gelenkten Ausstieg aus dieser Energiegewinnung und ohne einen gerechten Strukturwandel nicht mit einer sinnvollen Klimapolitik vereinbar ist. Sie haben hier enorme Möglichkeiten, eine Führungsrolle zu übernehmen: Sie können beweisen, dass eine Abkehr von Öl, Kohle und Gas – sowohl in Bezug auf den Energiebedarf als auch die Energiegewinnung – nicht nur möglich ist, sondern zum Schutz von Arbeitsplätzen, Gemeinschaften und Volkswirtschaften beiträgt.
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