| Dringlichkeitsantrag: | Eindämmung, Erholung und Erneuerung | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Carolin Schenuit (KV Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf) und 2 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 0%) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: D-01-277-2 | 
| Angelegt: | 01.05.2020, 09:39 | 
D-01-287-2: Eindämmung, Erholung und Erneuerung
Verfahrensvorschlag zu D-01-277-2: Antragstext
Von Zeile 282 bis 284 einfügen:
wie es weitergehen kann, welche Marktentwicklung eintreten wird, ob Arbeitsplätze gesichert werden können. Die Branche muss sich grundlegend ändern. Wir schlagen ein Zukunftsbündnis von Unternehmen, Gewerkschaften und Umweltverbänden vor, um die Rezession zu
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Die nun nötigen Konjunkturmaßnahmen bieten eine große Chance für die ökologische Wende, vor allem im Verkehrsbereich: Bürger*innen, die ihren privaten Pkw abmelden und keinen neuen anschaffen, können eine Mobilitätsprämie in Anspruch nehmen, um darüber klimafreundliche Alternativen wie eine BahnCard, eine ÖPNV-Monatskarte, ein Lastenfahrrad oder Car- oder Bikesharing-Angebote mitzufinanzieren. Denn mehr Autos sind nicht die Lösung. Zusätzlich erhalten Kommunen eine Umbauprämie zur Förderung von klimafreundlichen Mobilitätsangeboten, etwa dem Ausbau von städtischen Busnetzen, dem Aufbau von Sharing-Dienstleistungen oder auch einer größeren Radewegenetzinfrastruktur.
Damit sorgen wir dafür, dass sich das klimafreundliche Verkehrsangebot infolge der Krise nicht verschlechtert und mittelfristig mehr Menschen zum Umstieg weg vom privaten Pkw bewegt werden.
Das Corona-Virus hat die Menschheit in einen Ausnahmezustand versetzt. Wir 
betrauern bereits über 200.000 Tote und großes Leid. Um die Pandemie zu 
bekämpfen, wurde das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auf der ganzen 
Welt weitgehend angehalten, mit dramatischen Auswirkungen: Menschen verlieren 
ihre Arbeit, sozialer Stress und häusliche Gewalt nehmen zu. Die Welt steht vor 
einer tiefgreifenden Rezession.
Noch befinden wir uns mitten in der Pandemie. Es gilt – mit aller Kraft – die 
Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten und zugleich einen sozialen und 
ökonomischen Zusammenbruch zu verhindern. Dafür müssen wir weiter große Vorsicht 
walten lassen und lernen, für eine längere Zeit mit dem Virus zu leben und es 
zugleich immer besser und zielgenauer zu bekämpfen.
Corona ist eine globale Herausforderung, auf die es eine globale Antwort geben 
muss. Kein Staat kann sie allein bewältigen. Das gilt vor allem für uns in 
Europa. Wir müssen Wege aus der Krise konsequent europäisch denken. Nur 
europäisch kommen wir durch diese schwere Zeit, nur gemeinsam werden wir die 
Pandemie bekämpfen und unsere Wirtschaft wieder auf die Beine bringen können. 
Europas Zusammenhalt hat bereits großen Schaden genommen. Wir müssen jetzt alles 
dafür tun, dass das Friedenprojekt Europa zum historischen Kurs der Integration 
zurückfindet.
Niemand weiß, wie lange diese globale Ausnahmesituation andauern wird, niemand 
kann das tatsächliche Ausmaß und die Auswirkungen wirklich absehen. Aber die 
Krise zeigt uns bereits heute, wie wichtig vorausschauendes politisches Handeln 
ist. An unserer Zukunftsfähigkeit und Krisenresilienz zu arbeiten, wird am Ende 
den Unterschied machen.
In der Not zeigt sich, worauf es ankommt: auf Gemeinsinn, Solidarität und 
Humanität. Auf die Erkenntnis, dass deutsche und europäische Interessen eins 
sind. Auf starke internationale Institutionen. Auf die Robustheit von 
Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialsystemen. Auf eine starke Daseinsvorsorge. 
Auf die Stärke derer, die man in der Gesellschaft oft nicht sieht: 
Lastwagenfahrer*innen, Erntehelfer*innen, Kassierer*innen, Reinigungskräfte und 
Pfleger*innen. Auf die vielen Frauen, die nicht nur in schlecht bezahlten 
CareBerufen, sondern auch in vielen Familien alles am Laufen halten. Auf bessere 
Löhne in systemrelevanten Berufen. Auf eine neue Politik der Sicherheit – 
vorsorgend, widerstandsfähig, umfassend und europäisch. Wir brauchen ein neues, 
ein nachhaltiges Sicherheitsversprechen.
Dass diese Erkenntnis über den Tag hinaus Bestand hat, ist nicht 
selbstverständlich. Wir stehen an einer Wegscheide. Schreiben wir eine alte 
Politik, die alte Brüchigkeit, die alten Probleme fort und schaffen damit neue? 
Oder treiben wir beherzt die nötigen Veränderungen voran und bauen Wirtschaft 
und Gesellschaft auf festem Grund wieder auf? Wir sind überzeugt, dass nur ein 
politischer Aufbruch nachhaltig aus der Krise führt. Nur, wenn wir Dinge 
grundlegend verändern, wenn wir aus Bekenntnis Wirklichkeit machen, werden wir 
diese und die anderen großen Herausforderungen – allen voran die Klimakrise – 
bewältigen. Widerstandsfähig gegen globale Krisen zu sein, ist der Schlüssel für 
eine neue Sicherheit im 21. Jahrhundert.
Corona und die Bekämpfung des Virus werden unser aller Leben, die 
gesellschaftlichen Debatten und die Politik noch lange Zeit prägen. Nach der 
Pandemie wird unsere Welt eine andere sein. Doch mit jedem Schritt voran – und 
sei er noch so klein – öffnet sich auch ein Fenster in die Zukunft.
Demokratie bewährt sich gerade in der Krise. Sie ist ein lernendes System, in 
dem mündige Bürgerinnen und Bürger frei über ihre Zukunft diskutieren. Das ist 
die Voraussetzung für Innovation. Aus den jetzigen Erfahrungen können und müssen 
wir Lehren für die Zukunft ziehen. Mit Corona enden die politischen Debatten 
nicht, sondern beginnen sie neu.
II. Handeln in der Pandemie
Deutschland hat die Pandemie entschlossen bekämpft und bislang das 
Gesundheitssystem vor einem Kollaps geschützt. Aber noch ist nichts gewonnen. 
Solange ein Impfstoff nicht verfügbar ist, wird das Corona-Virus eine andauernde 
Gefahr bleiben und wir werden voraussichtlich noch lange mit weitreichenden 
Einschränkungen leben müssen. Lockerungen sind weiter nur stufenweise und unter 
der Prämisse möglich, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird.
In dieser Ausnahmezeit ist Verhältnismäßigkeit das Gebot der Stunde. Es ist die 
Verantwortung des Staates immer wieder zu prüfen, ob die massiven 
Grundrechtseinschränkungen verhältnismäßig sind und ob es mildere Mittel gibt. 
Einschränkungen, genauso wie schrittweise Lockerungen, müssen entlang von 
klaren, nachvollziehbaren Kriterien so transparent wie möglich erklärt werden, 
um Verständnis, Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen. Die Einschränkungen müssen 
geeignet, erforderlich und angemessen sein, die Folgewirkungen in den Blick 
nehmen, mögliche Alternativen betrachten und gründlich abgewogen werden. Sie 
sind zeitlich zu befristen und immer wieder aufs Neue zu begründen. Während es 
im Shutdown eine große Geschlossenheit gab, droht sich die Gesellschaft in 
Phasen der Lockerung zu spalten. Statt sich in Durchhalteparolen und 
Lockerungsübungen aufzureiben, brauchen wir eine andere, zielgenauere Strategie 
zur Bekämpfung des Virus, die auf Tests, schneller Nachvollziehbarkeit von 
Infektionen und auf Schutzmaßnahmen beruht. Wir müssen jetzt daran arbeiten, 
dass die Voraussetzungen dafür vor allem in den sensiblen Bereichen geschaffen 
werden. Lockerungen müssen sich am Gemeinwohl orientieren und dürfen nicht davon 
abhängen, welche Lobbygruppe die stärksten Einflussmöglichkeiten hat.
Mit dem Shutdown haben Bund und Länder die massivsten Grundrechtseingriffe in 
der Geschichte der Bundesrepublik sowie beispiellose Hilfspakete beschlossen. 
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben diese Maßnahmen im Bundestag und auf Ebene der 
Landesregierungen mitgetragen, Vorschläge eingebracht und damit zu einem 
schnellen, geschlossenen Handeln beigetragen. Auch so konnte breites Vertrauen 
in den notwendigen Shutdown entstehen. Wir stehen bereit, auch weiter die Last 
mit zu schultern. Dafür treiben wir mit eigenen Vorschlägen an, wo 
Handlungsbedarf besteht und bremsen, wo nötig. Fraktionen und Parlamente sind 
von den Regierungen im Bund und in den Ländern zwingend mit einzubinden. Sie 
sind der Ort der demokratischen Debatte, auch in Krisenzeiten.
Bei allem gesellschaftlichen Zusammenstehen werden jetzt zunehmend die 
politischen Versäumnisse der Bundesregierung sichtbar. Mit der gleichen 
Vehemenz, mit der wir in den Shutdown gegangen sind muss eine funktionierende, 
europäisch koordinierte Pandemiewirtschaft aufgebaut werden. Viele Unternehmen 
im Land sind bereit zu helfen, und ihre Produktion auf elementar notwendige 
Schutzgüter umzustellen. Doch wenn die Bundesregierung nicht koordiniert, 
funktioniert es nicht. Wir brauchen zuverlässige Zahlen über den notwendigen 
Bedarf, Abnahmegarantien, gegebenenfalls Investitionshilfen und Koordination bei 
Engpässen in den Lieferketten.
Testkapazitäten und die Versorgung mit Mund-Nase-Masken müssen drastisch 
gesteigert werden. Die Ausstattung mit Schutzkleidung ist gerade für die 
sozialen Hilfeeinrichtungen, für die Kinder- und Jugendhilfe, 
Frauenberatungsstellen oder Obdachlosenhilfe jetzt notwendig, nicht später. Sie 
müssen ebenso wie Pflegeheime mit Schutzmasken ausgestattet werden. Längst 
überfällige digitale Lösungen – etwa eine freiwillige Corona-Tracing-App als 
wichtiger Baustein in der Epidemiebekämpfung – gibt es noch immer nicht. Die 
Gesundheitsämter brauchen ausreichend Personal für regionale Taskforces.
Die Krise befeuert die sozialen Probleme und zeigt, wer keine Lobby hat: 
Familien, vor allem Alleinerziehende, und Kinder. So verschärft die Schließung 
von Schulen und Kindergärten die Chancenungleichheit für Kinder dramatisch. 
Zwischen ‚komplett geschlossen‘ und ‚alle sofort wieder rein‘, muss es Raum für 
Verhältnismäßigkeit und pragmatische Lösungen geben – tageweiser 
Kleingruppenunterricht, Schüler-Lehrer-Gespräche. Wenn im Betrieb Schichtsysteme 
eingeführt werden, klappt das auch in der Kita. Der Staat hat eine 
Fürsorgepflicht für Kinder und einen Bildungsauftrag.
Mit neuer Wucht wird sichtbar, wie sehr unser gesellschaftliches Leben und damit 
auch unser wirtschaftlicher Wohlstand immer noch darauf beruht, dass Frauen 
Kinder betreuen, sich ums Essen kümmern oder die Wohnung putzen. Kinderbetreuung 
darf aber nicht zur Privatsache werden, Familien müssen auf den Staat bauen 
können. Nötig ist zudem ein großer, umfassender sozialer Schutzschirm, der auch 
jene schützt, die arm sind, obdachlos, die Stress, Verhetzungen im Netz, 
häuslicher Gewalt, Depressionen oder Suizidgefahr ausgesetzt sind.
Je länger die Pandemie andauert, umso stärker rückt die Frage in den 
Vordergrund:Wie mit der Bedrohung durch das Virus leben lernen, ohne das 
öffentliche Leben langfristig drastischen Einschränkungen zu unterwerfen? Wir 
müssen uns jeden Tag aufs Neue – auch mit Blick auf eine mögliche neue Corona-
Welle – damit auseinandersetzen, wie wir unter Pandemie-Bedingungen Bildung, 
Betreuung, Wirtschaft und Handel, Kultur- und Freizeitangebote sowie nicht 
zuletzt die Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben organisieren 
und gleichzeitig die Menschen bestmöglich vor Ansteckung schützen.
II. Klimakrise und Corona gemeinsam bekämpfen
Die Welt steht vor einer tiefgreifenden Rezession. Der internationale 
Währungsfonds prognostiziert, dass Corona zur schlimmsten Wirtschaftskrise seit 
der großen Depression der 1930er führen wird. Das ist eine tiefgreifende 
wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Herausforderung, der wir uns in 
Europa gemeinsam und mit aller Kraft stellen müssen. Die Konjunkturprogramme 
müssen deshalb europäisch gedacht, bzw. in Europa aufeinander abgestimmt sein, 
damit sich alle Länder im europäischen Binnenmarkt entwickeln können. Niemand 
wird es alleine schaffen.
Für dieses historische Moment gibt es keine Blaupause. Die wirtschaftlichen 
Auswirkungen treffen fast alle Lebensbereiche und Branchen, aber sie treffen 
diese sehr unterschiedlich. Manche Unternehmen können dank Homeoffice nahezu 
weiter machen wie vor der Krise, haben aber haben weniger Aufträge. Einige 
verbleiben vielleicht noch monatelang im Shutdown und sehen kaum noch eine 
Perspektive. Andere können mit deutlichen Beschränkungen langsam wieder 
aufmachen, aber ihre Lieferketten funktionieren nicht. Dazu kommt, dass wir mit 
den wirtschaftspolitischen Maßnahmen nicht die gesundheitspolitischen 
konterkarieren dürfen.
Anders als nach der Finanzkrise werden wir uns in Deutschland dieses Mal nicht 
einfach aus der Rezession herausexportieren können. Die Nachfrage ist global 
eingebrochen. Und wir müssen eine Antwort darauf finden, dass sich alte soziale 
Schieflagen durch Corona verschärfen und neue auftun.
Bei all dem ist die zweite große Aufgabe unserer Zeit, die Klimakrise, zu 
bewältigen. Wir erleben nach zwei Hitzesommern schon die nächste Dürre. 
Knochentrockene Äcker, Waldbrände im April, das ist auch die Realität in unserem 
Land. Und gegen die Klimakrise wird es keinen Impfstoff geben. Nicht in diesem 
Jahr und auch in keinem anderen. Wir werden als Weltgemeinschaft scheitern, wenn 
die jetzt geplanten Maßnahmen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen noch 
beschleunigen.
Es ist daher entscheidend, jetzt die Weichen richtig zu stellen. Ohne Frage ist 
die Rezession mit voller Kraft zu bekämpfen, Jobs und Wettbewerbsfähigkeit zu 
erhalten. Tun wir das aber mit einer alten Politik und alten Mitteln, 
produzieren wir neue Unsicherheit und steuern auf gigantische soziale und 
wirtschaftliche Schäden zu. Unser Handlungsrahmen müssen der Pariser 
Klimavertrag und die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung sein.
Vor der Pandemie hatte ein breites Bündnis aus Unternehmen, Klimabewegung, 
Gewerkschaften, Forscher*innen und Wissenschaftler*innen, die Chancen erkannt, 
die in einem Aufbruch liegen, der Klimaschutz, ökonomische Dynamik und sozialen 
Ausgleich zusammenbringt. Wir haben eine doppelte Aufgabe und doppelte Chance: 
die durch Corona bedingte Wirtschaftskrise und die Klimakrise zusammen 
anzugehen. So wird der Europäische Green Deal zum Pakt für die Transformation 
der Wirtschaft.
Es wird massive Anstrengungen und beispiellose Programme brauchen, um diese 
Herausforderungen zu lösen. Jetzt ist die Zeit großer und kreativer Antworten 
und entschlossenen Handelns. Wir müssen auf der einen Seite kurzfristig 
stimulieren und stabilisieren, und zudem den Kurs in Richtung Klimaneutralität 
und Zukunftsfähigkeit setzen. Dabei ist völlig klar: Ein solches 
Konjunkturprogramm ist auch innerhalb von vielen Jahren so nur ein Mal leistbar. 
Umso entschiedener und vorausschauender muss jetzt der richtige Weg zum 
Wiederaufbau eingeschlagen werden.
III. Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise – sozial und ökologisch
Es braucht Direkthilfen für die Branchen, die im Shutdown stillstehen müssen und 
Konjunkturstimuli für die, die langsam wieder anlaufen.
Dabei ist klar, dass aus Steuermitteln finanzierte Wirtschaftshilfen in der 
Rezession an Vorgaben gekoppelt werden müssen: Wenn Aktienkonzerne Dividenden 
auszahlen, Unternehmen Firmensitze in Steueroasen haben oder Manager*innen-Boni 
auszahlen, können sie keine Hilfe vom Staat erwarten. Unternehmen, die in der 
Krise mit staatlichen Geldern unterstützt wurden und in Zukunft wieder 
Dividenden auszahlen wollen, müssen diese Hilfen an den Staat zurückzahlen.
Für dieses Jahr sollte ein deutsches Konjunktur-Sofortprogramm von etwa 100 
Milliarden Euro vorbereitet werden, das dann schnell greifen kann, wenn die 
medizinische Lage ein stärkeres Wiederanfahren des ökonomischen Lebens erlaubt. 
Stimulieren wir dann schnell die Konjunktur, verhindern wir, dass Millionen 
Menschen in unserem Land durch die Folgen von Corona in Existenznöte geraten, 
Pleitewellen unsere Innenstädte veröden lassen, dass das, was uns lieb und teuer 
ist, Kultur, Reisen, dauerhaften Schaden nimmt. Es braucht dabei Unterstützung 
gerade für die Schwächsten. Die Maßnahmen sind auf die Dauer der 
Krisenbewältigung zu befristen und immer wieder zu überprüfen.
Für dieses Sofortprogramm schlagen wir folgende Eckpunkte vor:
Lokalen Einzelhandel stärken – Pleitewellen verhindern
- Der lokale Einzelhandel und insbesondere die inhabergeführte Gastronomie 
 sowie Kultureinrichtungen leiden durch die Krise massiv. Der Einzelhandel
 hat bereits weitere Marktanteile an den Onlinehandel verloren. Um eine
 Verödung unserer Innenstädte zu verhindern, soll für die zweite
 Jahreshälfte ein Fonds in Höhe von 20 Milliarden Euro aufgelegt werden,
 der sich zusammensetzt aus Kaufanreizen, in Form von Kauf-Vor-Ort-
 Gutscheinen sowie direkten Zuschüssen, um die Nachfrage, dort wo nötig, zu
 stimulieren und eine Belebung der Innenstädte als gesellschaftliche Räume
 zu schaffen.
- Es braucht zudem gezielt einen Fonds für weiterhin geschlossene 
 Kultureinrichtungen und Betriebe, um deren Fortbestand zu sichern, gerade
 für kleine Veranstaltungsorte – dies ist wirksamer und fairer als das von
 der Bundesregierung geplante Umtauschsystem.
Soziale Absicherung verbessern – Kaufkraft erhalten
- Krisenbedingt soll ein ALG2-Sonderbedarf von 100 Euro für Erwachsene 
 eingeführt und für Kinder im Bildungs- und Teilhabebezug der Sonderbedarf
 um 60 Euro erhöht werden. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten einen
 Zugang zur Grundsicherung haben. Wir wollen zudem temporär das BAföG auch
 für Studierende öffnen, die sonst nicht förderberechtigt sind, da ihnen
 derzeit vielfach die Nebenverdienstmöglichkeiten wegbrechen.
- Solange Kitas und Schulen nicht wieder in vollem Umfang geöffnet haben, 
 sollen Eltern, die deshalb ihre Kinder betreuen, die Möglichkeit haben, in
 Elternzeit zu gehen und dafür ein Corona-Elterngeld erhalten. Das
 Elterngeld soll so gestaltet sein, dass es Anreize für eine
 gleichberechtigte Kinderbetreuung setzt.
- Das Kurzarbeitergeld soll auf 90 Prozent für Einkommen bis 1.300 Euro 
 erhöht und bis zu 2.300 Euro degressiv auf 60 Prozent abgesenkt werden.
 Wir wollen verhindern, dass kleine Selbständige einen Antrag auf
 Grundsicherung stellen müssen. In Bereichen, die einen längeren Shutdown
 erfahren, soll deshalb eine Art Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Die
 Leistung sollte bei 55 Prozent des jeweiligen Steuergewinns der letzten
 Jahre liegen, maximal bei 1.500 Euro/Monat.
Ökologische Modernisierung der Industrie beschleunigen
Um den Industrieunternehmen zu helfen, die durch die Pandemie in Existenznöte 
geraten, wollen wir großzügige staatliche Unterstützung anbieten. Dabei sollen 
die Investitionen gleichzeitig der ohnehin notwendigen ökologischen 
Modernisierung dienen, damit die Unternehmen den Einstieg ins klimaneutrale 
Zeitalter nicht verpassen, indem sie jetzt falsch abbiegen. Direkte Hilfen 
sollen daher die Investitionen fördern, die einem der sechs EU-Umweltziele 
dienen (Taxonomie). Und: Firmen müssen bestimme Sozialstandards einhalten. Zudem 
sollte der Vorschlag des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung 
aufgegriffen werden: Wenn Unternehmen belegen, dass sie nach dem Pariser 
Klimaabkommen wirtschaften, sollten sie einen Teil der Kredite, die der Staat 
jetzt als Hilfen ausgibt, am Ende der Tilgung erlassen bekommen.
Unsere Vorschläge:
- Über eine direkte Innovations- und Investitionsförderung wollen wir 
 Investitionen in transformative CO2-freie Verfahren und Prozesse durch
 direkte Zuschüsse für sogenannte Leuchtturmprojekte fördern. Damit wollen
 wir EU-Förderprogramme ergänzen und zudem über degressive Abschreibungen
 der getätigten Investitionen für transformative CO2-freie
 Industrieprozesse in Höhe von mind. 25 Prozent auch steuerlich Anreize
 setzen.
- Wir wollen für die Bürger*innen und insbesondere mittelständische 
 Unternehmen den Strompreis senken, indem die EEG-Umlage ab dem 1. Juli
 2020 um fünf Cent je Kilowattstunde reduziert wird. Das setzt langfristig
 ökologisch richtige Anreize, denn wir brauchen die Elektrifizierung
 weiterer Sektoren. Bis Ende 2021 kann damit zudem ein Kaufkraft-Effekt von
 22 Milliarden Euro erreicht werden. Mittelfristig finanziert sich die
 Maßnahme durch die Einnahmen aus dem CO2-Preis.
- Wir wollen den Einstieg in die grüne Wasserstoffwirtschaft beschleunigen. 
 Damit treiben wir sowohl in Industriebranchen wie Stahl und Chemie als
 auch im Luft-, Schiffs- und Güterverkehr gezielt Klimaschutz als auch
 höhere Investitionen an. Dazu gewähren wir Investitionszuschüsse für
 Wasserstoff-Pipelines und schaffen Innovations- und Experimentierräume, um
 verschiedene Geschäftsmodelle und Anwendungen besser erproben zu können.
- Mit Klimaverträgen wollen wir Investitionssicherheit gerade in der 
 klimaintensiven Industrie schaffen. Damit wollen wir die Differenz
 zwischen dem aktuellen CO2-Preis und den tatsächlichen CO2-
 Vermeidungskosten erstatten, welche den Unternehmen durch die
 Investitionen in neue Verfahren und Technologien entstehen. Dafür werden
 die besten Projekte in einem wettbewerblichen Ausschreibungsverfahren
 ermittelt und mit den betreffenden Unternehmen Klimaverträge (Carbon
 Contracts for Difference) abgeschlossen.
- Für Investitionen von Unternehmen sollte, wie schon in der Finanzkrise, 
 eine auf zwei Jahre befristete degressive Sonder-Afa eingeführt werden.
- Wir unterstützen die energieintensiven Rechenzentren finanziell dabei, 
 ihren Stromverbrauch zu senken und auf erneuerbare Energien sowie
 energieeffiziente Wasserkühlsysteme umzustellen. So leisten wir auch einen
 Beitrag, um die digitale Souveränität Europas voranzubringen.
Die Automobilindustrie ist ein Schlüsselsektor unserer Industrie mit massiver 
Bedeutung für hunderttausende Arbeitsplätze und zahllose Zulieferer. Schon vor 
der Corona-Pandemie steckte die Automobilwirtschaft in einer Krise, diese hat 
sich nun massiv verschärft. Unternehmen und Beschäftigte sind sehr verunsichert, 
wie es weitergehen kann, welche Marktentwicklung eintreten wird, ob 
Arbeitsplätze gesichert werden können. Die Branche muss sich grundlegend ändern. Wir schlagen ein Zukunftsbündnis von 
Unternehmen, Gewerkschaften und Umweltverbänden vor, um die Rezession zu 
überwinden, die ökologische Transformation voranzubringen und Beschäftigung zu 
sichern. Dieses verbindet zielgerichtete kurzfristige Hilfen mit dem dringend 
notwendigen Aufbruch in Richtung Elektromobilität. Dazu gehören ökologische 
Kaufanreize und finanzielle Hilfen bei der Modernisierung. Im Gegenzug müssen 
umweltschädliche Subventionen abgebaut und in der Kfz-Steuer ein Bonus-Malus-
System eingeführt werden, wodurch emissionsintensive Wagen wie SUVs stärker und 
emissionsärmere Fahrzeuge geringer belastet werden. Zudem müssen Quoten für 
emissionsfreie Mobilität eingeführt und die EU-Flottengrenzwerte entsprechend 
dem Pariser Klimavertrag angepasst werden.
Die nun nötigen Konjunkturmaßnahmen bieten eine große Chance für die ökologische Wende, vor allem im Verkehrsbereich: Bürger*innen, die ihren privaten Pkw abmelden und keinen neuen anschaffen, können eine Mobilitätsprämie in Anspruch nehmen, um darüber klimafreundliche Alternativen wie eine BahnCard, eine ÖPNV-Monatskarte, ein Lastenfahrrad oder Car- oder Bikesharing-Angebote mitzufinanzieren. Denn mehr Autos sind nicht die Lösung. Zusätzlich erhalten Kommunen eine Umbauprämie zur Förderung von klimafreundlichen Mobilitätsangeboten, etwa dem Ausbau von städtischen Busnetzen, dem Aufbau von Sharing-Dienstleistungen oder auch einer größeren Radewegenetzinfrastruktur.
Damit sorgen wir dafür, dass sich das klimafreundliche Verkehrsangebot infolge der Krise nicht verschlechtert und mittelfristig mehr Menschen zum Umstieg weg vom privaten Pkw bewegt werden.
Staatliche Beteiligungen an Unternehmen sind an die Bedingung von ökologischen 
und sozialen Kriterien für die jeweiligen Branchen gebunden. Ähnlich wie die 
Autobranche ist auch die Luftfahrt hart getroffen. Analog zur Autobranche 
müssten staatliche Hilfen an ordnungsrechtliche Vorgaben gekoppelt werden. Wie 
in anderen europäischen Ländern gilt es in diesem Zuge, eine CO2-
Reduktionssstrategie für die Luftfahrt vorzulegen, zum Beispiel durch 
Streckenschließungen für kürzere Inlandsflüge, Ausweitung des Nachtflugverbots 
oder die Erneuerung der Flugzeugflotte durch effizientere und schadstoffärmere 
Flugzeuge.
IV. Investitionen in die Zukunft
Wir sollten jetzt ein zehnjähriges Investitionsprogramm von 500 Mrd. Euro 
vorbereiten. Allein in unseren Kommunen besteht ein Sanierungsstau von 138 Mrd. 
Euro, und hier sind ökologische Investitionen etwa in den Ausbau des 
öffentlichen Nahverkehrs noch gar nicht einbezogen. Es braucht gerade jetzt 
starke Kommunen, die vor Ort handlungsfähig sind, sei es bei den Sozialdiensten 
oder Frauenhäusern. Die Investitionen des Staates müssen deshalb nicht nur in 
der Krise, sondern dauerhaft auf ein höheres Niveau gebracht werden. Die 
ökonomischen Forschungsinstitute der Unternehmen und Gewerkschaften kommen auf 
einen Investitionsbedarf von über 450 Mrd. Euro. Hinzu kommen Investitionen in 
unser Gesundheitssystem, deren Notwendigkeit uns durch Corona vor Augen geführt 
wurde. Allein unsere Krankenhäuser haben einen zusätzlichen Investitionsbedarf 
von mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr. Und in der Pflege sind die 
Herausforderungen ebenfalls groß.
Bundes- und Landespolitik sollten alles tun, um diese Investitionen auf den Weg 
zu bringen. Dazu gehört, Planungsprozesse jetzt zu starten und das Planungsrecht 
zu entbürokratisieren bzw. Regelungen befristet auszusetzen. Gerade jetzt sollte 
die öffentliche Hand Planer*innen und Projektsteuernde einstellen und die 
Genehmigungsbehörden aufstocken, damit die zusätzlichen Investitionen auch 
verbaut werden können. Dazu sollte der Bund durch eine Verwaltungsvereinbarung 
einen Fonds mit den Ländern auflegen, aus dem zusätzliche Planungsstellen über 
den Zeitraum von mindestens fünf Jahren bezahlt werden können. Viele 
Investitionen liegen bei den Kommunen, und viele von Ihnen werden durch 
Altlasten erdrückt. Der Bund sollte den Kommunen einen großen Teil ihrer 
Altschulden abnehmen, da er sie dauerhaft zu niedrigen und derzeit sogar 
negativen Zinsen refinanzieren kann.
Dieses riesige Investitionsvolumen ist gut angelegtes Geld, sowohl um eine große 
globale Depression mit unvorhersehbaren gesellschaftlichen und politischen 
Folgen zu verhindern, als auch um krisenfestere und nachhaltige neue 
Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Natürlich steigen dadurch die Schulden. Die 
öffentlichen Haushalte werden in den nächsten Jahren unter dem Druck der Tilgung 
dieser aufgenommenen Kredite stehen. Gleichzeitig dürfen wichtige 
Zukunftsinvestitionen nicht der Krise geopfert und keine Einschnitte bei der 
kommunalen Grundversorgung, der Infrastruktur und der sozialen Sicherung 
vorgenommen werden. Für eine nachhaltige Finanzierung der Kosten der Corona-
Krise ist deshalb eine Kreditfinanzierung mit sehr langen und flexiblen 
Tilgungszeiträumen notwendig. Und Deutschland zahlt auf seine Schulden derzeit 
keine Zinsen. Eine zu schnelle, restriktive Tilgung würde die wirtschaftliche 
Erholung und Investitionsfähigkeit des Staates gefährden. Wir müssen deshalb die 
Schuldenbremse reformieren, um mehr kreditfinanzierte Investitionen zu 
ermöglichen. Immer wieder hat Deutschland nach besonderen Herausforderungen 
(Zweiter Weltkrieg, Wiedervereinigung) besondere Formen des Lastenausgleichs 
gefunden. Entsprechend brauchen wir zur Tilgung der Schulden einen solidarischen 
Ausgleich nach dem Prinzip: Wer starke Schultern hat, kann mehr tragen.
V. Unser Gesundheitssystem stärken
Die Corona-Epidemie legt die Stärken und Schwächen unseres Gesundheitssystems 
offen. Unser Gesundheitswesen verfügt über ein gut ausgebautes System der 
Diagnostik, eine im europäischen Vergleich gute Akutversorgung mit zahlreichen 
Intensivbetten und eine gute technische Ausstattung. Zugleich ist aber deutlich 
geworden, dass insbesondere bei der personellen Situation in der Pflege, in der 
kommunalen Gesundheitsversorgung, bei der digitalen Vernetzung sowie bei der 
Beschaffung und Bevorratung von Schutzausrüstung erhebliche Defizite bestehen, 
die behoben werden müssen.
Jetzt müssen wir unser Gesundheitssystem akut so gut stärken, wie es nur geht, 
um dieser Epidemie Herr zu werden. Die Vorhaltung von Reservekapazitäten für den 
Ernstfall und eine gute und gut bezahlte Personalausstattung müssen Vorrang 
haben und gehören ins Zentrum unserer Anstrengungen. Das sollte durchaus 
ökonomisch geschehen, aber Sicherheit geht vor. Das heißt konkret, dass uns als 
Gesellschaft die Investitionen in medizinische und pflegerische Infrastruktur 
und Investitionen in Pandemiemanagement mehr Geld wert sein müssen als bisher. 
Wir brauchen eine deutliche Aufwertung und berufsständische Stärkung der Pflege, 
attraktivere Arbeitsbedingungen und eine bessere Personalausstattung. Wir müssen 
die über Jahre ausgedünnten öffentlichen Gesundheitsdienste, insbesondere die 
Gesundheitsämter, besser ausstatten und die Arbeitssituation für die Menschen im 
Gesundheits- und Pflegebereich verbessern. Um die Löhne in der Pflege zu 
verbessern, sollen die Tarifparteien die Verhandlungen für eine tarifliche 
Bezahlung in der Pflege baldmöglichst fortsetzen, damit eine Einigung zeitnah 
für allgemeinverbindlich erklärt werden kann. Sollte das trotz laufender 
Verhandlungen nicht erreicht werden, müssten gesetzliche Maßnahmen ergriffen 
werden. So könnte in einem nächsten Schritt die soziale Pflegeversicherung dazu 
verpflichtet werden, nur mit Arbeitgebern Verträge zu schließen, die tariflich 
zahlen.
Der durch die Krise teilweise entstehende Schwung bei der Digitalisierung 
unseres Gesundheitswesens muss genutzt werden, um Telemedizin und andere für die 
Versorgung und die Forschung sinnvolle digitale Angebote auszubauen. 
Forschungsdaten sollen unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes leichter 
ausgetauscht werden können, genauso wie medizinische Logistik. Wir wollen einen 
Investitionspakt von Bund und Ländern, um Krankenhäuser, aber auch den 
öffentlichen Gesundheitsdienst bei den notwendigen Investitionen für die 
digitale Infrastruktur zu unterstützen.
Mit digitaler Epidemiologie lässt sich aus einer Vielzahl anonymisierter Daten 
der Gesundheitsstatus der Bevölkerung in Echtzeit analysieren, um so gezielter 
eingreifen und einer künftigen Epidemie besser begegnen zu können. Nicht nur 
dafür muss das E-Government der Verwaltung in Deutschland mit Hochdruck 
entwickelt werden. Unsere Virolog*innen sind weltweit Spitze und die 
Forschungseinrichtungen sind es auch. Wenn hingegen heute noch Gesundheitsdaten 
per Fax von Amt zu Amt versendet werden müssen, weil es technisch anders nicht 
geht, kostet uns das jetzt im Kampf gegen Corona wertvolle Zeit.
VI. Recht auf Bildung, auch in der Pandemie
Das Coronavirus hält auch der Bildungspolitik den Spiegel vor. Da sind die immer 
noch enormen Ungerechtigkeiten, die das deutsche Bildungssystem hervorbringt – 
sichtbar zum Beispiel in der unterschiedlichen technischen Ausstattung von 
Schulen. Da sind die vielerorts mangelhaften baulichen und sanitären Zustände 
von Bildungseinrichtungen, die in Pandemiezeiten noch größere Probleme als sonst 
hervorrufen. Da ist, allen Beteuerungen zum Trotz, der immer noch viel geringe 
Stellenwert der frühkindlichen Bildung, wenn wieder nur unter dem Label 
„Betreuung“ über Kitas gesprochen wird. Was hier in den ersten Jahren 
pädagogisch versäumt wird, kann vielfach kaum nachgeholt werden.
Auf der anderen Seite macht das Engagement vieler Akteur*innen Mut für einen 
echten Bildungsaufbruch. Bildungsverantwortliche, Schulleitungen, Kommunen, 
pädagogische Fach- und Lehrkräfte, aber auch Eltern und Schüler*innen finden 
neue, pragmatische und kreative Lösungen in der schwierigen Situation: Sei es 
der Unterricht im Park oder die Vertretung der aus medizinischen Gründen 
abwesenden Musiklehrerin durch einen Musiker, der derzeit ohne Engagement ist.
Es geht beim Lernen aus der Krise nicht nur um ein bisschen Digitalisierung, es 
geht darum, das Bildungssystem so auszurichten, dass Menschen selbstbestimmt, 
nachhaltig und aufgeklärt handeln können.
Die Digitalisierung an den Schulen braucht dauerhaft finanzielle Unterstützung 
vom Bund, nicht nur einen einmal gefüllten, befristeten Fördertopf. Die 
Megaaufgabe Digitalisierung in der Bildung können Bund und Länder nur gemeinsam 
schaffen. Die Bereitschaft auf allen Seiten, das deutsche Bildungssystem an die 
digitale Welt anzuschließen, war nie so groß wie heute.
Um den Ungerechtigkeiten im Bildungssystem entgegenzuwirken, ist der weitere 
Ausbau guter ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote zentral. Hier könnte 
die Krise möglicherweise alte Blockaden aufbrechen: Wenn für eine längere Zeit 
der klassische Bildungsbetrieb nur eingeschränkt stattfinden kann, sollten Kitas 
und Schulen die Möglichkeit haben, unbürokratisch und flexibel neue Lern- und 
Freizeit-Angebote zu schaffen. Schulen sollen dafür ein Budget erhalten, das im 
Rahmen eines sozialen Schutzschildes aus dem Mitteln des Bundes kommt. 
Zusätzlich ist ein Aufholprogramm für Schulen in benachteiligten Regionen und 
Stadtteilen nach der Krise nötiger denn je, damit jene, die schon vor Corona 
drohten, abgehängt zu werden, den Anschluss nicht verlieren.
VII. Eine neue Chance für Europa
Ganz Europa ist von der Corona-Krise betroffen. Unser Kontinent ist derzeit die 
Region mit den meisten Infizierten weltweit. Alle sind betroffen, manche 
Regionen, wie die Lombardei, das Elsass, Madrid ganz besonders. Wie schon in der 
letzten Finanzkrise und der Flüchtlingskrise haben einige europäische Staaten 
auch in der Corona Krise unsolidarisch und uneuropäisch gehandelt. Die Pandemie 
darf die Spaltung in der EU nicht noch weiter verschärfen. Wenn Europa jetzt 
nicht zusammensteht, springen andere in die Lücke und versuchen ihren 
geopolitischen Einfluss noch weiter auszudehnen. Aber es gibt viele Beispiele 
europäischer Solidarität, die Mut machen, dass die europäische Idee in dieser 
Zeit besteht: europäische Patient*innen werden in deutschen Krankenhäusern 
behandelt, über europäische Städtepartnerschaften wird kommunale Hilfe 
organisiert, viele Personen aus der Zivilgesellschaft haben individuelle 
Initiativen gestartet. Wir müssen diese Krise als Wendepunkt begreifen die 
Gemeinschaft zu vertiefen. Dann kann Europa sogar gestärkt aus ihr hervorgehen.
Wir wollen so schnell wie möglich zu den offenen Grenzen des Schengen-Raums 
zurückkehren. Bei der Bekämpfung von Corona muss Europa zu seinen Werten stehen 
und offen bleiben. Grenzkontrollen und Einreiseverbote müssen medizinisch 
begründet, abgestimmt und verhältnismäßig sein. An die Stelle willkürlicher 
Grenzkontrollen auf nationaler Ebene sollten zielgerichtete Beschränkungen auf 
regionaler Ebene (die dann durchaus auch grenzübergreifend gelten) treten. Die 
Kriterien müssen nicht überall zu einhundert Prozent identisch, aber 
wirkungsgleich sein. Wo notwendig, muss an den Grenzen auf die Frage des 
effektiven Gesundheitsschutzes fokussiert werden.
Europa braucht eine Koordinierung der Strategien aus dem Shutdown, auch um zu 
verhindern, dass Lieferketten unterbrochen werden. Eine europäische 
Pandemiewirtschaft sollte eine massive Produktion an medizinischer Ausrüstung 
zum Ziel haben. Die Staaten sollten die Beschaffung gemeinsam organisieren bzw. 
untereinander abstimmen, um zu verhindern, dass man sich gegenseitig Konkurrenz 
macht. Die europäischen Anstrengungen in der Impfstoffforschung sollten 
verstärkt werden. Wir fordern einen EU-Corona-Forschungsfonds für Medikamente 
und Impfstoffe, die dann unter Gemeinwohllizenz vermarktet werden. Für die Zeit 
nach der Pandemie sollte das European Center for Desease Prevention and Control 
(ECDC) in die Lage versetzt werden, bei zukünftigen Pandemien schnell 
Unterstützungsleistungen für besonders betroffenen Länder zu leisten, damit kein 
Krankenhaus in Europa in die Lage kommt, Menschen nicht angemessen medizinisch 
versorgen zu können. Die bevorstehende deutsche Ratspräsidentschaft sollte auch 
genutzt werden, um die Arzneimittelproduktion wieder verstärkt in Europa 
anzusiedeln, um in diesen lebenswichtigen Bereichen nicht von transkontinentalen 
Lieferketten abhängig zu sein.
Mit den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnte eine neuerliche 
Finanz- und Währungskrise fürs Erste abgewehrt werden. Wieder einmal musste die 
EZB einspringen, weil die Staats- und Regierungschefs nicht in der Lage waren, 
umfassende Maßnahmen wie gemeinsame Corona-Bonds für die Krisenbewältigung zu 
beschließen. Das jetzt vereinbarte Paket aus ESM-Hilfen, Unternehmenskrediten 
über die Europäische Investitionsbank und das europäische Kurzarbeitergeld ist 
ein erster Schritt, aber unzureichend.
Wenn jetzt in Ländern wie Spanien und Italien aus Angst vor einer Überschuldung 
zu wenig getan werden kann, trifft das nicht nur die dortige Bevölkerung hart, 
sondern am Ende alle Mitglieder der Union. Gerade die deutsche Wirtschaft ist 
eng verknüpft mit diesen Ländern. Wenn dort keine deutschen Produkte mehr 
gekauft werden, führt dies zu einer stark steigenden Arbeitslosigkeit bei uns. 
Und wenn dort die Produktion wegen der Pandemie nicht wieder anlaufen kann, 
stehen wegen der verwobenen Lieferketten hierzulande Bänder still. Nur wenn 
Italien wieder auf die Beine kommt, wird Deutschland es auch. China wird 
versuchen, sich in der kommenden Rezession in die europäische Wirtschaft 
einzukaufen, und Putin die Möglichkeit nutzen, um europäischen Demokratien zu 
destabilisieren. Nur wenn Europa seine Interessen gemeinsam wahrnimmt, werden 
insbesondere Süd- und Osteuropa diese Angebote ablehnen können
Diese europäische Antwort muss einen gemeinsamen Recovery Fund beinhalten, der 
durch gemeinsame Anleihen finanziert wird, um so die Krisenlasten gemeinsam und 
solidarisch zu schultern. Die Ausgaben sollten sich an den Pariser 
Klimaschutzzielen und dem Green Deal orientieren. Der Recovery Fund hat einen 
Umfang von mindestens einer Billion Euro und ist damit dem Ernst und der Größe 
der Herausforderung angemessen. Die Verschuldung zählt nicht in die nationalen 
Schuldenquoten. Vielmehr ermöglicht die gemeinsame Haftung Zinsen unterhalb der 
Inflation.
Während viele Unternehmen, insbesondere Mittelständler und der Einzelhandel in 
den Innenstädten, gerade leiden, machen große Digitalkonzerne riesige Gewinne. 
Zugleich zahlen sie weniger Steuern als vergleichbare traditionelle Unternehmen. 
Deshalb wäre jetzt spätestens der Zeitpunkt, dass sich die Bundesregierung 
diesem Steuerdumping entgegenstellt und ihre Blockade bei der europäischen 
Digitalsteuer aufgibt. Schon der Vorschlag der EU-Kommission, die Umsätze 
digitaler Großunternehmen an dem Ort, wo sie tätig sind, mit drei Prozent zu 
besteuern, würde zu geschätzten Einnahmen von fünf Milliarden Euro führen. Wenn 
einzelne EU-Mitgliedstaaten weiterhin blockieren, braucht es eine Koalition der 
Willigen als ersten Schritt zu einer europäischen und globalen Lösung.
In der Krise erweist sich, dass das jahrelange Bremsen und Verweigern der 
deutschen Bundesregierung in zentralen europäischen Fragen als schwere Hypothek. 
Nach der Krise müssen in der Europäischen Union die seit Jahren aufgeschobenen 
Entscheidungen zur Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion, wie 
beispielsweise ein eigener EU-Haushalt mit einem eigenen fiskalpolitischen 
Instrument, der Umgang mit Handelsungleichgewichten und die Vollendung der 
Bankenunion endlich angegangen werden. Ein größerer EU-Haushalt ab 2021 bedeutet 
auch einen größeren deutschen Beitrag und mehr Möglichkeiten für die Union, 
eigene Einnahmen zu generieren. Um Europa neu aufzustellen muss die 
Bundesregierung nicht jeden Vorschlag anderer Länder übernehmen, sie muss aber 
endlich auch eigene konstruktive Vorschläge machen, um die Probleme zu lösen und 
nicht weiterhin nur verweigern und im Falle einer Krise die gesamte 
wirtschaftspolitische Verantwortung der Europäischen Zentralbank zuschieben. Zu 
den notwendigen Fragen gehört auch die Überprüfung des Stabilitäts- und 
Wachstumspakts.
Die Welt wird nur im Geist der Kooperation gut durch diese Pandemie kommen. So 
vernetzt sie ist, so kurzsichtig egoistisch handeln derzeit die meisten 
Nationalstaaten. Wenn Europa kooperativ und solidarisch vorangeht, schaffen wir 
eine starke und unwiderstehliche Gegenerzählung mit globaler Wirkung. Die ganze 
Welt kämpft gegen diese Corona-Pandemie. Deshalb müssen in der Pandemie die 
Zölle für überlebenswichtige Produkte wegfallen und Exportbeschränkungen 
aufgehoben werden. Sieben Milliarden Menschen warten auf einen Impfstoff und 
Medikamente gegen COVID-19. Es muss dafür gesorgt werden, dass beides, sobald 
vorhanden, global, schnell und zu einem günstigen Preis verfügbar ist.
Wir müssen deshalb über eine Lockerungen der Regeln geistigen Eigentums 
nachdenken und die Besitzer*innen geistigen Eigentums dazu aufrufen, günstige 
Lizenzen in einem internationalen Patentpool anzubieten, der über die WTO 
koordiniert wird – insbesondere für einen neu entwickelten Impfstoff oder eine 
anerkannte Therapie. Die globale Rezession droht in den Entwicklungs- und 
Schwellenländern ein Brandbeschleuniger der Schuldenkrise und damit von Armut, 
Flucht und Konflikten zu werden. Deutschland muss sich dafür einsetzen, dass die 
Schulden des globalen Südens erlassen werden. Weiterhin braucht es eine 
deutliche Erhöhung der Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds, 
um besser gegen spekulative Kapitalflucht gewappnet zu sein. Wir dürfen nicht 
zulassen, dass globale Ungleichheiten noch weiter verschärft werden. Wir 
brauchen ein globales Hilfspaket gegen das Corona-Virus und seine Folgen und 
eine Stärkung der Vereinten Nationen.
Wir unterstützen die Forderung des UN-Generalsekretärs nach weltweiten 
Waffenstillständen. Die Bundesregierung sollte ihren Einfluss bei den 
europäischen und internationalen Partnern geltend machen, um auf dieses Ziel 
hinzuarbeiten. Sie muss schnell ausreichende zusätzliche Mittel für 
Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe zur Verfügung stellen. 
Gleichzeitig dürfen die internationale Gemeinschaft und die deutsche humanitäre 
Hilfe sowie die Entwicklungszusammenarbeit nicht bei Maßnahmen in bestehenden 
Gesundheitsprogrammen nachlassen.
VIII. Stärker aus der Krise
Die Pandemie führt uns vor Augen, was wir vermissen und unbedingt wiedergewinnen 
wollen: unsere Freiheit, soziale Nähe und die Vielschichtigkeit unseres Lebens; 
den öffentlichen Raum; Kitas, Schulen und Hochschulen; den direkten Austausch 
mit den Kolleg*innen am Arbeitsplatz; Kultur und das bunte Leben, mit Kneipen, 
Kinos, Konzerten, lebendigen Innenstädten, die uns weiter fehlen und die jetzt 
um ihre Existenz kämpfen; unser vereintes und offenes Europa.
Der Shutdown hat uns auch gezeigt, was wir stärker wertschätzen und fördern 
müssen:
Die Klugheit einer aufgeklärten Gesellschaft, die fähig ist präventiv zu 
handeln; in einem funktionierenden demokratischen Rechtsstaat zu leben; unsere 
öffentliche Daseinsvorsorge, ein lebendiges Gemeinwesen vor Ort und ein starker 
Sozialstaat; unabhängige Qualitätsmedien und den Öffentlich-Rechtlichen 
Rundfunk; solidarische Menschen und einen solidarischen Staat; saubere Luft auch 
in den Städten und staufreie Straßen; die Möglichkeit des Homeoffice; ein 
parlamentarisches Miteinander zwischen Regierung und Opposition, das gemeinsam 
Dinge löst, statt nur gegeneinander zu arbeiten.
Nicht zuletzt führt uns die Corona-Krise vor Augen, was wir in der Vergangenheit 
versäumt haben. Es gab Pandemiewarnungen und sogar Pandemienotfallvorkehrungen 
mit Drucksachennummer des Bundestages, aber in der Realität, als Gesellschaft 
waren wir nicht ausreichend vorbereitet. Wir müssen Resilienz noch lernen. Dazu 
gehört, dass wir bei der Arzneimittelproduktion und zentralen Utensilien für 
Seuchenbekämpfung nicht allein auf den Markt setzen können. Wir müssen in Europa 
selbst in der Lage sein, die zentralen medizinischen Produkte und Medikamente zu 
produzieren, ebenso wie Lebensmittel die wir zum Leben in einer Notlage 
brauchen. Dazu gehört, dass wir kritische Infrastrukturen, beispielsweise vor 
weitreichenden IT-Angriffen, besser schützen. Wir müssen die Digitalisierung 
voranbringen, wir müssen Europa und multilaterale Institutionen stärken und wir 
müssen verstehen, dass der Raubbau an den natürlichen Ökosystemen das Risiko von 
Epidemien erhöht. So haben Ausbrüche von Infektionskrankheiten in den letzten 40 
Jahren immer stärker zugenommen. Circa zwei Drittel davon sind Zoonosen, also 
Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen wurden. Wir müssen die 
Ursachen für Zoonosen stärker bekämpfen und uns zugleich wappnen, Epidemien 
zukünftig besser einzudämmen.
Nur wenn wir uns selbstkritisch reflektieren, können wir uns besser gegen 
zukünftige hereinbrechende Katastrophen wappnen. Vorsorge ist politisch das 
Schwierigste überhaupt. Aber Corona führt uns jeden Tag vor Augen, wie wichtig 
sie ist. Entsprechend geht es uns mit diesem Antrag darum, über die unmittelbare 
Krisenbekämpfung hinaus Leitlinien für die nächsten Schritte zu beschließen und 
die richtigen Lehren aus der Erfahrung der letzten Wochen zu ziehen. Wir wollen 
schneller sein als das Virus, damit seine schlimmsten Folgen verhindert werden 
können und wir stärker aus der Krise kommen als wir hineingegangen sind.
Original-Änderungsantrag: Antragstext
Von Zeile 286 bis 288:
sichern. Dieses verbindet zielgerichtete kurzfristige Hilfen mit dem dringend notwendigen Aufbruch in Richtung Elektromobilitätnachhaltige Mobilität. Dazu gehören ökologische Kaufanreize und finanzielle Hilfen bei der Modernisierung. Im Gegenzug müssen 
Das Corona-Virus hat die Menschheit in einen Ausnahmezustand versetzt. Wir 
betrauern bereits über 200.000 Tote und großes Leid. Um die Pandemie zu 
bekämpfen, wurde das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auf der ganzen 
Welt weitgehend angehalten, mit dramatischen Auswirkungen: Menschen verlieren 
ihre Arbeit, sozialer Stress und häusliche Gewalt nehmen zu. Die Welt steht vor 
einer tiefgreifenden Rezession.
Noch befinden wir uns mitten in der Pandemie. Es gilt – mit aller Kraft – die 
Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten und zugleich einen sozialen und 
ökonomischen Zusammenbruch zu verhindern. Dafür müssen wir weiter große Vorsicht 
walten lassen und lernen, für eine längere Zeit mit dem Virus zu leben und es 
zugleich immer besser und zielgenauer zu bekämpfen.
Corona ist eine globale Herausforderung, auf die es eine globale Antwort geben 
muss. Kein Staat kann sie allein bewältigen. Das gilt vor allem für uns in 
Europa. Wir müssen Wege aus der Krise konsequent europäisch denken. Nur 
europäisch kommen wir durch diese schwere Zeit, nur gemeinsam werden wir die 
Pandemie bekämpfen und unsere Wirtschaft wieder auf die Beine bringen können. 
Europas Zusammenhalt hat bereits großen Schaden genommen. Wir müssen jetzt alles 
dafür tun, dass das Friedenprojekt Europa zum historischen Kurs der Integration 
zurückfindet.
Niemand weiß, wie lange diese globale Ausnahmesituation andauern wird, niemand 
kann das tatsächliche Ausmaß und die Auswirkungen wirklich absehen. Aber die 
Krise zeigt uns bereits heute, wie wichtig vorausschauendes politisches Handeln 
ist. An unserer Zukunftsfähigkeit und Krisenresilienz zu arbeiten, wird am Ende 
den Unterschied machen.
In der Not zeigt sich, worauf es ankommt: auf Gemeinsinn, Solidarität und 
Humanität. Auf die Erkenntnis, dass deutsche und europäische Interessen eins 
sind. Auf starke internationale Institutionen. Auf die Robustheit von 
Wirtschaft, Gesundheits- und Sozialsystemen. Auf eine starke Daseinsvorsorge. 
Auf die Stärke derer, die man in der Gesellschaft oft nicht sieht: 
Lastwagenfahrer*innen, Erntehelfer*innen, Kassierer*innen, Reinigungskräfte und 
Pfleger*innen. Auf die vielen Frauen, die nicht nur in schlecht bezahlten 
CareBerufen, sondern auch in vielen Familien alles am Laufen halten. Auf bessere 
Löhne in systemrelevanten Berufen. Auf eine neue Politik der Sicherheit – 
vorsorgend, widerstandsfähig, umfassend und europäisch. Wir brauchen ein neues, 
ein nachhaltiges Sicherheitsversprechen.
Dass diese Erkenntnis über den Tag hinaus Bestand hat, ist nicht 
selbstverständlich. Wir stehen an einer Wegscheide. Schreiben wir eine alte 
Politik, die alte Brüchigkeit, die alten Probleme fort und schaffen damit neue? 
Oder treiben wir beherzt die nötigen Veränderungen voran und bauen Wirtschaft 
und Gesellschaft auf festem Grund wieder auf? Wir sind überzeugt, dass nur ein 
politischer Aufbruch nachhaltig aus der Krise führt. Nur, wenn wir Dinge 
grundlegend verändern, wenn wir aus Bekenntnis Wirklichkeit machen, werden wir 
diese und die anderen großen Herausforderungen – allen voran die Klimakrise – 
bewältigen. Widerstandsfähig gegen globale Krisen zu sein, ist der Schlüssel für 
eine neue Sicherheit im 21. Jahrhundert.
Corona und die Bekämpfung des Virus werden unser aller Leben, die 
gesellschaftlichen Debatten und die Politik noch lange Zeit prägen. Nach der 
Pandemie wird unsere Welt eine andere sein. Doch mit jedem Schritt voran – und 
sei er noch so klein – öffnet sich auch ein Fenster in die Zukunft.
Demokratie bewährt sich gerade in der Krise. Sie ist ein lernendes System, in 
dem mündige Bürgerinnen und Bürger frei über ihre Zukunft diskutieren. Das ist 
die Voraussetzung für Innovation. Aus den jetzigen Erfahrungen können und müssen 
wir Lehren für die Zukunft ziehen. Mit Corona enden die politischen Debatten 
nicht, sondern beginnen sie neu.
II. Handeln in der Pandemie
Deutschland hat die Pandemie entschlossen bekämpft und bislang das 
Gesundheitssystem vor einem Kollaps geschützt. Aber noch ist nichts gewonnen. 
Solange ein Impfstoff nicht verfügbar ist, wird das Corona-Virus eine andauernde 
Gefahr bleiben und wir werden voraussichtlich noch lange mit weitreichenden 
Einschränkungen leben müssen. Lockerungen sind weiter nur stufenweise und unter 
der Prämisse möglich, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird.
In dieser Ausnahmezeit ist Verhältnismäßigkeit das Gebot der Stunde. Es ist die 
Verantwortung des Staates immer wieder zu prüfen, ob die massiven 
Grundrechtseinschränkungen verhältnismäßig sind und ob es mildere Mittel gibt. 
Einschränkungen, genauso wie schrittweise Lockerungen, müssen entlang von 
klaren, nachvollziehbaren Kriterien so transparent wie möglich erklärt werden, 
um Verständnis, Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen. Die Einschränkungen müssen 
geeignet, erforderlich und angemessen sein, die Folgewirkungen in den Blick 
nehmen, mögliche Alternativen betrachten und gründlich abgewogen werden. Sie 
sind zeitlich zu befristen und immer wieder aufs Neue zu begründen. Während es 
im Shutdown eine große Geschlossenheit gab, droht sich die Gesellschaft in 
Phasen der Lockerung zu spalten. Statt sich in Durchhalteparolen und 
Lockerungsübungen aufzureiben, brauchen wir eine andere, zielgenauere Strategie 
zur Bekämpfung des Virus, die auf Tests, schneller Nachvollziehbarkeit von 
Infektionen und auf Schutzmaßnahmen beruht. Wir müssen jetzt daran arbeiten, 
dass die Voraussetzungen dafür vor allem in den sensiblen Bereichen geschaffen 
werden. Lockerungen müssen sich am Gemeinwohl orientieren und dürfen nicht davon 
abhängen, welche Lobbygruppe die stärksten Einflussmöglichkeiten hat.
Mit dem Shutdown haben Bund und Länder die massivsten Grundrechtseingriffe in 
der Geschichte der Bundesrepublik sowie beispiellose Hilfspakete beschlossen. 
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben diese Maßnahmen im Bundestag und auf Ebene der 
Landesregierungen mitgetragen, Vorschläge eingebracht und damit zu einem 
schnellen, geschlossenen Handeln beigetragen. Auch so konnte breites Vertrauen 
in den notwendigen Shutdown entstehen. Wir stehen bereit, auch weiter die Last 
mit zu schultern. Dafür treiben wir mit eigenen Vorschlägen an, wo 
Handlungsbedarf besteht und bremsen, wo nötig. Fraktionen und Parlamente sind 
von den Regierungen im Bund und in den Ländern zwingend mit einzubinden. Sie 
sind der Ort der demokratischen Debatte, auch in Krisenzeiten.
Bei allem gesellschaftlichen Zusammenstehen werden jetzt zunehmend die 
politischen Versäumnisse der Bundesregierung sichtbar. Mit der gleichen 
Vehemenz, mit der wir in den Shutdown gegangen sind muss eine funktionierende, 
europäisch koordinierte Pandemiewirtschaft aufgebaut werden. Viele Unternehmen 
im Land sind bereit zu helfen, und ihre Produktion auf elementar notwendige 
Schutzgüter umzustellen. Doch wenn die Bundesregierung nicht koordiniert, 
funktioniert es nicht. Wir brauchen zuverlässige Zahlen über den notwendigen 
Bedarf, Abnahmegarantien, gegebenenfalls Investitionshilfen und Koordination bei 
Engpässen in den Lieferketten.
Testkapazitäten und die Versorgung mit Mund-Nase-Masken müssen drastisch 
gesteigert werden. Die Ausstattung mit Schutzkleidung ist gerade für die 
sozialen Hilfeeinrichtungen, für die Kinder- und Jugendhilfe, 
Frauenberatungsstellen oder Obdachlosenhilfe jetzt notwendig, nicht später. Sie 
müssen ebenso wie Pflegeheime mit Schutzmasken ausgestattet werden. Längst 
überfällige digitale Lösungen – etwa eine freiwillige Corona-Tracing-App als 
wichtiger Baustein in der Epidemiebekämpfung – gibt es noch immer nicht. Die 
Gesundheitsämter brauchen ausreichend Personal für regionale Taskforces.
Die Krise befeuert die sozialen Probleme und zeigt, wer keine Lobby hat: 
Familien, vor allem Alleinerziehende, und Kinder. So verschärft die Schließung 
von Schulen und Kindergärten die Chancenungleichheit für Kinder dramatisch. 
Zwischen ‚komplett geschlossen‘ und ‚alle sofort wieder rein‘, muss es Raum für 
Verhältnismäßigkeit und pragmatische Lösungen geben – tageweiser 
Kleingruppenunterricht, Schüler-Lehrer-Gespräche. Wenn im Betrieb Schichtsysteme 
eingeführt werden, klappt das auch in der Kita. Der Staat hat eine 
Fürsorgepflicht für Kinder und einen Bildungsauftrag.
Mit neuer Wucht wird sichtbar, wie sehr unser gesellschaftliches Leben und damit 
auch unser wirtschaftlicher Wohlstand immer noch darauf beruht, dass Frauen 
Kinder betreuen, sich ums Essen kümmern oder die Wohnung putzen. Kinderbetreuung 
darf aber nicht zur Privatsache werden, Familien müssen auf den Staat bauen 
können. Nötig ist zudem ein großer, umfassender sozialer Schutzschirm, der auch 
jene schützt, die arm sind, obdachlos, die Stress, Verhetzungen im Netz, 
häuslicher Gewalt, Depressionen oder Suizidgefahr ausgesetzt sind.
Je länger die Pandemie andauert, umso stärker rückt die Frage in den 
Vordergrund:Wie mit der Bedrohung durch das Virus leben lernen, ohne das 
öffentliche Leben langfristig drastischen Einschränkungen zu unterwerfen? Wir 
müssen uns jeden Tag aufs Neue – auch mit Blick auf eine mögliche neue Corona-
Welle – damit auseinandersetzen, wie wir unter Pandemie-Bedingungen Bildung, 
Betreuung, Wirtschaft und Handel, Kultur- und Freizeitangebote sowie nicht 
zuletzt die Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben organisieren 
und gleichzeitig die Menschen bestmöglich vor Ansteckung schützen.
II. Klimakrise und Corona gemeinsam bekämpfen
Die Welt steht vor einer tiefgreifenden Rezession. Der internationale 
Währungsfonds prognostiziert, dass Corona zur schlimmsten Wirtschaftskrise seit 
der großen Depression der 1930er führen wird. Das ist eine tiefgreifende 
wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Herausforderung, der wir uns in 
Europa gemeinsam und mit aller Kraft stellen müssen. Die Konjunkturprogramme 
müssen deshalb europäisch gedacht, bzw. in Europa aufeinander abgestimmt sein, 
damit sich alle Länder im europäischen Binnenmarkt entwickeln können. Niemand 
wird es alleine schaffen.
Für dieses historische Moment gibt es keine Blaupause. Die wirtschaftlichen 
Auswirkungen treffen fast alle Lebensbereiche und Branchen, aber sie treffen 
diese sehr unterschiedlich. Manche Unternehmen können dank Homeoffice nahezu 
weiter machen wie vor der Krise, haben aber haben weniger Aufträge. Einige 
verbleiben vielleicht noch monatelang im Shutdown und sehen kaum noch eine 
Perspektive. Andere können mit deutlichen Beschränkungen langsam wieder 
aufmachen, aber ihre Lieferketten funktionieren nicht. Dazu kommt, dass wir mit 
den wirtschaftspolitischen Maßnahmen nicht die gesundheitspolitischen 
konterkarieren dürfen.
Anders als nach der Finanzkrise werden wir uns in Deutschland dieses Mal nicht 
einfach aus der Rezession herausexportieren können. Die Nachfrage ist global 
eingebrochen. Und wir müssen eine Antwort darauf finden, dass sich alte soziale 
Schieflagen durch Corona verschärfen und neue auftun.
Bei all dem ist die zweite große Aufgabe unserer Zeit, die Klimakrise, zu 
bewältigen. Wir erleben nach zwei Hitzesommern schon die nächste Dürre. 
Knochentrockene Äcker, Waldbrände im April, das ist auch die Realität in unserem 
Land. Und gegen die Klimakrise wird es keinen Impfstoff geben. Nicht in diesem 
Jahr und auch in keinem anderen. Wir werden als Weltgemeinschaft scheitern, wenn 
die jetzt geplanten Maßnahmen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen noch 
beschleunigen.
Es ist daher entscheidend, jetzt die Weichen richtig zu stellen. Ohne Frage ist 
die Rezession mit voller Kraft zu bekämpfen, Jobs und Wettbewerbsfähigkeit zu 
erhalten. Tun wir das aber mit einer alten Politik und alten Mitteln, 
produzieren wir neue Unsicherheit und steuern auf gigantische soziale und 
wirtschaftliche Schäden zu. Unser Handlungsrahmen müssen der Pariser 
Klimavertrag und die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung sein.
Vor der Pandemie hatte ein breites Bündnis aus Unternehmen, Klimabewegung, 
Gewerkschaften, Forscher*innen und Wissenschaftler*innen, die Chancen erkannt, 
die in einem Aufbruch liegen, der Klimaschutz, ökonomische Dynamik und sozialen 
Ausgleich zusammenbringt. Wir haben eine doppelte Aufgabe und doppelte Chance: 
die durch Corona bedingte Wirtschaftskrise und die Klimakrise zusammen 
anzugehen. So wird der Europäische Green Deal zum Pakt für die Transformation 
der Wirtschaft.
Es wird massive Anstrengungen und beispiellose Programme brauchen, um diese 
Herausforderungen zu lösen. Jetzt ist die Zeit großer und kreativer Antworten 
und entschlossenen Handelns. Wir müssen auf der einen Seite kurzfristig 
stimulieren und stabilisieren, und zudem den Kurs in Richtung Klimaneutralität 
und Zukunftsfähigkeit setzen. Dabei ist völlig klar: Ein solches 
Konjunkturprogramm ist auch innerhalb von vielen Jahren so nur ein Mal leistbar. 
Umso entschiedener und vorausschauender muss jetzt der richtige Weg zum 
Wiederaufbau eingeschlagen werden.
III. Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise – sozial und ökologisch
Es braucht Direkthilfen für die Branchen, die im Shutdown stillstehen müssen und 
Konjunkturstimuli für die, die langsam wieder anlaufen.
Dabei ist klar, dass aus Steuermitteln finanzierte Wirtschaftshilfen in der 
Rezession an Vorgaben gekoppelt werden müssen: Wenn Aktienkonzerne Dividenden 
auszahlen, Unternehmen Firmensitze in Steueroasen haben oder Manager*innen-Boni 
auszahlen, können sie keine Hilfe vom Staat erwarten. Unternehmen, die in der 
Krise mit staatlichen Geldern unterstützt wurden und in Zukunft wieder 
Dividenden auszahlen wollen, müssen diese Hilfen an den Staat zurückzahlen.
Für dieses Jahr sollte ein deutsches Konjunktur-Sofortprogramm von etwa 100 
Milliarden Euro vorbereitet werden, das dann schnell greifen kann, wenn die 
medizinische Lage ein stärkeres Wiederanfahren des ökonomischen Lebens erlaubt. 
Stimulieren wir dann schnell die Konjunktur, verhindern wir, dass Millionen 
Menschen in unserem Land durch die Folgen von Corona in Existenznöte geraten, 
Pleitewellen unsere Innenstädte veröden lassen, dass das, was uns lieb und teuer 
ist, Kultur, Reisen, dauerhaften Schaden nimmt. Es braucht dabei Unterstützung 
gerade für die Schwächsten. Die Maßnahmen sind auf die Dauer der 
Krisenbewältigung zu befristen und immer wieder zu überprüfen.
Für dieses Sofortprogramm schlagen wir folgende Eckpunkte vor:
Lokalen Einzelhandel stärken – Pleitewellen verhindern
- Der lokale Einzelhandel und insbesondere die inhabergeführte Gastronomie 
 sowie Kultureinrichtungen leiden durch die Krise massiv. Der Einzelhandel
 hat bereits weitere Marktanteile an den Onlinehandel verloren. Um eine
 Verödung unserer Innenstädte zu verhindern, soll für die zweite
 Jahreshälfte ein Fonds in Höhe von 20 Milliarden Euro aufgelegt werden,
 der sich zusammensetzt aus Kaufanreizen, in Form von Kauf-Vor-Ort-
 Gutscheinen sowie direkten Zuschüssen, um die Nachfrage, dort wo nötig, zu
 stimulieren und eine Belebung der Innenstädte als gesellschaftliche Räume
 zu schaffen.
- Es braucht zudem gezielt einen Fonds für weiterhin geschlossene 
 Kultureinrichtungen und Betriebe, um deren Fortbestand zu sichern, gerade
 für kleine Veranstaltungsorte – dies ist wirksamer und fairer als das von
 der Bundesregierung geplante Umtauschsystem.
Soziale Absicherung verbessern – Kaufkraft erhalten
- Krisenbedingt soll ein ALG2-Sonderbedarf von 100 Euro für Erwachsene 
 eingeführt und für Kinder im Bildungs- und Teilhabebezug der Sonderbedarf
 um 60 Euro erhöht werden. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten einen
 Zugang zur Grundsicherung haben. Wir wollen zudem temporär das BAföG auch
 für Studierende öffnen, die sonst nicht förderberechtigt sind, da ihnen
 derzeit vielfach die Nebenverdienstmöglichkeiten wegbrechen.
- Solange Kitas und Schulen nicht wieder in vollem Umfang geöffnet haben, 
 sollen Eltern, die deshalb ihre Kinder betreuen, die Möglichkeit haben, in
 Elternzeit zu gehen und dafür ein Corona-Elterngeld erhalten. Das
 Elterngeld soll so gestaltet sein, dass es Anreize für eine
 gleichberechtigte Kinderbetreuung setzt.
- Das Kurzarbeitergeld soll auf 90 Prozent für Einkommen bis 1.300 Euro 
 erhöht und bis zu 2.300 Euro degressiv auf 60 Prozent abgesenkt werden.
 Wir wollen verhindern, dass kleine Selbständige einen Antrag auf
 Grundsicherung stellen müssen. In Bereichen, die einen längeren Shutdown
 erfahren, soll deshalb eine Art Kurzarbeitergeld gezahlt werden. Die
 Leistung sollte bei 55 Prozent des jeweiligen Steuergewinns der letzten
 Jahre liegen, maximal bei 1.500 Euro/Monat.
Ökologische Modernisierung der Industrie beschleunigen
Um den Industrieunternehmen zu helfen, die durch die Pandemie in Existenznöte 
geraten, wollen wir großzügige staatliche Unterstützung anbieten. Dabei sollen 
die Investitionen gleichzeitig der ohnehin notwendigen ökologischen 
Modernisierung dienen, damit die Unternehmen den Einstieg ins klimaneutrale 
Zeitalter nicht verpassen, indem sie jetzt falsch abbiegen. Direkte Hilfen 
sollen daher die Investitionen fördern, die einem der sechs EU-Umweltziele 
dienen (Taxonomie). Und: Firmen müssen bestimme Sozialstandards einhalten. Zudem 
sollte der Vorschlag des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung 
aufgegriffen werden: Wenn Unternehmen belegen, dass sie nach dem Pariser 
Klimaabkommen wirtschaften, sollten sie einen Teil der Kredite, die der Staat 
jetzt als Hilfen ausgibt, am Ende der Tilgung erlassen bekommen.
Unsere Vorschläge:
- Über eine direkte Innovations- und Investitionsförderung wollen wir 
 Investitionen in transformative CO2-freie Verfahren und Prozesse durch
 direkte Zuschüsse für sogenannte Leuchtturmprojekte fördern. Damit wollen
 wir EU-Förderprogramme ergänzen und zudem über degressive Abschreibungen
 der getätigten Investitionen für transformative CO2-freie
 Industrieprozesse in Höhe von mind. 25 Prozent auch steuerlich Anreize
 setzen.
- Wir wollen für die Bürger*innen und insbesondere mittelständische 
 Unternehmen den Strompreis senken, indem die EEG-Umlage ab dem 1. Juli
 2020 um fünf Cent je Kilowattstunde reduziert wird. Das setzt langfristig
 ökologisch richtige Anreize, denn wir brauchen die Elektrifizierung
 weiterer Sektoren. Bis Ende 2021 kann damit zudem ein Kaufkraft-Effekt von
 22 Milliarden Euro erreicht werden. Mittelfristig finanziert sich die
 Maßnahme durch die Einnahmen aus dem CO2-Preis.
- Wir wollen den Einstieg in die grüne Wasserstoffwirtschaft beschleunigen. 
 Damit treiben wir sowohl in Industriebranchen wie Stahl und Chemie als
 auch im Luft-, Schiffs- und Güterverkehr gezielt Klimaschutz als auch
 höhere Investitionen an. Dazu gewähren wir Investitionszuschüsse für
 Wasserstoff-Pipelines und schaffen Innovations- und Experimentierräume, um
 verschiedene Geschäftsmodelle und Anwendungen besser erproben zu können.
- Mit Klimaverträgen wollen wir Investitionssicherheit gerade in der 
 klimaintensiven Industrie schaffen. Damit wollen wir die Differenz
 zwischen dem aktuellen CO2-Preis und den tatsächlichen CO2-
 Vermeidungskosten erstatten, welche den Unternehmen durch die
 Investitionen in neue Verfahren und Technologien entstehen. Dafür werden
 die besten Projekte in einem wettbewerblichen Ausschreibungsverfahren
 ermittelt und mit den betreffenden Unternehmen Klimaverträge (Carbon
 Contracts for Difference) abgeschlossen.
- Für Investitionen von Unternehmen sollte, wie schon in der Finanzkrise, 
 eine auf zwei Jahre befristete degressive Sonder-Afa eingeführt werden.
- Wir unterstützen die energieintensiven Rechenzentren finanziell dabei, 
 ihren Stromverbrauch zu senken und auf erneuerbare Energien sowie
 energieeffiziente Wasserkühlsysteme umzustellen. So leisten wir auch einen
 Beitrag, um die digitale Souveränität Europas voranzubringen.
Die Automobilindustrie ist ein Schlüsselsektor unserer Industrie mit massiver 
Bedeutung für hunderttausende Arbeitsplätze und zahllose Zulieferer. Schon vor 
der Corona-Pandemie steckte die Automobilwirtschaft in einer Krise, diese hat 
sich nun massiv verschärft. Unternehmen und Beschäftigte sind sehr verunsichert, 
wie es weitergehen kann, welche Marktentwicklung eintreten wird, ob 
Arbeitsplätze gesichert werden können. Wir schlagen ein Zukunftsbündnis von 
Unternehmen, Gewerkschaften und Umweltverbänden vor, um die Rezession zu 
überwinden, die ökologische Transformation voranzubringen und Beschäftigung zu 
sichern. Dieses verbindet zielgerichtete kurzfristige Hilfen mit dem dringend 
notwendigen Aufbruch in Richtung Elektromobilitätnachhaltige Mobilität. Dazu gehören ökologische 
Kaufanreize und finanzielle Hilfen bei der Modernisierung. Im Gegenzug müssen 
umweltschädliche Subventionen abgebaut und in der Kfz-Steuer ein Bonus-Malus-
System eingeführt werden, wodurch emissionsintensive Wagen wie SUVs stärker und 
emissionsärmere Fahrzeuge geringer belastet werden. Zudem müssen Quoten für 
emissionsfreie Mobilität eingeführt und die EU-Flottengrenzwerte entsprechend 
dem Pariser Klimavertrag angepasst werden.
Staatliche Beteiligungen an Unternehmen sind an die Bedingung von ökologischen 
und sozialen Kriterien für die jeweiligen Branchen gebunden. Ähnlich wie die 
Autobranche ist auch die Luftfahrt hart getroffen. Analog zur Autobranche 
müssten staatliche Hilfen an ordnungsrechtliche Vorgaben gekoppelt werden. Wie 
in anderen europäischen Ländern gilt es in diesem Zuge, eine CO2-
Reduktionssstrategie für die Luftfahrt vorzulegen, zum Beispiel durch 
Streckenschließungen für kürzere Inlandsflüge, Ausweitung des Nachtflugverbots 
oder die Erneuerung der Flugzeugflotte durch effizientere und schadstoffärmere 
Flugzeuge.
IV. Investitionen in die Zukunft
Wir sollten jetzt ein zehnjähriges Investitionsprogramm von 500 Mrd. Euro 
vorbereiten. Allein in unseren Kommunen besteht ein Sanierungsstau von 138 Mrd. 
Euro, und hier sind ökologische Investitionen etwa in den Ausbau des 
öffentlichen Nahverkehrs noch gar nicht einbezogen. Es braucht gerade jetzt 
starke Kommunen, die vor Ort handlungsfähig sind, sei es bei den Sozialdiensten 
oder Frauenhäusern. Die Investitionen des Staates müssen deshalb nicht nur in 
der Krise, sondern dauerhaft auf ein höheres Niveau gebracht werden. Die 
ökonomischen Forschungsinstitute der Unternehmen und Gewerkschaften kommen auf 
einen Investitionsbedarf von über 450 Mrd. Euro. Hinzu kommen Investitionen in 
unser Gesundheitssystem, deren Notwendigkeit uns durch Corona vor Augen geführt 
wurde. Allein unsere Krankenhäuser haben einen zusätzlichen Investitionsbedarf 
von mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr. Und in der Pflege sind die 
Herausforderungen ebenfalls groß.
Bundes- und Landespolitik sollten alles tun, um diese Investitionen auf den Weg 
zu bringen. Dazu gehört, Planungsprozesse jetzt zu starten und das Planungsrecht 
zu entbürokratisieren bzw. Regelungen befristet auszusetzen. Gerade jetzt sollte 
die öffentliche Hand Planer*innen und Projektsteuernde einstellen und die 
Genehmigungsbehörden aufstocken, damit die zusätzlichen Investitionen auch 
verbaut werden können. Dazu sollte der Bund durch eine Verwaltungsvereinbarung 
einen Fonds mit den Ländern auflegen, aus dem zusätzliche Planungsstellen über 
den Zeitraum von mindestens fünf Jahren bezahlt werden können. Viele 
Investitionen liegen bei den Kommunen, und viele von Ihnen werden durch 
Altlasten erdrückt. Der Bund sollte den Kommunen einen großen Teil ihrer 
Altschulden abnehmen, da er sie dauerhaft zu niedrigen und derzeit sogar 
negativen Zinsen refinanzieren kann.
Dieses riesige Investitionsvolumen ist gut angelegtes Geld, sowohl um eine große 
globale Depression mit unvorhersehbaren gesellschaftlichen und politischen 
Folgen zu verhindern, als auch um krisenfestere und nachhaltige neue 
Wirtschaftsstrukturen aufzubauen. Natürlich steigen dadurch die Schulden. Die 
öffentlichen Haushalte werden in den nächsten Jahren unter dem Druck der Tilgung 
dieser aufgenommenen Kredite stehen. Gleichzeitig dürfen wichtige 
Zukunftsinvestitionen nicht der Krise geopfert und keine Einschnitte bei der 
kommunalen Grundversorgung, der Infrastruktur und der sozialen Sicherung 
vorgenommen werden. Für eine nachhaltige Finanzierung der Kosten der Corona-
Krise ist deshalb eine Kreditfinanzierung mit sehr langen und flexiblen 
Tilgungszeiträumen notwendig. Und Deutschland zahlt auf seine Schulden derzeit 
keine Zinsen. Eine zu schnelle, restriktive Tilgung würde die wirtschaftliche 
Erholung und Investitionsfähigkeit des Staates gefährden. Wir müssen deshalb die 
Schuldenbremse reformieren, um mehr kreditfinanzierte Investitionen zu 
ermöglichen. Immer wieder hat Deutschland nach besonderen Herausforderungen 
(Zweiter Weltkrieg, Wiedervereinigung) besondere Formen des Lastenausgleichs 
gefunden. Entsprechend brauchen wir zur Tilgung der Schulden einen solidarischen 
Ausgleich nach dem Prinzip: Wer starke Schultern hat, kann mehr tragen.
V. Unser Gesundheitssystem stärken
Die Corona-Epidemie legt die Stärken und Schwächen unseres Gesundheitssystems 
offen. Unser Gesundheitswesen verfügt über ein gut ausgebautes System der 
Diagnostik, eine im europäischen Vergleich gute Akutversorgung mit zahlreichen 
Intensivbetten und eine gute technische Ausstattung. Zugleich ist aber deutlich 
geworden, dass insbesondere bei der personellen Situation in der Pflege, in der 
kommunalen Gesundheitsversorgung, bei der digitalen Vernetzung sowie bei der 
Beschaffung und Bevorratung von Schutzausrüstung erhebliche Defizite bestehen, 
die behoben werden müssen.
Jetzt müssen wir unser Gesundheitssystem akut so gut stärken, wie es nur geht, 
um dieser Epidemie Herr zu werden. Die Vorhaltung von Reservekapazitäten für den 
Ernstfall und eine gute und gut bezahlte Personalausstattung müssen Vorrang 
haben und gehören ins Zentrum unserer Anstrengungen. Das sollte durchaus 
ökonomisch geschehen, aber Sicherheit geht vor. Das heißt konkret, dass uns als 
Gesellschaft die Investitionen in medizinische und pflegerische Infrastruktur 
und Investitionen in Pandemiemanagement mehr Geld wert sein müssen als bisher. 
Wir brauchen eine deutliche Aufwertung und berufsständische Stärkung der Pflege, 
attraktivere Arbeitsbedingungen und eine bessere Personalausstattung. Wir müssen 
die über Jahre ausgedünnten öffentlichen Gesundheitsdienste, insbesondere die 
Gesundheitsämter, besser ausstatten und die Arbeitssituation für die Menschen im 
Gesundheits- und Pflegebereich verbessern. Um die Löhne in der Pflege zu 
verbessern, sollen die Tarifparteien die Verhandlungen für eine tarifliche 
Bezahlung in der Pflege baldmöglichst fortsetzen, damit eine Einigung zeitnah 
für allgemeinverbindlich erklärt werden kann. Sollte das trotz laufender 
Verhandlungen nicht erreicht werden, müssten gesetzliche Maßnahmen ergriffen 
werden. So könnte in einem nächsten Schritt die soziale Pflegeversicherung dazu 
verpflichtet werden, nur mit Arbeitgebern Verträge zu schließen, die tariflich 
zahlen.
Der durch die Krise teilweise entstehende Schwung bei der Digitalisierung 
unseres Gesundheitswesens muss genutzt werden, um Telemedizin und andere für die 
Versorgung und die Forschung sinnvolle digitale Angebote auszubauen. 
Forschungsdaten sollen unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes leichter 
ausgetauscht werden können, genauso wie medizinische Logistik. Wir wollen einen 
Investitionspakt von Bund und Ländern, um Krankenhäuser, aber auch den 
öffentlichen Gesundheitsdienst bei den notwendigen Investitionen für die 
digitale Infrastruktur zu unterstützen.
Mit digitaler Epidemiologie lässt sich aus einer Vielzahl anonymisierter Daten 
der Gesundheitsstatus der Bevölkerung in Echtzeit analysieren, um so gezielter 
eingreifen und einer künftigen Epidemie besser begegnen zu können. Nicht nur 
dafür muss das E-Government der Verwaltung in Deutschland mit Hochdruck 
entwickelt werden. Unsere Virolog*innen sind weltweit Spitze und die 
Forschungseinrichtungen sind es auch. Wenn hingegen heute noch Gesundheitsdaten 
per Fax von Amt zu Amt versendet werden müssen, weil es technisch anders nicht 
geht, kostet uns das jetzt im Kampf gegen Corona wertvolle Zeit.
VI. Recht auf Bildung, auch in der Pandemie
Das Coronavirus hält auch der Bildungspolitik den Spiegel vor. Da sind die immer 
noch enormen Ungerechtigkeiten, die das deutsche Bildungssystem hervorbringt – 
sichtbar zum Beispiel in der unterschiedlichen technischen Ausstattung von 
Schulen. Da sind die vielerorts mangelhaften baulichen und sanitären Zustände 
von Bildungseinrichtungen, die in Pandemiezeiten noch größere Probleme als sonst 
hervorrufen. Da ist, allen Beteuerungen zum Trotz, der immer noch viel geringe 
Stellenwert der frühkindlichen Bildung, wenn wieder nur unter dem Label 
„Betreuung“ über Kitas gesprochen wird. Was hier in den ersten Jahren 
pädagogisch versäumt wird, kann vielfach kaum nachgeholt werden.
Auf der anderen Seite macht das Engagement vieler Akteur*innen Mut für einen 
echten Bildungsaufbruch. Bildungsverantwortliche, Schulleitungen, Kommunen, 
pädagogische Fach- und Lehrkräfte, aber auch Eltern und Schüler*innen finden 
neue, pragmatische und kreative Lösungen in der schwierigen Situation: Sei es 
der Unterricht im Park oder die Vertretung der aus medizinischen Gründen 
abwesenden Musiklehrerin durch einen Musiker, der derzeit ohne Engagement ist.
Es geht beim Lernen aus der Krise nicht nur um ein bisschen Digitalisierung, es 
geht darum, das Bildungssystem so auszurichten, dass Menschen selbstbestimmt, 
nachhaltig und aufgeklärt handeln können.
Die Digitalisierung an den Schulen braucht dauerhaft finanzielle Unterstützung 
vom Bund, nicht nur einen einmal gefüllten, befristeten Fördertopf. Die 
Megaaufgabe Digitalisierung in der Bildung können Bund und Länder nur gemeinsam 
schaffen. Die Bereitschaft auf allen Seiten, das deutsche Bildungssystem an die 
digitale Welt anzuschließen, war nie so groß wie heute.
Um den Ungerechtigkeiten im Bildungssystem entgegenzuwirken, ist der weitere 
Ausbau guter ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote zentral. Hier könnte 
die Krise möglicherweise alte Blockaden aufbrechen: Wenn für eine längere Zeit 
der klassische Bildungsbetrieb nur eingeschränkt stattfinden kann, sollten Kitas 
und Schulen die Möglichkeit haben, unbürokratisch und flexibel neue Lern- und 
Freizeit-Angebote zu schaffen. Schulen sollen dafür ein Budget erhalten, das im 
Rahmen eines sozialen Schutzschildes aus dem Mitteln des Bundes kommt. 
Zusätzlich ist ein Aufholprogramm für Schulen in benachteiligten Regionen und 
Stadtteilen nach der Krise nötiger denn je, damit jene, die schon vor Corona 
drohten, abgehängt zu werden, den Anschluss nicht verlieren.
VII. Eine neue Chance für Europa
Ganz Europa ist von der Corona-Krise betroffen. Unser Kontinent ist derzeit die 
Region mit den meisten Infizierten weltweit. Alle sind betroffen, manche 
Regionen, wie die Lombardei, das Elsass, Madrid ganz besonders. Wie schon in der 
letzten Finanzkrise und der Flüchtlingskrise haben einige europäische Staaten 
auch in der Corona Krise unsolidarisch und uneuropäisch gehandelt. Die Pandemie 
darf die Spaltung in der EU nicht noch weiter verschärfen. Wenn Europa jetzt 
nicht zusammensteht, springen andere in die Lücke und versuchen ihren 
geopolitischen Einfluss noch weiter auszudehnen. Aber es gibt viele Beispiele 
europäischer Solidarität, die Mut machen, dass die europäische Idee in dieser 
Zeit besteht: europäische Patient*innen werden in deutschen Krankenhäusern 
behandelt, über europäische Städtepartnerschaften wird kommunale Hilfe 
organisiert, viele Personen aus der Zivilgesellschaft haben individuelle 
Initiativen gestartet. Wir müssen diese Krise als Wendepunkt begreifen die 
Gemeinschaft zu vertiefen. Dann kann Europa sogar gestärkt aus ihr hervorgehen.
Wir wollen so schnell wie möglich zu den offenen Grenzen des Schengen-Raums 
zurückkehren. Bei der Bekämpfung von Corona muss Europa zu seinen Werten stehen 
und offen bleiben. Grenzkontrollen und Einreiseverbote müssen medizinisch 
begründet, abgestimmt und verhältnismäßig sein. An die Stelle willkürlicher 
Grenzkontrollen auf nationaler Ebene sollten zielgerichtete Beschränkungen auf 
regionaler Ebene (die dann durchaus auch grenzübergreifend gelten) treten. Die 
Kriterien müssen nicht überall zu einhundert Prozent identisch, aber 
wirkungsgleich sein. Wo notwendig, muss an den Grenzen auf die Frage des 
effektiven Gesundheitsschutzes fokussiert werden.
Europa braucht eine Koordinierung der Strategien aus dem Shutdown, auch um zu 
verhindern, dass Lieferketten unterbrochen werden. Eine europäische 
Pandemiewirtschaft sollte eine massive Produktion an medizinischer Ausrüstung 
zum Ziel haben. Die Staaten sollten die Beschaffung gemeinsam organisieren bzw. 
untereinander abstimmen, um zu verhindern, dass man sich gegenseitig Konkurrenz 
macht. Die europäischen Anstrengungen in der Impfstoffforschung sollten 
verstärkt werden. Wir fordern einen EU-Corona-Forschungsfonds für Medikamente 
und Impfstoffe, die dann unter Gemeinwohllizenz vermarktet werden. Für die Zeit 
nach der Pandemie sollte das European Center for Desease Prevention and Control 
(ECDC) in die Lage versetzt werden, bei zukünftigen Pandemien schnell 
Unterstützungsleistungen für besonders betroffenen Länder zu leisten, damit kein 
Krankenhaus in Europa in die Lage kommt, Menschen nicht angemessen medizinisch 
versorgen zu können. Die bevorstehende deutsche Ratspräsidentschaft sollte auch 
genutzt werden, um die Arzneimittelproduktion wieder verstärkt in Europa 
anzusiedeln, um in diesen lebenswichtigen Bereichen nicht von transkontinentalen 
Lieferketten abhängig zu sein.
Mit den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) konnte eine neuerliche 
Finanz- und Währungskrise fürs Erste abgewehrt werden. Wieder einmal musste die 
EZB einspringen, weil die Staats- und Regierungschefs nicht in der Lage waren, 
umfassende Maßnahmen wie gemeinsame Corona-Bonds für die Krisenbewältigung zu 
beschließen. Das jetzt vereinbarte Paket aus ESM-Hilfen, Unternehmenskrediten 
über die Europäische Investitionsbank und das europäische Kurzarbeitergeld ist 
ein erster Schritt, aber unzureichend.
Wenn jetzt in Ländern wie Spanien und Italien aus Angst vor einer Überschuldung 
zu wenig getan werden kann, trifft das nicht nur die dortige Bevölkerung hart, 
sondern am Ende alle Mitglieder der Union. Gerade die deutsche Wirtschaft ist 
eng verknüpft mit diesen Ländern. Wenn dort keine deutschen Produkte mehr 
gekauft werden, führt dies zu einer stark steigenden Arbeitslosigkeit bei uns. 
Und wenn dort die Produktion wegen der Pandemie nicht wieder anlaufen kann, 
stehen wegen der verwobenen Lieferketten hierzulande Bänder still. Nur wenn 
Italien wieder auf die Beine kommt, wird Deutschland es auch. China wird 
versuchen, sich in der kommenden Rezession in die europäische Wirtschaft 
einzukaufen, und Putin die Möglichkeit nutzen, um europäischen Demokratien zu 
destabilisieren. Nur wenn Europa seine Interessen gemeinsam wahrnimmt, werden 
insbesondere Süd- und Osteuropa diese Angebote ablehnen können
Diese europäische Antwort muss einen gemeinsamen Recovery Fund beinhalten, der 
durch gemeinsame Anleihen finanziert wird, um so die Krisenlasten gemeinsam und 
solidarisch zu schultern. Die Ausgaben sollten sich an den Pariser 
Klimaschutzzielen und dem Green Deal orientieren. Der Recovery Fund hat einen 
Umfang von mindestens einer Billion Euro und ist damit dem Ernst und der Größe 
der Herausforderung angemessen. Die Verschuldung zählt nicht in die nationalen 
Schuldenquoten. Vielmehr ermöglicht die gemeinsame Haftung Zinsen unterhalb der 
Inflation.
Während viele Unternehmen, insbesondere Mittelständler und der Einzelhandel in 
den Innenstädten, gerade leiden, machen große Digitalkonzerne riesige Gewinne. 
Zugleich zahlen sie weniger Steuern als vergleichbare traditionelle Unternehmen. 
Deshalb wäre jetzt spätestens der Zeitpunkt, dass sich die Bundesregierung 
diesem Steuerdumping entgegenstellt und ihre Blockade bei der europäischen 
Digitalsteuer aufgibt. Schon der Vorschlag der EU-Kommission, die Umsätze 
digitaler Großunternehmen an dem Ort, wo sie tätig sind, mit drei Prozent zu 
besteuern, würde zu geschätzten Einnahmen von fünf Milliarden Euro führen. Wenn 
einzelne EU-Mitgliedstaaten weiterhin blockieren, braucht es eine Koalition der 
Willigen als ersten Schritt zu einer europäischen und globalen Lösung.
In der Krise erweist sich, dass das jahrelange Bremsen und Verweigern der 
deutschen Bundesregierung in zentralen europäischen Fragen als schwere Hypothek. 
Nach der Krise müssen in der Europäischen Union die seit Jahren aufgeschobenen 
Entscheidungen zur Vollendung der Wirtschafts- und Währungsunion, wie 
beispielsweise ein eigener EU-Haushalt mit einem eigenen fiskalpolitischen 
Instrument, der Umgang mit Handelsungleichgewichten und die Vollendung der 
Bankenunion endlich angegangen werden. Ein größerer EU-Haushalt ab 2021 bedeutet 
auch einen größeren deutschen Beitrag und mehr Möglichkeiten für die Union, 
eigene Einnahmen zu generieren. Um Europa neu aufzustellen muss die 
Bundesregierung nicht jeden Vorschlag anderer Länder übernehmen, sie muss aber 
endlich auch eigene konstruktive Vorschläge machen, um die Probleme zu lösen und 
nicht weiterhin nur verweigern und im Falle einer Krise die gesamte 
wirtschaftspolitische Verantwortung der Europäischen Zentralbank zuschieben. Zu 
den notwendigen Fragen gehört auch die Überprüfung des Stabilitäts- und 
Wachstumspakts.
Die Welt wird nur im Geist der Kooperation gut durch diese Pandemie kommen. So 
vernetzt sie ist, so kurzsichtig egoistisch handeln derzeit die meisten 
Nationalstaaten. Wenn Europa kooperativ und solidarisch vorangeht, schaffen wir 
eine starke und unwiderstehliche Gegenerzählung mit globaler Wirkung. Die ganze 
Welt kämpft gegen diese Corona-Pandemie. Deshalb müssen in der Pandemie die 
Zölle für überlebenswichtige Produkte wegfallen und Exportbeschränkungen 
aufgehoben werden. Sieben Milliarden Menschen warten auf einen Impfstoff und 
Medikamente gegen COVID-19. Es muss dafür gesorgt werden, dass beides, sobald 
vorhanden, global, schnell und zu einem günstigen Preis verfügbar ist.
Wir müssen deshalb über eine Lockerungen der Regeln geistigen Eigentums 
nachdenken und die Besitzer*innen geistigen Eigentums dazu aufrufen, günstige 
Lizenzen in einem internationalen Patentpool anzubieten, der über die WTO 
koordiniert wird – insbesondere für einen neu entwickelten Impfstoff oder eine 
anerkannte Therapie. Die globale Rezession droht in den Entwicklungs- und 
Schwellenländern ein Brandbeschleuniger der Schuldenkrise und damit von Armut, 
Flucht und Konflikten zu werden. Deutschland muss sich dafür einsetzen, dass die 
Schulden des globalen Südens erlassen werden. Weiterhin braucht es eine 
deutliche Erhöhung der Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds, 
um besser gegen spekulative Kapitalflucht gewappnet zu sein. Wir dürfen nicht 
zulassen, dass globale Ungleichheiten noch weiter verschärft werden. Wir 
brauchen ein globales Hilfspaket gegen das Corona-Virus und seine Folgen und 
eine Stärkung der Vereinten Nationen.
Wir unterstützen die Forderung des UN-Generalsekretärs nach weltweiten 
Waffenstillständen. Die Bundesregierung sollte ihren Einfluss bei den 
europäischen und internationalen Partnern geltend machen, um auf dieses Ziel 
hinzuarbeiten. Sie muss schnell ausreichende zusätzliche Mittel für 
Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe zur Verfügung stellen. 
Gleichzeitig dürfen die internationale Gemeinschaft und die deutsche humanitäre 
Hilfe sowie die Entwicklungszusammenarbeit nicht bei Maßnahmen in bestehenden 
Gesundheitsprogrammen nachlassen.
VIII. Stärker aus der Krise
Die Pandemie führt uns vor Augen, was wir vermissen und unbedingt wiedergewinnen 
wollen: unsere Freiheit, soziale Nähe und die Vielschichtigkeit unseres Lebens; 
den öffentlichen Raum; Kitas, Schulen und Hochschulen; den direkten Austausch 
mit den Kolleg*innen am Arbeitsplatz; Kultur und das bunte Leben, mit Kneipen, 
Kinos, Konzerten, lebendigen Innenstädten, die uns weiter fehlen und die jetzt 
um ihre Existenz kämpfen; unser vereintes und offenes Europa.
Der Shutdown hat uns auch gezeigt, was wir stärker wertschätzen und fördern 
müssen:
Die Klugheit einer aufgeklärten Gesellschaft, die fähig ist präventiv zu 
handeln; in einem funktionierenden demokratischen Rechtsstaat zu leben; unsere 
öffentliche Daseinsvorsorge, ein lebendiges Gemeinwesen vor Ort und ein starker 
Sozialstaat; unabhängige Qualitätsmedien und den Öffentlich-Rechtlichen 
Rundfunk; solidarische Menschen und einen solidarischen Staat; saubere Luft auch 
in den Städten und staufreie Straßen; die Möglichkeit des Homeoffice; ein 
parlamentarisches Miteinander zwischen Regierung und Opposition, das gemeinsam 
Dinge löst, statt nur gegeneinander zu arbeiten.
Nicht zuletzt führt uns die Corona-Krise vor Augen, was wir in der Vergangenheit 
versäumt haben. Es gab Pandemiewarnungen und sogar Pandemienotfallvorkehrungen 
mit Drucksachennummer des Bundestages, aber in der Realität, als Gesellschaft 
waren wir nicht ausreichend vorbereitet. Wir müssen Resilienz noch lernen. Dazu 
gehört, dass wir bei der Arzneimittelproduktion und zentralen Utensilien für 
Seuchenbekämpfung nicht allein auf den Markt setzen können. Wir müssen in Europa 
selbst in der Lage sein, die zentralen medizinischen Produkte und Medikamente zu 
produzieren, ebenso wie Lebensmittel die wir zum Leben in einer Notlage 
brauchen. Dazu gehört, dass wir kritische Infrastrukturen, beispielsweise vor 
weitreichenden IT-Angriffen, besser schützen. Wir müssen die Digitalisierung 
voranbringen, wir müssen Europa und multilaterale Institutionen stärken und wir 
müssen verstehen, dass der Raubbau an den natürlichen Ökosystemen das Risiko von 
Epidemien erhöht. So haben Ausbrüche von Infektionskrankheiten in den letzten 40 
Jahren immer stärker zugenommen. Circa zwei Drittel davon sind Zoonosen, also 
Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen wurden. Wir müssen die 
Ursachen für Zoonosen stärker bekämpfen und uns zugleich wappnen, Epidemien 
zukünftig besser einzudämmen.
Nur wenn wir uns selbstkritisch reflektieren, können wir uns besser gegen 
zukünftige hereinbrechende Katastrophen wappnen. Vorsorge ist politisch das 
Schwierigste überhaupt. Aber Corona führt uns jeden Tag vor Augen, wie wichtig 
sie ist. Entsprechend geht es uns mit diesem Antrag darum, über die unmittelbare 
Krisenbekämpfung hinaus Leitlinien für die nächsten Schritte zu beschließen und 
die richtigen Lehren aus der Erfahrung der letzten Wochen zu ziehen. Wir wollen 
schneller sein als das Virus, damit seine schlimmsten Folgen verhindert werden 
können und wir stärker aus der Krise kommen als wir hineingegangen sind.
weitere Antragsteller*innen
- Daniel Jochum (KV Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg)
- Detlev Schulz-Hendel (KV Lüneburg)

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