| Antrag: | Das Recht auf Asyl gilt uneingeschränkt – auch in der Krise | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Silke Gebel (KV Berlin-Mitte) und 7 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 50%) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Übernahme | 
| Angelegt: | 30.04.2020, 07:59 | 
C-04-028: Das Recht auf Asyl gilt uneingeschränkt – auch in der Krise
Von Zeile 27 bis 32:
Prüfung für unsere Menschlichkeit. Für uns Grüne ist klar, dass wir diese Krise nur gemeinsam meistern können. Wir riskieren keine Toten, wo wir Leben retten können – nicht hier, aber auch nicht in Italien, Griechenland oder auf dem Mittelmeer. Wir setzen europäische Werte und Solidarität nicht aufs Spiel, wo sie dringender denn je gebraucht werden. In der Corona-KriseWir haben wir ein Ziel: Wir lassen niemanden zurück, auch nicht die Geflüchteten in Deutschland und an den 
Die zivilisatorische Errungenschaft des individuellen Rechts auf Asyl ist einer 
der menschenrechtlichen Grundpfeiler des internationalen und deutschen Rechts 
und der Europäischen Union. Es muss geschützt werden, zu jeder Zeit. Doch schon 
vor der Pandemie haben die Mitgliedsstaaten der EU es nicht vermocht, dieses 
Recht zu achten und gemeinsam zu schützen. Sie ließen zu, dass Menschen auf der 
Flucht ertranken und in überfüllten Lagern auf europäischem Boden monate- und 
jahrelang feststecken. Eine solidarische Verteilung der Menschen, die nach 
Europa kamen, war ebenso nicht erreicht wie ein gemeinsames europäisches 
Asylsystem.
Jetzt, in Zeiten der Krise, drohen diese Versäumnisse zu einer noch größeren 
Katastrophe zu werden: Die von einigen Ländern der EU zugesagte Verteilung 
besonders schutzbedürftiger Menschen aus den überfüllten Lagern auf den 
griechischen Inseln verzögert sich lebensgefährlich. Und auch auf dem Mittelmeer 
haben sich die EU-Mitgliedsstaaten aus der Verantwortung gezogen. Wenn 
Schutzsuchende im zentralen Mittelmeer gerettet werden, verdanken wir das einzig 
und allein dem Engagement der ehrenamtlichen Seenotrettungsorganisationen. Die 
Pandemie stellt jeden EU-Mitgliedsstaat vor schwierige Herausforderungen. 
Momentan wird sie jedoch als Vorwand genutzt, um Hilfsorganisationen beim Retten 
von Menschenleben zu behindern und die staatliche Seenotrettung weiter 
auszusetzen. All das nun mit dem Hinweis auf die Gefährlichkeit des Virus, auf 
fehlende gesundheitliche Ressourcen in Südeuropa und aus Angst vor weiteren 
Infizierten. Doch Europa darf Menschen nicht ertrinken lassen, die man retten 
könnte.
Das Corona-Virus unterscheidet nicht nach Herkunft, Religion oder Aussehen. Es 
fragt nicht danach, ob wir aus Deutschland, Afghanistan oder Syrien sind. Es 
gefährdet uns alle. Und es ist, nach den Worten des Bundespräsidenten, eine 
Prüfung für unsere Menschlichkeit. Für uns Grüne ist klar, dass wir diese Krise 
nur gemeinsam meistern können. Wir riskieren keine Toten, wo wir Leben retten können – 
nicht hier, aber auch nicht in Italien, Griechenland oder auf dem Mittelmeer. 
Wir setzen europäische Werte und Solidarität nicht aufs Spiel, wo sie dringender 
denn je gebraucht werden. In der Corona-KriseWir haben wir ein Ziel: Wir lassen 
niemanden zurück, auch nicht die Geflüchteten in Deutschland und an den 
europäischen Außengrenzen.
Schutzbedürftige aufnehmen, menschenwürdige Bedingungen schaffen, vor Corona 
schützen
Durch die Corona-Krise hat sich die Verteilung der Menschen aus den überfüllten 
Lagern auf den griechischen Inseln nochmal lebensgefährlich verzögert. 
Eigentlich hatten Anfang März sieben Mitgliedstaaten angekündigt, insgesamt 
1.600 besonders Schutzbedürftige von dort aufzunehmen. Doch bis heute haben 
lediglich Luxemburg und Deutschland Menschen zu sich geholt – zusammen insgesamt 
59 Kinder. Das ist nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. 
Mehr als 35.000 Geflüchtete stecken auf den griechischen Inseln fest, 18.000 
alleine im Camp Moria auf Lesbos, das ursprünglich für 3.000 Menschen konzipiert 
war. Es fehlt an Medikamenten, Toiletten, Platz zum Abstandhalten. Nicht einmal 
fließend Wasser gibt es jeden Tag. Niemand kann sich dort ausreichend vor einer 
Ansteckung mit dem Covid-19 Virus schützen. Auf ganz Lesbos gibt es nur sechs 
Intensivbetten. Angesichts dieser Bedingungen ist es nur nachvollziehbar, dass 
die Geflüchteten große Angst um sich und ihre Liebsten in den Camps haben, wenn 
das Virus dort ankommt. Dass die Bundesregierung es nach langem Ringen geschafft 
hat, gerade einmal rund 50 Kinder aufzunehmen, ist unter diesen Umständen 
beschämend.
Viele Städte und Gemeinden in Deutschland und auch in anderen europäischen 
Staaten, selbst ganze Bundesländer haben ihre Bereitschaft signalisiert, viel 
mehr Menschen aufzunehmen. Darum müssen nun sofort zumindest die besonders 
schutzbedürftigen Menschen, also Kinder, Schwangere, chronisch Kranke, Menschen 
mit Behinderung und Ältere von den Inseln geholt werden. Die Bundesländer, die 
deutlich erklärt haben, dass sie Kapazitäten für mehr Menschen haben und 
aufnehmen wollen, müssen nun aktiv werden, Landesaufnahmeanordnungen erlassen 
und mit dem Bundesinnenminister ein Einvernehmen über die Aufnahme herstellen. 
Doch einzelne Bundesländer können die Probleme der Europäischen Asylpolitik 
nicht im Alleingang lösen. Sie können nur ihren Beitrag leisten und vom 
Bundesinnenministerium einfordern, dass Deutschland die eigenen Möglichkeiten 
nutzt und endlich Verantwortung übernimmt.
Wir Grüne fordern, in den nächsten Wochen zuerst die besonders schutzbedürftigen 
Menschen, wie unbegleitete Minderjährige, Familien mit kleinen Kindern oder 
Corona-Risikofälle zu evakuieren. Familien dürfen nicht auseinandergerissen 
werden, auch wenn sie durchs enge Raster der Kernfamilien-Definition in der 
Dublin-Verordnung fallen. Es ist absurd, wenn ein minderjähriger Junge nach 
Deutschland kommt und von seiner Schwester getrennt wird, die mit einem kleinen 
Kind in Moria zurückbleibt.
Aufgrund der Ausbreitung von Covid-19 können derzeit viele Visa mangels 
Flugverbindungen nicht genutzt werden und verfallen. Daher braucht es einen 
großzügigen Umgang mit Fristen und Verlängerungen von bereits ausgestellten 
Visa. Da dies auch den Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten in 
Deutschland betrifft, der ohnehin auf maximal 1.000 Menschen pro Monat begrenzt 
ist, fordern wir die Übertragung nicht ausgeschöpfter Kontingente auf die Zeit, 
in der konsularischer Betrieb wieder vollumfänglich aufgenommen werden kann und 
Flugverbindungen existieren. Sobald es wieder möglich ist, sollten die 
Visaabteilungen personell aufgestockt werden, um zügig die aufgestauten Anträge 
abarbeiten zu können.
Um Menschen nicht noch länger im Ungewissen zu lassen, setzen wir uns dafür ein, 
die 6-monatige Dublin-Rücküberstellungfrist nicht zu verlängern oder 
auszusetzen, sondern die Zuständigkeit für das Asylverfahren nach Ablauf der 
Frist anzuerkennen.
Auch die EU-Kommission muss ihren Teil dazu beitragen, die menschenunwürdige 
Situation in den Lagern auf den griechischen Inseln zu beenden und dabei 
unterstützen, dass die sichere Aufnahme der Geflüchteten in anderen EU-
Mitgliedsstaaten finanziert wird. Statt 280 Millionen Euro dafür auszugeben, 
überfüllte Lager einige Kilometer weiter durch geschlossene Freiluftgefängnisse 
für die Geflüchteten zu ersetzen, sollte die medizinische und humanitäre 
Versorgung der Menschen verbessert werden.
Häfen öffnen, Menschenleben retten
Über Ostern wurde von überfüllten Booten im Mittelmeer berichtet, die Notrufe 
abgesetzt hatten, jedoch von den maltesischen und italienischen Behörden 
ignoriert wurden. Die Bundesregierung forderte von den Seenotrettungs-NGOs sogar 
einen Stopp ihrer Rettungseinsätze im Mittelmeer. Damit unterstützt Deutschland 
die Blockadepolitik Italiens, Maltas und anderer Mitgliedstaaten und nimmt in 
Kauf, dass Menschen im Mittelmeer sterben oder aber in libysche Folterlager 
zurückgebracht werden, wo auf sie die Hölle auf Erden wartet. Das ist zutiefst 
unmenschlich.
Im zentralen Mittelmeer trotzen zivilgesellschaftliche Seenotretter*innen der 
tödlichen Blockadepolitik und retten auch in Zeiten von Corona so viele Leben 
wie nur möglich. Wir Grüne stehen an der Seite dieser starken und solidarischen 
Zivilgesellschaft und stellen uns ihrer zunehmenden Kriminalisierung entgegen.
Die Pandemie erfordert zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen, aber sie entbindet einen 
nicht von der Pflicht, Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Die Häfen Italiens 
und Maltas sind offen, es fahren täglich Schiffe ein und aus. Es gibt keinen 
Grund, sie ausgerechnet für Rettungsschiffe zu schließen.
Wir Grüne fordern, dass sich die Bundesregierung gemeinsam mit anderen 
Mitgliedstaaten und der EU-Kommission dafür einsetzt, dass Italien und Malta 
ihre Häfen für Rettungsschiffe wieder öffnen. Und wir brauchen dringend und 
weiterhin ein europäisches Seenotrettungsprogramm für das Mittelmeer, zu dem 
auch Deutschland mit Booten seinen Beitrag leisten muss.
Um eine mögliche Ausbreitung des Virus zu verhindern, können Schutzsuchende auf 
derzeit still liegenden Fähren und Kreuzfahrtschiffen in 14-tägige Quarantäne 
gebracht werden. Danach muss eine Verteilung der Menschen auf EU- Staaten 
erfolgen. Hierfür braucht es eine Neuauflage und Erweiterung des Abkommens von 
Malta aus dem vergangenen September.
Ein gerechtes und effizientes Europäisches Asylsystem voranbringen
Wir Grüne setzen uns für eine Reform des Europäischen Asylsystems ein. Dabei 
müssen faire, schnelle und geordnete Verfahren an den europäischen Außengrenzen 
genauso wie ein funktionierender Verteilmechanismus im Zentrum stehen. 
Langwierige Verfahren, Zulässigkeitsprüfungen und Vorprüfungen von Asylanträgen 
führen zu Situationen wie derzeit auf den griechischen Inseln. Und genau das 
wollen wir vermeiden. Schutzsuchende müssen deshalb an den Außengrenzen schnell 
registriert werden, einen Gesundheitscheck und Sicherheitskontrollen durchlaufen 
und dann rasch auf die Mitgliedstaaten verteilt werden. Kapazitäten der 
Aufnahmezentren dürfen nicht überschritten werden.
Um Schutzsuchende gerecht zu verteilen, setzen wir auf einen Ansatz, der das 
Potenzial der Solidarität in Europa voll ausschöpft. Hunderte von Städten und 
Gemeinden in Europa haben sich bereit erklärt, Asylsuchende aufzunehmen. Für uns 
ist das der Ausgangspunkt. Wer helfen will, muss helfen können. Dabei müssen EU-
Gelder zur Unterstützung bereitgestellt werden. Wir setzen auf positive Anreize 
zur Stärkung der Solidarität. Wenn die freiwilligen Kapazitäten erschöpft sind 
und weitere Plätze für Asylsuchende benötigt werden sollten sich in einem 
weiteren Schritt alle Mitgliedsstaaten solidarisch beteiligen. Mitgliedstaaten, 
die sich grundsätzlich gegen die Aufnahme von Schutzsuchenden sperren, sollen 
stattdessen einen angemessenen Beitrag leisten und sich so an einem 
funktionierenden Europäischen Asylsystem beteiligen.
Geflüchtete auch hierzulande schützen
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus darf es keine doppelten 
Standards geben. Auch Geflüchtete müssen vor Corona geschützt werden – weltweit 
und hier in Deutschland. Neben zwingenden Hygieneplänen für eine Entzerrung 
innerhalb der Erstaufnahmeeinrichtungen und in Gemeinschaftsunterkünften muss 
eine sofortige Umverteilung von mindestens den Risikogruppen und den 
schutzbedürftigen Personen in die Kommunen erfolgen.
Abschiebungen sind derzeit faktisch ausgesetzt, da der Flugverkehr nahezu 
eingestellt wurde. Es ist auch aus menschrechtlicher Sicht absolut inakzeptabel, 
in Zeiten einer Pandemie an Abschiebungen festzuhalten, wie es die 
Bundesregierung jedoch tut. Sie gefährdet damit nicht nur die Geflüchteten, 
sondern auch die beteiligten Beamt*innen und das Bordpersonal.
Neben den 16 Landesintegrationsbeauftragten und zahlreichen Flüchtlings- und 
Menschenrechtsorganisationen fordern auch wir Grüne, Abschiebungen ausnahmslos 
auszusetzen. Dafür soll ein Abschiebestopp aus humanitären Gründen erlassen und 
die Abschiebhaft entsprechend ausgesetzt werden. Das BAMF und die 
Ausländerbehörden sollten keine negativen Bescheide mehr ausstellen, da 
Beratungsstellen und Anwält*innen nur eingeschränkt arbeitsfähig sind. Alle in 
Deutschland lebenden Menschen sollten unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus 
uneingeschränkt Zugang zu unserem Gesundheitssystem haben. Auch bei den 
Sozialleistungen muss darauf geachtet werden, dass Empfänger*innen nach dem 
Asylbewerberleistungsgesetz bei den Hilfspaketen nicht vergessen werden.
weitere Antragsteller*innen
- Werner Graf (KV Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg)
- Andreas Audretsch (KV Berlin-Neukölln)
- Jian Omar (KV Berlin-Mitte)
- Ghalia EL Boustami (KV Wolfenbüttel)
- Markus Schopp (KV Berlin-Mitte)
- Fiona Macdonald (KV Berlin-Mitte)
- Hanna Steinmüller (KV Berlin-Mitte)

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