| Veranstaltung: | 1. Bundesfrauenrat 2019 | 
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | V Verschiedenes | 
| Status: | Beschluss | 
| Beschluss durch: | Bundesfrauerat, BAG Frauenpolitik | 
| Beschlossen am: | 04.05.2019 | 
| Angelegt: | 05.05.2019, 05:57 | 
Für einen solidarischen Feminismus für alle
Beschlusstext
Unsere Gesellschaft ist vielfältig. Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten, 
Religionen und Prägungen leben hier zusammen. Ein zeitgenössischer Feminismus ist einer, der 
diese Verschiedenheit anerkennt, wertschätzt und sich damit natürlich auch kritisch 
auseinandersetzt. Mit einer Haltung, die Vielfalt als Problem wahrnimmt und Vorurteile 
reproduziert, lösen sich die Herausforderungen der vielschichtigen und komplexen 
Gesellschaft dagegen nicht.
Feminismus muss andere Diskriminierungsformen einbeziehen
Unser Feminismus akzeptiert, dass Menschen unterschiedlich sind. Es gibt mehr 
Diskriminierungen als nur die aufgrund des Geschlechts. Die Welt teilt sich nicht nur in 
Männer und Frauen. Menschen werden auch aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Religion, 
Behinderung, sexueller Identität oder sozialer Klasse diskriminiert. Und Feministinnen 
müssen auch diese Diskriminierungen bekämpfen.
Deswegen ist für uns das Konzept des intersektionalen Feminismus ein wichtiger Ansatzpunkt.
Intersektionaler Feminismus ist ein Feminismus, der den Blick weitet und nicht nur die 
Benachteiligung von Frauen gegenüber Männern bekämpft, sondern andere Diskriminierungsformen 
einbezieht. Ein kraftvoller Feminismus, der es schafft, dass sich verschiedene Frauen in 
ihrem jeweils individuellen Emanzipationsstreben solidarisch unterstützen und Seite an Seite 
füreinander einstehen können.
Feministinnen kämpfen gegen jede patriarchale Gewalt
Gleichzeitig wissen wir, es gibt nach wie vor strukturelle Diskriminierungen, die alle 
Frauen betreffen, einfach weil sie Frauen sind. Diese Strukturen gemeinsam und nicht in 
Abgrenzung zueinander zu bekämpfen, das macht Frauen stärker – alle Frauen. Dafür steht 
unsere grüne Frauenpolitik. Intersektionaler Feminismus bedeutet für uns, dass wir 
patriarchale Strukturen, das Machtgefälle von Männern gegenüber Frauen, benennen und 
politisch bekämpfen.
Für uns ist klar: Keine Ideologie, keine Religion, keine Kultur kann rechtfertigen, die 
Würde, die Selbstbestimmung und die Rechte von Frauen einzuschränken.
Egal wo und von wem das Selbstbestimmungsrecht angegriffen wird, erfährt dies unseren lauten 
Widerspruch und dem stellen wir uns klar entgegen.
Und egal ob patriarchale Gewalt von weißen Deutschen oder von Männern mit 
Migrationsgeschichte, von Muslimen, Christen oder von Atheisten ausgeübt wird, Feministinnen 
stehen dagegen auf.
Solidarischer Feminismus
Genauso klar ist für uns, dass Feminismus niemals die Rechtfertigung dafür sein kann, Frauen 
zu entmündigen. Selbstbestimmungsrechte gelten für jede Frau – egal, wie sie lebt und wo sie 
sich zugehörig fühlt. Jede Frau hat das Recht, über sich, ihren Körper, ihre Identität und 
auch über ihr Aussehen und ihre Kleidung selbst zu entscheiden. Niemand darf einer Frau ein 
Kopftuch aufzwingen. Aber genauso wenig darf eine Mehrheit einer Frau pauschal ein Kopftuch 
verbieten. Solidarischer Feminismus bedeutet, dass wir - jede nach ihrer Fasson – gemeinsam 
für die universalen Rechte von Frauen kämpfen.
Ein intersektionaler Feminismus übersieht nicht, dass wir es gesamtgesellschaftlich mit 
einem gefährlichen Rechtsruck zu tun haben, der sich nicht nur, aber insbesondere gegen den 
Islam und hier lebende Muslim*innen richtet, genauso wie gegen Menschen, die hierher 
einwandern. Das ist umso wichtiger, weil rechte Kräfte ganz gezielt vermeintlich 
Frauenrechte als Treibmittel für ihren Populismus missbrauchen. Da werden Frauenmärsche 
organisiert, an denen überwiegend Männer teilnehmen. Mordfälle an Frauen und sexuelle 
Übergriffe werden missbraucht, um Menschen gegeneinander aufzuwiegeln und um gegen 
Geflüchtete und Migrant*innen zu hetzen.
Diese gezielte Methode der Rechten hat konkrete und brutale Auswirkungen auf Frauen, auch 
auf Musliminnen. Statt Frauen zu schützen, wie es die Kampagnen der Rechten suggerieren, 
werden sie als Propaganda-Mittel für eigene Zwecke benutzt. Die hasserfüllte Stimmung, die 
dadurch erzeugt wird, führt dazu, dass Musliminnen oder Frauen of Colour auf offener Straße 
beleidigt und immer öfter sogar tätlich angegriffen werden.
Für Offenheit und Vielfalt
Für uns als grüne Frauen ist es selbstverständlich, uns solidarisch an die Seite aller 
Frauen zu stellen, die angegriffen, beleidigt oder diffamiert werden. Dass Frauen Frauen 
stärken, ist ein wesentlicher Bestandteil von Feminismus.
Wir stellen uns gegen eine einseitige und härtere Konfrontation nur mit dem Islam, wie sie 
aktuell geführt wird. Die Pauschalverurteilung ganzer Bevölkerungsgruppen steht unserer Idee 
von Feminismus entgegen.
Gerade in Zeiten des Rechtsrucks treten wir für einen Feminismus ein, der alle Frauen meint. 
Für einen Feminismus, der solidarisch und antirassistisch ist.
