| Antrag: | Klar. Grün. Konstruktiv: Auf dem Weg in eine starke Opposition | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | BAG Frauen (dort beschlossen am: 03.04.2025) | 
| Status: | Geprüft | 
| Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme | 
| Angelegt: | 03.04.2025, 21:29 | 
P-001-035: Klar. Grün. Konstruktiv: Auf dem Weg in eine starke Opposition
Verfahrensvorschlag: Antragstext
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Tierhaltungskennzeichnung begonnen. Über das Kita-Qualitätsgesetz investieren wir bis 2026 zehn Milliarden Euro in bessere und verlässlichere Kinderbetreuung.Wir haben mit dem Gewalthilfegesetz endlich einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen und eine Bundesfinanzierung von 2,6 Mrd durchgesetzt und mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen historischen Schritt für die Rechte trans- und nicht-binärer Menschen gemacht. Mit dem Kulturpass haben wir Jugendlichen einen neuen Zugang zur Kultur
1. Ein starker Wahlkampf
Wir haben einen starken Wahlkampf geführt: Mit extrem motivierten Mitgliedern - 
Zehntausende davon neu hinzugekommen -, mit überwältigender Resonanz auf unsere 
Veranstaltungen und mit Spendenrekorden. Wir haben ihn in der Defensive begonnen 
und daraus in Rekordzeit eine mutige, selbstbewusste Haltung erarbeitet. Und 
trotzdem ist das Ergebnis der Bundestagswahl vom 23. Februar nicht das, wofür 
wir gekämpft haben. Statt einer Regierung mit starken Grünen wird Deutschland 
aller Voraussicht nach erneut von einer Stillstandskoalition aus CDU, CSU und 
SPD regiert. Der designierte Bundeskanzler hat bereits vor seiner Wahl eine 
schwindelerregende Zahl an Wortbrüchen und Kehrtwenden vollzogen - statt 
Orientierung in unsicheren Zeiten zu geben. Schwarzrot droht, eine Koalition zu 
werden, die die großen strukturellen Probleme in Deutschland und Europa wegen 
Uneinigkeit nicht angeht und stattdessen ihren altbekannten Klientelen nichts 
zumuten will. Sie deutet sich als eine Koalition an, die keine Antwort auf die 
existenziellen Herausforderungen der Klimakrise und des Artensterbens hat – und 
zugleich nicht in der Lage ist, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in 
Deutschland zu stärken.
Wir sind 2021 als Teil der Bundesregierung angetreten, unser Land für die 
Anforderungen der Zukunft zu wappnen, klimaneutralen Wohlstand zu ermöglichen 
und für mehr soziale Gerechtigkeit und Bürgerrechte zu sorgen. Viel ist uns 
dabei gelungen - und das in einer Zeit großer Krisen: Der russische 
Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine massive Energiekrise ausgelöst und einen 
zentralen Pfeiler des bisherigen deutschen Geschäftsmodells ins Wanken gebracht. 
Trotz der Blockadehaltung beim Haushalt und der engen Spielräume durch die 
Schuldenbremse ist es uns gelungen, das Land sicher durch diese Krise zu führen. 
Wir haben Orientierung gegeben, die Energieversorgung stabilisiert, die 
Erneuerbaren massiv vorangebracht, Deutschlands Abhängigkeit reduziert und uns 
in einer geopolitisch unsicheren Zeit klar an die Seite der Ukraine gestellt – 
für unser Land und für Europa. In Europa haben wir mit dem Green Deal das größte 
ökologische Gesetzespaket durchgesetzt, das es bisher gab. Wir haben Milliarden 
in den Natürlichen Klimaschutz investiert und das erste Klimaanpassungsgesetz in 
Deutschland verabschiedet. Den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung hin zu 
mehr Tierwohl haben wir mit einer transparenten staatlichen 
Tierhaltungskennzeichnung begonnen. Über das Kita-Qualitätsgesetz investieren 
wir bis 2026 zehn Milliarden Euro in bessere und verlässlichere Kinderbetreuung.Wir haben mit dem Gewalthilfegesetz endlich einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen und eine Bundesfinanzierung von 2,6 Mrd durchgesetzt und mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen historischen Schritt für die Rechte trans- und nicht-binärer Menschen gemacht. 
Mit dem Kulturpass haben wir Jugendlichen einen neuen Zugang zur Kultur 
ermöglicht und die Kulturwirtschaft gestärkt. Wir verlassen diese Regierung in 
dem Bewusstsein, Deutschland in vielen entscheidenden Bereichen in einem 
besseren Zustand zu hinterlassen, als es vorher war.
Auch um diese und weitere Erfolge zu erreichen, waren Kompromisse notwendig. 
Einige dieser Kompromisse gingen an unsere Schmerzgrenzen oder auch darüber 
hinaus, haben dabei in Teilen unserer Wählerschaft für Irritation oder 
Enttäuschung gesorgt. Sie waren das Ergebnis der Koalition mit einer meist 
destruktiven FDP, die mehr blockieren als regieren wollte, und der mangelnden 
Führung von Olaf Scholz, der nicht in der Lage war, einen fairen und geordneten 
Interessenausgleich der drei Partner zu gewährleisten. Gekoppelt mit eigenen 
Fehlern hat diese Konstellation auch dazu geführt, dass die Ampelregierung nicht 
die nötige Sicherheit und Kompetenz vermitteln konnten, die es in Zeiten der 
Verunsicherung auf ganz verschiedenen Ebenen gebraucht hätte - vor allem für die 
Bewältigung der materiellen Sorgen der Menschen, aber auch für die 
Planungssicherheit von Unternehmen.
Dadurch haben wir in verschiedene Richtungen Vertrauen verloren. So hat unser 
Bündnis mit der kritischen Zivilgesellschaft einige Risse bekommen. Wir müssen 
aufarbeiten, wieso dies gerade im Bereich der Klima- und Umweltpolitik geschehen 
ist, wo wir auch große Erfolge erzielen konnten. Gegenstand der Aufarbeitung 
muss unser Umgang mit Kompromissen sein: Es muss unser Ziel sein, unsere Erfolge 
besser darzustellen, offen zu sagen, welche Abstriche wir in der Aushandlung in 
den gegebenen Mehrheitsverhältnissen machen mussten, und parallel aufzuzeigen, 
wo wir eigentlich hinwollen. Dazu gehört auch ein besseres kommunikatives 
Zusammenspiel von Regierung, Partei, Fraktion und Landesregierungen, die jeweils 
eigene Akzente setzen können. Auf dieser Grundlage sollten wir auch offen mit 
unseren Partnern sprechen, um den Kompromiss in der Regierung als Werkzeug für 
Veränderung besser zu legitimieren und gleichzeitig Kritik auch zu hören und 
nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren. Allerdings hätten wir an einigen 
Stellen die Unterstützung unserer Partner gebraucht, wenn die konkrete 
Klimapolitik in der Kritik stand. Wir kämpfen auch mit ihnen weiter für eine 
ambitionierte Gasunabhängigkeitsstrategie, gegen den drohenden Rollback unserer 
ambitionierten Klimapolitik und für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Das 
verbinden wir bewusst mit werteorientierten Umwelt- und Naturschutz, der die 
Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen als eigenes Ziel definiert.
Zugleich haben wir gesehen, dass besonders unsere klimapolitischen Vorhaben 
viele verunsichert haben. Denn sie gingen davon aus, sie würden über Gebühr in 
ihr Alltagsleben oder Wirtschaften eingreifen. Angesichts der wirtschaftlichen 
und geopolitischen Umbrüche konnten die Kampagnen, die gegen unsere Politik 
betrieben wurden, besonders gut verfangen. Wir stellen aber auch fest, dass es 
uns nicht gelungen ist, diesen Ängsten angemessen zu begegnen, dass wir nicht 
immer rechtzeitig für die soziale und wirtschaftliche Absicherung sorgen konnten 
und die Umsetzung zu sehr ins Kleinklein ging.
Unsere Politik speist sich aus der Einsicht, dass gewandelte Umstände - seien es 
klimapolitische Notwendigkeiten, geopolitische Umwälzungen, gesellschaftliche 
Umbrüche - politische Veränderungen erfordern, damit es gerecht, demokratisch 
und nachhaltig zugehen kann. Gleichzeitig befinden wir uns in einer 
Stimmungslage, die einerseits konkreten Veränderungen skeptisch gegenübersteht 
und andererseits klar einfordert, dass sich grundlegend etwas ändert. Die 
Menschen erwarten von der Politik Antworten auf diese Herausforderungen, die 
alltagstauglich sind und Zuversicht geben. Viele haben in ihrem Alltag genügend 
Herausforderungen und wollen daher nicht noch vielen weiteren Problemen der 
Zukunft ausgeliefert sein. Sie wollen zu Recht, dass ihr Leben besser und 
gerechter wird. Sie wollen auch, dass das Land funktioniert, weniger 
schwerfällig und kompliziert ist. Das ist der letzten Bundesregierung, das ist 
auch uns trotz unserer großen Erfolge nicht im ausreichenden Maß gelungen. Hier, 
wo wir in der Regierungskoalition eine Schwäche hatten, müssen wir jetzt unsere 
Stärke wiederfinden: Nämlich aufzuzeigen, wie Lösungen den Alltag besser machen, 
und wo nötig und möglich auch dazu beitragen, unsere globalen Probleme zu lösen. 
Dass dies Hand in Hand gehen kann, haben wir zum Beispiel bei der dezentralen 
Energiewende gesehen, die dort besonders gut funktioniert, wo Kommunen oder 
Privathaushalte über eigene Anlagen zu selbstbestimmten Akteuren werden und von 
den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren.
Im Wahlkampf konnten wir im Ansatz zeigen, was wir aus unserer 
Regierungserfahrung und auch unseren eigenen Fehlern gelernt haben und wie wir 
den begonnenen Weg im Dienste unseres Landes hätten fortführen können. Trotzdem 
haben wir entscheidende Debatten nicht für uns gewinnen können – etwa zur 
Zukunft der sozialen Sicherungssysteme oder zur Migrationspolitik, bei der wir 
eine kommunikative und strategische Unklarheit an den Tag gelegt haben. Die 
wirtschaftlich schwierige Situation wurde uns angelastet.
Wir wollen auch daraus lernen, warum wir uns in der Polarisierung der letzten 
Wahlkampfwochen, die durch den Wort- und Tabubruch der Union in ihrer 
gemeinsamen Abstimmung mit der AfD ausgelöst wurde, nicht genug behaupten 
konnten. Wir haben nicht ausreichend ausgestrahlt, dass Regieren kein 
Selbstzweck ist – und dass eine Regierungsbeteiligung mit einer Merz-CDU an 
klare Bedingungen geknüpft war. Durch den Wortbruch der gemeinsamen Abstimmung 
mit der AfD durch die Union unter Friedrich Merz und mangelnden Mehrheiten für 
andere Bündnisse fehlte am Ende eine glaubwürdige machtpolitische Perspektive 
für eine Stimme für Bündnis 90/Die Grünen. Es gilt für uns: Wir beteiligen uns 
an einer Regierung dann, wenn wir sozial-ökologisch und bei den Menschen- und 
Bürgerrechten echten Fortschritt erreichen können.
Die erfolgreichen Ansätze und der Schwung aus der Wahlkampagne sind eine gute 
Grundlage, um die Lücken aufzuarbeiten und zu schließen. Diesen Weg wollen wir 
jetzt gehen. Das ist um so nötiger, als wir uns einem weltweiten Rechtsschwenk 
gegenüber sehen, der eine ideologische Verbrüderung von Putins Russland und den 
USA unter Trump mit sich bringt. Die Verletzung internationalen Rechts, 
Brutalität und Grausamkeit sowie Menschenverachtung werden zu normalen 
Politikmitteln gegebenüber allem, was schwächer scheint. Sie teilen in Starke 
und Schwache, wollen Schwarze, Frauen, behinderte Menschen oder Trans- und 
Homosexuelle in ihren Rechten beschneiden. Wissenschaft wird zum Feind. Dieses 
Gegenprogramm zur Demokratie fasst nach und nach auch in Europa Fuß und wird 
normalisiert. Dieser Konflikt zwischen einer erstarkten Rechten und der 
liberalen, werteorientierten Demokratie wird auch in Russlands Angriffskrieg auf 
die Ukraine ausgetragen. Europa muss Hort der Aufklärung bleiben.
2. Klare, gestaltende und empathische Opposition
Wir stehen jetzt am Anfang einer Oppositionszeit unter radikal veränderten 
Vorzeichen. Durch das Erstarken von Rechtsextremen und Autoritären geraten die 
regelbasierte Weltordnung und der freie Handel, die bis heute der Anspruch des 
politischen und wirtschaftlichen Handelns Deutschlands sind, immer mehr unter 
Druck. Die Klimakrise und die Plünderung unseres Planeten werden immer 
deutlicher spürbar und greifen existenziell in das Leben von Milliarden Menschen 
ein. Die Wirtschaft steht durch diese Umbrüche und mangelnde 
Produktivitätssteigerungen im letzten Jahrzehnt vor riesigen Herausforderungen 
und Anpassungen, was sich auch in Arbeitsplatzverlusten und Umstrukturierungen 
niederschlägt. Und schließlich setzt der demografische Wandel unsere 
Sozialsysteme unter Druck, was auch zu höheren Beiträgen führt. Verkrustete 
Strukturen und eine Zementierung sozialer Ungleichheit geben ihr Übriges für 
einen potentiell explosiven Mix.
Die politische Auseinandersetzung, die wir in der Opposition suchen werden, 
findet in einer gewandelten und sich immer weiter wandelnden Öffentlichkeit 
statt, die von zunehmender Fragmentierung und der Dominanz von Tech-Oligarchen 
gekennzeichnet ist und in der groß angelegte Desinformationskampagnen aus dem 
eigenen Land wie von außen stetig mehr Wirkung entfalten können. Das stellt neue 
Anforderungen an unsere Arbeit als politische Partei. Wir müssen auf 
verschiedene Weise in die Gesellschaft und die politische Öffentlichkeit wirken 
- über die traditionellen Medien, soziale Netzwerke, vor allem aber auch den 
beständigen direkten Austausch auch jenseits von Wahlkampfzeiten und auch mit 
jenen, die uns nicht sofort zustimmen. Diese Herausforderung ist besonders groß 
in den ostdeutschen Bundesländern, wo sich in der Gesamtlage ein immenser 
Vertrauensverlust in die demokratische Parteienlandschaft zeigt. Die starke 
Zustimmung für Parteien, die Bündnis 90/Die Grünen zum Feindbild erklären, sorgt 
in den strukturell schwachen Regionen und insbesondere im Osten Deutschlands für 
einen nochmals stärkeren politischen Gegenwind.
Wir stellen zugleich fest, dass in der politischen Debatte immer weniger die 
sachliche Auseinandersetzung über Inhalte, sondern Vorurteile und Zuschreibungen 
eingesetzt werden. Schon vor dem Regierungseintritt hat ein großer Teil der 
politischen Mitbewerber erfolgreich darauf gesetzt, uns mit dem Mittel von 
Zuschreibungen zu diskreditieren und damit die Anschlussfähigkeit unserer 
Inhalte in weite Teile der Gesellschaft zu unterlaufen. Das war auch dank der 
digitalen Verbreitungswege erfolgreich, deren Algorithmen Hass und Hetze 
begünstigen. Wir werden uns damit auseinandersetzen, warum einige dieser 
Kampagnen besonders gut verfangen konnten. Dazu gehört besonders eine 
Betrachtung der politischen Debatten, die wir in der Regierungszeit verloren 
haben - und den Gründen dafür.
In den Verhandlungen zum Sondervermögen über 500 Milliarden Euro für 
Infrastrukturinvestitionen und der Grundgesetzänderung für mehr Sicherheit haben 
wir gezeigt, welche Haltung wir in den kommenden Jahren einnehmen wollen: eine 
klare, gestaltende und empathische Opposition. Wir wollen führende Kraft der 
linken Mitte werden, die die Achtung der Menschenrechte, den Schutz der Natur, 
die Wahrung und Erneuerung unserer Freiheit, soziale Gerechtigkeit und eine 
ökologisch-soziale Marktwirtschaft - in einem geeinten Europa - auf die Agenda 
des Parlaments und der Gesellschaft setzt. Mit erneuerten programmatischen 
Grundlagen wollen wir als starke Mitgliederpartei weiter in die Gesellschaft 
ausgreifen, zuhören, diskutieren und daraus die Kraft für Veränderung und 
Gestaltung schöpfen. Wir wollen dabei auch in der Opposition Vorschläge machen, 
die die zukünftigen Herausforderungen in den Blick nehmen, vorausdenken und neue 
Antworten entwickeln. Wir wollen als Opposition Vorschläge unterbreiten, die 
konkret umsetzbar sind und gleichzeitig Teil der Lösung für unsere großen 
strukturellen Herausforderungen sind, damit sie reale und greifbare 
Verbesserungen im Alltagsleben aller Menschen bewirken können. Und wir wollen 
unsere Oppositionsarbeit im Bundestag mit unserer täglichen Arbeit für das Land 
in Rathäusern, Dezernaten oder Landesministerien verknüpfen und ebenso mit 
unserem Einfluss im Bundesrat und dem Europäischen Parlament - eine wirkmächtige 
Partei auf allen Ebenen. Wir sind überzeugt: Die Mehrheit der Bürgerinnen und 
Bürger will mitgestalten für ein nachhaltiges, demokratisches und gerechtes 
Deutschland und Europa, wenn wir die Rahmenbedingungen dafür schaffen! Für diese 
Mehrheit sind wir Bündnispartei.
3. Mit inhaltlicher Stärke als Antriebskraft
Unsere inhaltliche Stärke ist unsere Antriebskraft. Während in der neuen 
Bundesregierung eine Koalition des Aneinanderreihens von Wahlversprechen droht, 
wollen wir unser Programm auf der Höhe der Zeit weiterentwickeln. Unser Ziel ist 
und bleibt es, dieses Land ökologischer und gerechter zu machen.
Darum wollen wir an unserem Profil arbeiten, gemeinsam diskutieren und uns für 
die Zukunft aufstellen. Wir wollen die Erfahrungen aus der Regierungszeit und 
aus dem Bundestags- und Europawahlkampf analysieren und davon lernen.
Wir wollen dabei nicht in erster Linie von den politischen Instrumenten her 
denken, sondern von den Anforderungen, die die Menschen in den verschiedensten 
Lebenslagen an die Politik stellen. Wenn wir als Partei in einer fragmentierten 
politischen Landschaft das nötige Gewicht zur aktiven Gestaltung erreichen 
wollen, brauchen wir einerseits eine klare Haltung und gesellschaftliche 
Verankerung, zugleich aber die Fähigkeit, darüber hinaus Menschen anzusprechen, 
die wir bisher noch nicht von uns überzeugen konnten: Nur wer einen festen Stand 
hat, kann auch effektiv ausgreifen. Wir wollen Bündnisse schmieden und 
ermöglichen. Deshalb gehört es zu unserer Aufgabe uns zu fragen, wie wir die 
Menschen, die uns einmal gewählt haben - unabhängig davon, wohin sie abgewandert 
sind - wieder zu uns holen. Dafür braucht es ein Programm, das auf vielfältige 
Bedürfnisse antwortet, und zugleich eine Ansprache, die ganz verschiedene 
Menschen adressiert.
Das erzeugt auch Widersprüche: eine Partei für viele hat auch viele Facetten, 
Stile und Ansichten. Es war und ist unsere Stärke als Grüne, diese verschiedenen 
Ansätze auszudiskutieren und dann gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Wir 
wollen noch besser darin werden, Unterschiede in unserer Partei auf der Basis 
unserer gemeinsamen Werte auch auszuhalten. Die Grundlage dabei ist stets: Wir 
suchen den politischen Gegner nicht zuerst in den eigenen Reihen. Wir 
diskutieren nicht nur abstrakt über eine Orientierung, sondern auch konkret über 
Lösungen und Haltungen. Damit nehmen wir auch eine gesellschaftliche Rolle ein, 
die wir immer wieder in entscheidenden politischen Momenten unseres Landes 
einnehmen konnten: Bündnis 90/Die Grüne sollen der Ort sein, an dem 
gesellschaftliche Debatten offen ausgetragen werden können, um den 
gesellschaftlichen Diskurs zu prägen und dann Eingang in den politischen Prozess 
zu finden. Diesen Ort hat unsere Gesellschaft nötig. Dieser Ort wollen wir in 
der Opposition wieder vermehrt sein.
Wir haben im Wahlkampf erfahren, dass es uns nicht auf allen Themenfeldern 
gelungen ist, bei unseren innerparteilichen Klärungen mit den schnellen 
Veränderungen der politischen Lage Schritt zu halten. Bei vielen Themen haben 
wir einen großen Konsens innerhalb unserer Partei, bei anderen haben wir 
auseinanderlaufende Positionen, die wir bisweilen mit Formelkompromissen 
verbunden haben. Hier stehen Debatten und Entscheidungen an, die wir in den 
kommenden Monaten konstruktiv und demokratisch führen wollen. Dazu gehört es für 
uns, zukunftsweisende Konzepte auszubuchstabieren:
- Wir geben unserem Leitbild einer „sozial-ökologischen Marktwirtschaft“ ein 
 Update: Deutschlands europäisches Wohlstandsmodell braucht eine
 nachhaltige Erneuerung. Das Zusammenspiel offener, fairer Märkte mit
 funktionierendem Wettbewerb und möglichst stabilen makroökonomischen
 Rahmenbedingungen in einer von geopolitischen Motiven getriebenen Politik
 anderer Wirtschaftsräume erfordert neue Antworten. Wie kann eine
 resiliente, nachhaltige Gesellschaft entstehen unter dem Druck der
 Gewinnmaximierung der Kapitalmärkte? Bei unseren Instrumenten klären wir,
 wie ein intelligenter Mix aus Preissignalen, Ordnungsrecht, Anreizen und
 Industriepolitik aussieht, der wo nötig wirksam reguliert und gleichzeitig
 unnötige Bürokratie zurückdrängt. Aktive Wettbewerbspolitik kann zu einem
 Markenzeichen grüner Politik werden, um europäische Innovation und
 Resilienz zu ermöglichen sowie wirtschaftliche Machtkonzentration und
 übermächtigen Lobbyismus wie bei den digitalen BigTech-Konzernen
 entgegenzutreten. Unsere Wirtschaftspolitik soll einen Beitrag dazu
 leisten, dass das Leben bezahlbar bleibt. Beim Steuersystem muss die
 ungleiche Vermögensverteilung so gerechter werden, dass gleichzeitig
 starke Investitionsanreize für Unternehmen im Inland gesetzt werden. Wir
 werden ausbuchstabieren, wie gute, tariflich gesicherte Arbeit statt
 prekärer Beschäftigung für alle Arbeitnehmer*innen Realität werden kann,
 neue Flexibilitätsbedarfe realisiert und Fragen von Weiter- und Ausbildung
 adressiert werden können.
- Wir arbeiten an sozialer Sicherung und Daseinsvorsorge, die für alle 
 funktioniert. Wesentliche Bestandteile davon sind eine neue Basis für
 unsere sozialen Sicherungssysteme, die dem demografischen Wandel
 standhalten, die wirklich solidarisch finanziert sind und allen die
 Sicherheit geben, im Alter und im Notfall gut versorgt zu sein; ein
 gerechtes Bildungssystem, das für alle funktioniert und die Möglichkeit
 für individuelle Entfaltung und sozialen Aufstieg bietet; eine
 Gesundheitsversorgung, die einfachen und verlässlichen Zugang zu
 ärztlicher Versorgung und würdiger Pflege bietet und solidarisch
 finanziert ist.
- Wir gestalten Demokratie und Teilhabe für alle Menschen in einer 
 vielfältigen Einwanderungsgesellschaft. Dazu gehört es zum einen, der
 wachsenden Ausgrenzung von Menschen entgegenzutreten. Wir stehen dabei für
 eine faktenbasierte Migrationspolitik, die Integration ermöglicht,
 konkrete Verbesserungen vor Ort schafft und Herausforderungen angeht, die
 Migration auch mit sich bringt.
- Wir formulieren eine Außenpolitik in den veränderten geopolitischen 
 Realitäten - mit einer sicherheitspolitischen Antwort, aber auch einer
 neuen wirtschaftlichen Resilienz. Wir beschreiben weiter konkret, was es
 angesichts des russischen Angriffskrieges bedeutet, Friedenspartei zu
 sein. Wir diskutieren die innenpolitischen Herausforderungen
 außenpolitischer Konflikte: Wie festigen wir vor dem Hintergrund der
 unterschiedlichen deutschen Geschichten mit Blick auf die Sowjetunion
 unsere Solidarität zur Ukraine? Wie diskutieren wir über schwierige und
 polarisierende Themen, besonders den israelisch-palästinensischen
 Konflikt? Wir buchstabieren auch die Zukunftsvorstellung unseres
 Grundsatzprogramm einer “Föderalen Europäischen Republik” aus.
Mit solchen glaubwürdigen und positiven Gegenentwürfen begegnen wir auch der 
Rechtsverschiebung der politischen Landschaft. Bündnis 90/Die Grünen können und 
sollen Orientierungsort für Kräfte sein, die sich dem Rechtsruck entgegenstellen 
wollen. Dazu gehört eine Analyse des Erstarkens der AfD rechtsradikaler Kräfte 
und ihrer Partner, bei uns in Deutschland und weltweit: Welchen Anteil haben wir 
daran, und welchen Anteil und welche Rolle können wir daran haben, sie zu 
schwächen? Wir gehen all diese Herausforderungen europäisch an. Wir tun das, 
indem wir die europäische Einigung im Angesicht von Populismus und 
Wiedererstarken des Nationalismus so voranbringen, dass sie die Europäer*innen 
wieder begeistert und deutlich macht, dass wir zusammen stärker sind.
Unsere Rolle als zentrale demokratische Oppositionspartei gibt uns in diesem 
Prozess die Chance, unsere grünen Werte selbstbewusst nach vorne zu stellen und 
gleichzeitig neue programmatische Impulse zu entwickeln. Wir fangen nicht bei 
Null an: Nachdem wir in unserer Regierungsbeteiligung viele Weichenstellungen 
für die klimaneutrale und gerechte Erneuerung unseres Landes und seines 
Wohlstands haben vornehmen können, werden zur kommenden Bundestagswahl in vielen 
Bereichen neue Konzepte vonnöten sein. Sie müssen nach den nötigen Kompromissen 
in der Regierungszeit unser eigenes grünes Profil wieder entwickeln und deutlich 
sichtbar machen. Die Konsequenzen aus der Plünderung unseres Planeten und der 
Zerstörung unserer Lebensgrundlagen werden wir in klarerer und lebendigerer 
Sprache beschreiben und mit unseren Antworten zusammen kommunizieren. Unsere 
Konzepte müssen sich auf der Höhe der grundlegend veränderten weltpolitischen 
Zusammenhänge befinden, der digitalen Revolution Rechnung tragen, unseren 
demokratischen Zusammenhalt stärken und die ökologischen Grundlagen für unser 
Leben auf diesem Planeten sichern können. Dabei behalten wir immer den Menschen 
in seiner Würde und Freiheit im Zentrum unserer Politik.
4. Die Bündnispartei für morgen - unsere Partei zukunftsfähig machen
Eine treibende und gestaltende demokratische Opposition findet nicht nur im 
Bundestag und anderen politischen Gremien statt. Sie wird von der Partei als 
Ganzes getragen. Damit unsere gewachsene Partei diese Rolle ausfüllen kann, muss 
sie noch sichtbarer, partizipativer und demokratischer werden.
Wir haben oft aus Rückschlägen gelernt: Wir sind aus dem Bundestag geflogen und 
haben daraufhin unsere erste Regierungsbeteiligung errungen. Wir sind nach dem 
Ende der ersten Regierungsbeteiligung weiter gewachsen, sind in die 
Staatskanzlei in Baden-Württemberg und zahlreiche Landesregierungen und 
Rathäuser eingezogen. Wir haben dazu beigetragen, die Europäische Union mit dem 
Green Deal auf Klimakurs zu bringen. Wir sind immer wieder in zahlreiche 
europäische Regierungen und Parlamente eingezogen. Mit dem Rückenwind unserer 
Regierungsbeteiligung, eines erfolgreichen Wahlkampfs und den Zehntausenden 
neuer Mitgliedern haben wir erneut die Möglichkeit, stärker wieder 
zurückzukehren. Unsere Partei ist erfahrener, schlagkräftiger, digitaler und 
vernetzter als je zuvor. Dieses Potenzial wollen wir nutzen, um unseren Beitrag 
zur Stabilisierung unserer bedrohten Demokratie zu leisten und das Land als 
führende Kraft der linken Mitte zu gestalten.
Das bekräftigt einerseits klar, dass wir nicht für eine gesellschaftliche Nische 
stehen, gleichzeitig aber auch die Notwendigkeit, konstant mit 
zivilgesellschaftlichen Akteuren von lokaler Ebene bis Europa, mit Kultur und 
Wissenschaft, mit Unternehmen und Gewerkschaften, mit den Kirchen, Religions- 
und Weltanschauungsgemeinschaften nicht nur im Austausch zu sein, sondern 
gemeinsam Konzepte zu entwickeln, um Mehrheiten zu erringen. Deshalb gilt es, 
von den eigenen Standpunkten her Bündnisse zu schließen, aufeinander zuzugehen, 
und dafür zu sorgen, dass gesellschaftliche Bündnisse überhaupt noch möglich 
sind.
Wir wollen aus dieser Haltung unseren Anspruch als Bündnispartei neu definieren. 
Dabei greifen wir nicht zuletzt auch auf die politische Traditionen des Bündnis 
90 in Ostdeutschland und der Bürgerbewegungen, die zur Gründung der Grünen 
geführt haben, zurück. Wir erwarten nicht, dass der Staat alle Probleme löst, 
noch gehen wir davon aus, dass der Markt es schon richten wird. Neben dem 
demokratischen Staat und dem sozial-ökologischen Markt als definierende Kräfte 
unserer Gesellschaft zählt für uns maßgeblich eine aktive Bürgergesellschaft. 
Wir haben dabei unsere Partei im Blick und darüber das Land als Ganzes, denn 
unser Ziel muss es sein, den Einfluss antidemokratischer Parteien und Kräfte 
zurückzudrängen. Drei Gedanken spielen dabei eine wichtige Rolle:
- Als erstes gilt es eine Politik zu betreiben, die gesellschaftliche 
 Bündnisse sucht und ermöglicht. Der Angriff der Unionsparteien auf
 Nichtregierungsorganisationen und Menschen, die sich gemeinsam engagieren,
 bestärkt uns in unserer klaren Haltung, dass eine starke, unabhängige und
 breit aufgestellte Zivilgesellschaft das beste Rückgrat für eine starke
 Demokratie ist – eine Demokratie, in der Menschen zusammenfinden, sich
 Gehör verschaffen und auf dieser Grundlage Bündnisse schmieden können.
 Deswegen stehen wir unverrückbar an der Seite der demokratischen
 Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und Kultur, die unter Druck stehen.
 Wir brauchen sie neben den Unternehmen, Religionsgemeinschaften, dem
 organisierten Sport und vielen anderen Akteuren, die gemeinsam unsere
 Demokratie ausmachen und die wir als Partner verstehen. Wir wollen mit all
 diesen Partnern das Gespräch intensivieren und - wo nötig - verlorenes
 Vertrauen wieder aufbauen.
- Als zweites der Auftrag, mit einer hohen Glaubwürdigkeit in unseren 
 Kernthemen Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Bürgerrechte
 ebenso wie Europa die Verbindung zu unserer Stammwählerschaft zu stärken,
 uns gleichzeitig aber auch weiter zu öffnen und besonders auf Menschen
 zuzugehen, die sich von uns bislang nicht oder nicht mehr angesprochen
 oder inhaltlich vertreten fühlen. Wir werden auch weiter die Stimme
 derjenigen sein, die sich durch das Erstarken der Rechtsextremen bedroht
 fühlen, vor allem migrantische Communities. Wir wollen auch anschlussfähig
 und wählbar sein für Menschen, die in einigen Punkten Widerspruch zu
 unseren Vorstellungen haben. Wir halten Kritik aus und stellen ihr uns -
 das unterscheidet uns von anderen. Dazu wollen wir aber auch dezidiert
 dort sichtbar, hörbar und ansprechbar werden, wo wir dies bislang noch
 nicht ausreichend sind - und wo uns anfangs auch ein harter Wind der
 Ablehnung entgegenweht. Glaubwürdig wird dieser Anspruch nur, wenn wir
 bereit sind, andere Perspektiven ernst zu nehmen, zu verstehen, warum uns
 Menschen kritisch sehen – und was wir tun müssen, um Vertrauen
 zurückzugewinnen.
- Als drittes kommt dazu heute mehr denn je die europäische und 
 internationale Dimension des Bündnisgedankens. Wir sind die Partei, die
 für ein Vereintes Europa eintritt und darüber hinaus für eine Weltordnung
 der Kooperation und des Rechts statt der Konfrontation und der Logik der
 Gewalt. Das spiegelt sich in unserer Politik wider: Es muss aber auch
 vermehrt Teil unserer Parteikultur werden. Denn wenn sich die
 antidemokratischen, isolationistischen Akteure international aufstellen,
 müssen wir dies um so mehr tun. Mit einem sehr europäisch orientierten
 Bundestagswahlkampf haben wir hier wichtige Schritte getan. Wir
 intensivieren jetzt unser Engagement für unsere Grüne europäische
 Parteienfamilie EGP, aber stärken auch jenseits davon unsere Verbindungen
 zu politischen und gesellschaftlichen Akteuren in Europa und darüber
 hinaus. Auch in Europa kommt es darauf an, die unterschiedlichen
 Bedingungen in den Mitgliedstaaten anzuerkennen und daraus Gemeinsamkeit
 zu entwickeln. In Berlin ist unser Anspruch die europäischste Opposition
 zu werden, die es bisher in deutschen Politik gab. Wenn die
 Bundesregierung in Brüssel die Stärkung Europas bremst oder den Green Deal
 rückabwickeln will, werden wir das in Berlin konsequent zum Thema machen.
Unser Selbstverständnis als Programm- und Bündnispartei bestimmt auch unsere 
Rolle in der Opposition. Einerseits werden wir vom Standpunkt unseres starken 
Programms klar machen, wo die Regierung zu kurz greift. Dafür werden wir auch in 
Bündnissen arbeiten, wenn es darum geht, Klimaschutz, Gerechtigkeit und die 
notwendigen Veränderungen in Staat, Wirtschaft und Infrastruktur gegen die 
Regierung voranzubringen. Zugleich sind wir grundsätzlich dazu bereit, wo es 
sinnvoll ist, konstruktiv mit der Regierung und den demokratischen Parteien auf 
Landes-, Bundes- und Europaebene zusammenzuarbeiten.
5. Die wachsende Partei gemeinsam gestalten
Wir wollen uns als gewachsene Mitgliederpartei in unseren Strukturen erneuern. 
Eine moderne Mitgliederpartei muss vielfältige Möglichkeiten für Engagement, 
Beteiligung und Mitbestimmung geben. Sie muss zugleich eine Plattform bieten, 
die Mitgliedern, aber auch Interessierten die Möglichkeit gibt, eigene Ideen und 
Formate einzubringen und umzusetzen. Ihre Verfahren müssen demokratisch und das 
heißt nicht zuletzt fair, transparent und zugänglich sein. Sie müssen den 
gewandelten gesellschaftlichen und technischen Gegebenheiten Rechnung tragen. 
Auch das gehört zur Verantwortung einer demokratischen Partei angesichts 
antidemokratischer Tendenzen: Dass sie jenseits der Parlamente und Regierungen 
präsent, ansprechbar und wirkungsvoll ist. Dass sie zugleich in der politischen 
Auseinandersetzung schlagkräftig und sichtbar ist.
Dafür brauchen wir starke, agile und handlungsfähige Gremien, vom Ortsverband 
über LAGen und BAGen bis hin zur Bundespartei als Teil der Grünen europäischen 
Parteienfamilie. Dafür brauchen wir zugleich Mitmach-, Gesprächs- und 
Kampagnenformate jenseits der Gremien - mit neuen, vielfach digitalen 
Möglichkeiten der Beteiligung. Wir haben 160.000 Mitglieder – und ihre 
Unterstützung brauchen wir in Kampagnen, bei der Mobilisierung und in der 
Bündnisarbeit. Wir wollen eine Partei für Menschen in vielfältigen 
Lebenssituationen sein, und auch Beteiligungsangebote für diejenigen schaffen, 
die nicht über ausreichend Zeit und Ressourcen für Gremienarbeit verfügen.
Für die notwendigen Strukturreformen ernennt der Bundesvorstand eine 
Satzungskommission mit vielfältigen Vertreter*innen aus unterschiedlichen 
Bereichen der Partei. Sie soll Vorschläge erarbeiten, welche Änderungen an der 
Satzung notwendig sind, damit die Partei in ihrer Organisation, Beteiligung und 
Mitgliederpartizipation den gewachsenen Anforderungen und der gestiegenen 
Mitgliederzahl gerecht werden kann.
Der Vorstand entwickelt zusätzlich mit der Initiative „Mitglieder treiben 
Innovation“ strategisch Formate, Strukturen und Instrumente, um die Potenziale 
nutzen zu können, die unsere gewachsene Partei mit über 160.000 Mitgliedern, 
einer starken kommunalen Verankerung und wachsender Bedeutung in der 
gesellschaftlichen Debatte bietet.
Die Weiterentwicklung erfolgt entlang von drei zentralen Handlungsfeldern:
- Beteiligung & Dialog: Wir wollen unsere gewachsenen Beteiligungsformate 
 stärken und weiterentwickeln – analog wie digital. Ziel ist es, auch in
 einer großen Partei direkte Mitgestaltung zu ermöglichen,
 niedrigschwellige Zugänge zu schaffen und den Austausch zwischen Basis,
 Mandatsträger*innen und Partei weiter zu verbessern.
- Kampagne & Kommunikation: Wir verfügen über viele engagierte Mitglieder 
 und professionelle Kampagnenarbeit. Um aktuellen Anforderungen gerecht zu
 werden, wollen wir die Kampagnenfähigkeit der Partei weiter stärken – auch
 jenseits klassischer Wahlkampfphasen. Dafür sollen neue
 Kommunikationsformate entstehen, die unsere Themen sichtbar machen und
 Mitglieder befähigen, selbst aktiv zu werden.
- Innovation & Initiative: In der Partei existiert bereits eine hohe 
 Innovationskraft. Diese wollen wir stärker sichtbar machen, bündeln und
 gezielt fördern. Digitale Tools, Plattformen, kreative Beteiligungsformate
 und konkrete Projekte aus der Mitgliedschaft sollen identifiziert,
 weiterentwickelt und in die Parteiarbeit integriert werden.
Damit diese Strukturen zum Erfolg führen können, muss die Partei so vielfältig 
sein, wie das Land, das sie vertritt. Wir richten das Augenmerk auf zwei 
besondere Herausforderungen.
1. Vielfalt ist unsere Stärke – in der Partei wie in der Gesellschaft. Ein 
Drittel der Menschen in Deutschland ist über 60, ein Drittel hat eine 
Migrationsgeschichte. Die Realität ist vielfältig – nach Herkunft, Ausbildung 
und Beruf, Alter, sexueller Identität, Lebensort oder Behinderung. Unser 
Vielfaltsstatut zeigt: Wir sind die einzige Partei, die Vielfalt strukturell 
verankert hat – und damit sichtbar macht, dass politische Teilhabe kein Zufall 
sein darf. Dank dieser Strukturen stellen wir heute die Fraktion mit dem 
höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationsgeschichte. Wenn wir diese 
Perspektiven ernst nehmen und aktiv einbinden, stärken wir den 
gesellschaftlichen Zusammenhalt – denn inklusives Denken und 
Diversitätskompetenz gehören heute zu echter Führungsfähigkeit. Diese Kompetenz 
werden wir weiter stärken und gezielt fördern.
2. Ein nachhaltiges Wachstum grüner Politik hat im Osten größere Widerstände als 
in allen anderen Regionen. Es braucht eine kontinuierliche Unterstützung der 
Arbeit der aktiven Grünen in der Fläche durch Landes- und Bundesebene, eine 
Vernetzung grüner Akteure untereinander und in die Breite der Gesellschaft und 
eine klare gemeinsame Strategie in der Themen in und für Ostdeutschland 
gebündelt, die Entwicklung und Unterstützung der Strukturen und die Verbesserung 
der Sichtbarkeit von Ostperspektiven in der politischen Arbeit von Bündnis 
90/Die Grünen weiterentwickelt werden. Dazu wird der Bundesvorstand in 
Abstimmung mit Bund, Ländern und Europa ab diesem Frühsommer die Präsenz vor Ort 
in ostdeutschen Kreisverbänden zu einem Schwerpunkt machen. Den Kreisverbänden 
werden dazu Veranstaltungspakete zur Verfügung gestellt, um die Vorbereitung zu 
entlasten.
Im Herbst 2025 veranstaltet der Bundesverband im Osten ein grünes Festival für 
die Gesamtpartei mit dem Schwerpunkt Osten. Ziel des Festivals ist u.a. die 
Ermutigung und Vernetzung grüner und grün-naher Akteur*innen in und für 
Ostdeutschland. Jenseits von Ostalgie oder Folklore soll an einer 
wertschätzenden und realistischen Perspektive auf den Osten gearbeitet werden. 
Neben Workshops und Trainings für Mitglieder sollen Diskussionsformate zu den 
inhaltlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem gesellschaftlichen 
Zusammenhalt, der wirtschaftlichen Transformation und bestehender 
Ungerechtigkeiten im Mittelpunkt stehen.
Gemeinsam mit den Ost-Landesverbänden wird ein Konzept erstellt und zeitnah 
umgesetzt, um die Präsenz der Grünen in ostdeutschen sowie sozialen Medien und 
die Präsenz ostdeutscher Themen in der Medienarbeit der Bundesgeschäftsstelle 
gezielt zu erhöhen.
Der Bundesvorstand wird gemeinsam mit den Landesverbänden Empfehlungen und 
Vorschläge aus der Partei für eine nachhaltige Stärkung der Grünen im Osten 
bündeln, unter Berücksichtigung von Kosten und Nutzen priorisieren und mit 
bestehenden Prozessen (Strukturprozess und Neuordnung der parteiinternen 
Finanzierungsstrukturen) zusammenführen.
Die Fundraising-Abteilung der Bundesgeschäftsstelle wird 2025 weiterentwickelt, 
um die Eigenmittel der ostdeutschen Landesverbände gezielt auszubauen.
Original-Änderungsantrag: Antragstext
Von Zeile 34 bis 36 einfügen:
Tierhaltungskennzeichnung begonnen. Über das Kita-Qualitätsgesetz investieren wir bis 2026 zehn Milliarden Euro in bessere und verlässlichere Kinderbetreuung. Wir haben mit dem Bundesgewalthilfegesetz endlich einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen und eine Bundesfinanzierung von 2,6 Mrd durchgesetzt.
Mit dem Selbstbestimmungsgesetz haben wir einen historischen Schritt für die Rechte trans- und nicht-binärer Menschen gemacht und endlich die Würde und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt gestellt. Mit dem Kulturpass haben wir Jugendlichen einen neuen Zugang zur Kultur 
1. Ein starker Wahlkampf
Wir haben einen starken Wahlkampf geführt: Mit extrem motivierten Mitgliedern - 
Zehntausende davon neu hinzugekommen -, mit überwältigender Resonanz auf unsere 
Veranstaltungen und mit Spendenrekorden. Wir haben ihn in der Defensive begonnen 
und daraus in Rekordzeit eine mutige, selbstbewusste Haltung erarbeitet. Und 
trotzdem ist das Ergebnis der Bundestagswahl vom 23. Februar nicht das, wofür 
wir gekämpft haben. Statt einer Regierung mit starken Grünen wird Deutschland 
aller Voraussicht nach erneut von einer Stillstandskoalition aus CDU, CSU und 
SPD regiert. Der designierte Bundeskanzler hat bereits vor seiner Wahl eine 
schwindelerregende Zahl an Wortbrüchen und Kehrtwenden vollzogen - statt 
Orientierung in unsicheren Zeiten zu geben. Schwarzrot droht, eine Koalition zu 
werden, die die großen strukturellen Probleme in Deutschland und Europa wegen 
Uneinigkeit nicht angeht und stattdessen ihren altbekannten Klientelen nichts 
zumuten will. Sie deutet sich als eine Koalition an, die keine Antwort auf die 
existenziellen Herausforderungen der Klimakrise und des Artensterbens hat – und 
zugleich nicht in der Lage ist, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in 
Deutschland zu stärken.
Wir sind 2021 als Teil der Bundesregierung angetreten, unser Land für die 
Anforderungen der Zukunft zu wappnen, klimaneutralen Wohlstand zu ermöglichen 
und für mehr soziale Gerechtigkeit und Bürgerrechte zu sorgen. Viel ist uns 
dabei gelungen - und das in einer Zeit großer Krisen: Der russische 
Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine massive Energiekrise ausgelöst und einen 
zentralen Pfeiler des bisherigen deutschen Geschäftsmodells ins Wanken gebracht. 
Trotz der Blockadehaltung beim Haushalt und der engen Spielräume durch die 
Schuldenbremse ist es uns gelungen, das Land sicher durch diese Krise zu führen. 
Wir haben Orientierung gegeben, die Energieversorgung stabilisiert, die 
Erneuerbaren massiv vorangebracht, Deutschlands Abhängigkeit reduziert und uns 
in einer geopolitisch unsicheren Zeit klar an die Seite der Ukraine gestellt – 
für unser Land und für Europa. In Europa haben wir mit dem Green Deal das größte 
ökologische Gesetzespaket durchgesetzt, das es bisher gab. Wir haben Milliarden 
in den Natürlichen Klimaschutz investiert und das erste Klimaanpassungsgesetz in 
Deutschland verabschiedet. Den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung hin zu 
mehr Tierwohl haben wir mit einer transparenten staatlichen 
Tierhaltungskennzeichnung begonnen. Über das Kita-Qualitätsgesetz investieren 
wir bis 2026 zehn Milliarden Euro in bessere und verlässlichere Kinderbetreuung. Wir haben mit dem Bundesgewalthilfegesetz endlich einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen und eine Bundesfinanzierung von 2,6 Mrd durchgesetzt.
Mit dem Selbstbestimmungsgesetz haben wir einen historischen Schritt für die Rechte trans- und nicht-binärer Menschen gemacht und endlich die Würde und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt gestellt. 
Mit dem Kulturpass haben wir Jugendlichen einen neuen Zugang zur Kultur 
ermöglicht und die Kulturwirtschaft gestärkt. Wir verlassen diese Regierung in 
dem Bewusstsein, Deutschland in vielen entscheidenden Bereichen in einem 
besseren Zustand zu hinterlassen, als es vorher war.
Auch um diese und weitere Erfolge zu erreichen, waren Kompromisse notwendig. 
Einige dieser Kompromisse gingen an unsere Schmerzgrenzen oder auch darüber 
hinaus, haben dabei in Teilen unserer Wählerschaft für Irritation oder 
Enttäuschung gesorgt. Sie waren das Ergebnis der Koalition mit einer meist 
destruktiven FDP, die mehr blockieren als regieren wollte, und der mangelnden 
Führung von Olaf Scholz, der nicht in der Lage war, einen fairen und geordneten 
Interessenausgleich der drei Partner zu gewährleisten. Gekoppelt mit eigenen 
Fehlern hat diese Konstellation auch dazu geführt, dass die Ampelregierung nicht 
die nötige Sicherheit und Kompetenz vermitteln konnten, die es in Zeiten der 
Verunsicherung auf ganz verschiedenen Ebenen gebraucht hätte - vor allem für die 
Bewältigung der materiellen Sorgen der Menschen, aber auch für die 
Planungssicherheit von Unternehmen.
Dadurch haben wir in verschiedene Richtungen Vertrauen verloren. So hat unser 
Bündnis mit der kritischen Zivilgesellschaft einige Risse bekommen. Wir müssen 
aufarbeiten, wieso dies gerade im Bereich der Klima- und Umweltpolitik geschehen 
ist, wo wir auch große Erfolge erzielen konnten. Gegenstand der Aufarbeitung 
muss unser Umgang mit Kompromissen sein: Es muss unser Ziel sein, unsere Erfolge 
besser darzustellen, offen zu sagen, welche Abstriche wir in der Aushandlung in 
den gegebenen Mehrheitsverhältnissen machen mussten, und parallel aufzuzeigen, 
wo wir eigentlich hinwollen. Dazu gehört auch ein besseres kommunikatives 
Zusammenspiel von Regierung, Partei, Fraktion und Landesregierungen, die jeweils 
eigene Akzente setzen können. Auf dieser Grundlage sollten wir auch offen mit 
unseren Partnern sprechen, um den Kompromiss in der Regierung als Werkzeug für 
Veränderung besser zu legitimieren und gleichzeitig Kritik auch zu hören und 
nicht das Ziel aus den Augen zu verlieren. Allerdings hätten wir an einigen 
Stellen die Unterstützung unserer Partner gebraucht, wenn die konkrete 
Klimapolitik in der Kritik stand. Wir kämpfen auch mit ihnen weiter für eine 
ambitionierte Gasunabhängigkeitsstrategie, gegen den drohenden Rollback unserer 
ambitionierten Klimapolitik und für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Das 
verbinden wir bewusst mit werteorientierten Umwelt- und Naturschutz, der die 
Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen als eigenes Ziel definiert.
Zugleich haben wir gesehen, dass besonders unsere klimapolitischen Vorhaben 
viele verunsichert haben. Denn sie gingen davon aus, sie würden über Gebühr in 
ihr Alltagsleben oder Wirtschaften eingreifen. Angesichts der wirtschaftlichen 
und geopolitischen Umbrüche konnten die Kampagnen, die gegen unsere Politik 
betrieben wurden, besonders gut verfangen. Wir stellen aber auch fest, dass es 
uns nicht gelungen ist, diesen Ängsten angemessen zu begegnen, dass wir nicht 
immer rechtzeitig für die soziale und wirtschaftliche Absicherung sorgen konnten 
und die Umsetzung zu sehr ins Kleinklein ging.
Unsere Politik speist sich aus der Einsicht, dass gewandelte Umstände - seien es 
klimapolitische Notwendigkeiten, geopolitische Umwälzungen, gesellschaftliche 
Umbrüche - politische Veränderungen erfordern, damit es gerecht, demokratisch 
und nachhaltig zugehen kann. Gleichzeitig befinden wir uns in einer 
Stimmungslage, die einerseits konkreten Veränderungen skeptisch gegenübersteht 
und andererseits klar einfordert, dass sich grundlegend etwas ändert. Die 
Menschen erwarten von der Politik Antworten auf diese Herausforderungen, die 
alltagstauglich sind und Zuversicht geben. Viele haben in ihrem Alltag genügend 
Herausforderungen und wollen daher nicht noch vielen weiteren Problemen der 
Zukunft ausgeliefert sein. Sie wollen zu Recht, dass ihr Leben besser und 
gerechter wird. Sie wollen auch, dass das Land funktioniert, weniger 
schwerfällig und kompliziert ist. Das ist der letzten Bundesregierung, das ist 
auch uns trotz unserer großen Erfolge nicht im ausreichenden Maß gelungen. Hier, 
wo wir in der Regierungskoalition eine Schwäche hatten, müssen wir jetzt unsere 
Stärke wiederfinden: Nämlich aufzuzeigen, wie Lösungen den Alltag besser machen, 
und wo nötig und möglich auch dazu beitragen, unsere globalen Probleme zu lösen. 
Dass dies Hand in Hand gehen kann, haben wir zum Beispiel bei der dezentralen 
Energiewende gesehen, die dort besonders gut funktioniert, wo Kommunen oder 
Privathaushalte über eigene Anlagen zu selbstbestimmten Akteuren werden und von 
den wirtschaftlichen Vorteilen profitieren.
Im Wahlkampf konnten wir im Ansatz zeigen, was wir aus unserer 
Regierungserfahrung und auch unseren eigenen Fehlern gelernt haben und wie wir 
den begonnenen Weg im Dienste unseres Landes hätten fortführen können. Trotzdem 
haben wir entscheidende Debatten nicht für uns gewinnen können – etwa zur 
Zukunft der sozialen Sicherungssysteme oder zur Migrationspolitik, bei der wir 
eine kommunikative und strategische Unklarheit an den Tag gelegt haben. Die 
wirtschaftlich schwierige Situation wurde uns angelastet.
Wir wollen auch daraus lernen, warum wir uns in der Polarisierung der letzten 
Wahlkampfwochen, die durch den Wort- und Tabubruch der Union in ihrer 
gemeinsamen Abstimmung mit der AfD ausgelöst wurde, nicht genug behaupten 
konnten. Wir haben nicht ausreichend ausgestrahlt, dass Regieren kein 
Selbstzweck ist – und dass eine Regierungsbeteiligung mit einer Merz-CDU an 
klare Bedingungen geknüpft war. Durch den Wortbruch der gemeinsamen Abstimmung 
mit der AfD durch die Union unter Friedrich Merz und mangelnden Mehrheiten für 
andere Bündnisse fehlte am Ende eine glaubwürdige machtpolitische Perspektive 
für eine Stimme für Bündnis 90/Die Grünen. Es gilt für uns: Wir beteiligen uns 
an einer Regierung dann, wenn wir sozial-ökologisch und bei den Menschen- und 
Bürgerrechten echten Fortschritt erreichen können.
Die erfolgreichen Ansätze und der Schwung aus der Wahlkampagne sind eine gute 
Grundlage, um die Lücken aufzuarbeiten und zu schließen. Diesen Weg wollen wir 
jetzt gehen. Das ist um so nötiger, als wir uns einem weltweiten Rechtsschwenk 
gegenüber sehen, der eine ideologische Verbrüderung von Putins Russland und den 
USA unter Trump mit sich bringt. Die Verletzung internationalen Rechts, 
Brutalität und Grausamkeit sowie Menschenverachtung werden zu normalen 
Politikmitteln gegebenüber allem, was schwächer scheint. Sie teilen in Starke 
und Schwache, wollen Schwarze, Frauen, behinderte Menschen oder Trans- und 
Homosexuelle in ihren Rechten beschneiden. Wissenschaft wird zum Feind. Dieses 
Gegenprogramm zur Demokratie fasst nach und nach auch in Europa Fuß und wird 
normalisiert. Dieser Konflikt zwischen einer erstarkten Rechten und der 
liberalen, werteorientierten Demokratie wird auch in Russlands Angriffskrieg auf 
die Ukraine ausgetragen. Europa muss Hort der Aufklärung bleiben.
2. Klare, gestaltende und empathische Opposition
Wir stehen jetzt am Anfang einer Oppositionszeit unter radikal veränderten 
Vorzeichen. Durch das Erstarken von Rechtsextremen und Autoritären geraten die 
regelbasierte Weltordnung und der freie Handel, die bis heute der Anspruch des 
politischen und wirtschaftlichen Handelns Deutschlands sind, immer mehr unter 
Druck. Die Klimakrise und die Plünderung unseres Planeten werden immer 
deutlicher spürbar und greifen existenziell in das Leben von Milliarden Menschen 
ein. Die Wirtschaft steht durch diese Umbrüche und mangelnde 
Produktivitätssteigerungen im letzten Jahrzehnt vor riesigen Herausforderungen 
und Anpassungen, was sich auch in Arbeitsplatzverlusten und Umstrukturierungen 
niederschlägt. Und schließlich setzt der demografische Wandel unsere 
Sozialsysteme unter Druck, was auch zu höheren Beiträgen führt. Verkrustete 
Strukturen und eine Zementierung sozialer Ungleichheit geben ihr Übriges für 
einen potentiell explosiven Mix.
Die politische Auseinandersetzung, die wir in der Opposition suchen werden, 
findet in einer gewandelten und sich immer weiter wandelnden Öffentlichkeit 
statt, die von zunehmender Fragmentierung und der Dominanz von Tech-Oligarchen 
gekennzeichnet ist und in der groß angelegte Desinformationskampagnen aus dem 
eigenen Land wie von außen stetig mehr Wirkung entfalten können. Das stellt neue 
Anforderungen an unsere Arbeit als politische Partei. Wir müssen auf 
verschiedene Weise in die Gesellschaft und die politische Öffentlichkeit wirken 
- über die traditionellen Medien, soziale Netzwerke, vor allem aber auch den 
beständigen direkten Austausch auch jenseits von Wahlkampfzeiten und auch mit 
jenen, die uns nicht sofort zustimmen. Diese Herausforderung ist besonders groß 
in den ostdeutschen Bundesländern, wo sich in der Gesamtlage ein immenser 
Vertrauensverlust in die demokratische Parteienlandschaft zeigt. Die starke 
Zustimmung für Parteien, die Bündnis 90/Die Grünen zum Feindbild erklären, sorgt 
in den strukturell schwachen Regionen und insbesondere im Osten Deutschlands für 
einen nochmals stärkeren politischen Gegenwind.
Wir stellen zugleich fest, dass in der politischen Debatte immer weniger die 
sachliche Auseinandersetzung über Inhalte, sondern Vorurteile und Zuschreibungen 
eingesetzt werden. Schon vor dem Regierungseintritt hat ein großer Teil der 
politischen Mitbewerber erfolgreich darauf gesetzt, uns mit dem Mittel von 
Zuschreibungen zu diskreditieren und damit die Anschlussfähigkeit unserer 
Inhalte in weite Teile der Gesellschaft zu unterlaufen. Das war auch dank der 
digitalen Verbreitungswege erfolgreich, deren Algorithmen Hass und Hetze 
begünstigen. Wir werden uns damit auseinandersetzen, warum einige dieser 
Kampagnen besonders gut verfangen konnten. Dazu gehört besonders eine 
Betrachtung der politischen Debatten, die wir in der Regierungszeit verloren 
haben - und den Gründen dafür.
In den Verhandlungen zum Sondervermögen über 500 Milliarden Euro für 
Infrastrukturinvestitionen und der Grundgesetzänderung für mehr Sicherheit haben 
wir gezeigt, welche Haltung wir in den kommenden Jahren einnehmen wollen: eine 
klare, gestaltende und empathische Opposition. Wir wollen führende Kraft der 
linken Mitte werden, die die Achtung der Menschenrechte, den Schutz der Natur, 
die Wahrung und Erneuerung unserer Freiheit, soziale Gerechtigkeit und eine 
ökologisch-soziale Marktwirtschaft - in einem geeinten Europa - auf die Agenda 
des Parlaments und der Gesellschaft setzt. Mit erneuerten programmatischen 
Grundlagen wollen wir als starke Mitgliederpartei weiter in die Gesellschaft 
ausgreifen, zuhören, diskutieren und daraus die Kraft für Veränderung und 
Gestaltung schöpfen. Wir wollen dabei auch in der Opposition Vorschläge machen, 
die die zukünftigen Herausforderungen in den Blick nehmen, vorausdenken und neue 
Antworten entwickeln. Wir wollen als Opposition Vorschläge unterbreiten, die 
konkret umsetzbar sind und gleichzeitig Teil der Lösung für unsere großen 
strukturellen Herausforderungen sind, damit sie reale und greifbare 
Verbesserungen im Alltagsleben aller Menschen bewirken können. Und wir wollen 
unsere Oppositionsarbeit im Bundestag mit unserer täglichen Arbeit für das Land 
in Rathäusern, Dezernaten oder Landesministerien verknüpfen und ebenso mit 
unserem Einfluss im Bundesrat und dem Europäischen Parlament - eine wirkmächtige 
Partei auf allen Ebenen. Wir sind überzeugt: Die Mehrheit der Bürgerinnen und 
Bürger will mitgestalten für ein nachhaltiges, demokratisches und gerechtes 
Deutschland und Europa, wenn wir die Rahmenbedingungen dafür schaffen! Für diese 
Mehrheit sind wir Bündnispartei.
3. Mit inhaltlicher Stärke als Antriebskraft
Unsere inhaltliche Stärke ist unsere Antriebskraft. Während in der neuen 
Bundesregierung eine Koalition des Aneinanderreihens von Wahlversprechen droht, 
wollen wir unser Programm auf der Höhe der Zeit weiterentwickeln. Unser Ziel ist 
und bleibt es, dieses Land ökologischer und gerechter zu machen.
Darum wollen wir an unserem Profil arbeiten, gemeinsam diskutieren und uns für 
die Zukunft aufstellen. Wir wollen die Erfahrungen aus der Regierungszeit und 
aus dem Bundestags- und Europawahlkampf analysieren und davon lernen.
Wir wollen dabei nicht in erster Linie von den politischen Instrumenten her 
denken, sondern von den Anforderungen, die die Menschen in den verschiedensten 
Lebenslagen an die Politik stellen. Wenn wir als Partei in einer fragmentierten 
politischen Landschaft das nötige Gewicht zur aktiven Gestaltung erreichen 
wollen, brauchen wir einerseits eine klare Haltung und gesellschaftliche 
Verankerung, zugleich aber die Fähigkeit, darüber hinaus Menschen anzusprechen, 
die wir bisher noch nicht von uns überzeugen konnten: Nur wer einen festen Stand 
hat, kann auch effektiv ausgreifen. Wir wollen Bündnisse schmieden und 
ermöglichen. Deshalb gehört es zu unserer Aufgabe uns zu fragen, wie wir die 
Menschen, die uns einmal gewählt haben - unabhängig davon, wohin sie abgewandert 
sind - wieder zu uns holen. Dafür braucht es ein Programm, das auf vielfältige 
Bedürfnisse antwortet, und zugleich eine Ansprache, die ganz verschiedene 
Menschen adressiert.
Das erzeugt auch Widersprüche: eine Partei für viele hat auch viele Facetten, 
Stile und Ansichten. Es war und ist unsere Stärke als Grüne, diese verschiedenen 
Ansätze auszudiskutieren und dann gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Wir 
wollen noch besser darin werden, Unterschiede in unserer Partei auf der Basis 
unserer gemeinsamen Werte auch auszuhalten. Die Grundlage dabei ist stets: Wir 
suchen den politischen Gegner nicht zuerst in den eigenen Reihen. Wir 
diskutieren nicht nur abstrakt über eine Orientierung, sondern auch konkret über 
Lösungen und Haltungen. Damit nehmen wir auch eine gesellschaftliche Rolle ein, 
die wir immer wieder in entscheidenden politischen Momenten unseres Landes 
einnehmen konnten: Bündnis 90/Die Grüne sollen der Ort sein, an dem 
gesellschaftliche Debatten offen ausgetragen werden können, um den 
gesellschaftlichen Diskurs zu prägen und dann Eingang in den politischen Prozess 
zu finden. Diesen Ort hat unsere Gesellschaft nötig. Dieser Ort wollen wir in 
der Opposition wieder vermehrt sein.
Wir haben im Wahlkampf erfahren, dass es uns nicht auf allen Themenfeldern 
gelungen ist, bei unseren innerparteilichen Klärungen mit den schnellen 
Veränderungen der politischen Lage Schritt zu halten. Bei vielen Themen haben 
wir einen großen Konsens innerhalb unserer Partei, bei anderen haben wir 
auseinanderlaufende Positionen, die wir bisweilen mit Formelkompromissen 
verbunden haben. Hier stehen Debatten und Entscheidungen an, die wir in den 
kommenden Monaten konstruktiv und demokratisch führen wollen. Dazu gehört es für 
uns, zukunftsweisende Konzepte auszubuchstabieren:
- Wir geben unserem Leitbild einer „sozial-ökologischen Marktwirtschaft“ ein 
 Update: Deutschlands europäisches Wohlstandsmodell braucht eine
 nachhaltige Erneuerung. Das Zusammenspiel offener, fairer Märkte mit
 funktionierendem Wettbewerb und möglichst stabilen makroökonomischen
 Rahmenbedingungen in einer von geopolitischen Motiven getriebenen Politik
 anderer Wirtschaftsräume erfordert neue Antworten. Wie kann eine
 resiliente, nachhaltige Gesellschaft entstehen unter dem Druck der
 Gewinnmaximierung der Kapitalmärkte? Bei unseren Instrumenten klären wir,
 wie ein intelligenter Mix aus Preissignalen, Ordnungsrecht, Anreizen und
 Industriepolitik aussieht, der wo nötig wirksam reguliert und gleichzeitig
 unnötige Bürokratie zurückdrängt. Aktive Wettbewerbspolitik kann zu einem
 Markenzeichen grüner Politik werden, um europäische Innovation und
 Resilienz zu ermöglichen sowie wirtschaftliche Machtkonzentration und
 übermächtigen Lobbyismus wie bei den digitalen BigTech-Konzernen
 entgegenzutreten. Unsere Wirtschaftspolitik soll einen Beitrag dazu
 leisten, dass das Leben bezahlbar bleibt. Beim Steuersystem muss die
 ungleiche Vermögensverteilung so gerechter werden, dass gleichzeitig
 starke Investitionsanreize für Unternehmen im Inland gesetzt werden. Wir
 werden ausbuchstabieren, wie gute, tariflich gesicherte Arbeit statt
 prekärer Beschäftigung für alle Arbeitnehmer*innen Realität werden kann,
 neue Flexibilitätsbedarfe realisiert und Fragen von Weiter- und Ausbildung
 adressiert werden können.
- Wir arbeiten an sozialer Sicherung und Daseinsvorsorge, die für alle 
 funktioniert. Wesentliche Bestandteile davon sind eine neue Basis für
 unsere sozialen Sicherungssysteme, die dem demografischen Wandel
 standhalten, die wirklich solidarisch finanziert sind und allen die
 Sicherheit geben, im Alter und im Notfall gut versorgt zu sein; ein
 gerechtes Bildungssystem, das für alle funktioniert und die Möglichkeit
 für individuelle Entfaltung und sozialen Aufstieg bietet; eine
 Gesundheitsversorgung, die einfachen und verlässlichen Zugang zu
 ärztlicher Versorgung und würdiger Pflege bietet und solidarisch
 finanziert ist.
- Wir gestalten Demokratie und Teilhabe für alle Menschen in einer 
 vielfältigen Einwanderungsgesellschaft. Dazu gehört es zum einen, der
 wachsenden Ausgrenzung von Menschen entgegenzutreten. Wir stehen dabei für
 eine faktenbasierte Migrationspolitik, die Integration ermöglicht,
 konkrete Verbesserungen vor Ort schafft und Herausforderungen angeht, die
 Migration auch mit sich bringt.
- Wir formulieren eine Außenpolitik in den veränderten geopolitischen 
 Realitäten - mit einer sicherheitspolitischen Antwort, aber auch einer
 neuen wirtschaftlichen Resilienz. Wir beschreiben weiter konkret, was es
 angesichts des russischen Angriffskrieges bedeutet, Friedenspartei zu
 sein. Wir diskutieren die innenpolitischen Herausforderungen
 außenpolitischer Konflikte: Wie festigen wir vor dem Hintergrund der
 unterschiedlichen deutschen Geschichten mit Blick auf die Sowjetunion
 unsere Solidarität zur Ukraine? Wie diskutieren wir über schwierige und
 polarisierende Themen, besonders den israelisch-palästinensischen
 Konflikt? Wir buchstabieren auch die Zukunftsvorstellung unseres
 Grundsatzprogramm einer “Föderalen Europäischen Republik” aus.
Mit solchen glaubwürdigen und positiven Gegenentwürfen begegnen wir auch der 
Rechtsverschiebung der politischen Landschaft. Bündnis 90/Die Grünen können und 
sollen Orientierungsort für Kräfte sein, die sich dem Rechtsruck entgegenstellen 
wollen. Dazu gehört eine Analyse des Erstarkens der AfD rechtsradikaler Kräfte 
und ihrer Partner, bei uns in Deutschland und weltweit: Welchen Anteil haben wir 
daran, und welchen Anteil und welche Rolle können wir daran haben, sie zu 
schwächen? Wir gehen all diese Herausforderungen europäisch an. Wir tun das, 
indem wir die europäische Einigung im Angesicht von Populismus und 
Wiedererstarken des Nationalismus so voranbringen, dass sie die Europäer*innen 
wieder begeistert und deutlich macht, dass wir zusammen stärker sind.
Unsere Rolle als zentrale demokratische Oppositionspartei gibt uns in diesem 
Prozess die Chance, unsere grünen Werte selbstbewusst nach vorne zu stellen und 
gleichzeitig neue programmatische Impulse zu entwickeln. Wir fangen nicht bei 
Null an: Nachdem wir in unserer Regierungsbeteiligung viele Weichenstellungen 
für die klimaneutrale und gerechte Erneuerung unseres Landes und seines 
Wohlstands haben vornehmen können, werden zur kommenden Bundestagswahl in vielen 
Bereichen neue Konzepte vonnöten sein. Sie müssen nach den nötigen Kompromissen 
in der Regierungszeit unser eigenes grünes Profil wieder entwickeln und deutlich 
sichtbar machen. Die Konsequenzen aus der Plünderung unseres Planeten und der 
Zerstörung unserer Lebensgrundlagen werden wir in klarerer und lebendigerer 
Sprache beschreiben und mit unseren Antworten zusammen kommunizieren. Unsere 
Konzepte müssen sich auf der Höhe der grundlegend veränderten weltpolitischen 
Zusammenhänge befinden, der digitalen Revolution Rechnung tragen, unseren 
demokratischen Zusammenhalt stärken und die ökologischen Grundlagen für unser 
Leben auf diesem Planeten sichern können. Dabei behalten wir immer den Menschen 
in seiner Würde und Freiheit im Zentrum unserer Politik.
4. Die Bündnispartei für morgen - unsere Partei zukunftsfähig machen
Eine treibende und gestaltende demokratische Opposition findet nicht nur im 
Bundestag und anderen politischen Gremien statt. Sie wird von der Partei als 
Ganzes getragen. Damit unsere gewachsene Partei diese Rolle ausfüllen kann, muss 
sie noch sichtbarer, partizipativer und demokratischer werden.
Wir haben oft aus Rückschlägen gelernt: Wir sind aus dem Bundestag geflogen und 
haben daraufhin unsere erste Regierungsbeteiligung errungen. Wir sind nach dem 
Ende der ersten Regierungsbeteiligung weiter gewachsen, sind in die 
Staatskanzlei in Baden-Württemberg und zahlreiche Landesregierungen und 
Rathäuser eingezogen. Wir haben dazu beigetragen, die Europäische Union mit dem 
Green Deal auf Klimakurs zu bringen. Wir sind immer wieder in zahlreiche 
europäische Regierungen und Parlamente eingezogen. Mit dem Rückenwind unserer 
Regierungsbeteiligung, eines erfolgreichen Wahlkampfs und den Zehntausenden 
neuer Mitgliedern haben wir erneut die Möglichkeit, stärker wieder 
zurückzukehren. Unsere Partei ist erfahrener, schlagkräftiger, digitaler und 
vernetzter als je zuvor. Dieses Potenzial wollen wir nutzen, um unseren Beitrag 
zur Stabilisierung unserer bedrohten Demokratie zu leisten und das Land als 
führende Kraft der linken Mitte zu gestalten.
Das bekräftigt einerseits klar, dass wir nicht für eine gesellschaftliche Nische 
stehen, gleichzeitig aber auch die Notwendigkeit, konstant mit 
zivilgesellschaftlichen Akteuren von lokaler Ebene bis Europa, mit Kultur und 
Wissenschaft, mit Unternehmen und Gewerkschaften, mit den Kirchen, Religions- 
und Weltanschauungsgemeinschaften nicht nur im Austausch zu sein, sondern 
gemeinsam Konzepte zu entwickeln, um Mehrheiten zu erringen. Deshalb gilt es, 
von den eigenen Standpunkten her Bündnisse zu schließen, aufeinander zuzugehen, 
und dafür zu sorgen, dass gesellschaftliche Bündnisse überhaupt noch möglich 
sind.
Wir wollen aus dieser Haltung unseren Anspruch als Bündnispartei neu definieren. 
Dabei greifen wir nicht zuletzt auch auf die politische Traditionen des Bündnis 
90 in Ostdeutschland und der Bürgerbewegungen, die zur Gründung der Grünen 
geführt haben, zurück. Wir erwarten nicht, dass der Staat alle Probleme löst, 
noch gehen wir davon aus, dass der Markt es schon richten wird. Neben dem 
demokratischen Staat und dem sozial-ökologischen Markt als definierende Kräfte 
unserer Gesellschaft zählt für uns maßgeblich eine aktive Bürgergesellschaft. 
Wir haben dabei unsere Partei im Blick und darüber das Land als Ganzes, denn 
unser Ziel muss es sein, den Einfluss antidemokratischer Parteien und Kräfte 
zurückzudrängen. Drei Gedanken spielen dabei eine wichtige Rolle:
- Als erstes gilt es eine Politik zu betreiben, die gesellschaftliche 
 Bündnisse sucht und ermöglicht. Der Angriff der Unionsparteien auf
 Nichtregierungsorganisationen und Menschen, die sich gemeinsam engagieren,
 bestärkt uns in unserer klaren Haltung, dass eine starke, unabhängige und
 breit aufgestellte Zivilgesellschaft das beste Rückgrat für eine starke
 Demokratie ist – eine Demokratie, in der Menschen zusammenfinden, sich
 Gehör verschaffen und auf dieser Grundlage Bündnisse schmieden können.
 Deswegen stehen wir unverrückbar an der Seite der demokratischen
 Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und Kultur, die unter Druck stehen.
 Wir brauchen sie neben den Unternehmen, Religionsgemeinschaften, dem
 organisierten Sport und vielen anderen Akteuren, die gemeinsam unsere
 Demokratie ausmachen und die wir als Partner verstehen. Wir wollen mit all
 diesen Partnern das Gespräch intensivieren und - wo nötig - verlorenes
 Vertrauen wieder aufbauen.
- Als zweites der Auftrag, mit einer hohen Glaubwürdigkeit in unseren 
 Kernthemen Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Bürgerrechte
 ebenso wie Europa die Verbindung zu unserer Stammwählerschaft zu stärken,
 uns gleichzeitig aber auch weiter zu öffnen und besonders auf Menschen
 zuzugehen, die sich von uns bislang nicht oder nicht mehr angesprochen
 oder inhaltlich vertreten fühlen. Wir werden auch weiter die Stimme
 derjenigen sein, die sich durch das Erstarken der Rechtsextremen bedroht
 fühlen, vor allem migrantische Communities. Wir wollen auch anschlussfähig
 und wählbar sein für Menschen, die in einigen Punkten Widerspruch zu
 unseren Vorstellungen haben. Wir halten Kritik aus und stellen ihr uns -
 das unterscheidet uns von anderen. Dazu wollen wir aber auch dezidiert
 dort sichtbar, hörbar und ansprechbar werden, wo wir dies bislang noch
 nicht ausreichend sind - und wo uns anfangs auch ein harter Wind der
 Ablehnung entgegenweht. Glaubwürdig wird dieser Anspruch nur, wenn wir
 bereit sind, andere Perspektiven ernst zu nehmen, zu verstehen, warum uns
 Menschen kritisch sehen – und was wir tun müssen, um Vertrauen
 zurückzugewinnen.
- Als drittes kommt dazu heute mehr denn je die europäische und 
 internationale Dimension des Bündnisgedankens. Wir sind die Partei, die
 für ein Vereintes Europa eintritt und darüber hinaus für eine Weltordnung
 der Kooperation und des Rechts statt der Konfrontation und der Logik der
 Gewalt. Das spiegelt sich in unserer Politik wider: Es muss aber auch
 vermehrt Teil unserer Parteikultur werden. Denn wenn sich die
 antidemokratischen, isolationistischen Akteure international aufstellen,
 müssen wir dies um so mehr tun. Mit einem sehr europäisch orientierten
 Bundestagswahlkampf haben wir hier wichtige Schritte getan. Wir
 intensivieren jetzt unser Engagement für unsere Grüne europäische
 Parteienfamilie EGP, aber stärken auch jenseits davon unsere Verbindungen
 zu politischen und gesellschaftlichen Akteuren in Europa und darüber
 hinaus. Auch in Europa kommt es darauf an, die unterschiedlichen
 Bedingungen in den Mitgliedstaaten anzuerkennen und daraus Gemeinsamkeit
 zu entwickeln. In Berlin ist unser Anspruch die europäischste Opposition
 zu werden, die es bisher in deutschen Politik gab. Wenn die
 Bundesregierung in Brüssel die Stärkung Europas bremst oder den Green Deal
 rückabwickeln will, werden wir das in Berlin konsequent zum Thema machen.
Unser Selbstverständnis als Programm- und Bündnispartei bestimmt auch unsere 
Rolle in der Opposition. Einerseits werden wir vom Standpunkt unseres starken 
Programms klar machen, wo die Regierung zu kurz greift. Dafür werden wir auch in 
Bündnissen arbeiten, wenn es darum geht, Klimaschutz, Gerechtigkeit und die 
notwendigen Veränderungen in Staat, Wirtschaft und Infrastruktur gegen die 
Regierung voranzubringen. Zugleich sind wir grundsätzlich dazu bereit, wo es 
sinnvoll ist, konstruktiv mit der Regierung und den demokratischen Parteien auf 
Landes-, Bundes- und Europaebene zusammenzuarbeiten.
5. Die wachsende Partei gemeinsam gestalten
Wir wollen uns als gewachsene Mitgliederpartei in unseren Strukturen erneuern. 
Eine moderne Mitgliederpartei muss vielfältige Möglichkeiten für Engagement, 
Beteiligung und Mitbestimmung geben. Sie muss zugleich eine Plattform bieten, 
die Mitgliedern, aber auch Interessierten die Möglichkeit gibt, eigene Ideen und 
Formate einzubringen und umzusetzen. Ihre Verfahren müssen demokratisch und das 
heißt nicht zuletzt fair, transparent und zugänglich sein. Sie müssen den 
gewandelten gesellschaftlichen und technischen Gegebenheiten Rechnung tragen. 
Auch das gehört zur Verantwortung einer demokratischen Partei angesichts 
antidemokratischer Tendenzen: Dass sie jenseits der Parlamente und Regierungen 
präsent, ansprechbar und wirkungsvoll ist. Dass sie zugleich in der politischen 
Auseinandersetzung schlagkräftig und sichtbar ist.
Dafür brauchen wir starke, agile und handlungsfähige Gremien, vom Ortsverband 
über LAGen und BAGen bis hin zur Bundespartei als Teil der Grünen europäischen 
Parteienfamilie. Dafür brauchen wir zugleich Mitmach-, Gesprächs- und 
Kampagnenformate jenseits der Gremien - mit neuen, vielfach digitalen 
Möglichkeiten der Beteiligung. Wir haben 160.000 Mitglieder – und ihre 
Unterstützung brauchen wir in Kampagnen, bei der Mobilisierung und in der 
Bündnisarbeit. Wir wollen eine Partei für Menschen in vielfältigen 
Lebenssituationen sein, und auch Beteiligungsangebote für diejenigen schaffen, 
die nicht über ausreichend Zeit und Ressourcen für Gremienarbeit verfügen.
Für die notwendigen Strukturreformen ernennt der Bundesvorstand eine 
Satzungskommission mit vielfältigen Vertreter*innen aus unterschiedlichen 
Bereichen der Partei. Sie soll Vorschläge erarbeiten, welche Änderungen an der 
Satzung notwendig sind, damit die Partei in ihrer Organisation, Beteiligung und 
Mitgliederpartizipation den gewachsenen Anforderungen und der gestiegenen 
Mitgliederzahl gerecht werden kann.
Der Vorstand entwickelt zusätzlich mit der Initiative „Mitglieder treiben 
Innovation“ strategisch Formate, Strukturen und Instrumente, um die Potenziale 
nutzen zu können, die unsere gewachsene Partei mit über 160.000 Mitgliedern, 
einer starken kommunalen Verankerung und wachsender Bedeutung in der 
gesellschaftlichen Debatte bietet.
Die Weiterentwicklung erfolgt entlang von drei zentralen Handlungsfeldern:
- Beteiligung & Dialog: Wir wollen unsere gewachsenen Beteiligungsformate 
 stärken und weiterentwickeln – analog wie digital. Ziel ist es, auch in
 einer großen Partei direkte Mitgestaltung zu ermöglichen,
 niedrigschwellige Zugänge zu schaffen und den Austausch zwischen Basis,
 Mandatsträger*innen und Partei weiter zu verbessern.
- Kampagne & Kommunikation: Wir verfügen über viele engagierte Mitglieder 
 und professionelle Kampagnenarbeit. Um aktuellen Anforderungen gerecht zu
 werden, wollen wir die Kampagnenfähigkeit der Partei weiter stärken – auch
 jenseits klassischer Wahlkampfphasen. Dafür sollen neue
 Kommunikationsformate entstehen, die unsere Themen sichtbar machen und
 Mitglieder befähigen, selbst aktiv zu werden.
- Innovation & Initiative: In der Partei existiert bereits eine hohe 
 Innovationskraft. Diese wollen wir stärker sichtbar machen, bündeln und
 gezielt fördern. Digitale Tools, Plattformen, kreative Beteiligungsformate
 und konkrete Projekte aus der Mitgliedschaft sollen identifiziert,
 weiterentwickelt und in die Parteiarbeit integriert werden.
Damit diese Strukturen zum Erfolg führen können, muss die Partei so vielfältig 
sein, wie das Land, das sie vertritt. Wir richten das Augenmerk auf zwei 
besondere Herausforderungen.
1. Vielfalt ist unsere Stärke – in der Partei wie in der Gesellschaft. Ein 
Drittel der Menschen in Deutschland ist über 60, ein Drittel hat eine 
Migrationsgeschichte. Die Realität ist vielfältig – nach Herkunft, Ausbildung 
und Beruf, Alter, sexueller Identität, Lebensort oder Behinderung. Unser 
Vielfaltsstatut zeigt: Wir sind die einzige Partei, die Vielfalt strukturell 
verankert hat – und damit sichtbar macht, dass politische Teilhabe kein Zufall 
sein darf. Dank dieser Strukturen stellen wir heute die Fraktion mit dem 
höchsten Anteil an Abgeordneten mit Migrationsgeschichte. Wenn wir diese 
Perspektiven ernst nehmen und aktiv einbinden, stärken wir den 
gesellschaftlichen Zusammenhalt – denn inklusives Denken und 
Diversitätskompetenz gehören heute zu echter Führungsfähigkeit. Diese Kompetenz 
werden wir weiter stärken und gezielt fördern.
2. Ein nachhaltiges Wachstum grüner Politik hat im Osten größere Widerstände als 
in allen anderen Regionen. Es braucht eine kontinuierliche Unterstützung der 
Arbeit der aktiven Grünen in der Fläche durch Landes- und Bundesebene, eine 
Vernetzung grüner Akteure untereinander und in die Breite der Gesellschaft und 
eine klare gemeinsame Strategie in der Themen in und für Ostdeutschland 
gebündelt, die Entwicklung und Unterstützung der Strukturen und die Verbesserung 
der Sichtbarkeit von Ostperspektiven in der politischen Arbeit von Bündnis 
90/Die Grünen weiterentwickelt werden. Dazu wird der Bundesvorstand in 
Abstimmung mit Bund, Ländern und Europa ab diesem Frühsommer die Präsenz vor Ort 
in ostdeutschen Kreisverbänden zu einem Schwerpunkt machen. Den Kreisverbänden 
werden dazu Veranstaltungspakete zur Verfügung gestellt, um die Vorbereitung zu 
entlasten.
Im Herbst 2025 veranstaltet der Bundesverband im Osten ein grünes Festival für 
die Gesamtpartei mit dem Schwerpunkt Osten. Ziel des Festivals ist u.a. die 
Ermutigung und Vernetzung grüner und grün-naher Akteur*innen in und für 
Ostdeutschland. Jenseits von Ostalgie oder Folklore soll an einer 
wertschätzenden und realistischen Perspektive auf den Osten gearbeitet werden. 
Neben Workshops und Trainings für Mitglieder sollen Diskussionsformate zu den 
inhaltlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem gesellschaftlichen 
Zusammenhalt, der wirtschaftlichen Transformation und bestehender 
Ungerechtigkeiten im Mittelpunkt stehen.
Gemeinsam mit den Ost-Landesverbänden wird ein Konzept erstellt und zeitnah 
umgesetzt, um die Präsenz der Grünen in ostdeutschen sowie sozialen Medien und 
die Präsenz ostdeutscher Themen in der Medienarbeit der Bundesgeschäftsstelle 
gezielt zu erhöhen.
Der Bundesvorstand wird gemeinsam mit den Landesverbänden Empfehlungen und 
Vorschläge aus der Partei für eine nachhaltige Stärkung der Grünen im Osten 
bündeln, unter Berücksichtigung von Kosten und Nutzen priorisieren und mit 
bestehenden Prozessen (Strukturprozess und Neuordnung der parteiinternen 
Finanzierungsstrukturen) zusammenführen.
Die Fundraising-Abteilung der Bundesgeschäftsstelle wird 2025 weiterentwickelt, 
um die Eigenmittel der ostdeutschen Landesverbände gezielt auszubauen.
