Antrag EPW: | Kapitel 1: Erhalten, was uns erhält: unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen |
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Antragsteller*in: | Susanne Menge (Oldenburg-Stadt KV) und 26 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 26%) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme |
Eingereicht: | 04.10.2018, 11:41 |
EP-U-01-215: Kapitel 1: Erhalten, was uns erhält: unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen
Verfahrensvorschlag: Antragstext
Von Zeile 214 bis 217:
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden. Auch die Produktion von Palmölkraftstoffen führt durch die Rodung des Regenwaldes zu erheblichen Mengen CO2. Die Beimischung dieser Stoffe wollen wir beenden.
Einer der Hauptverursacher für Lärm ist der Verkehr, entsprechend gesundheitlich belastet sind Anwohner*innen von lauten Straßen. Wir setzen uns für leise Mobilität ein und treten für strengere Grenzwerte ein. Der Lärm aus absichtlich laut gestalteten Motorrädern und Autos schwillt immer weiter an. Wir wollen die Normtests für Fahrzeuglärm der Realität anpassen. Die EU-Lärmgrenzwerte sind in allen Betriebszuständen und allen Frequenzen einzuhalten.
Ein Europa ohne Kohle, Atom und Fracking ist möglich. Wir wollen die Europäische Union zum
weltweiten Vorreiter für Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen.
Unser Kontinent hat gerade hier noch enorme Potenziale, die bislang weitgehend brachliegen.
Durch saubere Energiequellen kann eine weitgehende Energie-Unabhängigkeit erreicht, können
Klima und Umwelt geschützt und nachhaltige Jobs geschaffen werden. Das ist unser Ziel. Die
gute Nachricht: Alle Lösungen dafür stehen bereit, sie müssen nur angepackt werden!
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Generation. Versagen wir bei
der Eindämmung der Krise, haben wir als politische Generation versagt. Mit Klimaschutz
schützen wir nicht nur (und noch nicht einmal in erster Linie) Arten und Natur. Wir schützen
unsere Lebensgrundlagen, aber auch die liberale Demokratie, ein Gemeinwesen, das in der Lage
ist, wertebasierte Politik zu machen. Und wir schützen die ökonomische Basis, auf der wir
unsere Politik aufbauen. Eine Erderhitzung über 2 Grad wird unkontrollierbare Folgen auf
unser Zusammenleben und unsere Freiheit haben. Und sie trifft immer erst die Schwächsten.
Menschen werden ihr Zuhause verlassen müssen und sich als Klimaflüchtlinge auf den Weg
machen. Die weltweiten Migrationsbewegungen werden zunehmen. Die Weltbank, nicht gerade
bekannt für ökologische Sensibilität, rechnet mit 150 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2030.
In elf Jahren. Es wird zu Kriegen um Wasser, fruchtbare Böden oder sichere Stätten kommen.
Wir werden uns der Verantwortung so oder so nicht entziehen können. Doch die Zeit läuft uns
davon. Hitzerekorde, Dürren, Überschwemmungen und starke Stürme liefern fast täglich neue
Schreckensmeldungen. Der vergangene Sommer hat auf eindringliche Weise gezeigt, dass die
Klimakrise längst auch bei uns in Europa Realität ist.
Die Europäische Union muss zu einer Union des Klimaschutzes werden. Das heißt nicht nur,
dass sie eine andere Energie-, Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik betreibt, sondern
dass sie die ökologischen Fragen auch ins Zentrum ihrer Außen-, Sicherheits- und
Friedenspolitik stellt. Wie wir unseren Energiehunger stillen, wird maßgeblich die
Leitlinien der Außenpolitik bestimmen. Ob wir schmutzige Deals mit Diktatoren um Öl, Gas und
Kohle eingehen oder eine demokratische Energieinfrastruktur auf Basis der Erneuerbaren
aufbauen, macht einen Unterschied. Eine Handels- und Landwirtschaftspolitik, die unseren
Reichtum auf Kosten Dritter erwirtschaftet, oder stattdessen faire Partnerschaften, die
einen gedrosselten Ressourcenverbrauch bei uns bedeuten, machen einen Unterschied. Fischen
wir die Meere leer oder sorgen wir für halbwegs intakte Meeresökologie? Exportieren wir
unseren Müll ins Ausland oder verzichten wir auf Wegwerfplastik?
Viele Menschen sind weiter als die Politik: zum Beispiel Bürger*innen, die Bike- und
Carsharing nutzen, sich an Bürgerenergieprojekten beteiligen, auf ökologisch erzeugte
Lebensmittel setzen, die in Nachhaltigkeit und grüne Infrastruktur investieren. Aber auch
innovative Unternehmen, Ingenieur*innen und viele mehr haben sich auf den Weg gemacht. Mit
ihnen allen verbünden wir uns. Und packen an. Für ein Europa, das ohne Kohle- und Atomstrom
auskommt, eine Agrarpolitik betreibt, die auf ökologischen Kriterien basiert und Landwirten
eine Perspektive gibt, ein Europa, das mit einer Plastikabgabe plastikmüllfrei wird und
unsere Meere schützt.
Schadstoffbelastete Böden und Gewässer, weniger Summen und Brummen in der Luft. Das sind
Anzeichen für eine kranke Natur, die auf den Menschen zurückgeht. Und Anzeichen dafür, dass
wir Grenzen überschreiten. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen. In einem
gemeinsamen Europa können wir mit weniger Pestiziden und einem Verbot von Glyphosat Tieren
und Pflanzen wieder mehr Lebensraum geben. Mit einer Wasserrahmenrichtlinie, die wir
konkretisieren und konsequent umsetzen, verbessern wir die Qualität von Flüssen und Seen.
Und mit europäischen Korridoren für Biotope und mehr Wildnisflächen erhalten wir wichtige
Lebensgrundlagen. Wir wollen ein gemeinsames Europa, das seine Umwelt und Natur schützt.
Bei der sauberen Mobilität, bei den erneuerbaren Energien oder auch beim Divestment hinkt
Europa hinterher. Wir wollen grüne Anleihen europaweit stärken und eine Richtlinie für
ökologische Transparenz am Finanzmarkt schaffen. Für den Verkehr der Zukunft wollen wir eine
europäische Batteriezellenproduktion aufbauen. Damit sorgen wir für mehr klimafreundliche
Mobilität und halten zugleich die Wertschöpfung in Europa. Zudem knüpfen wir ein
europaweites Schienennetz und verlagern Güter von der Straße auf die Gleise. Mit einem CO2-
Mindestpreis sorgen wir für wirksamen Klimaschutz. Und für mehr Erneuerbare und größere
Versorgungssicherheit schaffen wir einen gesamteuropäischen Stromverbund und ein
intelligentes Stromnetz. Das alles geht nur gemeinsam. In einem gemeinsamen Europa.
1.1 Klimaschutz fördern, aus Kohle und Atom aussteigen
Die Europäische Union ist reich an sauberen Energiequellen. Die Erneuerbaren haben weltweit
8,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, davon mehr als 1,1 Millionen in der EU und über
300.000 in Deutschland. Investitionen in Erneuerbare und in Energieeffizienz sind
mittlerweile der kostengünstigste Weg für eine nachhaltige Energieversorgung. Es darf nicht
sein, dass Europa durch die rückwärtsgewandte Klimapolitik der Bundesregierung und der
Europäischen Union bei dieser rasanten Entwicklung den Anschluss verliert. In China und den
USA wird pro Kopf mittlerweile deutlich mehr in Erneuerbare investiert als in der EU.
Wir wollen das ändern! Wir wollen ein zu 100 % erneuerbares und ein energieeffizientes
Europa als Treiber für die internationale Energiewende. Dafür muss das europäische
Klimaschutzziel, das sich keineswegs auf dem Pfad der Pariser Klimaziele bewegt,
ambitionierter und verbindlich werden. Bis 2030 müssen 45 % von Europas Energie, die wir
beim Strom, der Wärme und bei der Mobilität verbrauchen, erneuerbar sein, und bis 2050
müssen es 100 % sein. Nur so kann Europa seinen Beitrag leisten, um die Klimakrise
einzudämmen und die globale Erhitzung deutlich unter 2 Grad zu halten. Die CO2-Emissionen
müssen zudem bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Bei der
Energieeffizienz braucht es eine Verbesserung um 40 % im Vergleich zum Jahr 1990, um ein
maximal technisch mögliches Niveau der Energieeffizienz für 2050 zu erreichen.
Die Verbrennung von Kohle ist die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. Dabei gibt es
längst Alternativen: Erneuerbare Energien sind sauberer, sicherer, effizienter und
mittlerweile auch billiger. Das haben Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Italien
längst verstanden und sich der globalen Allianz für den Kohleausstieg (Global Alliance to
Power Past Coal) angeschlossen, die sich für einen Kohleausstieg bis spätestens 2030
ausspricht. Diesen Vorreitern muss sich die Europäische Union inklusive Deutschland
anschließen, statt an der klimaschädlichen Kohle festzuhalten.
Der Export von dreckigem deutschem Kohlestrom untergräbt in europäischen Nachbarländern den
Ausbau der Erneuerbaren. Kohlekraft schadet nicht nur dem Klima, sondern setzt auch
hochgiftige Schadstoffe frei. Die hohen Folgekosten für die Verbrennung von Kohle in Europa
dürfen nicht weiter zu Lasten der Allgemeinheit gehen, die die Kosten und Risiken dafür
trägt. Die Bundesregierung ist super darin, anzukündigen, wie ehrgeizig sie in 10, 15 oder
20 Jahren sein will. Und regelmäßig macht sie nichts in der Gegenwart. Damit muss Schluss
sein. Je energischer wir jetzt handeln, desto leichter werden die letzten Etappen. Wir
müssen jetzt beginnen, Kohlekraftwerke abzuschalten. Daran muss sich Politik messen lassen.
Wir brauchen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen vollständigen
Kohleausstieg.
Die hochgefährliche Atomkraft, deren Kosten und Risiken auf viele zukünftige Generationen
abgewälzt werden, bekämpfen wir europaweit. Der dringend notwendige Kohleausstieg darf nicht
dazu führen, dass Kohle durch Atom ersetzt wird. Die Atombranche etwa in Frankreich setzt
auf eine Renaissance der französischen Atomkraft – mit Atomstrom-Exporten nach ganz Europa.
Die dort diskutierte Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken lehnen wir ab. Es ist völlig
unverantwortlich, dass Atomkraftwerke, die für eine Laufzeit von maximal 40 Jahren
konzipiert wurden, nun trotz zunehmender Stör- und Unfälle 60 Jahre am Netz hängen sollen.
Auch Belgien macht keine Anstalten, seine Schrottreaktoren vorzeitig stillzulegen. Risiko-
AKWs wie das französische Cattenom, das belgische Tihange oder das tschechische Temelín
gehören sofort abgeschaltet. Der Betrieb dieser Schrottmeiler birgt unbeherrschbare Risiken
für alle Europäer*innen. Darüber hinaus fordern wir ein neues Regelwerk auf europäischer
Ebene, das es Bürger*innen und Anrainerstaaten ermöglicht, Einfluss auf die
Sicherheitsanforderungen für grenznahe Atomkraftwerke nehmen zu können. Die Atomtransporte
in Europa müssen systematischer erfasst, transparenter gemacht und auf ein Minimum
beschränkt werden.
Nur durch milliardenschwere staatliche Beihilfen rechnet sich der Bau von Atomkraftwerken in
Europa überhaupt noch. Diese Subventionen sind möglich, weil immer noch auf Grundlage des
längst überholten Euratom-Vertrags entschieden wird. Alle Passagen dieses Vertrages, die
Investitionen, Forschungsförderung und Genehmigungsprivilegien im Bereich der Atomkraft
begünstigen und AKW-Projekten gegenüber anderen Energieträgern einen wettbewerbsverzerrenden
Vorteil verschaffen, müssen gestrichen werden. Der AKW-Rückbau und die Entsorgung von
Atommüll sollen zur Kernaufgabe von Euratom werden. Zudem müssen die EU-weit geltenden
einheitlichen Sicherheitsstandards wesentlich strenger werden. Ebenso ist ein neues
einheitliches europäisches Haftungsregime mit deutlich höheren Anforderungen notwendig;
Subventionierungen durch die Hintertür müssen beendet werden. Bei den Entscheidungen zu
Euratom wollen wir in Zukunft ein klares demokratisches Mitspracherecht durch das
Europäische Parlament. Damit die Energiewende europaweit gelingt, braucht es eine
Erneuerbare-Energien-Union.
CO2 einen Preis geben und den Menschen das Geld
CO2 muss einen Preis bekommen. Dieser Preis besteht nach unseren Vorstellungen aus zwei
Komponenten: Für alle Anlagen, die dem Emissionshandel unterliegen – das sind vor allem
Industrieanlagen sowie Kohle- und Gaskraftwerke –, sollte es einen Mindestpreis für CO2
geben. Die letzte Reform des Emissionshandels war viel zu zaghaft, die Zertifikate sind
weiterhin viel zu billig und verfehlen damit ihre Wirkung. Daher müssen sie verknappt und
verteuert werden. Wir wollen, dass Deutschland zunächst mit einigen EU-Staaten die
Initiative ergreift und in einer regionalen Staatengruppe einen gemeinsamen CO2-Mindestpreis
einführt; die Niederlande und Frankreich haben ihre Absicht dazu schon erklärt.
Perspektivisch wollen wir eine gesamteuropäische Lösung vorantreiben.
Für die Sektoren, die bislang nicht vom Emissionshandel erfasst werden, wie Verkehr, Wärme
und Landwirtschaft, braucht es eine Anpassung der Steuersätze auf Heizöl und Erdgas. Die
fossilen Energieträger müssen für ihren jeweils spezifischen CO2-Ausstoß den wahren Preis
zahlen.
Da Steuern und Abgaben auf Verbrauch immer sozial schwächere Haushalte stärker belasten als
reichere, wollen wir die zusätzlichen Einnahmen aus der CO2-Besteuerung an die
Verbraucher*innen zurückgeben. Unser Ziel ist die Schaffung eines Energiegeldes als Pro-
Kopf-Zahlung an die Menschen in Europa. Solange dies nicht europäisch umsetzbar ist, werden
wir in Deutschland vorangehen.
Beschäftigte beim Strukturwandel in Kohlerevieren unterstützen
Der Kohleausstieg wird auch dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und neue in
Zukunftsbranchen entstehen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Betroffenen ernst und
lassen die Menschen nicht im Stich. Bei diesem Strukturwandel müssen wir die Beschäftigten
und die Regionen unterstützen, damit sie eine Perspektive haben. Im Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) sollen „Kohleausstiegsregionen” speziell gefördert werden. Neue
regionale Wirtschaftsschwerpunkte werden aufgebaut und passgenaue Weiterbildung wird
angeboten. Wir werden dafür ein Recht auf Weiterbildung und lebenslanges Lernen in ganz
Europa verankern. Das hilft nicht nur den vom Strukturwandel Betroffenen, sondern ist auch
ein Mittel gegen Fachkräftemangel.
Europas Energie vernetzen
Selbst wenn Energiepolitik innerhalb der EU heute immer noch vor allem in der nationalen
Kompetenz liegt, sind die Mitgliedsländer durch den gemeinsamen Strommarkt eng miteinander
verbunden. Europa muss sich energiepolitisch weitgehend unabhängig machen. Doch die geplante
Gaspipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, die von Russland und der deutschen
Bundesregierung vorangetrieben wird und die osteuropäischen und baltischen Staaten nicht
miteinbezieht, konterkariert dieses Ziel und widerspricht dabei auch der gemeinsamen
europäischen Energieunion. Zudem ist Nord Stream 2 – wie auch neue Pipeline- und Fracking-
Projekte in anderen Ländern – klimapolitisch falsch, stellt die europäische Solidarität in
Frage und ist für die Ukraine politisch desaströs. Deshalb muss es gestoppt werden. Wir
brauchen nicht mehr Erdgas, sondern mehr Erneuerbare und Energieeffizienz.
Europa muss zusammenwachsen, auch im Strombereich. Mit einem gesamteuropäischen Stromverbund
stärken wir die Versorgungssicherheit, indem Angebot und Nachfrage auf eine breitere Basis
gestellt werden. Damit schaffen wir ein gemeinsames Netz für ganz Europa und verbinden
Lissabon mit Helsinki. Wir beugen auch Lieferengpässen vor und sorgen für mehr
Unabhängigkeit.
Für Europa brauchen wir dringend ein intelligentes Stromnetz, das sowohl die erneuerbaren
Energien dezentral verknüpft und überregional verbindet als auch über flexibel steuerbaren
Stromverbrauch clever das zunehmend erneuerbare Stromangebot vernetzt. Dafür wollen wir eine
echte europäische Energienetzgesellschaft.
Nötig sind europäische Strom- und Gasnetze, die der Energiewende dienen und helfen, die
natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen. Dieses Prinzip muss Leitschnur für
die Auswahl der transeuropäischen Netzbauprojekte sein. Wir wollen die Erzeugungspotenziale
in Europa vernetzen und dabei Maß und Mitte halten zwischen zentralen und dezentralen
Strukturen.
Risikotechnologien wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), also die Einlagerung von
CO2 in unterirdische Lagerstätten, und die Förderung von Erdgas und Erdöl durch Fracking
lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt ab.
Union für Energie- und Ressourceneffizienz
Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare schaffen Arbeitsplätze und reduzieren die
Kosten für die Verbraucher*innen. Wir wollen den Umstieg privater Verbraucher*innen auf
Geräte mit geringerem Energieverbrauch fördern sowie kleinen Unternehmen eine günstigere
Grundversorgung mit Strom und Wärme ermöglichen. Die vom EU-Parlament und Rat geschaffene
Ökodesign-Richtlinie legt für verschiedene Produktgruppen ökologische Mindeststandards fest.
Das ist richtig, reicht aber lange noch nicht aus. Wir wollen für weitere Produkte
ökologische Mindeststandards festlegen. So können wir ökologische Innovationen,
beispielsweise im Bereich Verkehr, fördern. Schlüssel für weniger Energieverbrauch sind der
Bereich Bauen und Wohnen und der Umstieg auf eine energieeffiziente Elektromobilität.
Wir wollen einen Wettbewerb um die ökologischste Produktionsweise entfachen. Die Ökodesign-
Richtlinie muss Recycling und Ressourceneffizienz fördern und fordern. Auch wollen wir
erreichen, dass die jeweils ressourcenschonendste Produktionsweise nach einiger Zeit zum
Standard erklärt wird, den dann alle einhalten müssen. Die Ökodesign-Richtlinie hat das
Potenzial, 90 Milliarden Euro pro Jahr an Energie- und Materialkosten einzusparen und 1
Million Jobs zu schaffen. Insgesamt können wir mit einer ressourcenschonenden
Wirtschaftsweise bis zu 2,8 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa schaffen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- einen europaweiten Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom,
- Investitionen in intelligente Stromnetze und einen transeuropäischen Netzausbau,
- einen vernünftigen Preis für CO2,
- ein Programm, das Arbeitnehmer*innen in Kohleausstiegsregionen unterstützt.
1.2 Europa verbinden mit grüner Mobilität
Europa lebt vom grenzüberschreitenden Austausch. Reisen, leben, lieben und arbeiten jenseits
nationaler Grenzen ist selbstverständlich geworden. Wir wollen ein Verkehrssystem in Europa
aufbauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Ein System, das unsere
Lebensqualität steigert. Steigende CO2-Emissionen verschärfen die Klimakrise, Stickoxide und
Feinstaub schädigen massiv die Gesundheit, und Staus auf zahlreichen Straßen rauben uns die
Zeit. Gleichzeitig fehlt in ländlichen Regionen ein flächendeckender Nahverkehr, sind Züge
unzuverlässig und Radwege oftmals in schlechtem Zustand. Das wollen wir ändern. Wir möchten
in Europa eine Mobilität, die klimaneutral, kostengünstig und für alle nutzbar ist und
Umwelt und Gesundheit schützt. Das bedeutet: weniger, aber dafür saubere und leise Autos,
mehr Car- und Bikesharing, bessere Zug- und ÖPNV-Angebote und eine bessere Vernetzung
unterschiedlicher Verkehrsträger in der Stadt und auf dem Land. Mittelfristig wollen wir
autofreie Innenstädte schaffen.
Europa braucht einen Paradigmenwechsel bei den Investitionen in Straßen: Statt Milliarden in
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert
werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und
Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden. Auch die Produktion von Palmölkraftstoffen führt durch die Rodung des Regenwaldes zu erheblichen Mengen CO2. Die Beimischung dieser Stoffe wollen wir beenden.
Einer der Hauptverursacher für Lärm ist der Verkehr, entsprechend gesundheitlich belastet sind Anwohner*innen von lauten Straßen. Wir setzen uns für leise Mobilität ein und treten für strengere Grenzwerte ein. Der Lärm aus absichtlich laut gestalteten Motorrädern und Autos schwillt immer weiter an. Wir wollen die Normtests für Fahrzeuglärm der Realität anpassen. Die EU-Lärmgrenzwerte sind in allen Betriebszuständen und allen Frequenzen einzuhalten.
Auch den Fahrradverkehr wollen wir ausbauen. Mittlerweile gibt es 14 europäische
Fernradwege, die Euro-Velo-Routen. Diese wollen wir ausbauen, um den grenzüberschreitenden
Fahrradverkehr zu fördern.
Ein europäisches Schienennetz knüpfen
Um die grüne europäische Mobilität zu fördern, wollen wir, dass Europa auf der Schiene
zusammenwächst. Anstatt vorrangig milliardenschwere Großprojekte, wie Stuttgart 21, mit
wenig europäischem Nutzen zu finanzieren, müssen europäische Fördermittel gezielt für
bestehende und fehlende Abschnitte eingesetzt werden. Das europäische Eisenbahnnetz ist noch
immer ein Flickenteppich mit zahlreichen Lücken an den nationalen Grenzen. Wir wollen das
ändern. Das 2016 erstmals aufgelegte europäische Lückenschlussprogramm ist ein grüner
Erfolg, der deutliche Verbesserungen schafft. Aber schon jetzt wird deutlich, dass die
Nachfrage das Programm überfordert. Deswegen fordern wir eine Verdoppelung der Mittel. Damit
schaffen wir mit wenig Aufwand einen besseren grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Davon
profitieren gerade die Menschen, die alltäglich darauf angewiesen sind.
Während man in Europa relativ einfach mit dem Auto über Grenzen fährt, müssen im
Schienenverkehr oftmals Loks, Personal und Stromnetz gewechselt werden. Das kostet nicht nur
Zeit, sondern macht den Zugverkehr insgesamt unattraktiver. Deshalb müssen die
unterschiedlichen nationalen Verkehrsnetze europaweit vereinheitlicht werden. Ein
gemeinsames Verkehrsnetz braucht gemeinsame Standards, von Ticketsystemen und Bahnsteighöhen
bis zu Sicherheitsstandards. Nur wenn die Kleinstaaterei aufhört, kann Europa mehr Personen-
und Güterverkehr auf die Schiene verlagern. Das schont das Klima und senkt die Belastung
durch Lärm und Schadstoffe. Wir brauchen massive Investitionen in transnationalen Güter- und
Personenverkehr. Wir setzen uns für die Wiederaufnahme europäischer Nachtzüge zwischen allen
Metropolen und einen funktionierenden Pendelverkehr in Grenzregionen ein.
Weltmarktführer für saubere Autos
Um die Mobilität der Zukunft zu prägen, muss Europa den Wandel in der Autoindustrie
anpacken. Neue Automobilhersteller, Mobilitätsdienstleister und Digitalkonzerne aus den USA
und China fordern die europäischen Hersteller heraus. Nur wer die saubersten, bequemsten und
intelligentesten Mobilitätslösungen anbietet, kann internationaler Marktführer bleiben.
Dabei geht es um unglaublich viel: Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Klima- und
Gesundheitsschutz – um nur einige wenige Aspekte zu nennen.
Es sind vor allem die nationalen Regierungen und oft Deutschland, die in Brüssel die CO2-
Grenzwerte für Autos verwässern, Diesel-Tricksereien vertuschen und strengere Abgastests
blockieren. Gerade die Große Koalition hat damit der Automobilindustrie einen Bärendienst
erwiesen. Wir Grünen wollen den nötigen Technologiewandel vorantreiben: weg vom fossilen
Verbrennungsmotor hin zu abgasfreien Antrieben. Dafür braucht es ambitionierte europäische
CO2-Grenzwerte für Neuwagen, eine Förderung der europäischen Ladeinfrastruktur und eine
europaweite Quote für abgasfreie Neuwagen, damit ab 2030 möglichst nur noch abgasfreie Autos
neu zugelassen werden. Zudem brauchen wir strengere Kontrollen bei Abgastests und das Ende
der Steuerprivilegien bei Kraftstoffen. Außerdem wollen wir die Batteriezellenproduktion
sowie die Produktion von Wasserstoffautos europäisch unterstützen, um beim sauberen Auto
Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. Auch beim ÖPNV wollen wir die
Elektromobilität voranbringen: Bahnstrecken müssen elektrifiziert und abgasfreie Busse
produziert werden.
In einem neuen umfassenden Mobilitätssystem wird das Auto vernetzt mit Bus, Bahn, Fahrrad
und Fußverkehr. Über Carsharing teilen sich Menschen Autos. Hinzu kommen neue Entwicklungen
wie die intelligente Verkehrssteuerung und autonome Autos, die unter den richtigen
Rahmenbedingungen mehr Klimaschutz, Sicherheit und Effizienz schaffen können. Wir wollen die
digitale, emissionsfreie Mobilität stärken und damit unsere Lebensqualität erhöhen. Dazu
wollen wir auf europäischer Ebene einen Förderwettbewerb für Städte starten, die den
Autoverkehr verringern und Carsharing, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gezielt ausbauen.
Umsteuern bei Flugverkehr und Schifffahrt
Auch den Flugverkehr und die Schifffahrt möchten wir auf einen nachhaltigen Kurs bringen.
Wir wollen, dass die EU sich auf internationaler Ebene für klare Klimaziele für die
Schifffahrt und den Flugverkehr einsetzt. Wir setzen daher auf eine einheitliche europäische
Regelung, die emissionsarme Kraftstoffe wie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien in der
Schifffahrts- und Flugindustrie fördert. Landstromanschlüsse für Kreuzfahrt-, Container- und
Frachtschiffe sollen europaweit verbindlich werden.
Neben Nord- und Ostsee sollen weitere EU-Gewässer wie das Mittelmeer als
Emissionssonderzonen ausgewiesen und die Nutzung von Schweröl soll generell verboten werden.
Wir wollen darüber hinaus eine europaweite Abgabe für Kreuzfahrtschiffe einführen, ähnlich
der Flugverkehrsabgabe bzw. Kerosinsteuer. Derzeit sind Kreuzfahrtreisen nahezu von allen
Steuern ausgenommen, der Schiffstreibstoff steht den Reedern ebenfalls steuerfrei zur
Verfügung. Diese Ungleichbehandlung wollen wir abschaffen.
Auch im Luftverkehr kommt es darauf an, die unfairen Wettbewerbsvorteile abzuschaffen.
Internationale Flüge unterliegen weiter keiner Mehrwertsteuer und Kerosin wird nicht
besteuert. Das wollen wir ändern. Zudem muss der internationale Flugverkehr endlich in den
europäischen Emissionshandel einbezogen werden, um seinen Beitrag zum Schutz der Atmosphäre
beizutragen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- Vorfahrt für die Schiene,
- die Förderung sauberer Autos und zukunftsfester Arbeitsplätze,
- eine Schifffahrt ohne Schweröl,
- ein Ende der Steuerbefreiung für Kerosin.
1.3 Ressourcenschonende Wirtschaftsdynamik entfachen
Europa steht vor der Jahrhundertaufgabe, seine Wirtschaft ökologisch und sozial
umzugestalten. In Politik und Wirtschaft gibt es viele, die sich offenbar vor dieser Aufgabe
scheuen und sie weiter vor sich herschieben wollen. Damit werden die Probleme aber größer.
Wir Grünen bleiben dagegen hartnäckig, wenn es darum geht, der Wirtschaft einen ökologischen
und sozialen Rahmen zu setzen. Erst dieser Rahmen ermöglicht es der Wirtschaft, in einem
fairen Wettbewerb ihre Innovationskraft, ihre Ingenieurskunst und ihre technologischen
Stärken unter Beweis zu stellen. Das wollen wir unterstützen.
Wir wollen eine Modernisierungsoffensive zur Förderung ressourcenschonender und CO2-armer
Innovationen. Dafür brauchen wir eine industriepolitische Strategie, die die europäische
Wirtschaft fit für die Zukunft macht und eine neue Wirtschaftsdynamik entfacht. So vereinen
wir eine hohe Lebensqualität und gute Jobs mit dem Erhalt unserer natürlichen
Lebensgrundlagen. Ermutigend für die Perspektive einer ökologischen Transformation unserer
Wirtschaft ist es, wenn sich die europäische Stahlindustrie dazu bekennt, in den nächsten
Jahren auf CO2-neutrale Stahlproduktion umzuschwenken.
Wir verbrauchen die Ressourcen und Rohstoffe unseres Planeten in einem atemberaubenden
Tempo. Für nachhaltigen Wohlstand brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft, die wertvolle
Rohstoffe wiederverwertet. Deshalb muss die Förderung der europäischen Kreislaufwirtschaft
Zentralanliegen jeder ökologisch orientierten Wirtschaftspolitik sein. Digitalplattformen
können dabei vor allem mit Blick auf industrielle Sekundärrohstoffe eine wichtige Rolle
spielen. Europa muss darauf achten, dass etwa im Bereich von Elektronikschrott nicht
wertvolle Ressourcen rücksichtslos auf Müllkippen in der ganzen Welt exportiert werden,
während durch Hightech-Recycling der Rohstoffverbrauch reduziert und Kosten für Unternehmen
und für die Umwelt verringert werden können. Besonderes Gewicht für die Recyclingwirtschaft
hat auch die europäische Plastikstrategie, deren Ziel es ist, die ständige Vermehrung von
Plastikmüll drastisch einzudämmen.
Geld nachhaltig anlegen und raus aus den Fossilen
Wir setzen uns dafür ein, Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen – und sind damit
Teil der internationalen Divestment-Bewegung. Statt aus dem Raubbau an unserem Planeten
Profit zu ziehen, wollen wir in den Klimaschutz finanzieren. Das ist auch finanziell
sinnvoll, da die internationale Energiewende dazu führen wird, dass Investitionen in Kohle,
Öl und Gas mittelfristig abgeschrieben werden müssen. Grüne in Ländern und Kommunen haben es
vorgemacht: Auf ihren Antrag hin werden die Kommunal- und Landesfinanzen nachhaltig
ausgerichtet.
Der ökologische Umbau braucht massive Investitionen, die finanziert werden müssen. Heute
wird immer noch viel Kapital in alten fossilen Technologien angelegt. Das ist nicht nur ein
ökologisches Problem, sondern gefährdet auch die Stabilität der Finanzmärkte und die
Altersvorsorge der Menschen. Wir wollen Finanzmärkte, die nicht in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft investieren. Nachhaltige Kapitalanlagen sind dazu ein Wachstumsmarkt,
der den Finanzplatz Europa stabiler und zukunftsfähig macht.
Grüne Anleihen wollen wir europaweit stärken und eine einheitliche Klassifizierung schaffen.
Wir fordern eine Richtlinie für ökologische Transparenz am Finanzmarkt, damit Anleger
wissen, wie ökologisch ihre Geldanlage ist. Wir wollen ein europäisches „Green Finance
Label“ für Investitionen und Anlagen einführen, die die höchsten Nachhaltigkeitskriterien
erfüllen. Außerdem wollen wir ökologische und soziale Ziele in der
Unternehmensberichterstattung verpflichtend machen und ein unabhängiges Siegel für
nachhaltige Geldanlagen einführen.
Der Staat ist selbst ein sehr großer Nachfrager von Gütern. Zukünftig wollen wir auch das
öffentliche Beschaffungswesen an verbindliche ökologische, soziale und Fairtrade-Kriterien
knüpfen. Damit schaffen wir einen gewaltigen Markt für Unternehmen, die ökologisch und
sozial wirtschaften. Staatliche Subventionen für klimaschädliches Wirtschaften wollen wir
abschaffen.
Wir wollen die Mittel des Zukunftsfonds im EU-Haushalt für die soziale und ökologische
Modernisierung der europäischen Wirtschaft und Infrastruktur nutzen und vor allem kleinen
und mittleren Unternehmen sowie dem Handwerk den Zugang zu europäischen Förderprogrammen für
energie- und ressourceneffiziente Produktion erleichtern.
Wirtschaftspolitik richtet sich oft nur an profitorientierten Unternehmen aus. Dabei werden
Chancen vertan, die Genossenschaften und soziale Unternehmen bieten. Wir wollen eine
Strategie der EU zur Förderung der Gemeinwohlökonomie. Sie soll künftig in die
Unternehmensberichterstattung und in EU-Förderprogramme integriert werden. Unternehmen mit
Gemeinwohlorientierung sollen durch eine anerkannte Kennzeichnung gestärkt und bei
öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- das Anlegen öffentlicher Gelder in nachhaltigen Geldanlagen (Divestment),
- ein nachhaltiges Finanzsystem und ökologisch transparente Geldanlagen,
- eine Stärkung der Gemeinwohlökonomie.
1.4 Natur und Umwelt schützen
Sauberes Wasser, reine Luft, gesunde Böden und intakte Landschaften bilden unsere
Lebensgrundlagen. Aber diese sind bedroht. Der ehemals große Reichtum an Tieren, Pflanzen
und Lebensräumen schwindet täglich. Lebensräume gehen verloren, Arten sterben aus. Auf den
Wiesen und in den Wäldern wird es stiller, es brummt, summt und zwitschert immer weniger:
Die Vogelpopulation in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert, die Anzahl
von Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. Rund ein Drittel der bei uns
heimischen Arten sind bedroht, darunter viele Bienen. Auch in anderen europäischen Ländern
sieht die Situation nicht viel besser aus.
Wir setzen unsere ganze Kraft dafür ein, den negativen Trend beim Artensterben zu stoppen.
Wir wollen eine artenreiche und intakte Natur erhalten und dort wiederherstellen, wo sie
bereits Schaden genommen hat. Das bedeutet auch, dass wir Natura-2000-Gebiete verteidigen,
verbessern und Schutzgebiete wo möglich vergrößern.
Die EU, und damit ihre Mitgliedstaaten, hat sich im Rahmen der Vereinten Nationen
verpflichtet, den Artenrückgang und die Zerstörung natürlicher Lebensräume bis 2020
aufzuhalten – und wird diese Ziele voraussichtlich deutlich verfehlen. Wir fordern daher,
umgehend eine ambitionierte europäische Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt für
den Zeitraum nach 2020 und ein Nachfolgeprogramm für das 7. Umweltaktionsprogramm zu
erarbeiten. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen wir darin als neue
Leitprinzipien verankern.
In den letzten Jahren war es immer wieder die Europäische Union, die im Bereich der Umwelt-
und Naturschutzgesetzgebung Druck gemacht hat. Und es waren die nationalen Regierungen, die
sie verwässert oder nicht erfüllt haben. Dann sanktioniert die EU: Um einen der letzten
intakten Urwälder in Europa zu retten, hat der Europäische Gerichtshof die polnische
Regierung durch Androhung von Strafzahlungen gezwungen, die Abholzung des Białowieża-Waldes
zu stoppen. Ebenso hat die EU Deutschland aufgrund der zu hohen Nitratwerte in unserem
Wasser verurteilt.
Die gute gesetzliche Grundlage beim europäischen Umwelt- und Naturschutz muss von der EU-
Kommission und den Mitgliedstaaten umfassend umgesetzt werden. Hierzu sind auf allen Ebenen
personelle und finanzielle Kapazitäten zu schaffen. Außerdem muss die EU-Kommission ihre
Rolle als Hüterin der Verträge und des EU-Rechts ernst nehmen und hierfür Verstöße gegen das
europäische Umweltrecht konsequent durch Vertragsverletzungsverfahren ahnden.
Umweltschädliche Subventionen wollen wir abbauen und den Naturschutz besser finanzieren.
Außerdem wollen wir transeuropäische grüne Korridore für Biotope vorantreiben. Um
Lebensgrundlagen in der EU zu erhalten, braucht es eine intakte Natur. Dafür fördern wir
mehr Wildnisflächen: Möglichst bis 2030 wollen wir die Wildnisflächen in Europa verdoppeln.
Dafür muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und sein beschlossenes Ziel von 2 %
Wildnis bis 2020 umsetzen. Doch all das bringt uns nur voran, wenn wir das mit einer
Agrarwende, weniger Pestiziden auf den Feldern und mehr ökologischem Landbau verbinden.
Für Umwelt- und Tierschutzverbände wollen wir ein volles Verbandsklagerecht schaffen, damit
der Umweltschutz gegenüber kurzfristigen Industrieinteressen gestärkt wird. Wir wollen die
Entscheidungsprozesse demokratisieren, indem wir die Bürgerbeteiligung stärken und
Lobbyismus regulieren.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- den Schutz einzigartiger Kulturlandschaften und Urwälder in Europa,
- grenzüberschreitende Biotope,
- eine bessere Naturschutzfinanzierung,
- ein Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzorganisationen
1.5 Die Landwirtschaft so verändern, dass sie unsere Lebensgrundlagen bewahrt
Wir streiten und werben für eine vielfältige, nachhaltige, regional verankerte, bäuerliche
Landwirtschaft, die Natur und Tiere schont und gesundes Essen für uns alle erzeugt. Wir
wollen eine konsequente Neuausrichtung hin zu einer europäischen Agrar- und
Ernährungspolitik, die im Einklang ist mit den europäischen Zielen in der Klima-, Umwelt-,
Verbraucher- und Entwicklungspolitik. Zudem möchten wir die vielfältigen Kulturlandschaften
in Europa und lebendige ländliche Räume mit zukunftsfesten Betrieben erhalten. Deswegen
streiten wir für die europäische Agrarwende: für den Aufbau einer nachhaltigen
Lebensmittelproduktion, die sowohl eine gesunde Ernährung sichert als auch hohen Umwelt- und
Tierschutzstandards genügt und faire Preise für die Landwirt*innen erzielt.
Zusammen mit Landwirt*innen und Umweltverbänden haben wir schon viel erreicht: Immer mehr
Verbraucher*innen in der EU wollen gesunde, ökologisch und regional produzierte
Lebensmittel. Daher ist Bio-Landbau längst ein fester Bestandteil der europäischen
Landwirtschaft geworden. Genauso setzen sich immer mehr Menschen in der EU mit uns für
bessere Tierhaltung und mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft ein, wie zuletzt die
europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat gezeigt hat. Doch der Handlungsdruck bleibt
groß.
Durch intensive Landwirtschaft und Monokulturen gehen noch immer europaweit fruchtbare Böden
verloren, das Artensterben geht ungebremst weiter, der Pestizideinsatz ist ungemindert hoch
und industrielle Tierhaltung degradiert Tiere zu Rohstoffen. Die Landwirtschaft, eine der
Hauptbetroffenen der Klimakrise, ist selbst für einen nicht geringen Anteil des Ausstoßes
klimaschädlicher Gase und damit mit für die Erderhitzung verantwortlich.
Es ist höchste Zeit, eine Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln, die die europäische
Landwirtschaft zukunftsfähig macht. Der Schutz von Klima, Boden, Wasser, Artenvielfalt und
Tierwohl steht im Mittelpunkt dieser neuen Landwirtschaftspolitik. Die europäische
Agrarpolitik sollte dazu beitragen, dass die Konsum- und Produktionsstrukturen in Europa
nicht die natürlichen Ressourcen und die Lebensgrundlagen bei uns in Europa und in sich
entwickelnden Ländern zerstören, indem EU-Agrarprodukte zu Dumpingpreisen die Märkte
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas überfluten. Vielmehr muss sie dazu beitragen, dass die
bäuerliche Landwirtschaft in Europa erhalten wird und die nachhaltigen Entwicklungsziele
erreicht werden.
Qualität statt Masse – Neuausrichtung der Agrarförderung
Um die europäische Landwirtschaft an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen,
muss sich vor allem die EU-Agrarförderpolitik grundlegend ändern. Immer noch kommt der
größte Teil der bisher knapp 60 Milliarden Euro, mit denen die Landwirtschaft jährlich
subventioniert wird, insbesondere großen Betrieben zugute und fördert so Umweltzerstörung,
Industrialisierung und Exportorientierung. Die Mittel belohnen zudem pauschal Bodenbesitz.
Eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dagegen muss Leistungen der Landwirtinnen und
Landwirte für das Gemeinwohl fördern und ihnen so Alternativen zum Prinzip „wachse oder
weiche“ eröffnen. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, eine artgerechte und eine
flächengebundene Tierhaltung würden dann gezielt unterstützt. Betriebe, die weniger oder gar
keine Pestizide einsetzen, unser Wasser sauber halten, würden also deutlich mehr Förderung
bekommen als industriell wirtschaftende Betriebe. Nur mit dem Prinzip „öffentliches Geld für
öffentliche Leistung“ lassen sich die hohen Zahlungen noch rechtfertigen.
Die Vorgaben für diese Leistungen müssen auf EU-Ebene definiert werden, damit die
Mitgliedstaaten nicht um den niedrigsten Standard konkurrieren. Voraussetzung für jedwede
Förderung ist das Einhalten von Umweltstandards, die ebenfalls für alle Mitgliedstaaten auf
EU-Ebene festgelegt werden müssen. Im Rahmen der GAP fordern wir einen 15 Milliarden Euro
schweren Naturschutzfonds.
Landspekulationen und Aufkauf von Land eindämmen
Landgrabbing, das heißt das Aufkaufen von landwirtschaftlichen Flächen als
Investitionsobjekten durch Kapitalanleger und Staaten, sowie eine verzerrende
Strukturpolitik bedrohen die vielfältige, solide und nachhaltige bäuerliche
Landwirtschaftsstruktur, auch in Europa.
Bäuerliche Betriebe sollen vor Agrarkonzernen und Bodenspekulation geschützt werden, etwa
durch verpflichtende Obergrenzen für Agrarzahlungen pro Nutznießer (und nicht nur pro
Tochterunternehmen), mehr Geld für die ersten Hektare, um kleine und mittlere Betriebe zu
unterstützen, Einstiegserleichterungen für Neugründungen, Transparenz der
Eigentumsverhältnisse, Monitoring der Preise und des Zustands des Bodens durch eine
europäische Beobachtungsstelle. Landwirtschaftlicher Boden ist ein öffentliches Gut und muss
vor Spekulationen geschützt werden.
Trinkwasser und Gewässer schützen
Wasser ist ein kostbares Gut, das geschützt werden muss. Der Zugang zu sauberem Wasser ist
ein Menschenrecht. Doch fast 2 Millionen Menschen in Europa haben keinen ordentlichen Zugang
zu Trinkwasser oder sanitärer Versorgung. Die Klimaerhitzung verschärft diese Situation. In
südlichen Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland wird Wasser bereits zu einem immer
knapperen Gut. Unsere Art zu konsumieren und zu wirtschaften verschwendet und verschmutzt
Wasser zu leichtfertig. Um das Menschenrecht auf Wasser in der EU zu verankern, gründete
sich 2012 die Europäische Bürgerinitiative Right2Water, die wir von Anfang an unterstützt
haben. Knapp 1,7 Millionen Europäerinnen und Europäer aus 13 EU-Mitgliedstaaten trugen diese
erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative. Wir werden uns weiterhin jedem Versuch
entgegenstellen, die öffentliche Wasserversorgung zum Investitionsobjekt für internationale
Unternehmen zu machen.
Unser Leitbild sind lebendige Flüsse und Seen in Europa, die in einem guten ökologischen
Zustand sind. Gesunde Gewässer sind besonders wertvolle Ökosysteme, denn sie garantieren
Artenreichtum. Doch davon sind wir in vielen Teilen Europas noch meilenweit entfernt.
Deshalb setzen wir uns vehement für eine ambitionierte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
ein und werden diese durch entsprechende Leitfäden konkretisieren. Außerdem wollen wir den
Antibiotikaeinsatz, eine Gülleüberproduktion und den Einsatz gefährlicher Pestizide in der
Landwirtschaft weiter zurückdrängen.
Insekten- und Vogelsterben aufhalten – Glyphosat vom Acker!
Die industrielle Landwirtschaft ist eine Hauptursache für das Artensterben. Wichtige
Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen durch Ackergifte, Überdüngung, Monokulturen,
intensive Landnutzung und fehlende Wildnis verloren.
Wir reduzieren den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft drastisch, indem wir die
giftigsten Pestizide sofort verbieten – darunter auch alle Neonikotinoide, denn sie schaden
unseren Insekten und Bienen massiv. Für das Ende des Totalherbizids Glyphosat setzen wir uns
weiterhin mit aller Kraft ein – und machen Druck auf die Bundesregierung, die schon einmal
auf europäischer Ebene für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gestimmt hat. Die
Zulassungsverfahren für Pestizide wollen wir auf Basis eines gestärkten Vorsorgeprinzips
reformieren und das zugrunde liegende Wissenschaftsprinzip transparenter machen. Es braucht
dringend eine unabhängige Risikobewertung sowie strenge Kontrollmechanismen.
Fischbestände schützen
Wir machen uns stark für eine nachhaltige EU-Fischereipolitik, die dafür sorgt, dass unsere
Meere geschützt und Fischarten nicht überfischt werden. Nur die nachhaltige Bewirtschaftung
von Fischbeständen gibt der Fischerei eine Zukunft. Um der katastrophalen Plünderung der
Meere und der Fischbestände Einhalt zu gebieten, reichen kosmetische Korrekturen der EU-
Fischereipolitik nicht aus. Fangquoten müssen verbindlich an wissenschaftlichen Kriterien
ausgerichtet werden, statt rein politisch festgelegt zu werden. Die Tiefseefischerei und
besonders umweltschädliche Fangmethoden wollen wir gänzlich verbieten. Die EU soll
bestehende Meeresschutzgebiete ausweiten, neue schaffen und die Gebiete effektiv sichern.
Tierwohl stärken
Gerade angesichts der Klimakrise brauchen wir eine Abkehr von den großen Tierbeständen.
Neben den ökologischen Problemen wird schlicht die Futtergrundlage zu knapp. Deshalb sollten
alle Förderungen daran gekoppelt werden, dass die Anzahl der Tiere pro Fläche begrenzt wird.
Ein Betrieb sollte also nur so viele Tiere haben, wie er mit dem Ertrag seiner Flächen
grundsätzlich ernähren kann.
Viel zu häufig konkurrieren die EU-Länder um die niedrigsten Preise und reduzieren so die
Tierschutzstandards. Wir wollen hingegen, dass die EU alle Tiere durch neue Gesetzgebung und
ordnungsgemäße Durchführung bestehender Regelungen schützt.
Je weniger Tiertransporte, desto besser für die Tiere. Falls Transporte nicht vermieden
werden können, müssen sie so unstrapaziös wie möglich sein. Daher fordern wir, dass Tiere
verpflichtend zu einem nahe gelegenen Schlachthof gebracht werden müssen – statt zu dem, der
am billigsten arbeitet. Tiertransporte für Schlachttiere wollen wir auf maximal vier Stunden
begrenzen. Wir wollen regionale Schlachtstätten und mobile Schlachteinrichtungen fördern
sowie regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufbauen, um eine Infrastruktur
für regionale, tierschutzkonforme Schlachtung zu schaffen.
Exporte lebender Schlachttiere in Länder außerhalb der EU sowie jede Form von Klonen und
Qualzucht wollen wir verbieten. Das Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik muss konsequent
umgesetzt und auf weitere Produkte ausgeweitet werden. Zusätzlich benötigen wir eine
Förderung für die Erforschung von Alternativen. Auch Straßentiere müssen in Europa ein
würdiges Leben haben. Wir fordern ein Ende der Tötung von streunenden Katzen und Hunden.
Stattdessen müssen öffentliche und private Maßnahmen der Geburtenkontrolle, etwa die
Kastration, gestärkt werden.
Wildtiere wollen wir besonders schützen. Hierfür sind internationale Arten- und
Naturschutzabkommen konsequent umzusetzen. Wir wollen illegalen Wildtierhandel in Europa
bekämpfen und den Import von Wildfängen in die EU verbieten.
Landwirtschaftliche Ökosysteme stärken – Gentechnik konsequent regulieren
Eine andere Landwirtschaft bedeutet auch anders anzubauen – gerade im Lichte der
Klimaauswirkungen. Das Potenzial verschiedenster Anbaumethoden, robuste landwirtschaftliche
Ökosysteme zu bilden – über Push-and-Pull-Techniken und Permakultur bis zu
Agroforstsystemen –, ist riesig, ebenso wie das Potenzial ökologischer Anbautechniken,
widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Trockenheit, Versalzung, Vernässung zu sein. Dieses
Potenzial ist aber in Europa nur in Ansätzen erforscht. Wir fordern daher eine deutlich
stärkere Forschungsförderung in diesem Bereich. Denn aktuell werden agrarökologische
Methoden – zu denen auch der zertifizierte Ökolandbau gehört – in Europa und weltweit nur
mit einem Bruchteil der finanziellen Mittel erforscht und weiterentwickelt, die
konventionelle und gentechnische Ansätze erhalten.
Wir Grünen lehnen seit vielen Jahren die Agrogentechnik ab, anders als Gentechnik im
medizinischen Bereich und bei der industriellen Produktion. Die großen Probleme, die Länder
wie die USA oder Argentinien als Folge des Einsatzes von Gentechnik haben – wie ein massiver
Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat, Superunkräuter, Gefährdung landwirtschaftlicher
Vielfalt, die große Monopolmacht der Agrarkonzerne sowie die eingeschränkte
Verbraucherfreiheit –, unterstreichen, wie wichtig diese Ablehnung war und ist.
Daher ist es essenziell, dass das Vorsorgeprinzip entsprechend der Entscheidung des EUGH
auch gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik europaweit angewandt wird. Weil
gentechnische Veränderungen nicht rückholbar sind, muss sichergestellt werden, dass keine
Organismen freigesetzt werden, die Schaden anrichten. Ob die Probleme, die es bei der
herkömmlichen Gentechnik gibt, bei neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/Cas zum Tragen
kommen, muss in jedem einzelnen Zulassungsverfahren im Sinne des europäischen
Vorsorgeprinzips geklärt werden.
Der Einsatz von Gentechnik ist aber nicht nur eine Frage der gesetzlichen Zulassung, sondern
vielmehr eine Frage der Ethik und der gesellschaftlichen Akzeptanz. Deshalb muss der weitere
Umgang mit neuen gentechnischen Verfahren breit gesellschaftlich diskutiert werden.
In diesem Zusammenhang halten wir es auch grundsätzlich für höchst problematisch, dass bei
der finalen Zulassung einzelner Konstrukte der Ständige Ausschuss und die Mitgliedstaaten
ohne das Europäische Parlament entscheiden. Das können wir so nicht akzeptieren. Wir Grünen
werden uns dafür einsetzen, dass das Parlament bei dieser Entscheidung angemessen beteiligt
und gehört wird.
Eine klare Kennzeichnung von Gentechnik ist zentral. Auch Produkte von Tieren, die mit
gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen als solche gekennzeichnet
werden.
Für den Schutz des gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landbaus ist ein
Standortregister nach wie vor unverzichtbar. Die Regelungen zur gesamtschuldnerischen
Haftung sind entsprechend so zu gestalten, dass Mehrkosten und Aufwand, der für den
konventionellen, gentechnikfreien und ökologischen Landbau entsteht, den Nutzern von Sorten,
die mit neuer Gentechnik hergestellt wurden, angerechnet werden.
Keine Patente auf Saatgut, Pflanzen und Leben – Klonen, nein danke!
Das zentrale Problem beim Herumexperimentieren am Saatgut ist dessen Patentierbarkeit. Sie
führt zu immer größeren Monopolen der Agrarkonzerne. Landwirte werden damit abhängig
gemacht, gerade in den Entwicklungsländern mit fatalen Folgen. Problematisch ist zudem, dass
Pestizide bei gentechnisch veränderten Pflanzen häufig eingesetzt werden und die
Wahlfreiheit der Verbraucher*innen unterlaufen wird.
Der entscheidende Kampf ist daher der um ein Verbot von Patenten auf Saatgut und Leben
insgesamt. Züchtung muss, wie seit Jahrtausenden, ein Open-Source-System bleiben. Das Recht
auf Nahrung ist ein Menschenrecht und damit darf es keine Patente auf Pflanzen und auf Tiere
geben.
Zugleich fordern wir ein dauerhaftes Verbot des Klonens in der EU. Den Import von Klonen
sowie von Produkten von deren Nachkommen lehnen wir ab. Es kann nicht sein, dass Milch und
Fleisch von Nachkommen von Klontieren ungekennzeichnet auf den europäischen Markt kommen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- eine Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ökologischen Kriterien,
- sauberes Wasser in ganz Europa,
- ein Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden,
- eine EU-Fischereipolitik, die unsere Fischbestände erhält,
- konsequente Regulierung und Transparenz bei Gentechnik ein Verbot von Patenten auf
Saatgut, Pflanzen und Tiere.
1.6 Europa vom Plastikmüll befreien
Unser Ziel ist ein Europa ohne Plastikmüll, mit sauberen Meeren, einem reichhaltigen
Fischbestand und einer Natur ohne Müll. Die Realität sieht bedrückend anders aus: In den
Ozeanen schwimmen Plastikmüllteppiche von der Größe Mitteleuropas. Auch unsere Flüsse und
Böden leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Wenn wir jetzt nicht radikal umsteuern, wird
es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Inzwischen findet sich Mikroplastik sogar in
der Arktis und im Gletschereis – obwohl dort nahezu keine Menschen leben.
Ein erster Schritt dagegen ist ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und
Pflegeprodukten. Denn Mikroplastik schadet nicht nur den Fischen, sondern kann
möglicherweise auch für unsere Gesundheit schädlich sein. Mikroplastik wurde schon in Salz,
Bier und Mineralwasser nachgewiesen. Welche giftigen Plastikzusätze wir dadurch zu uns
nehmen, weiß bisher niemand genau. Auch für das Klima ist Mikroplastik schlecht. Denn durch
den Zerfall in immer kleinere Partikel wird Methan freigesetzt – das wiederum zur Erhitzung
unserer Erde beiträgt.
Plastikflut eindämmen
Das Importverbot für Plastikmüll, das China Anfang 2018 verhängt hat, beweist, welch
riesiges Problem wir haben. Allein aus Europa importierte China rund 1,5 Millionen Tonnen
Plastikmüll pro Jahr. Seither müssen die Mitgliedstaaten ihre Müllberge selbst in die Hand
nehmen.
Um die zunehmende Plastikflut einzudämmen, brauchen wir anspruchsvolle Minderungsziele für
Plastikabfälle und höhere Recyclingquoten. Bis 2030 müssen wir unseren Verpackungsabfall in
der EU um 50 % reduzieren. Außerdem darf es nicht sein, dass Plastikmüll weiterhin deponiert
wird. Das wollen wir ändern. Ab 2030 müssen alle in der EU in den Verkehr gebrachten
Kunststoffprodukte wiederverwendbar oder komplett abbaubar sein oder kosteneffizient
recycelt werden können.
Plastik ist nicht per se schlecht. Für viele Einsatzgebiete, etwa in der Medizin, ist
Plastik ein wichtiger und sinnvoller Werkstoff. Problematisch ist die zunehmende Verwendung
von Plastik für Einweg- und Wegwerfprodukte. Denn als langlebiges Produkt darf Plastik nicht
in erster Linie für wenige Minuten verwendet werden, wie das beispielsweise bei Trinkhalmen
der Fall ist. Da, wo es Alternativen gibt, müssen sie auch genutzt werden. Die Europäische
Kommission hat dieses Problem in ihrer Plastikstrategie aufgegriffen und unter anderem ein
Verbot von Wegwerfprodukten aus Plastik wie Wattestäbchen, Plastikgeschirr und auch
Trinkhalmen angestoßen. Das ist ein guter erster Ansatz, reicht jedoch noch nicht, um den
Massen an Einwegplastik umfangreich Einhalt zu gebieten.
Zudem braucht es eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte. Eine solche Abgabe bietet
den Anreiz, Verpackungsmüll zu reduzieren, indem die Rohstoffe verteuert werden. Zugleich
kann dadurch der Anteil von recyceltem Plastik gesteigert werden. Erdöl und Erdgas zur
Produktion von Kunststoffen dürfen nicht subventioniert werden. Die Besteuerung von Plastik
muss in eine umfassende und ambitionierte Strategie zur Einsparung und Vermeidung von
Plastik, zur Steigerung des Mehrweganteils und für besseres Produktdesign eingebettet
werden. Dazu gehört auch, die Forschung und Entwicklung von alternativen Materialien
auszubauen.
Recycling stärken
Wir wollen das Recycling von Plastik stärken. Auch hier bietet die Plastikstrategie der EU-
Kommission einen guten Ansatz, der jedoch erweitert werden sollte. Die Recyclingkapazitäten
in der EU müssen massiv ausgebaut werden. Dazu brauchen wir ein ökologisches und
recyclingfreundliches Produktdesign. Die Verpackungsindustrie muss hierzu ihren Beitrag
leisten. Denn immer mehr Verpackungen setzen sich aus vielen unterschiedlichen Materialien
zusammen – was die Recyclingfähigkeit einschränkt.
Getränkeflaschen sind ein Alltagsprodukt aus Plastik. Doch während wir in Deutschland ein
funktionierendes Mehrwegsystem haben, besteht auf europäischer Ebene noch Handlungsbedarf.
Qualitativ hochwertige Plastikflaschen können rund 40 Mal wieder befüllt werden. Das ist
wesentlich ökologischer als Einmalflaschen, die direkt in den Müll wandern. Unser Ziel ist
eine Mehrwegquote in der EU. Deutschland, Österreich und Portugal sind hier schon sehr viel
weiter als andere Mitgliedstaaten. Daher muss eine solche Quote zunächst gestaffelt
aufgebaut werden, um allen die gleichen Chancen zu geben. Für Einweggetränkeflaschen
brauchen wir ein EU-weit einheitliches Pfandsystem. Denn gerade diese Wegwerfprodukte
vermüllen unsere Landschaften, Strände und Meere.
Mit einer ambitionierten Strategie für ein plastikmüllfreies Europa können wir Vorbild sein.
Die Europäische Union muss sich aber auch für eine internationale Plastikkonvention unter
dem Dach der Vereinten Nationen einsetzen. Schließlich kennt Plastikmüll keine Grenzen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten,
- eine europäische Plastiksteuer,
- verbindliche Mehrwegquoten,
- ein EU-weit einheitliches Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen.
Antragstext
Von Zeile 214 bis 217:
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden.
Lärmemissionen müssen strengeren Grenzwerten unterzogen sowie die europaweite Neujustierung der Lärmmessungen (Lärmquellenursache separieren u.a.) zugunsten einer Entlastung von Lärm eingeleitet und umgesetzt werden.
Ein Europa ohne Kohle, Atom und Fracking ist möglich. Wir wollen die Europäische Union zum
weltweiten Vorreiter für Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen.
Unser Kontinent hat gerade hier noch enorme Potenziale, die bislang weitgehend brachliegen.
Durch saubere Energiequellen kann eine weitgehende Energie-Unabhängigkeit erreicht, können
Klima und Umwelt geschützt und nachhaltige Jobs geschaffen werden. Das ist unser Ziel. Die
gute Nachricht: Alle Lösungen dafür stehen bereit, sie müssen nur angepackt werden!
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Generation. Versagen wir bei
der Eindämmung der Krise, haben wir als politische Generation versagt. Mit Klimaschutz
schützen wir nicht nur (und noch nicht einmal in erster Linie) Arten und Natur. Wir schützen
unsere Lebensgrundlagen, aber auch die liberale Demokratie, ein Gemeinwesen, das in der Lage
ist, wertebasierte Politik zu machen. Und wir schützen die ökonomische Basis, auf der wir
unsere Politik aufbauen. Eine Erderhitzung über 2 Grad wird unkontrollierbare Folgen auf
unser Zusammenleben und unsere Freiheit haben. Und sie trifft immer erst die Schwächsten.
Menschen werden ihr Zuhause verlassen müssen und sich als Klimaflüchtlinge auf den Weg
machen. Die weltweiten Migrationsbewegungen werden zunehmen. Die Weltbank, nicht gerade
bekannt für ökologische Sensibilität, rechnet mit 150 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2030.
In elf Jahren. Es wird zu Kriegen um Wasser, fruchtbare Böden oder sichere Stätten kommen.
Wir werden uns der Verantwortung so oder so nicht entziehen können. Doch die Zeit läuft uns
davon. Hitzerekorde, Dürren, Überschwemmungen und starke Stürme liefern fast täglich neue
Schreckensmeldungen. Der vergangene Sommer hat auf eindringliche Weise gezeigt, dass die
Klimakrise längst auch bei uns in Europa Realität ist.
Die Europäische Union muss zu einer Union des Klimaschutzes werden. Das heißt nicht nur,
dass sie eine andere Energie-, Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik betreibt, sondern
dass sie die ökologischen Fragen auch ins Zentrum ihrer Außen-, Sicherheits- und
Friedenspolitik stellt. Wie wir unseren Energiehunger stillen, wird maßgeblich die
Leitlinien der Außenpolitik bestimmen. Ob wir schmutzige Deals mit Diktatoren um Öl, Gas und
Kohle eingehen oder eine demokratische Energieinfrastruktur auf Basis der Erneuerbaren
aufbauen, macht einen Unterschied. Eine Handels- und Landwirtschaftspolitik, die unseren
Reichtum auf Kosten Dritter erwirtschaftet, oder stattdessen faire Partnerschaften, die
einen gedrosselten Ressourcenverbrauch bei uns bedeuten, machen einen Unterschied. Fischen
wir die Meere leer oder sorgen wir für halbwegs intakte Meeresökologie? Exportieren wir
unseren Müll ins Ausland oder verzichten wir auf Wegwerfplastik?
Viele Menschen sind weiter als die Politik: zum Beispiel Bürger*innen, die Bike- und
Carsharing nutzen, sich an Bürgerenergieprojekten beteiligen, auf ökologisch erzeugte
Lebensmittel setzen, die in Nachhaltigkeit und grüne Infrastruktur investieren. Aber auch
innovative Unternehmen, Ingenieur*innen und viele mehr haben sich auf den Weg gemacht. Mit
ihnen allen verbünden wir uns. Und packen an. Für ein Europa, das ohne Kohle- und Atomstrom
auskommt, eine Agrarpolitik betreibt, die auf ökologischen Kriterien basiert und Landwirten
eine Perspektive gibt, ein Europa, das mit einer Plastikabgabe plastikmüllfrei wird und
unsere Meere schützt.
Schadstoffbelastete Böden und Gewässer, weniger Summen und Brummen in der Luft. Das sind
Anzeichen für eine kranke Natur, die auf den Menschen zurückgeht. Und Anzeichen dafür, dass
wir Grenzen überschreiten. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen. In einem
gemeinsamen Europa können wir mit weniger Pestiziden und einem Verbot von Glyphosat Tieren
und Pflanzen wieder mehr Lebensraum geben. Mit einer Wasserrahmenrichtlinie, die wir
konkretisieren und konsequent umsetzen, verbessern wir die Qualität von Flüssen und Seen.
Und mit europäischen Korridoren für Biotope und mehr Wildnisflächen erhalten wir wichtige
Lebensgrundlagen. Wir wollen ein gemeinsames Europa, das seine Umwelt und Natur schützt.
Bei der sauberen Mobilität, bei den erneuerbaren Energien oder auch beim Divestment hinkt
Europa hinterher. Wir wollen grüne Anleihen europaweit stärken und eine Richtlinie für
ökologische Transparenz am Finanzmarkt schaffen. Für den Verkehr der Zukunft wollen wir eine
europäische Batteriezellenproduktion aufbauen. Damit sorgen wir für mehr klimafreundliche
Mobilität und halten zugleich die Wertschöpfung in Europa. Zudem knüpfen wir ein
europaweites Schienennetz und verlagern Güter von der Straße auf die Gleise. Mit einem CO2-
Mindestpreis sorgen wir für wirksamen Klimaschutz. Und für mehr Erneuerbare und größere
Versorgungssicherheit schaffen wir einen gesamteuropäischen Stromverbund und ein
intelligentes Stromnetz. Das alles geht nur gemeinsam. In einem gemeinsamen Europa.
1.1 Klimaschutz fördern, aus Kohle und Atom aussteigen
Die Europäische Union ist reich an sauberen Energiequellen. Die Erneuerbaren haben weltweit
8,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, davon mehr als 1,1 Millionen in der EU und über
300.000 in Deutschland. Investitionen in Erneuerbare und in Energieeffizienz sind
mittlerweile der kostengünstigste Weg für eine nachhaltige Energieversorgung. Es darf nicht
sein, dass Europa durch die rückwärtsgewandte Klimapolitik der Bundesregierung und der
Europäischen Union bei dieser rasanten Entwicklung den Anschluss verliert. In China und den
USA wird pro Kopf mittlerweile deutlich mehr in Erneuerbare investiert als in der EU.
Wir wollen das ändern! Wir wollen ein zu 100 % erneuerbares und ein energieeffizientes
Europa als Treiber für die internationale Energiewende. Dafür muss das europäische
Klimaschutzziel, das sich keineswegs auf dem Pfad der Pariser Klimaziele bewegt,
ambitionierter und verbindlich werden. Bis 2030 müssen 45 % von Europas Energie, die wir
beim Strom, der Wärme und bei der Mobilität verbrauchen, erneuerbar sein, und bis 2050
müssen es 100 % sein. Nur so kann Europa seinen Beitrag leisten, um die Klimakrise
einzudämmen und die globale Erhitzung deutlich unter 2 Grad zu halten. Die CO2-Emissionen
müssen zudem bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Bei der
Energieeffizienz braucht es eine Verbesserung um 40 % im Vergleich zum Jahr 1990, um ein
maximal technisch mögliches Niveau der Energieeffizienz für 2050 zu erreichen.
Die Verbrennung von Kohle ist die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. Dabei gibt es
längst Alternativen: Erneuerbare Energien sind sauberer, sicherer, effizienter und
mittlerweile auch billiger. Das haben Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Italien
längst verstanden und sich der globalen Allianz für den Kohleausstieg (Global Alliance to
Power Past Coal) angeschlossen, die sich für einen Kohleausstieg bis spätestens 2030
ausspricht. Diesen Vorreitern muss sich die Europäische Union inklusive Deutschland
anschließen, statt an der klimaschädlichen Kohle festzuhalten.
Der Export von dreckigem deutschem Kohlestrom untergräbt in europäischen Nachbarländern den
Ausbau der Erneuerbaren. Kohlekraft schadet nicht nur dem Klima, sondern setzt auch
hochgiftige Schadstoffe frei. Die hohen Folgekosten für die Verbrennung von Kohle in Europa
dürfen nicht weiter zu Lasten der Allgemeinheit gehen, die die Kosten und Risiken dafür
trägt. Die Bundesregierung ist super darin, anzukündigen, wie ehrgeizig sie in 10, 15 oder
20 Jahren sein will. Und regelmäßig macht sie nichts in der Gegenwart. Damit muss Schluss
sein. Je energischer wir jetzt handeln, desto leichter werden die letzten Etappen. Wir
müssen jetzt beginnen, Kohlekraftwerke abzuschalten. Daran muss sich Politik messen lassen.
Wir brauchen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen vollständigen
Kohleausstieg.
Die hochgefährliche Atomkraft, deren Kosten und Risiken auf viele zukünftige Generationen
abgewälzt werden, bekämpfen wir europaweit. Der dringend notwendige Kohleausstieg darf nicht
dazu führen, dass Kohle durch Atom ersetzt wird. Die Atombranche etwa in Frankreich setzt
auf eine Renaissance der französischen Atomkraft – mit Atomstrom-Exporten nach ganz Europa.
Die dort diskutierte Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken lehnen wir ab. Es ist völlig
unverantwortlich, dass Atomkraftwerke, die für eine Laufzeit von maximal 40 Jahren
konzipiert wurden, nun trotz zunehmender Stör- und Unfälle 60 Jahre am Netz hängen sollen.
Auch Belgien macht keine Anstalten, seine Schrottreaktoren vorzeitig stillzulegen. Risiko-
AKWs wie das französische Cattenom, das belgische Tihange oder das tschechische Temelín
gehören sofort abgeschaltet. Der Betrieb dieser Schrottmeiler birgt unbeherrschbare Risiken
für alle Europäer*innen. Darüber hinaus fordern wir ein neues Regelwerk auf europäischer
Ebene, das es Bürger*innen und Anrainerstaaten ermöglicht, Einfluss auf die
Sicherheitsanforderungen für grenznahe Atomkraftwerke nehmen zu können. Die Atomtransporte
in Europa müssen systematischer erfasst, transparenter gemacht und auf ein Minimum
beschränkt werden.
Nur durch milliardenschwere staatliche Beihilfen rechnet sich der Bau von Atomkraftwerken in
Europa überhaupt noch. Diese Subventionen sind möglich, weil immer noch auf Grundlage des
längst überholten Euratom-Vertrags entschieden wird. Alle Passagen dieses Vertrages, die
Investitionen, Forschungsförderung und Genehmigungsprivilegien im Bereich der Atomkraft
begünstigen und AKW-Projekten gegenüber anderen Energieträgern einen wettbewerbsverzerrenden
Vorteil verschaffen, müssen gestrichen werden. Der AKW-Rückbau und die Entsorgung von
Atommüll sollen zur Kernaufgabe von Euratom werden. Zudem müssen die EU-weit geltenden
einheitlichen Sicherheitsstandards wesentlich strenger werden. Ebenso ist ein neues
einheitliches europäisches Haftungsregime mit deutlich höheren Anforderungen notwendig;
Subventionierungen durch die Hintertür müssen beendet werden. Bei den Entscheidungen zu
Euratom wollen wir in Zukunft ein klares demokratisches Mitspracherecht durch das
Europäische Parlament. Damit die Energiewende europaweit gelingt, braucht es eine
Erneuerbare-Energien-Union.
CO2 einen Preis geben und den Menschen das Geld
CO2 muss einen Preis bekommen. Dieser Preis besteht nach unseren Vorstellungen aus zwei
Komponenten: Für alle Anlagen, die dem Emissionshandel unterliegen – das sind vor allem
Industrieanlagen sowie Kohle- und Gaskraftwerke –, sollte es einen Mindestpreis für CO2
geben. Die letzte Reform des Emissionshandels war viel zu zaghaft, die Zertifikate sind
weiterhin viel zu billig und verfehlen damit ihre Wirkung. Daher müssen sie verknappt und
verteuert werden. Wir wollen, dass Deutschland zunächst mit einigen EU-Staaten die
Initiative ergreift und in einer regionalen Staatengruppe einen gemeinsamen CO2-Mindestpreis
einführt; die Niederlande und Frankreich haben ihre Absicht dazu schon erklärt.
Perspektivisch wollen wir eine gesamteuropäische Lösung vorantreiben.
Für die Sektoren, die bislang nicht vom Emissionshandel erfasst werden, wie Verkehr, Wärme
und Landwirtschaft, braucht es eine Anpassung der Steuersätze auf Heizöl und Erdgas. Die
fossilen Energieträger müssen für ihren jeweils spezifischen CO2-Ausstoß den wahren Preis
zahlen.
Da Steuern und Abgaben auf Verbrauch immer sozial schwächere Haushalte stärker belasten als
reichere, wollen wir die zusätzlichen Einnahmen aus der CO2-Besteuerung an die
Verbraucher*innen zurückgeben. Unser Ziel ist die Schaffung eines Energiegeldes als Pro-
Kopf-Zahlung an die Menschen in Europa. Solange dies nicht europäisch umsetzbar ist, werden
wir in Deutschland vorangehen.
Beschäftigte beim Strukturwandel in Kohlerevieren unterstützen
Der Kohleausstieg wird auch dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und neue in
Zukunftsbranchen entstehen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Betroffenen ernst und
lassen die Menschen nicht im Stich. Bei diesem Strukturwandel müssen wir die Beschäftigten
und die Regionen unterstützen, damit sie eine Perspektive haben. Im Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) sollen „Kohleausstiegsregionen” speziell gefördert werden. Neue
regionale Wirtschaftsschwerpunkte werden aufgebaut und passgenaue Weiterbildung wird
angeboten. Wir werden dafür ein Recht auf Weiterbildung und lebenslanges Lernen in ganz
Europa verankern. Das hilft nicht nur den vom Strukturwandel Betroffenen, sondern ist auch
ein Mittel gegen Fachkräftemangel.
Europas Energie vernetzen
Selbst wenn Energiepolitik innerhalb der EU heute immer noch vor allem in der nationalen
Kompetenz liegt, sind die Mitgliedsländer durch den gemeinsamen Strommarkt eng miteinander
verbunden. Europa muss sich energiepolitisch weitgehend unabhängig machen. Doch die geplante
Gaspipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, die von Russland und der deutschen
Bundesregierung vorangetrieben wird und die osteuropäischen und baltischen Staaten nicht
miteinbezieht, konterkariert dieses Ziel und widerspricht dabei auch der gemeinsamen
europäischen Energieunion. Zudem ist Nord Stream 2 – wie auch neue Pipeline- und Fracking-
Projekte in anderen Ländern – klimapolitisch falsch, stellt die europäische Solidarität in
Frage und ist für die Ukraine politisch desaströs. Deshalb muss es gestoppt werden. Wir
brauchen nicht mehr Erdgas, sondern mehr Erneuerbare und Energieeffizienz.
Europa muss zusammenwachsen, auch im Strombereich. Mit einem gesamteuropäischen Stromverbund
stärken wir die Versorgungssicherheit, indem Angebot und Nachfrage auf eine breitere Basis
gestellt werden. Damit schaffen wir ein gemeinsames Netz für ganz Europa und verbinden
Lissabon mit Helsinki. Wir beugen auch Lieferengpässen vor und sorgen für mehr
Unabhängigkeit.
Für Europa brauchen wir dringend ein intelligentes Stromnetz, das sowohl die erneuerbaren
Energien dezentral verknüpft und überregional verbindet als auch über flexibel steuerbaren
Stromverbrauch clever das zunehmend erneuerbare Stromangebot vernetzt. Dafür wollen wir eine
echte europäische Energienetzgesellschaft.
Nötig sind europäische Strom- und Gasnetze, die der Energiewende dienen und helfen, die
natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen. Dieses Prinzip muss Leitschnur für
die Auswahl der transeuropäischen Netzbauprojekte sein. Wir wollen die Erzeugungspotenziale
in Europa vernetzen und dabei Maß und Mitte halten zwischen zentralen und dezentralen
Strukturen.
Risikotechnologien wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), also die Einlagerung von
CO2 in unterirdische Lagerstätten, und die Förderung von Erdgas und Erdöl durch Fracking
lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt ab.
Union für Energie- und Ressourceneffizienz
Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare schaffen Arbeitsplätze und reduzieren die
Kosten für die Verbraucher*innen. Wir wollen den Umstieg privater Verbraucher*innen auf
Geräte mit geringerem Energieverbrauch fördern sowie kleinen Unternehmen eine günstigere
Grundversorgung mit Strom und Wärme ermöglichen. Die vom EU-Parlament und Rat geschaffene
Ökodesign-Richtlinie legt für verschiedene Produktgruppen ökologische Mindeststandards fest.
Das ist richtig, reicht aber lange noch nicht aus. Wir wollen für weitere Produkte
ökologische Mindeststandards festlegen. So können wir ökologische Innovationen,
beispielsweise im Bereich Verkehr, fördern. Schlüssel für weniger Energieverbrauch sind der
Bereich Bauen und Wohnen und der Umstieg auf eine energieeffiziente Elektromobilität.
Wir wollen einen Wettbewerb um die ökologischste Produktionsweise entfachen. Die Ökodesign-
Richtlinie muss Recycling und Ressourceneffizienz fördern und fordern. Auch wollen wir
erreichen, dass die jeweils ressourcenschonendste Produktionsweise nach einiger Zeit zum
Standard erklärt wird, den dann alle einhalten müssen. Die Ökodesign-Richtlinie hat das
Potenzial, 90 Milliarden Euro pro Jahr an Energie- und Materialkosten einzusparen und 1
Million Jobs zu schaffen. Insgesamt können wir mit einer ressourcenschonenden
Wirtschaftsweise bis zu 2,8 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa schaffen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- einen europaweiten Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom,
- Investitionen in intelligente Stromnetze und einen transeuropäischen Netzausbau,
- einen vernünftigen Preis für CO2,
- ein Programm, das Arbeitnehmer*innen in Kohleausstiegsregionen unterstützt.
1.2 Europa verbinden mit grüner Mobilität
Europa lebt vom grenzüberschreitenden Austausch. Reisen, leben, lieben und arbeiten jenseits
nationaler Grenzen ist selbstverständlich geworden. Wir wollen ein Verkehrssystem in Europa
aufbauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Ein System, das unsere
Lebensqualität steigert. Steigende CO2-Emissionen verschärfen die Klimakrise, Stickoxide und
Feinstaub schädigen massiv die Gesundheit, und Staus auf zahlreichen Straßen rauben uns die
Zeit. Gleichzeitig fehlt in ländlichen Regionen ein flächendeckender Nahverkehr, sind Züge
unzuverlässig und Radwege oftmals in schlechtem Zustand. Das wollen wir ändern. Wir möchten
in Europa eine Mobilität, die klimaneutral, kostengünstig und für alle nutzbar ist und
Umwelt und Gesundheit schützt. Das bedeutet: weniger, aber dafür saubere und leise Autos,
mehr Car- und Bikesharing, bessere Zug- und ÖPNV-Angebote und eine bessere Vernetzung
unterschiedlicher Verkehrsträger in der Stadt und auf dem Land. Mittelfristig wollen wir
autofreie Innenstädte schaffen.
Europa braucht einen Paradigmenwechsel bei den Investitionen in Straßen: Statt Milliarden in
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert
werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und
Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden.
Lärmemissionen müssen strengeren Grenzwerten unterzogen sowie die europaweite Neujustierung der Lärmmessungen (Lärmquellenursache separieren u.a.) zugunsten einer Entlastung von Lärm eingeleitet und umgesetzt werden.
Auch den Fahrradverkehr wollen wir ausbauen. Mittlerweile gibt es 14 europäische
Fernradwege, die Euro-Velo-Routen. Diese wollen wir ausbauen, um den grenzüberschreitenden
Fahrradverkehr zu fördern.
Ein europäisches Schienennetz knüpfen
Um die grüne europäische Mobilität zu fördern, wollen wir, dass Europa auf der Schiene
zusammenwächst. Anstatt vorrangig milliardenschwere Großprojekte, wie Stuttgart 21, mit
wenig europäischem Nutzen zu finanzieren, müssen europäische Fördermittel gezielt für
bestehende und fehlende Abschnitte eingesetzt werden. Das europäische Eisenbahnnetz ist noch
immer ein Flickenteppich mit zahlreichen Lücken an den nationalen Grenzen. Wir wollen das
ändern. Das 2016 erstmals aufgelegte europäische Lückenschlussprogramm ist ein grüner
Erfolg, der deutliche Verbesserungen schafft. Aber schon jetzt wird deutlich, dass die
Nachfrage das Programm überfordert. Deswegen fordern wir eine Verdoppelung der Mittel. Damit
schaffen wir mit wenig Aufwand einen besseren grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Davon
profitieren gerade die Menschen, die alltäglich darauf angewiesen sind.
Während man in Europa relativ einfach mit dem Auto über Grenzen fährt, müssen im
Schienenverkehr oftmals Loks, Personal und Stromnetz gewechselt werden. Das kostet nicht nur
Zeit, sondern macht den Zugverkehr insgesamt unattraktiver. Deshalb müssen die
unterschiedlichen nationalen Verkehrsnetze europaweit vereinheitlicht werden. Ein
gemeinsames Verkehrsnetz braucht gemeinsame Standards, von Ticketsystemen und Bahnsteighöhen
bis zu Sicherheitsstandards. Nur wenn die Kleinstaaterei aufhört, kann Europa mehr Personen-
und Güterverkehr auf die Schiene verlagern. Das schont das Klima und senkt die Belastung
durch Lärm und Schadstoffe. Wir brauchen massive Investitionen in transnationalen Güter- und
Personenverkehr. Wir setzen uns für die Wiederaufnahme europäischer Nachtzüge zwischen allen
Metropolen und einen funktionierenden Pendelverkehr in Grenzregionen ein.
Weltmarktführer für saubere Autos
Um die Mobilität der Zukunft zu prägen, muss Europa den Wandel in der Autoindustrie
anpacken. Neue Automobilhersteller, Mobilitätsdienstleister und Digitalkonzerne aus den USA
und China fordern die europäischen Hersteller heraus. Nur wer die saubersten, bequemsten und
intelligentesten Mobilitätslösungen anbietet, kann internationaler Marktführer bleiben.
Dabei geht es um unglaublich viel: Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Klima- und
Gesundheitsschutz – um nur einige wenige Aspekte zu nennen.
Es sind vor allem die nationalen Regierungen und oft Deutschland, die in Brüssel die CO2-
Grenzwerte für Autos verwässern, Diesel-Tricksereien vertuschen und strengere Abgastests
blockieren. Gerade die Große Koalition hat damit der Automobilindustrie einen Bärendienst
erwiesen. Wir Grünen wollen den nötigen Technologiewandel vorantreiben: weg vom fossilen
Verbrennungsmotor hin zu abgasfreien Antrieben. Dafür braucht es ambitionierte europäische
CO2-Grenzwerte für Neuwagen, eine Förderung der europäischen Ladeinfrastruktur und eine
europaweite Quote für abgasfreie Neuwagen, damit ab 2030 möglichst nur noch abgasfreie Autos
neu zugelassen werden. Zudem brauchen wir strengere Kontrollen bei Abgastests und das Ende
der Steuerprivilegien bei Kraftstoffen. Außerdem wollen wir die Batteriezellenproduktion
sowie die Produktion von Wasserstoffautos europäisch unterstützen, um beim sauberen Auto
Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. Auch beim ÖPNV wollen wir die
Elektromobilität voranbringen: Bahnstrecken müssen elektrifiziert und abgasfreie Busse
produziert werden.
In einem neuen umfassenden Mobilitätssystem wird das Auto vernetzt mit Bus, Bahn, Fahrrad
und Fußverkehr. Über Carsharing teilen sich Menschen Autos. Hinzu kommen neue Entwicklungen
wie die intelligente Verkehrssteuerung und autonome Autos, die unter den richtigen
Rahmenbedingungen mehr Klimaschutz, Sicherheit und Effizienz schaffen können. Wir wollen die
digitale, emissionsfreie Mobilität stärken und damit unsere Lebensqualität erhöhen. Dazu
wollen wir auf europäischer Ebene einen Förderwettbewerb für Städte starten, die den
Autoverkehr verringern und Carsharing, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gezielt ausbauen.
Umsteuern bei Flugverkehr und Schifffahrt
Auch den Flugverkehr und die Schifffahrt möchten wir auf einen nachhaltigen Kurs bringen.
Wir wollen, dass die EU sich auf internationaler Ebene für klare Klimaziele für die
Schifffahrt und den Flugverkehr einsetzt. Wir setzen daher auf eine einheitliche europäische
Regelung, die emissionsarme Kraftstoffe wie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien in der
Schifffahrts- und Flugindustrie fördert. Landstromanschlüsse für Kreuzfahrt-, Container- und
Frachtschiffe sollen europaweit verbindlich werden.
Neben Nord- und Ostsee sollen weitere EU-Gewässer wie das Mittelmeer als
Emissionssonderzonen ausgewiesen und die Nutzung von Schweröl soll generell verboten werden.
Wir wollen darüber hinaus eine europaweite Abgabe für Kreuzfahrtschiffe einführen, ähnlich
der Flugverkehrsabgabe bzw. Kerosinsteuer. Derzeit sind Kreuzfahrtreisen nahezu von allen
Steuern ausgenommen, der Schiffstreibstoff steht den Reedern ebenfalls steuerfrei zur
Verfügung. Diese Ungleichbehandlung wollen wir abschaffen.
Auch im Luftverkehr kommt es darauf an, die unfairen Wettbewerbsvorteile abzuschaffen.
Internationale Flüge unterliegen weiter keiner Mehrwertsteuer und Kerosin wird nicht
besteuert. Das wollen wir ändern. Zudem muss der internationale Flugverkehr endlich in den
europäischen Emissionshandel einbezogen werden, um seinen Beitrag zum Schutz der Atmosphäre
beizutragen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- Vorfahrt für die Schiene,
- die Förderung sauberer Autos und zukunftsfester Arbeitsplätze,
- eine Schifffahrt ohne Schweröl,
- ein Ende der Steuerbefreiung für Kerosin.
1.3 Ressourcenschonende Wirtschaftsdynamik entfachen
Europa steht vor der Jahrhundertaufgabe, seine Wirtschaft ökologisch und sozial
umzugestalten. In Politik und Wirtschaft gibt es viele, die sich offenbar vor dieser Aufgabe
scheuen und sie weiter vor sich herschieben wollen. Damit werden die Probleme aber größer.
Wir Grünen bleiben dagegen hartnäckig, wenn es darum geht, der Wirtschaft einen ökologischen
und sozialen Rahmen zu setzen. Erst dieser Rahmen ermöglicht es der Wirtschaft, in einem
fairen Wettbewerb ihre Innovationskraft, ihre Ingenieurskunst und ihre technologischen
Stärken unter Beweis zu stellen. Das wollen wir unterstützen.
Wir wollen eine Modernisierungsoffensive zur Förderung ressourcenschonender und CO2-armer
Innovationen. Dafür brauchen wir eine industriepolitische Strategie, die die europäische
Wirtschaft fit für die Zukunft macht und eine neue Wirtschaftsdynamik entfacht. So vereinen
wir eine hohe Lebensqualität und gute Jobs mit dem Erhalt unserer natürlichen
Lebensgrundlagen. Ermutigend für die Perspektive einer ökologischen Transformation unserer
Wirtschaft ist es, wenn sich die europäische Stahlindustrie dazu bekennt, in den nächsten
Jahren auf CO2-neutrale Stahlproduktion umzuschwenken.
Wir verbrauchen die Ressourcen und Rohstoffe unseres Planeten in einem atemberaubenden
Tempo. Für nachhaltigen Wohlstand brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft, die wertvolle
Rohstoffe wiederverwertet. Deshalb muss die Förderung der europäischen Kreislaufwirtschaft
Zentralanliegen jeder ökologisch orientierten Wirtschaftspolitik sein. Digitalplattformen
können dabei vor allem mit Blick auf industrielle Sekundärrohstoffe eine wichtige Rolle
spielen. Europa muss darauf achten, dass etwa im Bereich von Elektronikschrott nicht
wertvolle Ressourcen rücksichtslos auf Müllkippen in der ganzen Welt exportiert werden,
während durch Hightech-Recycling der Rohstoffverbrauch reduziert und Kosten für Unternehmen
und für die Umwelt verringert werden können. Besonderes Gewicht für die Recyclingwirtschaft
hat auch die europäische Plastikstrategie, deren Ziel es ist, die ständige Vermehrung von
Plastikmüll drastisch einzudämmen.
Geld nachhaltig anlegen und raus aus den Fossilen
Wir setzen uns dafür ein, Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen – und sind damit
Teil der internationalen Divestment-Bewegung. Statt aus dem Raubbau an unserem Planeten
Profit zu ziehen, wollen wir in den Klimaschutz finanzieren. Das ist auch finanziell
sinnvoll, da die internationale Energiewende dazu führen wird, dass Investitionen in Kohle,
Öl und Gas mittelfristig abgeschrieben werden müssen. Grüne in Ländern und Kommunen haben es
vorgemacht: Auf ihren Antrag hin werden die Kommunal- und Landesfinanzen nachhaltig
ausgerichtet.
Der ökologische Umbau braucht massive Investitionen, die finanziert werden müssen. Heute
wird immer noch viel Kapital in alten fossilen Technologien angelegt. Das ist nicht nur ein
ökologisches Problem, sondern gefährdet auch die Stabilität der Finanzmärkte und die
Altersvorsorge der Menschen. Wir wollen Finanzmärkte, die nicht in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft investieren. Nachhaltige Kapitalanlagen sind dazu ein Wachstumsmarkt,
der den Finanzplatz Europa stabiler und zukunftsfähig macht.
Grüne Anleihen wollen wir europaweit stärken und eine einheitliche Klassifizierung schaffen.
Wir fordern eine Richtlinie für ökologische Transparenz am Finanzmarkt, damit Anleger
wissen, wie ökologisch ihre Geldanlage ist. Wir wollen ein europäisches „Green Finance
Label“ für Investitionen und Anlagen einführen, die die höchsten Nachhaltigkeitskriterien
erfüllen. Außerdem wollen wir ökologische und soziale Ziele in der
Unternehmensberichterstattung verpflichtend machen und ein unabhängiges Siegel für
nachhaltige Geldanlagen einführen.
Der Staat ist selbst ein sehr großer Nachfrager von Gütern. Zukünftig wollen wir auch das
öffentliche Beschaffungswesen an verbindliche ökologische, soziale und Fairtrade-Kriterien
knüpfen. Damit schaffen wir einen gewaltigen Markt für Unternehmen, die ökologisch und
sozial wirtschaften. Staatliche Subventionen für klimaschädliches Wirtschaften wollen wir
abschaffen.
Wir wollen die Mittel des Zukunftsfonds im EU-Haushalt für die soziale und ökologische
Modernisierung der europäischen Wirtschaft und Infrastruktur nutzen und vor allem kleinen
und mittleren Unternehmen sowie dem Handwerk den Zugang zu europäischen Förderprogrammen für
energie- und ressourceneffiziente Produktion erleichtern.
Wirtschaftspolitik richtet sich oft nur an profitorientierten Unternehmen aus. Dabei werden
Chancen vertan, die Genossenschaften und soziale Unternehmen bieten. Wir wollen eine
Strategie der EU zur Förderung der Gemeinwohlökonomie. Sie soll künftig in die
Unternehmensberichterstattung und in EU-Förderprogramme integriert werden. Unternehmen mit
Gemeinwohlorientierung sollen durch eine anerkannte Kennzeichnung gestärkt und bei
öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- das Anlegen öffentlicher Gelder in nachhaltigen Geldanlagen (Divestment),
- ein nachhaltiges Finanzsystem und ökologisch transparente Geldanlagen,
- eine Stärkung der Gemeinwohlökonomie.
1.4 Natur und Umwelt schützen
Sauberes Wasser, reine Luft, gesunde Böden und intakte Landschaften bilden unsere
Lebensgrundlagen. Aber diese sind bedroht. Der ehemals große Reichtum an Tieren, Pflanzen
und Lebensräumen schwindet täglich. Lebensräume gehen verloren, Arten sterben aus. Auf den
Wiesen und in den Wäldern wird es stiller, es brummt, summt und zwitschert immer weniger:
Die Vogelpopulation in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert, die Anzahl
von Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. Rund ein Drittel der bei uns
heimischen Arten sind bedroht, darunter viele Bienen. Auch in anderen europäischen Ländern
sieht die Situation nicht viel besser aus.
Wir setzen unsere ganze Kraft dafür ein, den negativen Trend beim Artensterben zu stoppen.
Wir wollen eine artenreiche und intakte Natur erhalten und dort wiederherstellen, wo sie
bereits Schaden genommen hat. Das bedeutet auch, dass wir Natura-2000-Gebiete verteidigen,
verbessern und Schutzgebiete wo möglich vergrößern.
Die EU, und damit ihre Mitgliedstaaten, hat sich im Rahmen der Vereinten Nationen
verpflichtet, den Artenrückgang und die Zerstörung natürlicher Lebensräume bis 2020
aufzuhalten – und wird diese Ziele voraussichtlich deutlich verfehlen. Wir fordern daher,
umgehend eine ambitionierte europäische Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt für
den Zeitraum nach 2020 und ein Nachfolgeprogramm für das 7. Umweltaktionsprogramm zu
erarbeiten. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen wir darin als neue
Leitprinzipien verankern.
In den letzten Jahren war es immer wieder die Europäische Union, die im Bereich der Umwelt-
und Naturschutzgesetzgebung Druck gemacht hat. Und es waren die nationalen Regierungen, die
sie verwässert oder nicht erfüllt haben. Dann sanktioniert die EU: Um einen der letzten
intakten Urwälder in Europa zu retten, hat der Europäische Gerichtshof die polnische
Regierung durch Androhung von Strafzahlungen gezwungen, die Abholzung des Białowieża-Waldes
zu stoppen. Ebenso hat die EU Deutschland aufgrund der zu hohen Nitratwerte in unserem
Wasser verurteilt.
Die gute gesetzliche Grundlage beim europäischen Umwelt- und Naturschutz muss von der EU-
Kommission und den Mitgliedstaaten umfassend umgesetzt werden. Hierzu sind auf allen Ebenen
personelle und finanzielle Kapazitäten zu schaffen. Außerdem muss die EU-Kommission ihre
Rolle als Hüterin der Verträge und des EU-Rechts ernst nehmen und hierfür Verstöße gegen das
europäische Umweltrecht konsequent durch Vertragsverletzungsverfahren ahnden.
Umweltschädliche Subventionen wollen wir abbauen und den Naturschutz besser finanzieren.
Außerdem wollen wir transeuropäische grüne Korridore für Biotope vorantreiben. Um
Lebensgrundlagen in der EU zu erhalten, braucht es eine intakte Natur. Dafür fördern wir
mehr Wildnisflächen: Möglichst bis 2030 wollen wir die Wildnisflächen in Europa verdoppeln.
Dafür muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und sein beschlossenes Ziel von 2 %
Wildnis bis 2020 umsetzen. Doch all das bringt uns nur voran, wenn wir das mit einer
Agrarwende, weniger Pestiziden auf den Feldern und mehr ökologischem Landbau verbinden.
Für Umwelt- und Tierschutzverbände wollen wir ein volles Verbandsklagerecht schaffen, damit
der Umweltschutz gegenüber kurzfristigen Industrieinteressen gestärkt wird. Wir wollen die
Entscheidungsprozesse demokratisieren, indem wir die Bürgerbeteiligung stärken und
Lobbyismus regulieren.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- den Schutz einzigartiger Kulturlandschaften und Urwälder in Europa,
- grenzüberschreitende Biotope,
- eine bessere Naturschutzfinanzierung,
- ein Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzorganisationen
1.5 Die Landwirtschaft so verändern, dass sie unsere Lebensgrundlagen bewahrt
Wir streiten und werben für eine vielfältige, nachhaltige, regional verankerte, bäuerliche
Landwirtschaft, die Natur und Tiere schont und gesundes Essen für uns alle erzeugt. Wir
wollen eine konsequente Neuausrichtung hin zu einer europäischen Agrar- und
Ernährungspolitik, die im Einklang ist mit den europäischen Zielen in der Klima-, Umwelt-,
Verbraucher- und Entwicklungspolitik. Zudem möchten wir die vielfältigen Kulturlandschaften
in Europa und lebendige ländliche Räume mit zukunftsfesten Betrieben erhalten. Deswegen
streiten wir für die europäische Agrarwende: für den Aufbau einer nachhaltigen
Lebensmittelproduktion, die sowohl eine gesunde Ernährung sichert als auch hohen Umwelt- und
Tierschutzstandards genügt und faire Preise für die Landwirt*innen erzielt.
Zusammen mit Landwirt*innen und Umweltverbänden haben wir schon viel erreicht: Immer mehr
Verbraucher*innen in der EU wollen gesunde, ökologisch und regional produzierte
Lebensmittel. Daher ist Bio-Landbau längst ein fester Bestandteil der europäischen
Landwirtschaft geworden. Genauso setzen sich immer mehr Menschen in der EU mit uns für
bessere Tierhaltung und mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft ein, wie zuletzt die
europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat gezeigt hat. Doch der Handlungsdruck bleibt
groß.
Durch intensive Landwirtschaft und Monokulturen gehen noch immer europaweit fruchtbare Böden
verloren, das Artensterben geht ungebremst weiter, der Pestizideinsatz ist ungemindert hoch
und industrielle Tierhaltung degradiert Tiere zu Rohstoffen. Die Landwirtschaft, eine der
Hauptbetroffenen der Klimakrise, ist selbst für einen nicht geringen Anteil des Ausstoßes
klimaschädlicher Gase und damit mit für die Erderhitzung verantwortlich.
Es ist höchste Zeit, eine Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln, die die europäische
Landwirtschaft zukunftsfähig macht. Der Schutz von Klima, Boden, Wasser, Artenvielfalt und
Tierwohl steht im Mittelpunkt dieser neuen Landwirtschaftspolitik. Die europäische
Agrarpolitik sollte dazu beitragen, dass die Konsum- und Produktionsstrukturen in Europa
nicht die natürlichen Ressourcen und die Lebensgrundlagen bei uns in Europa und in sich
entwickelnden Ländern zerstören, indem EU-Agrarprodukte zu Dumpingpreisen die Märkte
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas überfluten. Vielmehr muss sie dazu beitragen, dass die
bäuerliche Landwirtschaft in Europa erhalten wird und die nachhaltigen Entwicklungsziele
erreicht werden.
Qualität statt Masse – Neuausrichtung der Agrarförderung
Um die europäische Landwirtschaft an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen,
muss sich vor allem die EU-Agrarförderpolitik grundlegend ändern. Immer noch kommt der
größte Teil der bisher knapp 60 Milliarden Euro, mit denen die Landwirtschaft jährlich
subventioniert wird, insbesondere großen Betrieben zugute und fördert so Umweltzerstörung,
Industrialisierung und Exportorientierung. Die Mittel belohnen zudem pauschal Bodenbesitz.
Eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dagegen muss Leistungen der Landwirtinnen und
Landwirte für das Gemeinwohl fördern und ihnen so Alternativen zum Prinzip „wachse oder
weiche“ eröffnen. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, eine artgerechte und eine
flächengebundene Tierhaltung würden dann gezielt unterstützt. Betriebe, die weniger oder gar
keine Pestizide einsetzen, unser Wasser sauber halten, würden also deutlich mehr Förderung
bekommen als industriell wirtschaftende Betriebe. Nur mit dem Prinzip „öffentliches Geld für
öffentliche Leistung“ lassen sich die hohen Zahlungen noch rechtfertigen.
Die Vorgaben für diese Leistungen müssen auf EU-Ebene definiert werden, damit die
Mitgliedstaaten nicht um den niedrigsten Standard konkurrieren. Voraussetzung für jedwede
Förderung ist das Einhalten von Umweltstandards, die ebenfalls für alle Mitgliedstaaten auf
EU-Ebene festgelegt werden müssen. Im Rahmen der GAP fordern wir einen 15 Milliarden Euro
schweren Naturschutzfonds.
Landspekulationen und Aufkauf von Land eindämmen
Landgrabbing, das heißt das Aufkaufen von landwirtschaftlichen Flächen als
Investitionsobjekten durch Kapitalanleger und Staaten, sowie eine verzerrende
Strukturpolitik bedrohen die vielfältige, solide und nachhaltige bäuerliche
Landwirtschaftsstruktur, auch in Europa.
Bäuerliche Betriebe sollen vor Agrarkonzernen und Bodenspekulation geschützt werden, etwa
durch verpflichtende Obergrenzen für Agrarzahlungen pro Nutznießer (und nicht nur pro
Tochterunternehmen), mehr Geld für die ersten Hektare, um kleine und mittlere Betriebe zu
unterstützen, Einstiegserleichterungen für Neugründungen, Transparenz der
Eigentumsverhältnisse, Monitoring der Preise und des Zustands des Bodens durch eine
europäische Beobachtungsstelle. Landwirtschaftlicher Boden ist ein öffentliches Gut und muss
vor Spekulationen geschützt werden.
Trinkwasser und Gewässer schützen
Wasser ist ein kostbares Gut, das geschützt werden muss. Der Zugang zu sauberem Wasser ist
ein Menschenrecht. Doch fast 2 Millionen Menschen in Europa haben keinen ordentlichen Zugang
zu Trinkwasser oder sanitärer Versorgung. Die Klimaerhitzung verschärft diese Situation. In
südlichen Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland wird Wasser bereits zu einem immer
knapperen Gut. Unsere Art zu konsumieren und zu wirtschaften verschwendet und verschmutzt
Wasser zu leichtfertig. Um das Menschenrecht auf Wasser in der EU zu verankern, gründete
sich 2012 die Europäische Bürgerinitiative Right2Water, die wir von Anfang an unterstützt
haben. Knapp 1,7 Millionen Europäerinnen und Europäer aus 13 EU-Mitgliedstaaten trugen diese
erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative. Wir werden uns weiterhin jedem Versuch
entgegenstellen, die öffentliche Wasserversorgung zum Investitionsobjekt für internationale
Unternehmen zu machen.
Unser Leitbild sind lebendige Flüsse und Seen in Europa, die in einem guten ökologischen
Zustand sind. Gesunde Gewässer sind besonders wertvolle Ökosysteme, denn sie garantieren
Artenreichtum. Doch davon sind wir in vielen Teilen Europas noch meilenweit entfernt.
Deshalb setzen wir uns vehement für eine ambitionierte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
ein und werden diese durch entsprechende Leitfäden konkretisieren. Außerdem wollen wir den
Antibiotikaeinsatz, eine Gülleüberproduktion und den Einsatz gefährlicher Pestizide in der
Landwirtschaft weiter zurückdrängen.
Insekten- und Vogelsterben aufhalten – Glyphosat vom Acker!
Die industrielle Landwirtschaft ist eine Hauptursache für das Artensterben. Wichtige
Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen durch Ackergifte, Überdüngung, Monokulturen,
intensive Landnutzung und fehlende Wildnis verloren.
Wir reduzieren den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft drastisch, indem wir die
giftigsten Pestizide sofort verbieten – darunter auch alle Neonikotinoide, denn sie schaden
unseren Insekten und Bienen massiv. Für das Ende des Totalherbizids Glyphosat setzen wir uns
weiterhin mit aller Kraft ein – und machen Druck auf die Bundesregierung, die schon einmal
auf europäischer Ebene für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gestimmt hat. Die
Zulassungsverfahren für Pestizide wollen wir auf Basis eines gestärkten Vorsorgeprinzips
reformieren und das zugrunde liegende Wissenschaftsprinzip transparenter machen. Es braucht
dringend eine unabhängige Risikobewertung sowie strenge Kontrollmechanismen.
Fischbestände schützen
Wir machen uns stark für eine nachhaltige EU-Fischereipolitik, die dafür sorgt, dass unsere
Meere geschützt und Fischarten nicht überfischt werden. Nur die nachhaltige Bewirtschaftung
von Fischbeständen gibt der Fischerei eine Zukunft. Um der katastrophalen Plünderung der
Meere und der Fischbestände Einhalt zu gebieten, reichen kosmetische Korrekturen der EU-
Fischereipolitik nicht aus. Fangquoten müssen verbindlich an wissenschaftlichen Kriterien
ausgerichtet werden, statt rein politisch festgelegt zu werden. Die Tiefseefischerei und
besonders umweltschädliche Fangmethoden wollen wir gänzlich verbieten. Die EU soll
bestehende Meeresschutzgebiete ausweiten, neue schaffen und die Gebiete effektiv sichern.
Tierwohl stärken
Gerade angesichts der Klimakrise brauchen wir eine Abkehr von den großen Tierbeständen.
Neben den ökologischen Problemen wird schlicht die Futtergrundlage zu knapp. Deshalb sollten
alle Förderungen daran gekoppelt werden, dass die Anzahl der Tiere pro Fläche begrenzt wird.
Ein Betrieb sollte also nur so viele Tiere haben, wie er mit dem Ertrag seiner Flächen
grundsätzlich ernähren kann.
Viel zu häufig konkurrieren die EU-Länder um die niedrigsten Preise und reduzieren so die
Tierschutzstandards. Wir wollen hingegen, dass die EU alle Tiere durch neue Gesetzgebung und
ordnungsgemäße Durchführung bestehender Regelungen schützt.
Je weniger Tiertransporte, desto besser für die Tiere. Falls Transporte nicht vermieden
werden können, müssen sie so unstrapaziös wie möglich sein. Daher fordern wir, dass Tiere
verpflichtend zu einem nahe gelegenen Schlachthof gebracht werden müssen – statt zu dem, der
am billigsten arbeitet. Tiertransporte für Schlachttiere wollen wir auf maximal vier Stunden
begrenzen. Wir wollen regionale Schlachtstätten und mobile Schlachteinrichtungen fördern
sowie regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufbauen, um eine Infrastruktur
für regionale, tierschutzkonforme Schlachtung zu schaffen.
Exporte lebender Schlachttiere in Länder außerhalb der EU sowie jede Form von Klonen und
Qualzucht wollen wir verbieten. Das Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik muss konsequent
umgesetzt und auf weitere Produkte ausgeweitet werden. Zusätzlich benötigen wir eine
Förderung für die Erforschung von Alternativen. Auch Straßentiere müssen in Europa ein
würdiges Leben haben. Wir fordern ein Ende der Tötung von streunenden Katzen und Hunden.
Stattdessen müssen öffentliche und private Maßnahmen der Geburtenkontrolle, etwa die
Kastration, gestärkt werden.
Wildtiere wollen wir besonders schützen. Hierfür sind internationale Arten- und
Naturschutzabkommen konsequent umzusetzen. Wir wollen illegalen Wildtierhandel in Europa
bekämpfen und den Import von Wildfängen in die EU verbieten.
Landwirtschaftliche Ökosysteme stärken – Gentechnik konsequent regulieren
Eine andere Landwirtschaft bedeutet auch anders anzubauen – gerade im Lichte der
Klimaauswirkungen. Das Potenzial verschiedenster Anbaumethoden, robuste landwirtschaftliche
Ökosysteme zu bilden – über Push-and-Pull-Techniken und Permakultur bis zu
Agroforstsystemen –, ist riesig, ebenso wie das Potenzial ökologischer Anbautechniken,
widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Trockenheit, Versalzung, Vernässung zu sein. Dieses
Potenzial ist aber in Europa nur in Ansätzen erforscht. Wir fordern daher eine deutlich
stärkere Forschungsförderung in diesem Bereich. Denn aktuell werden agrarökologische
Methoden – zu denen auch der zertifizierte Ökolandbau gehört – in Europa und weltweit nur
mit einem Bruchteil der finanziellen Mittel erforscht und weiterentwickelt, die
konventionelle und gentechnische Ansätze erhalten.
Wir Grünen lehnen seit vielen Jahren die Agrogentechnik ab, anders als Gentechnik im
medizinischen Bereich und bei der industriellen Produktion. Die großen Probleme, die Länder
wie die USA oder Argentinien als Folge des Einsatzes von Gentechnik haben – wie ein massiver
Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat, Superunkräuter, Gefährdung landwirtschaftlicher
Vielfalt, die große Monopolmacht der Agrarkonzerne sowie die eingeschränkte
Verbraucherfreiheit –, unterstreichen, wie wichtig diese Ablehnung war und ist.
Daher ist es essenziell, dass das Vorsorgeprinzip entsprechend der Entscheidung des EUGH
auch gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik europaweit angewandt wird. Weil
gentechnische Veränderungen nicht rückholbar sind, muss sichergestellt werden, dass keine
Organismen freigesetzt werden, die Schaden anrichten. Ob die Probleme, die es bei der
herkömmlichen Gentechnik gibt, bei neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/Cas zum Tragen
kommen, muss in jedem einzelnen Zulassungsverfahren im Sinne des europäischen
Vorsorgeprinzips geklärt werden.
Der Einsatz von Gentechnik ist aber nicht nur eine Frage der gesetzlichen Zulassung, sondern
vielmehr eine Frage der Ethik und der gesellschaftlichen Akzeptanz. Deshalb muss der weitere
Umgang mit neuen gentechnischen Verfahren breit gesellschaftlich diskutiert werden.
In diesem Zusammenhang halten wir es auch grundsätzlich für höchst problematisch, dass bei
der finalen Zulassung einzelner Konstrukte der Ständige Ausschuss und die Mitgliedstaaten
ohne das Europäische Parlament entscheiden. Das können wir so nicht akzeptieren. Wir Grünen
werden uns dafür einsetzen, dass das Parlament bei dieser Entscheidung angemessen beteiligt
und gehört wird.
Eine klare Kennzeichnung von Gentechnik ist zentral. Auch Produkte von Tieren, die mit
gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen als solche gekennzeichnet
werden.
Für den Schutz des gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landbaus ist ein
Standortregister nach wie vor unverzichtbar. Die Regelungen zur gesamtschuldnerischen
Haftung sind entsprechend so zu gestalten, dass Mehrkosten und Aufwand, der für den
konventionellen, gentechnikfreien und ökologischen Landbau entsteht, den Nutzern von Sorten,
die mit neuer Gentechnik hergestellt wurden, angerechnet werden.
Keine Patente auf Saatgut, Pflanzen und Leben – Klonen, nein danke!
Das zentrale Problem beim Herumexperimentieren am Saatgut ist dessen Patentierbarkeit. Sie
führt zu immer größeren Monopolen der Agrarkonzerne. Landwirte werden damit abhängig
gemacht, gerade in den Entwicklungsländern mit fatalen Folgen. Problematisch ist zudem, dass
Pestizide bei gentechnisch veränderten Pflanzen häufig eingesetzt werden und die
Wahlfreiheit der Verbraucher*innen unterlaufen wird.
Der entscheidende Kampf ist daher der um ein Verbot von Patenten auf Saatgut und Leben
insgesamt. Züchtung muss, wie seit Jahrtausenden, ein Open-Source-System bleiben. Das Recht
auf Nahrung ist ein Menschenrecht und damit darf es keine Patente auf Pflanzen und auf Tiere
geben.
Zugleich fordern wir ein dauerhaftes Verbot des Klonens in der EU. Den Import von Klonen
sowie von Produkten von deren Nachkommen lehnen wir ab. Es kann nicht sein, dass Milch und
Fleisch von Nachkommen von Klontieren ungekennzeichnet auf den europäischen Markt kommen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- eine Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ökologischen Kriterien,
- sauberes Wasser in ganz Europa,
- ein Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden,
- eine EU-Fischereipolitik, die unsere Fischbestände erhält,
- konsequente Regulierung und Transparenz bei Gentechnik ein Verbot von Patenten auf
Saatgut, Pflanzen und Tiere.
1.6 Europa vom Plastikmüll befreien
Unser Ziel ist ein Europa ohne Plastikmüll, mit sauberen Meeren, einem reichhaltigen
Fischbestand und einer Natur ohne Müll. Die Realität sieht bedrückend anders aus: In den
Ozeanen schwimmen Plastikmüllteppiche von der Größe Mitteleuropas. Auch unsere Flüsse und
Böden leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Wenn wir jetzt nicht radikal umsteuern, wird
es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Inzwischen findet sich Mikroplastik sogar in
der Arktis und im Gletschereis – obwohl dort nahezu keine Menschen leben.
Ein erster Schritt dagegen ist ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und
Pflegeprodukten. Denn Mikroplastik schadet nicht nur den Fischen, sondern kann
möglicherweise auch für unsere Gesundheit schädlich sein. Mikroplastik wurde schon in Salz,
Bier und Mineralwasser nachgewiesen. Welche giftigen Plastikzusätze wir dadurch zu uns
nehmen, weiß bisher niemand genau. Auch für das Klima ist Mikroplastik schlecht. Denn durch
den Zerfall in immer kleinere Partikel wird Methan freigesetzt – das wiederum zur Erhitzung
unserer Erde beiträgt.
Plastikflut eindämmen
Das Importverbot für Plastikmüll, das China Anfang 2018 verhängt hat, beweist, welch
riesiges Problem wir haben. Allein aus Europa importierte China rund 1,5 Millionen Tonnen
Plastikmüll pro Jahr. Seither müssen die Mitgliedstaaten ihre Müllberge selbst in die Hand
nehmen.
Um die zunehmende Plastikflut einzudämmen, brauchen wir anspruchsvolle Minderungsziele für
Plastikabfälle und höhere Recyclingquoten. Bis 2030 müssen wir unseren Verpackungsabfall in
der EU um 50 % reduzieren. Außerdem darf es nicht sein, dass Plastikmüll weiterhin deponiert
wird. Das wollen wir ändern. Ab 2030 müssen alle in der EU in den Verkehr gebrachten
Kunststoffprodukte wiederverwendbar oder komplett abbaubar sein oder kosteneffizient
recycelt werden können.
Plastik ist nicht per se schlecht. Für viele Einsatzgebiete, etwa in der Medizin, ist
Plastik ein wichtiger und sinnvoller Werkstoff. Problematisch ist die zunehmende Verwendung
von Plastik für Einweg- und Wegwerfprodukte. Denn als langlebiges Produkt darf Plastik nicht
in erster Linie für wenige Minuten verwendet werden, wie das beispielsweise bei Trinkhalmen
der Fall ist. Da, wo es Alternativen gibt, müssen sie auch genutzt werden. Die Europäische
Kommission hat dieses Problem in ihrer Plastikstrategie aufgegriffen und unter anderem ein
Verbot von Wegwerfprodukten aus Plastik wie Wattestäbchen, Plastikgeschirr und auch
Trinkhalmen angestoßen. Das ist ein guter erster Ansatz, reicht jedoch noch nicht, um den
Massen an Einwegplastik umfangreich Einhalt zu gebieten.
Zudem braucht es eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte. Eine solche Abgabe bietet
den Anreiz, Verpackungsmüll zu reduzieren, indem die Rohstoffe verteuert werden. Zugleich
kann dadurch der Anteil von recyceltem Plastik gesteigert werden. Erdöl und Erdgas zur
Produktion von Kunststoffen dürfen nicht subventioniert werden. Die Besteuerung von Plastik
muss in eine umfassende und ambitionierte Strategie zur Einsparung und Vermeidung von
Plastik, zur Steigerung des Mehrweganteils und für besseres Produktdesign eingebettet
werden. Dazu gehört auch, die Forschung und Entwicklung von alternativen Materialien
auszubauen.
Recycling stärken
Wir wollen das Recycling von Plastik stärken. Auch hier bietet die Plastikstrategie der EU-
Kommission einen guten Ansatz, der jedoch erweitert werden sollte. Die Recyclingkapazitäten
in der EU müssen massiv ausgebaut werden. Dazu brauchen wir ein ökologisches und
recyclingfreundliches Produktdesign. Die Verpackungsindustrie muss hierzu ihren Beitrag
leisten. Denn immer mehr Verpackungen setzen sich aus vielen unterschiedlichen Materialien
zusammen – was die Recyclingfähigkeit einschränkt.
Getränkeflaschen sind ein Alltagsprodukt aus Plastik. Doch während wir in Deutschland ein
funktionierendes Mehrwegsystem haben, besteht auf europäischer Ebene noch Handlungsbedarf.
Qualitativ hochwertige Plastikflaschen können rund 40 Mal wieder befüllt werden. Das ist
wesentlich ökologischer als Einmalflaschen, die direkt in den Müll wandern. Unser Ziel ist
eine Mehrwegquote in der EU. Deutschland, Österreich und Portugal sind hier schon sehr viel
weiter als andere Mitgliedstaaten. Daher muss eine solche Quote zunächst gestaffelt
aufgebaut werden, um allen die gleichen Chancen zu geben. Für Einweggetränkeflaschen
brauchen wir ein EU-weit einheitliches Pfandsystem. Denn gerade diese Wegwerfprodukte
vermüllen unsere Landschaften, Strände und Meere.
Mit einer ambitionierten Strategie für ein plastikmüllfreies Europa können wir Vorbild sein.
Die Europäische Union muss sich aber auch für eine internationale Plastikkonvention unter
dem Dach der Vereinten Nationen einsetzen. Schließlich kennt Plastikmüll keine Grenzen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten,
- eine europäische Plastiksteuer,
- verbindliche Mehrwegquoten,
- ein EU-weit einheitliches Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen.
weitere Antragsteller*innen
- Jens Schabacher (Bremen-Mitte KV)
- Krystyna Grendus (Odenwald-Kraichgau KV)
- Daniel Jochum (Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg KV)
- Aljoscha Labeille (Würzburg-Stadt KV)
- Tobias Balke (Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf KV)
- Manuel Arend (Birkenfeld KV)
- Anton Maier (Starnberg KV)
- Timo Klöpper (Peine KV)
- Sabine Jutta Müller (Köln KV)
- Jutta Wegner (Mecklenburgische Seenplatte KV)
- Johannes Fromm (Schwerin KV)
- Rica Braune (Weimar-Stadt KV)
- Willi Junga (Berlin-Treptow/Köpenick KV)
- Deniz Ertin (Köln KV)
- Jochen Detscher (Stuttgart KV)
- Robert de la Haye (Rhein-Sieg KV)
- Matthias Dittmer (Berlin-Kreisfrei KV)
- Claudia Steinhoff (Emden KV)
- Heiner Scholing (Uelzen KV)
- Birgit Raab (Schwabach KV)
- Stefan Gelbhaar (Berlin-Pankow KV)
- Georg Leufen-Verkoyen (Mainz-Bingen KV)
- Krister-Benjamin Schramm (Oldenburg-Stadt KV)
- Sina Beckmann (Friesland KV)
- Hans-Joachim Janßen (Wesermarsch KV)
- Sebastian Götte (Weimar-Stadt KV)
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den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden. Auch die Produktion von Palmölkraftstoffen führt durch die Rodung des Regenwaldes zu erheblichen Mengen CO2. Die Beimischung dieser Stoffe wollen wir beenden.
Einer der Hauptverursacher für Lärm ist der Verkehr, entsprechend gesundheitlich belastet sind Anwohner*innen von lauten Straßen. Wir setzen uns für leise Mobilität ein und treten für strengere Grenzwerte ein. Der Lärm aus absichtlich laut gestalteten Motorrädern und Autos schwillt immer weiter an. Wir wollen die Normtests für Fahrzeuglärm der Realität anpassen. Die EU-Lärmgrenzwerte sind in allen Betriebszuständen und allen Frequenzen einzuhalten.
Ein Europa ohne Kohle, Atom und Fracking ist möglich. Wir wollen die Europäische Union zum
weltweiten Vorreiter für Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen.
Unser Kontinent hat gerade hier noch enorme Potenziale, die bislang weitgehend brachliegen.
Durch saubere Energiequellen kann eine weitgehende Energie-Unabhängigkeit erreicht, können
Klima und Umwelt geschützt und nachhaltige Jobs geschaffen werden. Das ist unser Ziel. Die
gute Nachricht: Alle Lösungen dafür stehen bereit, sie müssen nur angepackt werden!
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Generation. Versagen wir bei
der Eindämmung der Krise, haben wir als politische Generation versagt. Mit Klimaschutz
schützen wir nicht nur (und noch nicht einmal in erster Linie) Arten und Natur. Wir schützen
unsere Lebensgrundlagen, aber auch die liberale Demokratie, ein Gemeinwesen, das in der Lage
ist, wertebasierte Politik zu machen. Und wir schützen die ökonomische Basis, auf der wir
unsere Politik aufbauen. Eine Erderhitzung über 2 Grad wird unkontrollierbare Folgen auf
unser Zusammenleben und unsere Freiheit haben. Und sie trifft immer erst die Schwächsten.
Menschen werden ihr Zuhause verlassen müssen und sich als Klimaflüchtlinge auf den Weg
machen. Die weltweiten Migrationsbewegungen werden zunehmen. Die Weltbank, nicht gerade
bekannt für ökologische Sensibilität, rechnet mit 150 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2030.
In elf Jahren. Es wird zu Kriegen um Wasser, fruchtbare Böden oder sichere Stätten kommen.
Wir werden uns der Verantwortung so oder so nicht entziehen können. Doch die Zeit läuft uns
davon. Hitzerekorde, Dürren, Überschwemmungen und starke Stürme liefern fast täglich neue
Schreckensmeldungen. Der vergangene Sommer hat auf eindringliche Weise gezeigt, dass die
Klimakrise längst auch bei uns in Europa Realität ist.
Die Europäische Union muss zu einer Union des Klimaschutzes werden. Das heißt nicht nur,
dass sie eine andere Energie-, Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik betreibt, sondern
dass sie die ökologischen Fragen auch ins Zentrum ihrer Außen-, Sicherheits- und
Friedenspolitik stellt. Wie wir unseren Energiehunger stillen, wird maßgeblich die
Leitlinien der Außenpolitik bestimmen. Ob wir schmutzige Deals mit Diktatoren um Öl, Gas und
Kohle eingehen oder eine demokratische Energieinfrastruktur auf Basis der Erneuerbaren
aufbauen, macht einen Unterschied. Eine Handels- und Landwirtschaftspolitik, die unseren
Reichtum auf Kosten Dritter erwirtschaftet, oder stattdessen faire Partnerschaften, die
einen gedrosselten Ressourcenverbrauch bei uns bedeuten, machen einen Unterschied. Fischen
wir die Meere leer oder sorgen wir für halbwegs intakte Meeresökologie? Exportieren wir
unseren Müll ins Ausland oder verzichten wir auf Wegwerfplastik?
Viele Menschen sind weiter als die Politik: zum Beispiel Bürger*innen, die Bike- und
Carsharing nutzen, sich an Bürgerenergieprojekten beteiligen, auf ökologisch erzeugte
Lebensmittel setzen, die in Nachhaltigkeit und grüne Infrastruktur investieren. Aber auch
innovative Unternehmen, Ingenieur*innen und viele mehr haben sich auf den Weg gemacht. Mit
ihnen allen verbünden wir uns. Und packen an. Für ein Europa, das ohne Kohle- und Atomstrom
auskommt, eine Agrarpolitik betreibt, die auf ökologischen Kriterien basiert und Landwirten
eine Perspektive gibt, ein Europa, das mit einer Plastikabgabe plastikmüllfrei wird und
unsere Meere schützt.
Schadstoffbelastete Böden und Gewässer, weniger Summen und Brummen in der Luft. Das sind
Anzeichen für eine kranke Natur, die auf den Menschen zurückgeht. Und Anzeichen dafür, dass
wir Grenzen überschreiten. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen. In einem
gemeinsamen Europa können wir mit weniger Pestiziden und einem Verbot von Glyphosat Tieren
und Pflanzen wieder mehr Lebensraum geben. Mit einer Wasserrahmenrichtlinie, die wir
konkretisieren und konsequent umsetzen, verbessern wir die Qualität von Flüssen und Seen.
Und mit europäischen Korridoren für Biotope und mehr Wildnisflächen erhalten wir wichtige
Lebensgrundlagen. Wir wollen ein gemeinsames Europa, das seine Umwelt und Natur schützt.
Bei der sauberen Mobilität, bei den erneuerbaren Energien oder auch beim Divestment hinkt
Europa hinterher. Wir wollen grüne Anleihen europaweit stärken und eine Richtlinie für
ökologische Transparenz am Finanzmarkt schaffen. Für den Verkehr der Zukunft wollen wir eine
europäische Batteriezellenproduktion aufbauen. Damit sorgen wir für mehr klimafreundliche
Mobilität und halten zugleich die Wertschöpfung in Europa. Zudem knüpfen wir ein
europaweites Schienennetz und verlagern Güter von der Straße auf die Gleise. Mit einem CO2-
Mindestpreis sorgen wir für wirksamen Klimaschutz. Und für mehr Erneuerbare und größere
Versorgungssicherheit schaffen wir einen gesamteuropäischen Stromverbund und ein
intelligentes Stromnetz. Das alles geht nur gemeinsam. In einem gemeinsamen Europa.
1.1 Klimaschutz fördern, aus Kohle und Atom aussteigen
Die Europäische Union ist reich an sauberen Energiequellen. Die Erneuerbaren haben weltweit
8,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, davon mehr als 1,1 Millionen in der EU und über
300.000 in Deutschland. Investitionen in Erneuerbare und in Energieeffizienz sind
mittlerweile der kostengünstigste Weg für eine nachhaltige Energieversorgung. Es darf nicht
sein, dass Europa durch die rückwärtsgewandte Klimapolitik der Bundesregierung und der
Europäischen Union bei dieser rasanten Entwicklung den Anschluss verliert. In China und den
USA wird pro Kopf mittlerweile deutlich mehr in Erneuerbare investiert als in der EU.
Wir wollen das ändern! Wir wollen ein zu 100 % erneuerbares und ein energieeffizientes
Europa als Treiber für die internationale Energiewende. Dafür muss das europäische
Klimaschutzziel, das sich keineswegs auf dem Pfad der Pariser Klimaziele bewegt,
ambitionierter und verbindlich werden. Bis 2030 müssen 45 % von Europas Energie, die wir
beim Strom, der Wärme und bei der Mobilität verbrauchen, erneuerbar sein, und bis 2050
müssen es 100 % sein. Nur so kann Europa seinen Beitrag leisten, um die Klimakrise
einzudämmen und die globale Erhitzung deutlich unter 2 Grad zu halten. Die CO2-Emissionen
müssen zudem bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Bei der
Energieeffizienz braucht es eine Verbesserung um 40 % im Vergleich zum Jahr 1990, um ein
maximal technisch mögliches Niveau der Energieeffizienz für 2050 zu erreichen.
Die Verbrennung von Kohle ist die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. Dabei gibt es
längst Alternativen: Erneuerbare Energien sind sauberer, sicherer, effizienter und
mittlerweile auch billiger. Das haben Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Italien
längst verstanden und sich der globalen Allianz für den Kohleausstieg (Global Alliance to
Power Past Coal) angeschlossen, die sich für einen Kohleausstieg bis spätestens 2030
ausspricht. Diesen Vorreitern muss sich die Europäische Union inklusive Deutschland
anschließen, statt an der klimaschädlichen Kohle festzuhalten.
Der Export von dreckigem deutschem Kohlestrom untergräbt in europäischen Nachbarländern den
Ausbau der Erneuerbaren. Kohlekraft schadet nicht nur dem Klima, sondern setzt auch
hochgiftige Schadstoffe frei. Die hohen Folgekosten für die Verbrennung von Kohle in Europa
dürfen nicht weiter zu Lasten der Allgemeinheit gehen, die die Kosten und Risiken dafür
trägt. Die Bundesregierung ist super darin, anzukündigen, wie ehrgeizig sie in 10, 15 oder
20 Jahren sein will. Und regelmäßig macht sie nichts in der Gegenwart. Damit muss Schluss
sein. Je energischer wir jetzt handeln, desto leichter werden die letzten Etappen. Wir
müssen jetzt beginnen, Kohlekraftwerke abzuschalten. Daran muss sich Politik messen lassen.
Wir brauchen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen vollständigen
Kohleausstieg.
Die hochgefährliche Atomkraft, deren Kosten und Risiken auf viele zukünftige Generationen
abgewälzt werden, bekämpfen wir europaweit. Der dringend notwendige Kohleausstieg darf nicht
dazu führen, dass Kohle durch Atom ersetzt wird. Die Atombranche etwa in Frankreich setzt
auf eine Renaissance der französischen Atomkraft – mit Atomstrom-Exporten nach ganz Europa.
Die dort diskutierte Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken lehnen wir ab. Es ist völlig
unverantwortlich, dass Atomkraftwerke, die für eine Laufzeit von maximal 40 Jahren
konzipiert wurden, nun trotz zunehmender Stör- und Unfälle 60 Jahre am Netz hängen sollen.
Auch Belgien macht keine Anstalten, seine Schrottreaktoren vorzeitig stillzulegen. Risiko-
AKWs wie das französische Cattenom, das belgische Tihange oder das tschechische Temelín
gehören sofort abgeschaltet. Der Betrieb dieser Schrottmeiler birgt unbeherrschbare Risiken
für alle Europäer*innen. Darüber hinaus fordern wir ein neues Regelwerk auf europäischer
Ebene, das es Bürger*innen und Anrainerstaaten ermöglicht, Einfluss auf die
Sicherheitsanforderungen für grenznahe Atomkraftwerke nehmen zu können. Die Atomtransporte
in Europa müssen systematischer erfasst, transparenter gemacht und auf ein Minimum
beschränkt werden.
Nur durch milliardenschwere staatliche Beihilfen rechnet sich der Bau von Atomkraftwerken in
Europa überhaupt noch. Diese Subventionen sind möglich, weil immer noch auf Grundlage des
längst überholten Euratom-Vertrags entschieden wird. Alle Passagen dieses Vertrages, die
Investitionen, Forschungsförderung und Genehmigungsprivilegien im Bereich der Atomkraft
begünstigen und AKW-Projekten gegenüber anderen Energieträgern einen wettbewerbsverzerrenden
Vorteil verschaffen, müssen gestrichen werden. Der AKW-Rückbau und die Entsorgung von
Atommüll sollen zur Kernaufgabe von Euratom werden. Zudem müssen die EU-weit geltenden
einheitlichen Sicherheitsstandards wesentlich strenger werden. Ebenso ist ein neues
einheitliches europäisches Haftungsregime mit deutlich höheren Anforderungen notwendig;
Subventionierungen durch die Hintertür müssen beendet werden. Bei den Entscheidungen zu
Euratom wollen wir in Zukunft ein klares demokratisches Mitspracherecht durch das
Europäische Parlament. Damit die Energiewende europaweit gelingt, braucht es eine
Erneuerbare-Energien-Union.
CO2 einen Preis geben und den Menschen das Geld
CO2 muss einen Preis bekommen. Dieser Preis besteht nach unseren Vorstellungen aus zwei
Komponenten: Für alle Anlagen, die dem Emissionshandel unterliegen – das sind vor allem
Industrieanlagen sowie Kohle- und Gaskraftwerke –, sollte es einen Mindestpreis für CO2
geben. Die letzte Reform des Emissionshandels war viel zu zaghaft, die Zertifikate sind
weiterhin viel zu billig und verfehlen damit ihre Wirkung. Daher müssen sie verknappt und
verteuert werden. Wir wollen, dass Deutschland zunächst mit einigen EU-Staaten die
Initiative ergreift und in einer regionalen Staatengruppe einen gemeinsamen CO2-Mindestpreis
einführt; die Niederlande und Frankreich haben ihre Absicht dazu schon erklärt.
Perspektivisch wollen wir eine gesamteuropäische Lösung vorantreiben.
Für die Sektoren, die bislang nicht vom Emissionshandel erfasst werden, wie Verkehr, Wärme
und Landwirtschaft, braucht es eine Anpassung der Steuersätze auf Heizöl und Erdgas. Die
fossilen Energieträger müssen für ihren jeweils spezifischen CO2-Ausstoß den wahren Preis
zahlen.
Da Steuern und Abgaben auf Verbrauch immer sozial schwächere Haushalte stärker belasten als
reichere, wollen wir die zusätzlichen Einnahmen aus der CO2-Besteuerung an die
Verbraucher*innen zurückgeben. Unser Ziel ist die Schaffung eines Energiegeldes als Pro-
Kopf-Zahlung an die Menschen in Europa. Solange dies nicht europäisch umsetzbar ist, werden
wir in Deutschland vorangehen.
Beschäftigte beim Strukturwandel in Kohlerevieren unterstützen
Der Kohleausstieg wird auch dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und neue in
Zukunftsbranchen entstehen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Betroffenen ernst und
lassen die Menschen nicht im Stich. Bei diesem Strukturwandel müssen wir die Beschäftigten
und die Regionen unterstützen, damit sie eine Perspektive haben. Im Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) sollen „Kohleausstiegsregionen” speziell gefördert werden. Neue
regionale Wirtschaftsschwerpunkte werden aufgebaut und passgenaue Weiterbildung wird
angeboten. Wir werden dafür ein Recht auf Weiterbildung und lebenslanges Lernen in ganz
Europa verankern. Das hilft nicht nur den vom Strukturwandel Betroffenen, sondern ist auch
ein Mittel gegen Fachkräftemangel.
Europas Energie vernetzen
Selbst wenn Energiepolitik innerhalb der EU heute immer noch vor allem in der nationalen
Kompetenz liegt, sind die Mitgliedsländer durch den gemeinsamen Strommarkt eng miteinander
verbunden. Europa muss sich energiepolitisch weitgehend unabhängig machen. Doch die geplante
Gaspipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, die von Russland und der deutschen
Bundesregierung vorangetrieben wird und die osteuropäischen und baltischen Staaten nicht
miteinbezieht, konterkariert dieses Ziel und widerspricht dabei auch der gemeinsamen
europäischen Energieunion. Zudem ist Nord Stream 2 – wie auch neue Pipeline- und Fracking-
Projekte in anderen Ländern – klimapolitisch falsch, stellt die europäische Solidarität in
Frage und ist für die Ukraine politisch desaströs. Deshalb muss es gestoppt werden. Wir
brauchen nicht mehr Erdgas, sondern mehr Erneuerbare und Energieeffizienz.
Europa muss zusammenwachsen, auch im Strombereich. Mit einem gesamteuropäischen Stromverbund
stärken wir die Versorgungssicherheit, indem Angebot und Nachfrage auf eine breitere Basis
gestellt werden. Damit schaffen wir ein gemeinsames Netz für ganz Europa und verbinden
Lissabon mit Helsinki. Wir beugen auch Lieferengpässen vor und sorgen für mehr
Unabhängigkeit.
Für Europa brauchen wir dringend ein intelligentes Stromnetz, das sowohl die erneuerbaren
Energien dezentral verknüpft und überregional verbindet als auch über flexibel steuerbaren
Stromverbrauch clever das zunehmend erneuerbare Stromangebot vernetzt. Dafür wollen wir eine
echte europäische Energienetzgesellschaft.
Nötig sind europäische Strom- und Gasnetze, die der Energiewende dienen und helfen, die
natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen. Dieses Prinzip muss Leitschnur für
die Auswahl der transeuropäischen Netzbauprojekte sein. Wir wollen die Erzeugungspotenziale
in Europa vernetzen und dabei Maß und Mitte halten zwischen zentralen und dezentralen
Strukturen.
Risikotechnologien wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), also die Einlagerung von
CO2 in unterirdische Lagerstätten, und die Förderung von Erdgas und Erdöl durch Fracking
lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt ab.
Union für Energie- und Ressourceneffizienz
Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare schaffen Arbeitsplätze und reduzieren die
Kosten für die Verbraucher*innen. Wir wollen den Umstieg privater Verbraucher*innen auf
Geräte mit geringerem Energieverbrauch fördern sowie kleinen Unternehmen eine günstigere
Grundversorgung mit Strom und Wärme ermöglichen. Die vom EU-Parlament und Rat geschaffene
Ökodesign-Richtlinie legt für verschiedene Produktgruppen ökologische Mindeststandards fest.
Das ist richtig, reicht aber lange noch nicht aus. Wir wollen für weitere Produkte
ökologische Mindeststandards festlegen. So können wir ökologische Innovationen,
beispielsweise im Bereich Verkehr, fördern. Schlüssel für weniger Energieverbrauch sind der
Bereich Bauen und Wohnen und der Umstieg auf eine energieeffiziente Elektromobilität.
Wir wollen einen Wettbewerb um die ökologischste Produktionsweise entfachen. Die Ökodesign-
Richtlinie muss Recycling und Ressourceneffizienz fördern und fordern. Auch wollen wir
erreichen, dass die jeweils ressourcenschonendste Produktionsweise nach einiger Zeit zum
Standard erklärt wird, den dann alle einhalten müssen. Die Ökodesign-Richtlinie hat das
Potenzial, 90 Milliarden Euro pro Jahr an Energie- und Materialkosten einzusparen und 1
Million Jobs zu schaffen. Insgesamt können wir mit einer ressourcenschonenden
Wirtschaftsweise bis zu 2,8 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa schaffen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- einen europaweiten Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom,
- Investitionen in intelligente Stromnetze und einen transeuropäischen Netzausbau,
- einen vernünftigen Preis für CO2,
- ein Programm, das Arbeitnehmer*innen in Kohleausstiegsregionen unterstützt.
1.2 Europa verbinden mit grüner Mobilität
Europa lebt vom grenzüberschreitenden Austausch. Reisen, leben, lieben und arbeiten jenseits
nationaler Grenzen ist selbstverständlich geworden. Wir wollen ein Verkehrssystem in Europa
aufbauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Ein System, das unsere
Lebensqualität steigert. Steigende CO2-Emissionen verschärfen die Klimakrise, Stickoxide und
Feinstaub schädigen massiv die Gesundheit, und Staus auf zahlreichen Straßen rauben uns die
Zeit. Gleichzeitig fehlt in ländlichen Regionen ein flächendeckender Nahverkehr, sind Züge
unzuverlässig und Radwege oftmals in schlechtem Zustand. Das wollen wir ändern. Wir möchten
in Europa eine Mobilität, die klimaneutral, kostengünstig und für alle nutzbar ist und
Umwelt und Gesundheit schützt. Das bedeutet: weniger, aber dafür saubere und leise Autos,
mehr Car- und Bikesharing, bessere Zug- und ÖPNV-Angebote und eine bessere Vernetzung
unterschiedlicher Verkehrsträger in der Stadt und auf dem Land. Mittelfristig wollen wir
autofreie Innenstädte schaffen.
Europa braucht einen Paradigmenwechsel bei den Investitionen in Straßen: Statt Milliarden in
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert
werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. fordern wir die Einführung eines
DazuCO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und
Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden. Auch die Produktion von Palmölkraftstoffen führt durch die Rodung des Regenwaldes zu erheblichen Mengen CO2. Die Beimischung dieser Stoffe wollen wir beenden.
Einer der Hauptverursacher für Lärm ist der Verkehr, entsprechend gesundheitlich belastet sind Anwohner*innen von lauten Straßen. Wir setzen uns für leise Mobilität ein und treten für strengere Grenzwerte ein. Der Lärm aus absichtlich laut gestalteten Motorrädern und Autos schwillt immer weiter an. Wir wollen die Normtests für Fahrzeuglärm der Realität anpassen. Die EU-Lärmgrenzwerte sind in allen Betriebszuständen und allen Frequenzen einzuhalten.
Auch den Fahrradverkehr wollen wir ausbauen. Mittlerweile gibt es 14 europäische
Fernradwege, die Euro-Velo-Routen. Diese wollen wir ausbauen, um den grenzüberschreitenden
Fahrradverkehr zu fördern.
Ein europäisches Schienennetz knüpfen
Um die grüne europäische Mobilität zu fördern, wollen wir, dass Europa auf der Schiene
zusammenwächst. Anstatt vorrangig milliardenschwere Großprojekte, wie Stuttgart 21, mit
wenig europäischem Nutzen zu finanzieren, müssen europäische Fördermittel gezielt für
bestehende und fehlende Abschnitte eingesetzt werden. Das europäische Eisenbahnnetz ist noch
immer ein Flickenteppich mit zahlreichen Lücken an den nationalen Grenzen. Wir wollen das
ändern. Das 2016 erstmals aufgelegte europäische Lückenschlussprogramm ist ein grüner
Erfolg, der deutliche Verbesserungen schafft. Aber schon jetzt wird deutlich, dass die
Nachfrage das Programm überfordert. Deswegen fordern wir eine Verdoppelung der Mittel. Damit
schaffen wir mit wenig Aufwand einen besseren grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Davon
profitieren gerade die Menschen, die alltäglich darauf angewiesen sind.
Während man in Europa relativ einfach mit dem Auto über Grenzen fährt, müssen im
Schienenverkehr oftmals Loks, Personal und Stromnetz gewechselt werden. Das kostet nicht nur
Zeit, sondern macht den Zugverkehr insgesamt unattraktiver. Deshalb müssen die
unterschiedlichen nationalen Verkehrsnetze europaweit vereinheitlicht werden. Ein
gemeinsames Verkehrsnetz braucht gemeinsame Standards, von Ticketsystemen und Bahnsteighöhen
bis zu Sicherheitsstandards. Nur wenn die Kleinstaaterei aufhört, kann Europa mehr Personen-
und Güterverkehr auf die Schiene verlagern. Das schont das Klima und senkt die Belastung
durch Lärm und Schadstoffe. Wir brauchen massive Investitionen in transnationalen Güter- und
Personenverkehr. Wir setzen uns für die Wiederaufnahme europäischer Nachtzüge zwischen allen
Metropolen und einen funktionierenden Pendelverkehr in Grenzregionen ein.
Weltmarktführer für saubere Autos
Um die Mobilität der Zukunft zu prägen, muss Europa den Wandel in der Autoindustrie
anpacken. Neue Automobilhersteller, Mobilitätsdienstleister und Digitalkonzerne aus den USA
und China fordern die europäischen Hersteller heraus. Nur wer die saubersten, bequemsten und
intelligentesten Mobilitätslösungen anbietet, kann internationaler Marktführer bleiben.
Dabei geht es um unglaublich viel: Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Klima- und
Gesundheitsschutz – um nur einige wenige Aspekte zu nennen.
Es sind vor allem die nationalen Regierungen und oft Deutschland, die in Brüssel die CO2-
Grenzwerte für Autos verwässern, Diesel-Tricksereien vertuschen und strengere Abgastests
blockieren. Gerade die Große Koalition hat damit der Automobilindustrie einen Bärendienst
erwiesen. Wir Grünen wollen den nötigen Technologiewandel vorantreiben: weg vom fossilen
Verbrennungsmotor hin zu abgasfreien Antrieben. Dafür braucht es ambitionierte europäische
CO2-Grenzwerte für Neuwagen, eine Förderung der europäischen Ladeinfrastruktur und eine
europaweite Quote für abgasfreie Neuwagen, damit ab 2030 möglichst nur noch abgasfreie Autos
neu zugelassen werden. Zudem brauchen wir strengere Kontrollen bei Abgastests und das Ende
der Steuerprivilegien bei Kraftstoffen. Außerdem wollen wir die Batteriezellenproduktion
sowie die Produktion von Wasserstoffautos europäisch unterstützen, um beim sauberen Auto
Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. Auch beim ÖPNV wollen wir die
Elektromobilität voranbringen: Bahnstrecken müssen elektrifiziert und abgasfreie Busse
produziert werden.
In einem neuen umfassenden Mobilitätssystem wird das Auto vernetzt mit Bus, Bahn, Fahrrad
und Fußverkehr. Über Carsharing teilen sich Menschen Autos. Hinzu kommen neue Entwicklungen
wie die intelligente Verkehrssteuerung und autonome Autos, die unter den richtigen
Rahmenbedingungen mehr Klimaschutz, Sicherheit und Effizienz schaffen können. Wir wollen die
digitale, emissionsfreie Mobilität stärken und damit unsere Lebensqualität erhöhen. Dazu
wollen wir auf europäischer Ebene einen Förderwettbewerb für Städte starten, die den
Autoverkehr verringern und Carsharing, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gezielt ausbauen.
Umsteuern bei Flugverkehr und Schifffahrt
Auch den Flugverkehr und die Schifffahrt möchten wir auf einen nachhaltigen Kurs bringen.
Wir wollen, dass die EU sich auf internationaler Ebene für klare Klimaziele für die
Schifffahrt und den Flugverkehr einsetzt. Wir setzen daher auf eine einheitliche europäische
Regelung, die emissionsarme Kraftstoffe wie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien in der
Schifffahrts- und Flugindustrie fördert. Landstromanschlüsse für Kreuzfahrt-, Container- und
Frachtschiffe sollen europaweit verbindlich werden.
Neben Nord- und Ostsee sollen weitere EU-Gewässer wie das Mittelmeer als
Emissionssonderzonen ausgewiesen und die Nutzung von Schweröl soll generell verboten werden.
Wir wollen darüber hinaus eine europaweite Abgabe für Kreuzfahrtschiffe einführen, ähnlich
der Flugverkehrsabgabe bzw. Kerosinsteuer. Derzeit sind Kreuzfahrtreisen nahezu von allen
Steuern ausgenommen, der Schiffstreibstoff steht den Reedern ebenfalls steuerfrei zur
Verfügung. Diese Ungleichbehandlung wollen wir abschaffen.
Auch im Luftverkehr kommt es darauf an, die unfairen Wettbewerbsvorteile abzuschaffen.
Internationale Flüge unterliegen weiter keiner Mehrwertsteuer und Kerosin wird nicht
besteuert. Das wollen wir ändern. Zudem muss der internationale Flugverkehr endlich in den
europäischen Emissionshandel einbezogen werden, um seinen Beitrag zum Schutz der Atmosphäre
beizutragen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- Vorfahrt für die Schiene,
- die Förderung sauberer Autos und zukunftsfester Arbeitsplätze,
- eine Schifffahrt ohne Schweröl,
- ein Ende der Steuerbefreiung für Kerosin.
1.3 Ressourcenschonende Wirtschaftsdynamik entfachen
Europa steht vor der Jahrhundertaufgabe, seine Wirtschaft ökologisch und sozial
umzugestalten. In Politik und Wirtschaft gibt es viele, die sich offenbar vor dieser Aufgabe
scheuen und sie weiter vor sich herschieben wollen. Damit werden die Probleme aber größer.
Wir Grünen bleiben dagegen hartnäckig, wenn es darum geht, der Wirtschaft einen ökologischen
und sozialen Rahmen zu setzen. Erst dieser Rahmen ermöglicht es der Wirtschaft, in einem
fairen Wettbewerb ihre Innovationskraft, ihre Ingenieurskunst und ihre technologischen
Stärken unter Beweis zu stellen. Das wollen wir unterstützen.
Wir wollen eine Modernisierungsoffensive zur Förderung ressourcenschonender und CO2-armer
Innovationen. Dafür brauchen wir eine industriepolitische Strategie, die die europäische
Wirtschaft fit für die Zukunft macht und eine neue Wirtschaftsdynamik entfacht. So vereinen
wir eine hohe Lebensqualität und gute Jobs mit dem Erhalt unserer natürlichen
Lebensgrundlagen. Ermutigend für die Perspektive einer ökologischen Transformation unserer
Wirtschaft ist es, wenn sich die europäische Stahlindustrie dazu bekennt, in den nächsten
Jahren auf CO2-neutrale Stahlproduktion umzuschwenken.
Wir verbrauchen die Ressourcen und Rohstoffe unseres Planeten in einem atemberaubenden
Tempo. Für nachhaltigen Wohlstand brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft, die wertvolle
Rohstoffe wiederverwertet. Deshalb muss die Förderung der europäischen Kreislaufwirtschaft
Zentralanliegen jeder ökologisch orientierten Wirtschaftspolitik sein. Digitalplattformen
können dabei vor allem mit Blick auf industrielle Sekundärrohstoffe eine wichtige Rolle
spielen. Europa muss darauf achten, dass etwa im Bereich von Elektronikschrott nicht
wertvolle Ressourcen rücksichtslos auf Müllkippen in der ganzen Welt exportiert werden,
während durch Hightech-Recycling der Rohstoffverbrauch reduziert und Kosten für Unternehmen
und für die Umwelt verringert werden können. Besonderes Gewicht für die Recyclingwirtschaft
hat auch die europäische Plastikstrategie, deren Ziel es ist, die ständige Vermehrung von
Plastikmüll drastisch einzudämmen.
Geld nachhaltig anlegen und raus aus den Fossilen
Wir setzen uns dafür ein, Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen – und sind damit
Teil der internationalen Divestment-Bewegung. Statt aus dem Raubbau an unserem Planeten
Profit zu ziehen, wollen wir in den Klimaschutz finanzieren. Das ist auch finanziell
sinnvoll, da die internationale Energiewende dazu führen wird, dass Investitionen in Kohle,
Öl und Gas mittelfristig abgeschrieben werden müssen. Grüne in Ländern und Kommunen haben es
vorgemacht: Auf ihren Antrag hin werden die Kommunal- und Landesfinanzen nachhaltig
ausgerichtet.
Der ökologische Umbau braucht massive Investitionen, die finanziert werden müssen. Heute
wird immer noch viel Kapital in alten fossilen Technologien angelegt. Das ist nicht nur ein
ökologisches Problem, sondern gefährdet auch die Stabilität der Finanzmärkte und die
Altersvorsorge der Menschen. Wir wollen Finanzmärkte, die nicht in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft investieren. Nachhaltige Kapitalanlagen sind dazu ein Wachstumsmarkt,
der den Finanzplatz Europa stabiler und zukunftsfähig macht.
Grüne Anleihen wollen wir europaweit stärken und eine einheitliche Klassifizierung schaffen.
Wir fordern eine Richtlinie für ökologische Transparenz am Finanzmarkt, damit Anleger
wissen, wie ökologisch ihre Geldanlage ist. Wir wollen ein europäisches „Green Finance
Label“ für Investitionen und Anlagen einführen, die die höchsten Nachhaltigkeitskriterien
erfüllen. Außerdem wollen wir ökologische und soziale Ziele in der
Unternehmensberichterstattung verpflichtend machen und ein unabhängiges Siegel für
nachhaltige Geldanlagen einführen.
Der Staat ist selbst ein sehr großer Nachfrager von Gütern. Zukünftig wollen wir auch das
öffentliche Beschaffungswesen an verbindliche ökologische, soziale und Fairtrade-Kriterien
knüpfen. Damit schaffen wir einen gewaltigen Markt für Unternehmen, die ökologisch und
sozial wirtschaften. Staatliche Subventionen für klimaschädliches Wirtschaften wollen wir
abschaffen.
Wir wollen die Mittel des Zukunftsfonds im EU-Haushalt für die soziale und ökologische
Modernisierung der europäischen Wirtschaft und Infrastruktur nutzen und vor allem kleinen
und mittleren Unternehmen sowie dem Handwerk den Zugang zu europäischen Förderprogrammen für
energie- und ressourceneffiziente Produktion erleichtern.
Wirtschaftspolitik richtet sich oft nur an profitorientierten Unternehmen aus. Dabei werden
Chancen vertan, die Genossenschaften und soziale Unternehmen bieten. Wir wollen eine
Strategie der EU zur Förderung der Gemeinwohlökonomie. Sie soll künftig in die
Unternehmensberichterstattung und in EU-Förderprogramme integriert werden. Unternehmen mit
Gemeinwohlorientierung sollen durch eine anerkannte Kennzeichnung gestärkt und bei
öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- das Anlegen öffentlicher Gelder in nachhaltigen Geldanlagen (Divestment),
- ein nachhaltiges Finanzsystem und ökologisch transparente Geldanlagen,
- eine Stärkung der Gemeinwohlökonomie.
1.4 Natur und Umwelt schützen
Sauberes Wasser, reine Luft, gesunde Böden und intakte Landschaften bilden unsere
Lebensgrundlagen. Aber diese sind bedroht. Der ehemals große Reichtum an Tieren, Pflanzen
und Lebensräumen schwindet täglich. Lebensräume gehen verloren, Arten sterben aus. Auf den
Wiesen und in den Wäldern wird es stiller, es brummt, summt und zwitschert immer weniger:
Die Vogelpopulation in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert, die Anzahl
von Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. Rund ein Drittel der bei uns
heimischen Arten sind bedroht, darunter viele Bienen. Auch in anderen europäischen Ländern
sieht die Situation nicht viel besser aus.
Wir setzen unsere ganze Kraft dafür ein, den negativen Trend beim Artensterben zu stoppen.
Wir wollen eine artenreiche und intakte Natur erhalten und dort wiederherstellen, wo sie
bereits Schaden genommen hat. Das bedeutet auch, dass wir Natura-2000-Gebiete verteidigen,
verbessern und Schutzgebiete wo möglich vergrößern.
Die EU, und damit ihre Mitgliedstaaten, hat sich im Rahmen der Vereinten Nationen
verpflichtet, den Artenrückgang und die Zerstörung natürlicher Lebensräume bis 2020
aufzuhalten – und wird diese Ziele voraussichtlich deutlich verfehlen. Wir fordern daher,
umgehend eine ambitionierte europäische Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt für
den Zeitraum nach 2020 und ein Nachfolgeprogramm für das 7. Umweltaktionsprogramm zu
erarbeiten. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen wir darin als neue
Leitprinzipien verankern.
In den letzten Jahren war es immer wieder die Europäische Union, die im Bereich der Umwelt-
und Naturschutzgesetzgebung Druck gemacht hat. Und es waren die nationalen Regierungen, die
sie verwässert oder nicht erfüllt haben. Dann sanktioniert die EU: Um einen der letzten
intakten Urwälder in Europa zu retten, hat der Europäische Gerichtshof die polnische
Regierung durch Androhung von Strafzahlungen gezwungen, die Abholzung des Białowieża-Waldes
zu stoppen. Ebenso hat die EU Deutschland aufgrund der zu hohen Nitratwerte in unserem
Wasser verurteilt.
Die gute gesetzliche Grundlage beim europäischen Umwelt- und Naturschutz muss von der EU-
Kommission und den Mitgliedstaaten umfassend umgesetzt werden. Hierzu sind auf allen Ebenen
personelle und finanzielle Kapazitäten zu schaffen. Außerdem muss die EU-Kommission ihre
Rolle als Hüterin der Verträge und des EU-Rechts ernst nehmen und hierfür Verstöße gegen das
europäische Umweltrecht konsequent durch Vertragsverletzungsverfahren ahnden.
Umweltschädliche Subventionen wollen wir abbauen und den Naturschutz besser finanzieren.
Außerdem wollen wir transeuropäische grüne Korridore für Biotope vorantreiben. Um
Lebensgrundlagen in der EU zu erhalten, braucht es eine intakte Natur. Dafür fördern wir
mehr Wildnisflächen: Möglichst bis 2030 wollen wir die Wildnisflächen in Europa verdoppeln.
Dafür muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und sein beschlossenes Ziel von 2 %
Wildnis bis 2020 umsetzen. Doch all das bringt uns nur voran, wenn wir das mit einer
Agrarwende, weniger Pestiziden auf den Feldern und mehr ökologischem Landbau verbinden.
Für Umwelt- und Tierschutzverbände wollen wir ein volles Verbandsklagerecht schaffen, damit
der Umweltschutz gegenüber kurzfristigen Industrieinteressen gestärkt wird. Wir wollen die
Entscheidungsprozesse demokratisieren, indem wir die Bürgerbeteiligung stärken und
Lobbyismus regulieren.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- den Schutz einzigartiger Kulturlandschaften und Urwälder in Europa,
- grenzüberschreitende Biotope,
- eine bessere Naturschutzfinanzierung,
- ein Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzorganisationen
1.5 Die Landwirtschaft so verändern, dass sie unsere Lebensgrundlagen bewahrt
Wir streiten und werben für eine vielfältige, nachhaltige, regional verankerte, bäuerliche
Landwirtschaft, die Natur und Tiere schont und gesundes Essen für uns alle erzeugt. Wir
wollen eine konsequente Neuausrichtung hin zu einer europäischen Agrar- und
Ernährungspolitik, die im Einklang ist mit den europäischen Zielen in der Klima-, Umwelt-,
Verbraucher- und Entwicklungspolitik. Zudem möchten wir die vielfältigen Kulturlandschaften
in Europa und lebendige ländliche Räume mit zukunftsfesten Betrieben erhalten. Deswegen
streiten wir für die europäische Agrarwende: für den Aufbau einer nachhaltigen
Lebensmittelproduktion, die sowohl eine gesunde Ernährung sichert als auch hohen Umwelt- und
Tierschutzstandards genügt und faire Preise für die Landwirt*innen erzielt.
Zusammen mit Landwirt*innen und Umweltverbänden haben wir schon viel erreicht: Immer mehr
Verbraucher*innen in der EU wollen gesunde, ökologisch und regional produzierte
Lebensmittel. Daher ist Bio-Landbau längst ein fester Bestandteil der europäischen
Landwirtschaft geworden. Genauso setzen sich immer mehr Menschen in der EU mit uns für
bessere Tierhaltung und mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft ein, wie zuletzt die
europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat gezeigt hat. Doch der Handlungsdruck bleibt
groß.
Durch intensive Landwirtschaft und Monokulturen gehen noch immer europaweit fruchtbare Böden
verloren, das Artensterben geht ungebremst weiter, der Pestizideinsatz ist ungemindert hoch
und industrielle Tierhaltung degradiert Tiere zu Rohstoffen. Die Landwirtschaft, eine der
Hauptbetroffenen der Klimakrise, ist selbst für einen nicht geringen Anteil des Ausstoßes
klimaschädlicher Gase und damit mit für die Erderhitzung verantwortlich.
Es ist höchste Zeit, eine Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln, die die europäische
Landwirtschaft zukunftsfähig macht. Der Schutz von Klima, Boden, Wasser, Artenvielfalt und
Tierwohl steht im Mittelpunkt dieser neuen Landwirtschaftspolitik. Die europäische
Agrarpolitik sollte dazu beitragen, dass die Konsum- und Produktionsstrukturen in Europa
nicht die natürlichen Ressourcen und die Lebensgrundlagen bei uns in Europa und in sich
entwickelnden Ländern zerstören, indem EU-Agrarprodukte zu Dumpingpreisen die Märkte
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas überfluten. Vielmehr muss sie dazu beitragen, dass die
bäuerliche Landwirtschaft in Europa erhalten wird und die nachhaltigen Entwicklungsziele
erreicht werden.
Qualität statt Masse – Neuausrichtung der Agrarförderung
Um die europäische Landwirtschaft an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen,
muss sich vor allem die EU-Agrarförderpolitik grundlegend ändern. Immer noch kommt der
größte Teil der bisher knapp 60 Milliarden Euro, mit denen die Landwirtschaft jährlich
subventioniert wird, insbesondere großen Betrieben zugute und fördert so Umweltzerstörung,
Industrialisierung und Exportorientierung. Die Mittel belohnen zudem pauschal Bodenbesitz.
Eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dagegen muss Leistungen der Landwirtinnen und
Landwirte für das Gemeinwohl fördern und ihnen so Alternativen zum Prinzip „wachse oder
weiche“ eröffnen. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, eine artgerechte und eine
flächengebundene Tierhaltung würden dann gezielt unterstützt. Betriebe, die weniger oder gar
keine Pestizide einsetzen, unser Wasser sauber halten, würden also deutlich mehr Förderung
bekommen als industriell wirtschaftende Betriebe. Nur mit dem Prinzip „öffentliches Geld für
öffentliche Leistung“ lassen sich die hohen Zahlungen noch rechtfertigen.
Die Vorgaben für diese Leistungen müssen auf EU-Ebene definiert werden, damit die
Mitgliedstaaten nicht um den niedrigsten Standard konkurrieren. Voraussetzung für jedwede
Förderung ist das Einhalten von Umweltstandards, die ebenfalls für alle Mitgliedstaaten auf
EU-Ebene festgelegt werden müssen. Im Rahmen der GAP fordern wir einen 15 Milliarden Euro
schweren Naturschutzfonds.
Landspekulationen und Aufkauf von Land eindämmen
Landgrabbing, das heißt das Aufkaufen von landwirtschaftlichen Flächen als
Investitionsobjekten durch Kapitalanleger und Staaten, sowie eine verzerrende
Strukturpolitik bedrohen die vielfältige, solide und nachhaltige bäuerliche
Landwirtschaftsstruktur, auch in Europa.
Bäuerliche Betriebe sollen vor Agrarkonzernen und Bodenspekulation geschützt werden, etwa
durch verpflichtende Obergrenzen für Agrarzahlungen pro Nutznießer (und nicht nur pro
Tochterunternehmen), mehr Geld für die ersten Hektare, um kleine und mittlere Betriebe zu
unterstützen, Einstiegserleichterungen für Neugründungen, Transparenz der
Eigentumsverhältnisse, Monitoring der Preise und des Zustands des Bodens durch eine
europäische Beobachtungsstelle. Landwirtschaftlicher Boden ist ein öffentliches Gut und muss
vor Spekulationen geschützt werden.
Trinkwasser und Gewässer schützen
Wasser ist ein kostbares Gut, das geschützt werden muss. Der Zugang zu sauberem Wasser ist
ein Menschenrecht. Doch fast 2 Millionen Menschen in Europa haben keinen ordentlichen Zugang
zu Trinkwasser oder sanitärer Versorgung. Die Klimaerhitzung verschärft diese Situation. In
südlichen Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland wird Wasser bereits zu einem immer
knapperen Gut. Unsere Art zu konsumieren und zu wirtschaften verschwendet und verschmutzt
Wasser zu leichtfertig. Um das Menschenrecht auf Wasser in der EU zu verankern, gründete
sich 2012 die Europäische Bürgerinitiative Right2Water, die wir von Anfang an unterstützt
haben. Knapp 1,7 Millionen Europäerinnen und Europäer aus 13 EU-Mitgliedstaaten trugen diese
erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative. Wir werden uns weiterhin jedem Versuch
entgegenstellen, die öffentliche Wasserversorgung zum Investitionsobjekt für internationale
Unternehmen zu machen.
Unser Leitbild sind lebendige Flüsse und Seen in Europa, die in einem guten ökologischen
Zustand sind. Gesunde Gewässer sind besonders wertvolle Ökosysteme, denn sie garantieren
Artenreichtum. Doch davon sind wir in vielen Teilen Europas noch meilenweit entfernt.
Deshalb setzen wir uns vehement für eine ambitionierte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
ein und werden diese durch entsprechende Leitfäden konkretisieren. Außerdem wollen wir den
Antibiotikaeinsatz, eine Gülleüberproduktion und den Einsatz gefährlicher Pestizide in der
Landwirtschaft weiter zurückdrängen.
Insekten- und Vogelsterben aufhalten – Glyphosat vom Acker!
Die industrielle Landwirtschaft ist eine Hauptursache für das Artensterben. Wichtige
Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen durch Ackergifte, Überdüngung, Monokulturen,
intensive Landnutzung und fehlende Wildnis verloren.
Wir reduzieren den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft drastisch, indem wir die
giftigsten Pestizide sofort verbieten – darunter auch alle Neonikotinoide, denn sie schaden
unseren Insekten und Bienen massiv. Für das Ende des Totalherbizids Glyphosat setzen wir uns
weiterhin mit aller Kraft ein – und machen Druck auf die Bundesregierung, die schon einmal
auf europäischer Ebene für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gestimmt hat. Die
Zulassungsverfahren für Pestizide wollen wir auf Basis eines gestärkten Vorsorgeprinzips
reformieren und das zugrunde liegende Wissenschaftsprinzip transparenter machen. Es braucht
dringend eine unabhängige Risikobewertung sowie strenge Kontrollmechanismen.
Fischbestände schützen
Wir machen uns stark für eine nachhaltige EU-Fischereipolitik, die dafür sorgt, dass unsere
Meere geschützt und Fischarten nicht überfischt werden. Nur die nachhaltige Bewirtschaftung
von Fischbeständen gibt der Fischerei eine Zukunft. Um der katastrophalen Plünderung der
Meere und der Fischbestände Einhalt zu gebieten, reichen kosmetische Korrekturen der EU-
Fischereipolitik nicht aus. Fangquoten müssen verbindlich an wissenschaftlichen Kriterien
ausgerichtet werden, statt rein politisch festgelegt zu werden. Die Tiefseefischerei und
besonders umweltschädliche Fangmethoden wollen wir gänzlich verbieten. Die EU soll
bestehende Meeresschutzgebiete ausweiten, neue schaffen und die Gebiete effektiv sichern.
Tierwohl stärken
Gerade angesichts der Klimakrise brauchen wir eine Abkehr von den großen Tierbeständen.
Neben den ökologischen Problemen wird schlicht die Futtergrundlage zu knapp. Deshalb sollten
alle Förderungen daran gekoppelt werden, dass die Anzahl der Tiere pro Fläche begrenzt wird.
Ein Betrieb sollte also nur so viele Tiere haben, wie er mit dem Ertrag seiner Flächen
grundsätzlich ernähren kann.
Viel zu häufig konkurrieren die EU-Länder um die niedrigsten Preise und reduzieren so die
Tierschutzstandards. Wir wollen hingegen, dass die EU alle Tiere durch neue Gesetzgebung und
ordnungsgemäße Durchführung bestehender Regelungen schützt.
Je weniger Tiertransporte, desto besser für die Tiere. Falls Transporte nicht vermieden
werden können, müssen sie so unstrapaziös wie möglich sein. Daher fordern wir, dass Tiere
verpflichtend zu einem nahe gelegenen Schlachthof gebracht werden müssen – statt zu dem, der
am billigsten arbeitet. Tiertransporte für Schlachttiere wollen wir auf maximal vier Stunden
begrenzen. Wir wollen regionale Schlachtstätten und mobile Schlachteinrichtungen fördern
sowie regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufbauen, um eine Infrastruktur
für regionale, tierschutzkonforme Schlachtung zu schaffen.
Exporte lebender Schlachttiere in Länder außerhalb der EU sowie jede Form von Klonen und
Qualzucht wollen wir verbieten. Das Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik muss konsequent
umgesetzt und auf weitere Produkte ausgeweitet werden. Zusätzlich benötigen wir eine
Förderung für die Erforschung von Alternativen. Auch Straßentiere müssen in Europa ein
würdiges Leben haben. Wir fordern ein Ende der Tötung von streunenden Katzen und Hunden.
Stattdessen müssen öffentliche und private Maßnahmen der Geburtenkontrolle, etwa die
Kastration, gestärkt werden.
Wildtiere wollen wir besonders schützen. Hierfür sind internationale Arten- und
Naturschutzabkommen konsequent umzusetzen. Wir wollen illegalen Wildtierhandel in Europa
bekämpfen und den Import von Wildfängen in die EU verbieten.
Landwirtschaftliche Ökosysteme stärken – Gentechnik konsequent regulieren
Eine andere Landwirtschaft bedeutet auch anders anzubauen – gerade im Lichte der
Klimaauswirkungen. Das Potenzial verschiedenster Anbaumethoden, robuste landwirtschaftliche
Ökosysteme zu bilden – über Push-and-Pull-Techniken und Permakultur bis zu
Agroforstsystemen –, ist riesig, ebenso wie das Potenzial ökologischer Anbautechniken,
widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Trockenheit, Versalzung, Vernässung zu sein. Dieses
Potenzial ist aber in Europa nur in Ansätzen erforscht. Wir fordern daher eine deutlich
stärkere Forschungsförderung in diesem Bereich. Denn aktuell werden agrarökologische
Methoden – zu denen auch der zertifizierte Ökolandbau gehört – in Europa und weltweit nur
mit einem Bruchteil der finanziellen Mittel erforscht und weiterentwickelt, die
konventionelle und gentechnische Ansätze erhalten.
Wir Grünen lehnen seit vielen Jahren die Agrogentechnik ab, anders als Gentechnik im
medizinischen Bereich und bei der industriellen Produktion. Die großen Probleme, die Länder
wie die USA oder Argentinien als Folge des Einsatzes von Gentechnik haben – wie ein massiver
Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat, Superunkräuter, Gefährdung landwirtschaftlicher
Vielfalt, die große Monopolmacht der Agrarkonzerne sowie die eingeschränkte
Verbraucherfreiheit –, unterstreichen, wie wichtig diese Ablehnung war und ist.
Daher ist es essenziell, dass das Vorsorgeprinzip entsprechend der Entscheidung des EUGH
auch gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik europaweit angewandt wird. Weil
gentechnische Veränderungen nicht rückholbar sind, muss sichergestellt werden, dass keine
Organismen freigesetzt werden, die Schaden anrichten. Ob die Probleme, die es bei der
herkömmlichen Gentechnik gibt, bei neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/Cas zum Tragen
kommen, muss in jedem einzelnen Zulassungsverfahren im Sinne des europäischen
Vorsorgeprinzips geklärt werden.
Der Einsatz von Gentechnik ist aber nicht nur eine Frage der gesetzlichen Zulassung, sondern
vielmehr eine Frage der Ethik und der gesellschaftlichen Akzeptanz. Deshalb muss der weitere
Umgang mit neuen gentechnischen Verfahren breit gesellschaftlich diskutiert werden.
In diesem Zusammenhang halten wir es auch grundsätzlich für höchst problematisch, dass bei
der finalen Zulassung einzelner Konstrukte der Ständige Ausschuss und die Mitgliedstaaten
ohne das Europäische Parlament entscheiden. Das können wir so nicht akzeptieren. Wir Grünen
werden uns dafür einsetzen, dass das Parlament bei dieser Entscheidung angemessen beteiligt
und gehört wird.
Eine klare Kennzeichnung von Gentechnik ist zentral. Auch Produkte von Tieren, die mit
gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen als solche gekennzeichnet
werden.
Für den Schutz des gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landbaus ist ein
Standortregister nach wie vor unverzichtbar. Die Regelungen zur gesamtschuldnerischen
Haftung sind entsprechend so zu gestalten, dass Mehrkosten und Aufwand, der für den
konventionellen, gentechnikfreien und ökologischen Landbau entsteht, den Nutzern von Sorten,
die mit neuer Gentechnik hergestellt wurden, angerechnet werden.
Keine Patente auf Saatgut, Pflanzen und Leben – Klonen, nein danke!
Das zentrale Problem beim Herumexperimentieren am Saatgut ist dessen Patentierbarkeit. Sie
führt zu immer größeren Monopolen der Agrarkonzerne. Landwirte werden damit abhängig
gemacht, gerade in den Entwicklungsländern mit fatalen Folgen. Problematisch ist zudem, dass
Pestizide bei gentechnisch veränderten Pflanzen häufig eingesetzt werden und die
Wahlfreiheit der Verbraucher*innen unterlaufen wird.
Der entscheidende Kampf ist daher der um ein Verbot von Patenten auf Saatgut und Leben
insgesamt. Züchtung muss, wie seit Jahrtausenden, ein Open-Source-System bleiben. Das Recht
auf Nahrung ist ein Menschenrecht und damit darf es keine Patente auf Pflanzen und auf Tiere
geben.
Zugleich fordern wir ein dauerhaftes Verbot des Klonens in der EU. Den Import von Klonen
sowie von Produkten von deren Nachkommen lehnen wir ab. Es kann nicht sein, dass Milch und
Fleisch von Nachkommen von Klontieren ungekennzeichnet auf den europäischen Markt kommen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- eine Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ökologischen Kriterien,
- sauberes Wasser in ganz Europa,
- ein Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden,
- eine EU-Fischereipolitik, die unsere Fischbestände erhält,
- konsequente Regulierung und Transparenz bei Gentechnik ein Verbot von Patenten auf
Saatgut, Pflanzen und Tiere.
1.6 Europa vom Plastikmüll befreien
Unser Ziel ist ein Europa ohne Plastikmüll, mit sauberen Meeren, einem reichhaltigen
Fischbestand und einer Natur ohne Müll. Die Realität sieht bedrückend anders aus: In den
Ozeanen schwimmen Plastikmüllteppiche von der Größe Mitteleuropas. Auch unsere Flüsse und
Böden leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Wenn wir jetzt nicht radikal umsteuern, wird
es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Inzwischen findet sich Mikroplastik sogar in
der Arktis und im Gletschereis – obwohl dort nahezu keine Menschen leben.
Ein erster Schritt dagegen ist ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und
Pflegeprodukten. Denn Mikroplastik schadet nicht nur den Fischen, sondern kann
möglicherweise auch für unsere Gesundheit schädlich sein. Mikroplastik wurde schon in Salz,
Bier und Mineralwasser nachgewiesen. Welche giftigen Plastikzusätze wir dadurch zu uns
nehmen, weiß bisher niemand genau. Auch für das Klima ist Mikroplastik schlecht. Denn durch
den Zerfall in immer kleinere Partikel wird Methan freigesetzt – das wiederum zur Erhitzung
unserer Erde beiträgt.
Plastikflut eindämmen
Das Importverbot für Plastikmüll, das China Anfang 2018 verhängt hat, beweist, welch
riesiges Problem wir haben. Allein aus Europa importierte China rund 1,5 Millionen Tonnen
Plastikmüll pro Jahr. Seither müssen die Mitgliedstaaten ihre Müllberge selbst in die Hand
nehmen.
Um die zunehmende Plastikflut einzudämmen, brauchen wir anspruchsvolle Minderungsziele für
Plastikabfälle und höhere Recyclingquoten. Bis 2030 müssen wir unseren Verpackungsabfall in
der EU um 50 % reduzieren. Außerdem darf es nicht sein, dass Plastikmüll weiterhin deponiert
wird. Das wollen wir ändern. Ab 2030 müssen alle in der EU in den Verkehr gebrachten
Kunststoffprodukte wiederverwendbar oder komplett abbaubar sein oder kosteneffizient
recycelt werden können.
Plastik ist nicht per se schlecht. Für viele Einsatzgebiete, etwa in der Medizin, ist
Plastik ein wichtiger und sinnvoller Werkstoff. Problematisch ist die zunehmende Verwendung
von Plastik für Einweg- und Wegwerfprodukte. Denn als langlebiges Produkt darf Plastik nicht
in erster Linie für wenige Minuten verwendet werden, wie das beispielsweise bei Trinkhalmen
der Fall ist. Da, wo es Alternativen gibt, müssen sie auch genutzt werden. Die Europäische
Kommission hat dieses Problem in ihrer Plastikstrategie aufgegriffen und unter anderem ein
Verbot von Wegwerfprodukten aus Plastik wie Wattestäbchen, Plastikgeschirr und auch
Trinkhalmen angestoßen. Das ist ein guter erster Ansatz, reicht jedoch noch nicht, um den
Massen an Einwegplastik umfangreich Einhalt zu gebieten.
Zudem braucht es eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte. Eine solche Abgabe bietet
den Anreiz, Verpackungsmüll zu reduzieren, indem die Rohstoffe verteuert werden. Zugleich
kann dadurch der Anteil von recyceltem Plastik gesteigert werden. Erdöl und Erdgas zur
Produktion von Kunststoffen dürfen nicht subventioniert werden. Die Besteuerung von Plastik
muss in eine umfassende und ambitionierte Strategie zur Einsparung und Vermeidung von
Plastik, zur Steigerung des Mehrweganteils und für besseres Produktdesign eingebettet
werden. Dazu gehört auch, die Forschung und Entwicklung von alternativen Materialien
auszubauen.
Recycling stärken
Wir wollen das Recycling von Plastik stärken. Auch hier bietet die Plastikstrategie der EU-
Kommission einen guten Ansatz, der jedoch erweitert werden sollte. Die Recyclingkapazitäten
in der EU müssen massiv ausgebaut werden. Dazu brauchen wir ein ökologisches und
recyclingfreundliches Produktdesign. Die Verpackungsindustrie muss hierzu ihren Beitrag
leisten. Denn immer mehr Verpackungen setzen sich aus vielen unterschiedlichen Materialien
zusammen – was die Recyclingfähigkeit einschränkt.
Getränkeflaschen sind ein Alltagsprodukt aus Plastik. Doch während wir in Deutschland ein
funktionierendes Mehrwegsystem haben, besteht auf europäischer Ebene noch Handlungsbedarf.
Qualitativ hochwertige Plastikflaschen können rund 40 Mal wieder befüllt werden. Das ist
wesentlich ökologischer als Einmalflaschen, die direkt in den Müll wandern. Unser Ziel ist
eine Mehrwegquote in der EU. Deutschland, Österreich und Portugal sind hier schon sehr viel
weiter als andere Mitgliedstaaten. Daher muss eine solche Quote zunächst gestaffelt
aufgebaut werden, um allen die gleichen Chancen zu geben. Für Einweggetränkeflaschen
brauchen wir ein EU-weit einheitliches Pfandsystem. Denn gerade diese Wegwerfprodukte
vermüllen unsere Landschaften, Strände und Meere.
Mit einer ambitionierten Strategie für ein plastikmüllfreies Europa können wir Vorbild sein.
Die Europäische Union muss sich aber auch für eine internationale Plastikkonvention unter
dem Dach der Vereinten Nationen einsetzen. Schließlich kennt Plastikmüll keine Grenzen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten,
- eine europäische Plastiksteuer,
- verbindliche Mehrwegquoten,
- ein EU-weit einheitliches Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen.
Antragstext
Von Zeile 214 bis 217:
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden.
Lärmemissionen müssen strengeren Grenzwerten unterzogen sowie die europaweite Neujustierung der Lärmmessungen (Lärmquellenursache separieren u.a.) zugunsten einer Entlastung von Lärm eingeleitet und umgesetzt werden.
Ein Europa ohne Kohle, Atom und Fracking ist möglich. Wir wollen die Europäische Union zum
weltweiten Vorreiter für Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen.
Unser Kontinent hat gerade hier noch enorme Potenziale, die bislang weitgehend brachliegen.
Durch saubere Energiequellen kann eine weitgehende Energie-Unabhängigkeit erreicht, können
Klima und Umwelt geschützt und nachhaltige Jobs geschaffen werden. Das ist unser Ziel. Die
gute Nachricht: Alle Lösungen dafür stehen bereit, sie müssen nur angepackt werden!
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Generation. Versagen wir bei
der Eindämmung der Krise, haben wir als politische Generation versagt. Mit Klimaschutz
schützen wir nicht nur (und noch nicht einmal in erster Linie) Arten und Natur. Wir schützen
unsere Lebensgrundlagen, aber auch die liberale Demokratie, ein Gemeinwesen, das in der Lage
ist, wertebasierte Politik zu machen. Und wir schützen die ökonomische Basis, auf der wir
unsere Politik aufbauen. Eine Erderhitzung über 2 Grad wird unkontrollierbare Folgen auf
unser Zusammenleben und unsere Freiheit haben. Und sie trifft immer erst die Schwächsten.
Menschen werden ihr Zuhause verlassen müssen und sich als Klimaflüchtlinge auf den Weg
machen. Die weltweiten Migrationsbewegungen werden zunehmen. Die Weltbank, nicht gerade
bekannt für ökologische Sensibilität, rechnet mit 150 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2030.
In elf Jahren. Es wird zu Kriegen um Wasser, fruchtbare Böden oder sichere Stätten kommen.
Wir werden uns der Verantwortung so oder so nicht entziehen können. Doch die Zeit läuft uns
davon. Hitzerekorde, Dürren, Überschwemmungen und starke Stürme liefern fast täglich neue
Schreckensmeldungen. Der vergangene Sommer hat auf eindringliche Weise gezeigt, dass die
Klimakrise längst auch bei uns in Europa Realität ist.
Die Europäische Union muss zu einer Union des Klimaschutzes werden. Das heißt nicht nur,
dass sie eine andere Energie-, Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik betreibt, sondern
dass sie die ökologischen Fragen auch ins Zentrum ihrer Außen-, Sicherheits- und
Friedenspolitik stellt. Wie wir unseren Energiehunger stillen, wird maßgeblich die
Leitlinien der Außenpolitik bestimmen. Ob wir schmutzige Deals mit Diktatoren um Öl, Gas und
Kohle eingehen oder eine demokratische Energieinfrastruktur auf Basis der Erneuerbaren
aufbauen, macht einen Unterschied. Eine Handels- und Landwirtschaftspolitik, die unseren
Reichtum auf Kosten Dritter erwirtschaftet, oder stattdessen faire Partnerschaften, die
einen gedrosselten Ressourcenverbrauch bei uns bedeuten, machen einen Unterschied. Fischen
wir die Meere leer oder sorgen wir für halbwegs intakte Meeresökologie? Exportieren wir
unseren Müll ins Ausland oder verzichten wir auf Wegwerfplastik?
Viele Menschen sind weiter als die Politik: zum Beispiel Bürger*innen, die Bike- und
Carsharing nutzen, sich an Bürgerenergieprojekten beteiligen, auf ökologisch erzeugte
Lebensmittel setzen, die in Nachhaltigkeit und grüne Infrastruktur investieren. Aber auch
innovative Unternehmen, Ingenieur*innen und viele mehr haben sich auf den Weg gemacht. Mit
ihnen allen verbünden wir uns. Und packen an. Für ein Europa, das ohne Kohle- und Atomstrom
auskommt, eine Agrarpolitik betreibt, die auf ökologischen Kriterien basiert und Landwirten
eine Perspektive gibt, ein Europa, das mit einer Plastikabgabe plastikmüllfrei wird und
unsere Meere schützt.
Schadstoffbelastete Böden und Gewässer, weniger Summen und Brummen in der Luft. Das sind
Anzeichen für eine kranke Natur, die auf den Menschen zurückgeht. Und Anzeichen dafür, dass
wir Grenzen überschreiten. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen. In einem
gemeinsamen Europa können wir mit weniger Pestiziden und einem Verbot von Glyphosat Tieren
und Pflanzen wieder mehr Lebensraum geben. Mit einer Wasserrahmenrichtlinie, die wir
konkretisieren und konsequent umsetzen, verbessern wir die Qualität von Flüssen und Seen.
Und mit europäischen Korridoren für Biotope und mehr Wildnisflächen erhalten wir wichtige
Lebensgrundlagen. Wir wollen ein gemeinsames Europa, das seine Umwelt und Natur schützt.
Bei der sauberen Mobilität, bei den erneuerbaren Energien oder auch beim Divestment hinkt
Europa hinterher. Wir wollen grüne Anleihen europaweit stärken und eine Richtlinie für
ökologische Transparenz am Finanzmarkt schaffen. Für den Verkehr der Zukunft wollen wir eine
europäische Batteriezellenproduktion aufbauen. Damit sorgen wir für mehr klimafreundliche
Mobilität und halten zugleich die Wertschöpfung in Europa. Zudem knüpfen wir ein
europaweites Schienennetz und verlagern Güter von der Straße auf die Gleise. Mit einem CO2-
Mindestpreis sorgen wir für wirksamen Klimaschutz. Und für mehr Erneuerbare und größere
Versorgungssicherheit schaffen wir einen gesamteuropäischen Stromverbund und ein
intelligentes Stromnetz. Das alles geht nur gemeinsam. In einem gemeinsamen Europa.
1.1 Klimaschutz fördern, aus Kohle und Atom aussteigen
Die Europäische Union ist reich an sauberen Energiequellen. Die Erneuerbaren haben weltweit
8,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, davon mehr als 1,1 Millionen in der EU und über
300.000 in Deutschland. Investitionen in Erneuerbare und in Energieeffizienz sind
mittlerweile der kostengünstigste Weg für eine nachhaltige Energieversorgung. Es darf nicht
sein, dass Europa durch die rückwärtsgewandte Klimapolitik der Bundesregierung und der
Europäischen Union bei dieser rasanten Entwicklung den Anschluss verliert. In China und den
USA wird pro Kopf mittlerweile deutlich mehr in Erneuerbare investiert als in der EU.
Wir wollen das ändern! Wir wollen ein zu 100 % erneuerbares und ein energieeffizientes
Europa als Treiber für die internationale Energiewende. Dafür muss das europäische
Klimaschutzziel, das sich keineswegs auf dem Pfad der Pariser Klimaziele bewegt,
ambitionierter und verbindlich werden. Bis 2030 müssen 45 % von Europas Energie, die wir
beim Strom, der Wärme und bei der Mobilität verbrauchen, erneuerbar sein, und bis 2050
müssen es 100 % sein. Nur so kann Europa seinen Beitrag leisten, um die Klimakrise
einzudämmen und die globale Erhitzung deutlich unter 2 Grad zu halten. Die CO2-Emissionen
müssen zudem bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Bei der
Energieeffizienz braucht es eine Verbesserung um 40 % im Vergleich zum Jahr 1990, um ein
maximal technisch mögliches Niveau der Energieeffizienz für 2050 zu erreichen.
Die Verbrennung von Kohle ist die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. Dabei gibt es
längst Alternativen: Erneuerbare Energien sind sauberer, sicherer, effizienter und
mittlerweile auch billiger. Das haben Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Italien
längst verstanden und sich der globalen Allianz für den Kohleausstieg (Global Alliance to
Power Past Coal) angeschlossen, die sich für einen Kohleausstieg bis spätestens 2030
ausspricht. Diesen Vorreitern muss sich die Europäische Union inklusive Deutschland
anschließen, statt an der klimaschädlichen Kohle festzuhalten.
Der Export von dreckigem deutschem Kohlestrom untergräbt in europäischen Nachbarländern den
Ausbau der Erneuerbaren. Kohlekraft schadet nicht nur dem Klima, sondern setzt auch
hochgiftige Schadstoffe frei. Die hohen Folgekosten für die Verbrennung von Kohle in Europa
dürfen nicht weiter zu Lasten der Allgemeinheit gehen, die die Kosten und Risiken dafür
trägt. Die Bundesregierung ist super darin, anzukündigen, wie ehrgeizig sie in 10, 15 oder
20 Jahren sein will. Und regelmäßig macht sie nichts in der Gegenwart. Damit muss Schluss
sein. Je energischer wir jetzt handeln, desto leichter werden die letzten Etappen. Wir
müssen jetzt beginnen, Kohlekraftwerke abzuschalten. Daran muss sich Politik messen lassen.
Wir brauchen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen vollständigen
Kohleausstieg.
Die hochgefährliche Atomkraft, deren Kosten und Risiken auf viele zukünftige Generationen
abgewälzt werden, bekämpfen wir europaweit. Der dringend notwendige Kohleausstieg darf nicht
dazu führen, dass Kohle durch Atom ersetzt wird. Die Atombranche etwa in Frankreich setzt
auf eine Renaissance der französischen Atomkraft – mit Atomstrom-Exporten nach ganz Europa.
Die dort diskutierte Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken lehnen wir ab. Es ist völlig
unverantwortlich, dass Atomkraftwerke, die für eine Laufzeit von maximal 40 Jahren
konzipiert wurden, nun trotz zunehmender Stör- und Unfälle 60 Jahre am Netz hängen sollen.
Auch Belgien macht keine Anstalten, seine Schrottreaktoren vorzeitig stillzulegen. Risiko-
AKWs wie das französische Cattenom, das belgische Tihange oder das tschechische Temelín
gehören sofort abgeschaltet. Der Betrieb dieser Schrottmeiler birgt unbeherrschbare Risiken
für alle Europäer*innen. Darüber hinaus fordern wir ein neues Regelwerk auf europäischer
Ebene, das es Bürger*innen und Anrainerstaaten ermöglicht, Einfluss auf die
Sicherheitsanforderungen für grenznahe Atomkraftwerke nehmen zu können. Die Atomtransporte
in Europa müssen systematischer erfasst, transparenter gemacht und auf ein Minimum
beschränkt werden.
Nur durch milliardenschwere staatliche Beihilfen rechnet sich der Bau von Atomkraftwerken in
Europa überhaupt noch. Diese Subventionen sind möglich, weil immer noch auf Grundlage des
längst überholten Euratom-Vertrags entschieden wird. Alle Passagen dieses Vertrages, die
Investitionen, Forschungsförderung und Genehmigungsprivilegien im Bereich der Atomkraft
begünstigen und AKW-Projekten gegenüber anderen Energieträgern einen wettbewerbsverzerrenden
Vorteil verschaffen, müssen gestrichen werden. Der AKW-Rückbau und die Entsorgung von
Atommüll sollen zur Kernaufgabe von Euratom werden. Zudem müssen die EU-weit geltenden
einheitlichen Sicherheitsstandards wesentlich strenger werden. Ebenso ist ein neues
einheitliches europäisches Haftungsregime mit deutlich höheren Anforderungen notwendig;
Subventionierungen durch die Hintertür müssen beendet werden. Bei den Entscheidungen zu
Euratom wollen wir in Zukunft ein klares demokratisches Mitspracherecht durch das
Europäische Parlament. Damit die Energiewende europaweit gelingt, braucht es eine
Erneuerbare-Energien-Union.
CO2 einen Preis geben und den Menschen das Geld
CO2 muss einen Preis bekommen. Dieser Preis besteht nach unseren Vorstellungen aus zwei
Komponenten: Für alle Anlagen, die dem Emissionshandel unterliegen – das sind vor allem
Industrieanlagen sowie Kohle- und Gaskraftwerke –, sollte es einen Mindestpreis für CO2
geben. Die letzte Reform des Emissionshandels war viel zu zaghaft, die Zertifikate sind
weiterhin viel zu billig und verfehlen damit ihre Wirkung. Daher müssen sie verknappt und
verteuert werden. Wir wollen, dass Deutschland zunächst mit einigen EU-Staaten die
Initiative ergreift und in einer regionalen Staatengruppe einen gemeinsamen CO2-Mindestpreis
einführt; die Niederlande und Frankreich haben ihre Absicht dazu schon erklärt.
Perspektivisch wollen wir eine gesamteuropäische Lösung vorantreiben.
Für die Sektoren, die bislang nicht vom Emissionshandel erfasst werden, wie Verkehr, Wärme
und Landwirtschaft, braucht es eine Anpassung der Steuersätze auf Heizöl und Erdgas. Die
fossilen Energieträger müssen für ihren jeweils spezifischen CO2-Ausstoß den wahren Preis
zahlen.
Da Steuern und Abgaben auf Verbrauch immer sozial schwächere Haushalte stärker belasten als
reichere, wollen wir die zusätzlichen Einnahmen aus der CO2-Besteuerung an die
Verbraucher*innen zurückgeben. Unser Ziel ist die Schaffung eines Energiegeldes als Pro-
Kopf-Zahlung an die Menschen in Europa. Solange dies nicht europäisch umsetzbar ist, werden
wir in Deutschland vorangehen.
Beschäftigte beim Strukturwandel in Kohlerevieren unterstützen
Der Kohleausstieg wird auch dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und neue in
Zukunftsbranchen entstehen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Betroffenen ernst und
lassen die Menschen nicht im Stich. Bei diesem Strukturwandel müssen wir die Beschäftigten
und die Regionen unterstützen, damit sie eine Perspektive haben. Im Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) sollen „Kohleausstiegsregionen” speziell gefördert werden. Neue
regionale Wirtschaftsschwerpunkte werden aufgebaut und passgenaue Weiterbildung wird
angeboten. Wir werden dafür ein Recht auf Weiterbildung und lebenslanges Lernen in ganz
Europa verankern. Das hilft nicht nur den vom Strukturwandel Betroffenen, sondern ist auch
ein Mittel gegen Fachkräftemangel.
Europas Energie vernetzen
Selbst wenn Energiepolitik innerhalb der EU heute immer noch vor allem in der nationalen
Kompetenz liegt, sind die Mitgliedsländer durch den gemeinsamen Strommarkt eng miteinander
verbunden. Europa muss sich energiepolitisch weitgehend unabhängig machen. Doch die geplante
Gaspipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, die von Russland und der deutschen
Bundesregierung vorangetrieben wird und die osteuropäischen und baltischen Staaten nicht
miteinbezieht, konterkariert dieses Ziel und widerspricht dabei auch der gemeinsamen
europäischen Energieunion. Zudem ist Nord Stream 2 – wie auch neue Pipeline- und Fracking-
Projekte in anderen Ländern – klimapolitisch falsch, stellt die europäische Solidarität in
Frage und ist für die Ukraine politisch desaströs. Deshalb muss es gestoppt werden. Wir
brauchen nicht mehr Erdgas, sondern mehr Erneuerbare und Energieeffizienz.
Europa muss zusammenwachsen, auch im Strombereich. Mit einem gesamteuropäischen Stromverbund
stärken wir die Versorgungssicherheit, indem Angebot und Nachfrage auf eine breitere Basis
gestellt werden. Damit schaffen wir ein gemeinsames Netz für ganz Europa und verbinden
Lissabon mit Helsinki. Wir beugen auch Lieferengpässen vor und sorgen für mehr
Unabhängigkeit.
Für Europa brauchen wir dringend ein intelligentes Stromnetz, das sowohl die erneuerbaren
Energien dezentral verknüpft und überregional verbindet als auch über flexibel steuerbaren
Stromverbrauch clever das zunehmend erneuerbare Stromangebot vernetzt. Dafür wollen wir eine
echte europäische Energienetzgesellschaft.
Nötig sind europäische Strom- und Gasnetze, die der Energiewende dienen und helfen, die
natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen. Dieses Prinzip muss Leitschnur für
die Auswahl der transeuropäischen Netzbauprojekte sein. Wir wollen die Erzeugungspotenziale
in Europa vernetzen und dabei Maß und Mitte halten zwischen zentralen und dezentralen
Strukturen.
Risikotechnologien wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), also die Einlagerung von
CO2 in unterirdische Lagerstätten, und die Förderung von Erdgas und Erdöl durch Fracking
lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt ab.
Union für Energie- und Ressourceneffizienz
Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare schaffen Arbeitsplätze und reduzieren die
Kosten für die Verbraucher*innen. Wir wollen den Umstieg privater Verbraucher*innen auf
Geräte mit geringerem Energieverbrauch fördern sowie kleinen Unternehmen eine günstigere
Grundversorgung mit Strom und Wärme ermöglichen. Die vom EU-Parlament und Rat geschaffene
Ökodesign-Richtlinie legt für verschiedene Produktgruppen ökologische Mindeststandards fest.
Das ist richtig, reicht aber lange noch nicht aus. Wir wollen für weitere Produkte
ökologische Mindeststandards festlegen. So können wir ökologische Innovationen,
beispielsweise im Bereich Verkehr, fördern. Schlüssel für weniger Energieverbrauch sind der
Bereich Bauen und Wohnen und der Umstieg auf eine energieeffiziente Elektromobilität.
Wir wollen einen Wettbewerb um die ökologischste Produktionsweise entfachen. Die Ökodesign-
Richtlinie muss Recycling und Ressourceneffizienz fördern und fordern. Auch wollen wir
erreichen, dass die jeweils ressourcenschonendste Produktionsweise nach einiger Zeit zum
Standard erklärt wird, den dann alle einhalten müssen. Die Ökodesign-Richtlinie hat das
Potenzial, 90 Milliarden Euro pro Jahr an Energie- und Materialkosten einzusparen und 1
Million Jobs zu schaffen. Insgesamt können wir mit einer ressourcenschonenden
Wirtschaftsweise bis zu 2,8 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa schaffen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- einen europaweiten Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom,
- Investitionen in intelligente Stromnetze und einen transeuropäischen Netzausbau,
- einen vernünftigen Preis für CO2,
- ein Programm, das Arbeitnehmer*innen in Kohleausstiegsregionen unterstützt.
1.2 Europa verbinden mit grüner Mobilität
Europa lebt vom grenzüberschreitenden Austausch. Reisen, leben, lieben und arbeiten jenseits
nationaler Grenzen ist selbstverständlich geworden. Wir wollen ein Verkehrssystem in Europa
aufbauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Ein System, das unsere
Lebensqualität steigert. Steigende CO2-Emissionen verschärfen die Klimakrise, Stickoxide und
Feinstaub schädigen massiv die Gesundheit, und Staus auf zahlreichen Straßen rauben uns die
Zeit. Gleichzeitig fehlt in ländlichen Regionen ein flächendeckender Nahverkehr, sind Züge
unzuverlässig und Radwege oftmals in schlechtem Zustand. Das wollen wir ändern. Wir möchten
in Europa eine Mobilität, die klimaneutral, kostengünstig und für alle nutzbar ist und
Umwelt und Gesundheit schützt. Das bedeutet: weniger, aber dafür saubere und leise Autos,
mehr Car- und Bikesharing, bessere Zug- und ÖPNV-Angebote und eine bessere Vernetzung
unterschiedlicher Verkehrsträger in der Stadt und auf dem Land. Mittelfristig wollen wir
autofreie Innenstädte schaffen.
Europa braucht einen Paradigmenwechsel bei den Investitionen in Straßen: Statt Milliarden in
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert
werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und
Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden.
Lärmemissionen müssen strengeren Grenzwerten unterzogen sowie die europaweite Neujustierung der Lärmmessungen (Lärmquellenursache separieren u.a.) zugunsten einer Entlastung von Lärm eingeleitet und umgesetzt werden.
Auch den Fahrradverkehr wollen wir ausbauen. Mittlerweile gibt es 14 europäische
Fernradwege, die Euro-Velo-Routen. Diese wollen wir ausbauen, um den grenzüberschreitenden
Fahrradverkehr zu fördern.
Ein europäisches Schienennetz knüpfen
Um die grüne europäische Mobilität zu fördern, wollen wir, dass Europa auf der Schiene
zusammenwächst. Anstatt vorrangig milliardenschwere Großprojekte, wie Stuttgart 21, mit
wenig europäischem Nutzen zu finanzieren, müssen europäische Fördermittel gezielt für
bestehende und fehlende Abschnitte eingesetzt werden. Das europäische Eisenbahnnetz ist noch
immer ein Flickenteppich mit zahlreichen Lücken an den nationalen Grenzen. Wir wollen das
ändern. Das 2016 erstmals aufgelegte europäische Lückenschlussprogramm ist ein grüner
Erfolg, der deutliche Verbesserungen schafft. Aber schon jetzt wird deutlich, dass die
Nachfrage das Programm überfordert. Deswegen fordern wir eine Verdoppelung der Mittel. Damit
schaffen wir mit wenig Aufwand einen besseren grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Davon
profitieren gerade die Menschen, die alltäglich darauf angewiesen sind.
Während man in Europa relativ einfach mit dem Auto über Grenzen fährt, müssen im
Schienenverkehr oftmals Loks, Personal und Stromnetz gewechselt werden. Das kostet nicht nur
Zeit, sondern macht den Zugverkehr insgesamt unattraktiver. Deshalb müssen die
unterschiedlichen nationalen Verkehrsnetze europaweit vereinheitlicht werden. Ein
gemeinsames Verkehrsnetz braucht gemeinsame Standards, von Ticketsystemen und Bahnsteighöhen
bis zu Sicherheitsstandards. Nur wenn die Kleinstaaterei aufhört, kann Europa mehr Personen-
und Güterverkehr auf die Schiene verlagern. Das schont das Klima und senkt die Belastung
durch Lärm und Schadstoffe. Wir brauchen massive Investitionen in transnationalen Güter- und
Personenverkehr. Wir setzen uns für die Wiederaufnahme europäischer Nachtzüge zwischen allen
Metropolen und einen funktionierenden Pendelverkehr in Grenzregionen ein.
Weltmarktführer für saubere Autos
Um die Mobilität der Zukunft zu prägen, muss Europa den Wandel in der Autoindustrie
anpacken. Neue Automobilhersteller, Mobilitätsdienstleister und Digitalkonzerne aus den USA
und China fordern die europäischen Hersteller heraus. Nur wer die saubersten, bequemsten und
intelligentesten Mobilitätslösungen anbietet, kann internationaler Marktführer bleiben.
Dabei geht es um unglaublich viel: Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Klima- und
Gesundheitsschutz – um nur einige wenige Aspekte zu nennen.
Es sind vor allem die nationalen Regierungen und oft Deutschland, die in Brüssel die CO2-
Grenzwerte für Autos verwässern, Diesel-Tricksereien vertuschen und strengere Abgastests
blockieren. Gerade die Große Koalition hat damit der Automobilindustrie einen Bärendienst
erwiesen. Wir Grünen wollen den nötigen Technologiewandel vorantreiben: weg vom fossilen
Verbrennungsmotor hin zu abgasfreien Antrieben. Dafür braucht es ambitionierte europäische
CO2-Grenzwerte für Neuwagen, eine Förderung der europäischen Ladeinfrastruktur und eine
europaweite Quote für abgasfreie Neuwagen, damit ab 2030 möglichst nur noch abgasfreie Autos
neu zugelassen werden. Zudem brauchen wir strengere Kontrollen bei Abgastests und das Ende
der Steuerprivilegien bei Kraftstoffen. Außerdem wollen wir die Batteriezellenproduktion
sowie die Produktion von Wasserstoffautos europäisch unterstützen, um beim sauberen Auto
Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. Auch beim ÖPNV wollen wir die
Elektromobilität voranbringen: Bahnstrecken müssen elektrifiziert und abgasfreie Busse
produziert werden.
In einem neuen umfassenden Mobilitätssystem wird das Auto vernetzt mit Bus, Bahn, Fahrrad
und Fußverkehr. Über Carsharing teilen sich Menschen Autos. Hinzu kommen neue Entwicklungen
wie die intelligente Verkehrssteuerung und autonome Autos, die unter den richtigen
Rahmenbedingungen mehr Klimaschutz, Sicherheit und Effizienz schaffen können. Wir wollen die
digitale, emissionsfreie Mobilität stärken und damit unsere Lebensqualität erhöhen. Dazu
wollen wir auf europäischer Ebene einen Förderwettbewerb für Städte starten, die den
Autoverkehr verringern und Carsharing, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gezielt ausbauen.
Umsteuern bei Flugverkehr und Schifffahrt
Auch den Flugverkehr und die Schifffahrt möchten wir auf einen nachhaltigen Kurs bringen.
Wir wollen, dass die EU sich auf internationaler Ebene für klare Klimaziele für die
Schifffahrt und den Flugverkehr einsetzt. Wir setzen daher auf eine einheitliche europäische
Regelung, die emissionsarme Kraftstoffe wie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien in der
Schifffahrts- und Flugindustrie fördert. Landstromanschlüsse für Kreuzfahrt-, Container- und
Frachtschiffe sollen europaweit verbindlich werden.
Neben Nord- und Ostsee sollen weitere EU-Gewässer wie das Mittelmeer als
Emissionssonderzonen ausgewiesen und die Nutzung von Schweröl soll generell verboten werden.
Wir wollen darüber hinaus eine europaweite Abgabe für Kreuzfahrtschiffe einführen, ähnlich
der Flugverkehrsabgabe bzw. Kerosinsteuer. Derzeit sind Kreuzfahrtreisen nahezu von allen
Steuern ausgenommen, der Schiffstreibstoff steht den Reedern ebenfalls steuerfrei zur
Verfügung. Diese Ungleichbehandlung wollen wir abschaffen.
Auch im Luftverkehr kommt es darauf an, die unfairen Wettbewerbsvorteile abzuschaffen.
Internationale Flüge unterliegen weiter keiner Mehrwertsteuer und Kerosin wird nicht
besteuert. Das wollen wir ändern. Zudem muss der internationale Flugverkehr endlich in den
europäischen Emissionshandel einbezogen werden, um seinen Beitrag zum Schutz der Atmosphäre
beizutragen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- Vorfahrt für die Schiene,
- die Förderung sauberer Autos und zukunftsfester Arbeitsplätze,
- eine Schifffahrt ohne Schweröl,
- ein Ende der Steuerbefreiung für Kerosin.
1.3 Ressourcenschonende Wirtschaftsdynamik entfachen
Europa steht vor der Jahrhundertaufgabe, seine Wirtschaft ökologisch und sozial
umzugestalten. In Politik und Wirtschaft gibt es viele, die sich offenbar vor dieser Aufgabe
scheuen und sie weiter vor sich herschieben wollen. Damit werden die Probleme aber größer.
Wir Grünen bleiben dagegen hartnäckig, wenn es darum geht, der Wirtschaft einen ökologischen
und sozialen Rahmen zu setzen. Erst dieser Rahmen ermöglicht es der Wirtschaft, in einem
fairen Wettbewerb ihre Innovationskraft, ihre Ingenieurskunst und ihre technologischen
Stärken unter Beweis zu stellen. Das wollen wir unterstützen.
Wir wollen eine Modernisierungsoffensive zur Förderung ressourcenschonender und CO2-armer
Innovationen. Dafür brauchen wir eine industriepolitische Strategie, die die europäische
Wirtschaft fit für die Zukunft macht und eine neue Wirtschaftsdynamik entfacht. So vereinen
wir eine hohe Lebensqualität und gute Jobs mit dem Erhalt unserer natürlichen
Lebensgrundlagen. Ermutigend für die Perspektive einer ökologischen Transformation unserer
Wirtschaft ist es, wenn sich die europäische Stahlindustrie dazu bekennt, in den nächsten
Jahren auf CO2-neutrale Stahlproduktion umzuschwenken.
Wir verbrauchen die Ressourcen und Rohstoffe unseres Planeten in einem atemberaubenden
Tempo. Für nachhaltigen Wohlstand brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft, die wertvolle
Rohstoffe wiederverwertet. Deshalb muss die Förderung der europäischen Kreislaufwirtschaft
Zentralanliegen jeder ökologisch orientierten Wirtschaftspolitik sein. Digitalplattformen
können dabei vor allem mit Blick auf industrielle Sekundärrohstoffe eine wichtige Rolle
spielen. Europa muss darauf achten, dass etwa im Bereich von Elektronikschrott nicht
wertvolle Ressourcen rücksichtslos auf Müllkippen in der ganzen Welt exportiert werden,
während durch Hightech-Recycling der Rohstoffverbrauch reduziert und Kosten für Unternehmen
und für die Umwelt verringert werden können. Besonderes Gewicht für die Recyclingwirtschaft
hat auch die europäische Plastikstrategie, deren Ziel es ist, die ständige Vermehrung von
Plastikmüll drastisch einzudämmen.
Geld nachhaltig anlegen und raus aus den Fossilen
Wir setzen uns dafür ein, Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen – und sind damit
Teil der internationalen Divestment-Bewegung. Statt aus dem Raubbau an unserem Planeten
Profit zu ziehen, wollen wir in den Klimaschutz finanzieren. Das ist auch finanziell
sinnvoll, da die internationale Energiewende dazu führen wird, dass Investitionen in Kohle,
Öl und Gas mittelfristig abgeschrieben werden müssen. Grüne in Ländern und Kommunen haben es
vorgemacht: Auf ihren Antrag hin werden die Kommunal- und Landesfinanzen nachhaltig
ausgerichtet.
Der ökologische Umbau braucht massive Investitionen, die finanziert werden müssen. Heute
wird immer noch viel Kapital in alten fossilen Technologien angelegt. Das ist nicht nur ein
ökologisches Problem, sondern gefährdet auch die Stabilität der Finanzmärkte und die
Altersvorsorge der Menschen. Wir wollen Finanzmärkte, die nicht in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft investieren. Nachhaltige Kapitalanlagen sind dazu ein Wachstumsmarkt,
der den Finanzplatz Europa stabiler und zukunftsfähig macht.
Grüne Anleihen wollen wir europaweit stärken und eine einheitliche Klassifizierung schaffen.
Wir fordern eine Richtlinie für ökologische Transparenz am Finanzmarkt, damit Anleger
wissen, wie ökologisch ihre Geldanlage ist. Wir wollen ein europäisches „Green Finance
Label“ für Investitionen und Anlagen einführen, die die höchsten Nachhaltigkeitskriterien
erfüllen. Außerdem wollen wir ökologische und soziale Ziele in der
Unternehmensberichterstattung verpflichtend machen und ein unabhängiges Siegel für
nachhaltige Geldanlagen einführen.
Der Staat ist selbst ein sehr großer Nachfrager von Gütern. Zukünftig wollen wir auch das
öffentliche Beschaffungswesen an verbindliche ökologische, soziale und Fairtrade-Kriterien
knüpfen. Damit schaffen wir einen gewaltigen Markt für Unternehmen, die ökologisch und
sozial wirtschaften. Staatliche Subventionen für klimaschädliches Wirtschaften wollen wir
abschaffen.
Wir wollen die Mittel des Zukunftsfonds im EU-Haushalt für die soziale und ökologische
Modernisierung der europäischen Wirtschaft und Infrastruktur nutzen und vor allem kleinen
und mittleren Unternehmen sowie dem Handwerk den Zugang zu europäischen Förderprogrammen für
energie- und ressourceneffiziente Produktion erleichtern.
Wirtschaftspolitik richtet sich oft nur an profitorientierten Unternehmen aus. Dabei werden
Chancen vertan, die Genossenschaften und soziale Unternehmen bieten. Wir wollen eine
Strategie der EU zur Förderung der Gemeinwohlökonomie. Sie soll künftig in die
Unternehmensberichterstattung und in EU-Förderprogramme integriert werden. Unternehmen mit
Gemeinwohlorientierung sollen durch eine anerkannte Kennzeichnung gestärkt und bei
öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- das Anlegen öffentlicher Gelder in nachhaltigen Geldanlagen (Divestment),
- ein nachhaltiges Finanzsystem und ökologisch transparente Geldanlagen,
- eine Stärkung der Gemeinwohlökonomie.
1.4 Natur und Umwelt schützen
Sauberes Wasser, reine Luft, gesunde Böden und intakte Landschaften bilden unsere
Lebensgrundlagen. Aber diese sind bedroht. Der ehemals große Reichtum an Tieren, Pflanzen
und Lebensräumen schwindet täglich. Lebensräume gehen verloren, Arten sterben aus. Auf den
Wiesen und in den Wäldern wird es stiller, es brummt, summt und zwitschert immer weniger:
Die Vogelpopulation in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert, die Anzahl
von Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. Rund ein Drittel der bei uns
heimischen Arten sind bedroht, darunter viele Bienen. Auch in anderen europäischen Ländern
sieht die Situation nicht viel besser aus.
Wir setzen unsere ganze Kraft dafür ein, den negativen Trend beim Artensterben zu stoppen.
Wir wollen eine artenreiche und intakte Natur erhalten und dort wiederherstellen, wo sie
bereits Schaden genommen hat. Das bedeutet auch, dass wir Natura-2000-Gebiete verteidigen,
verbessern und Schutzgebiete wo möglich vergrößern.
Die EU, und damit ihre Mitgliedstaaten, hat sich im Rahmen der Vereinten Nationen
verpflichtet, den Artenrückgang und die Zerstörung natürlicher Lebensräume bis 2020
aufzuhalten – und wird diese Ziele voraussichtlich deutlich verfehlen. Wir fordern daher,
umgehend eine ambitionierte europäische Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt für
den Zeitraum nach 2020 und ein Nachfolgeprogramm für das 7. Umweltaktionsprogramm zu
erarbeiten. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen wir darin als neue
Leitprinzipien verankern.
In den letzten Jahren war es immer wieder die Europäische Union, die im Bereich der Umwelt-
und Naturschutzgesetzgebung Druck gemacht hat. Und es waren die nationalen Regierungen, die
sie verwässert oder nicht erfüllt haben. Dann sanktioniert die EU: Um einen der letzten
intakten Urwälder in Europa zu retten, hat der Europäische Gerichtshof die polnische
Regierung durch Androhung von Strafzahlungen gezwungen, die Abholzung des Białowieża-Waldes
zu stoppen. Ebenso hat die EU Deutschland aufgrund der zu hohen Nitratwerte in unserem
Wasser verurteilt.
Die gute gesetzliche Grundlage beim europäischen Umwelt- und Naturschutz muss von der EU-
Kommission und den Mitgliedstaaten umfassend umgesetzt werden. Hierzu sind auf allen Ebenen
personelle und finanzielle Kapazitäten zu schaffen. Außerdem muss die EU-Kommission ihre
Rolle als Hüterin der Verträge und des EU-Rechts ernst nehmen und hierfür Verstöße gegen das
europäische Umweltrecht konsequent durch Vertragsverletzungsverfahren ahnden.
Umweltschädliche Subventionen wollen wir abbauen und den Naturschutz besser finanzieren.
Außerdem wollen wir transeuropäische grüne Korridore für Biotope vorantreiben. Um
Lebensgrundlagen in der EU zu erhalten, braucht es eine intakte Natur. Dafür fördern wir
mehr Wildnisflächen: Möglichst bis 2030 wollen wir die Wildnisflächen in Europa verdoppeln.
Dafür muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und sein beschlossenes Ziel von 2 %
Wildnis bis 2020 umsetzen. Doch all das bringt uns nur voran, wenn wir das mit einer
Agrarwende, weniger Pestiziden auf den Feldern und mehr ökologischem Landbau verbinden.
Für Umwelt- und Tierschutzverbände wollen wir ein volles Verbandsklagerecht schaffen, damit
der Umweltschutz gegenüber kurzfristigen Industrieinteressen gestärkt wird. Wir wollen die
Entscheidungsprozesse demokratisieren, indem wir die Bürgerbeteiligung stärken und
Lobbyismus regulieren.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- den Schutz einzigartiger Kulturlandschaften und Urwälder in Europa,
- grenzüberschreitende Biotope,
- eine bessere Naturschutzfinanzierung,
- ein Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzorganisationen
1.5 Die Landwirtschaft so verändern, dass sie unsere Lebensgrundlagen bewahrt
Wir streiten und werben für eine vielfältige, nachhaltige, regional verankerte, bäuerliche
Landwirtschaft, die Natur und Tiere schont und gesundes Essen für uns alle erzeugt. Wir
wollen eine konsequente Neuausrichtung hin zu einer europäischen Agrar- und
Ernährungspolitik, die im Einklang ist mit den europäischen Zielen in der Klima-, Umwelt-,
Verbraucher- und Entwicklungspolitik. Zudem möchten wir die vielfältigen Kulturlandschaften
in Europa und lebendige ländliche Räume mit zukunftsfesten Betrieben erhalten. Deswegen
streiten wir für die europäische Agrarwende: für den Aufbau einer nachhaltigen
Lebensmittelproduktion, die sowohl eine gesunde Ernährung sichert als auch hohen Umwelt- und
Tierschutzstandards genügt und faire Preise für die Landwirt*innen erzielt.
Zusammen mit Landwirt*innen und Umweltverbänden haben wir schon viel erreicht: Immer mehr
Verbraucher*innen in der EU wollen gesunde, ökologisch und regional produzierte
Lebensmittel. Daher ist Bio-Landbau längst ein fester Bestandteil der europäischen
Landwirtschaft geworden. Genauso setzen sich immer mehr Menschen in der EU mit uns für
bessere Tierhaltung und mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft ein, wie zuletzt die
europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat gezeigt hat. Doch der Handlungsdruck bleibt
groß.
Durch intensive Landwirtschaft und Monokulturen gehen noch immer europaweit fruchtbare Böden
verloren, das Artensterben geht ungebremst weiter, der Pestizideinsatz ist ungemindert hoch
und industrielle Tierhaltung degradiert Tiere zu Rohstoffen. Die Landwirtschaft, eine der
Hauptbetroffenen der Klimakrise, ist selbst für einen nicht geringen Anteil des Ausstoßes
klimaschädlicher Gase und damit mit für die Erderhitzung verantwortlich.
Es ist höchste Zeit, eine Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln, die die europäische
Landwirtschaft zukunftsfähig macht. Der Schutz von Klima, Boden, Wasser, Artenvielfalt und
Tierwohl steht im Mittelpunkt dieser neuen Landwirtschaftspolitik. Die europäische
Agrarpolitik sollte dazu beitragen, dass die Konsum- und Produktionsstrukturen in Europa
nicht die natürlichen Ressourcen und die Lebensgrundlagen bei uns in Europa und in sich
entwickelnden Ländern zerstören, indem EU-Agrarprodukte zu Dumpingpreisen die Märkte
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas überfluten. Vielmehr muss sie dazu beitragen, dass die
bäuerliche Landwirtschaft in Europa erhalten wird und die nachhaltigen Entwicklungsziele
erreicht werden.
Qualität statt Masse – Neuausrichtung der Agrarförderung
Um die europäische Landwirtschaft an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen,
muss sich vor allem die EU-Agrarförderpolitik grundlegend ändern. Immer noch kommt der
größte Teil der bisher knapp 60 Milliarden Euro, mit denen die Landwirtschaft jährlich
subventioniert wird, insbesondere großen Betrieben zugute und fördert so Umweltzerstörung,
Industrialisierung und Exportorientierung. Die Mittel belohnen zudem pauschal Bodenbesitz.
Eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dagegen muss Leistungen der Landwirtinnen und
Landwirte für das Gemeinwohl fördern und ihnen so Alternativen zum Prinzip „wachse oder
weiche“ eröffnen. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, eine artgerechte und eine
flächengebundene Tierhaltung würden dann gezielt unterstützt. Betriebe, die weniger oder gar
keine Pestizide einsetzen, unser Wasser sauber halten, würden also deutlich mehr Förderung
bekommen als industriell wirtschaftende Betriebe. Nur mit dem Prinzip „öffentliches Geld für
öffentliche Leistung“ lassen sich die hohen Zahlungen noch rechtfertigen.
Die Vorgaben für diese Leistungen müssen auf EU-Ebene definiert werden, damit die
Mitgliedstaaten nicht um den niedrigsten Standard konkurrieren. Voraussetzung für jedwede
Förderung ist das Einhalten von Umweltstandards, die ebenfalls für alle Mitgliedstaaten auf
EU-Ebene festgelegt werden müssen. Im Rahmen der GAP fordern wir einen 15 Milliarden Euro
schweren Naturschutzfonds.
Landspekulationen und Aufkauf von Land eindämmen
Landgrabbing, das heißt das Aufkaufen von landwirtschaftlichen Flächen als
Investitionsobjekten durch Kapitalanleger und Staaten, sowie eine verzerrende
Strukturpolitik bedrohen die vielfältige, solide und nachhaltige bäuerliche
Landwirtschaftsstruktur, auch in Europa.
Bäuerliche Betriebe sollen vor Agrarkonzernen und Bodenspekulation geschützt werden, etwa
durch verpflichtende Obergrenzen für Agrarzahlungen pro Nutznießer (und nicht nur pro
Tochterunternehmen), mehr Geld für die ersten Hektare, um kleine und mittlere Betriebe zu
unterstützen, Einstiegserleichterungen für Neugründungen, Transparenz der
Eigentumsverhältnisse, Monitoring der Preise und des Zustands des Bodens durch eine
europäische Beobachtungsstelle. Landwirtschaftlicher Boden ist ein öffentliches Gut und muss
vor Spekulationen geschützt werden.
Trinkwasser und Gewässer schützen
Wasser ist ein kostbares Gut, das geschützt werden muss. Der Zugang zu sauberem Wasser ist
ein Menschenrecht. Doch fast 2 Millionen Menschen in Europa haben keinen ordentlichen Zugang
zu Trinkwasser oder sanitärer Versorgung. Die Klimaerhitzung verschärft diese Situation. In
südlichen Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland wird Wasser bereits zu einem immer
knapperen Gut. Unsere Art zu konsumieren und zu wirtschaften verschwendet und verschmutzt
Wasser zu leichtfertig. Um das Menschenrecht auf Wasser in der EU zu verankern, gründete
sich 2012 die Europäische Bürgerinitiative Right2Water, die wir von Anfang an unterstützt
haben. Knapp 1,7 Millionen Europäerinnen und Europäer aus 13 EU-Mitgliedstaaten trugen diese
erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative. Wir werden uns weiterhin jedem Versuch
entgegenstellen, die öffentliche Wasserversorgung zum Investitionsobjekt für internationale
Unternehmen zu machen.
Unser Leitbild sind lebendige Flüsse und Seen in Europa, die in einem guten ökologischen
Zustand sind. Gesunde Gewässer sind besonders wertvolle Ökosysteme, denn sie garantieren
Artenreichtum. Doch davon sind wir in vielen Teilen Europas noch meilenweit entfernt.
Deshalb setzen wir uns vehement für eine ambitionierte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
ein und werden diese durch entsprechende Leitfäden konkretisieren. Außerdem wollen wir den
Antibiotikaeinsatz, eine Gülleüberproduktion und den Einsatz gefährlicher Pestizide in der
Landwirtschaft weiter zurückdrängen.
Insekten- und Vogelsterben aufhalten – Glyphosat vom Acker!
Die industrielle Landwirtschaft ist eine Hauptursache für das Artensterben. Wichtige
Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen durch Ackergifte, Überdüngung, Monokulturen,
intensive Landnutzung und fehlende Wildnis verloren.
Wir reduzieren den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft drastisch, indem wir die
giftigsten Pestizide sofort verbieten – darunter auch alle Neonikotinoide, denn sie schaden
unseren Insekten und Bienen massiv. Für das Ende des Totalherbizids Glyphosat setzen wir uns
weiterhin mit aller Kraft ein – und machen Druck auf die Bundesregierung, die schon einmal
auf europäischer Ebene für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gestimmt hat. Die
Zulassungsverfahren für Pestizide wollen wir auf Basis eines gestärkten Vorsorgeprinzips
reformieren und das zugrunde liegende Wissenschaftsprinzip transparenter machen. Es braucht
dringend eine unabhängige Risikobewertung sowie strenge Kontrollmechanismen.
Fischbestände schützen
Wir machen uns stark für eine nachhaltige EU-Fischereipolitik, die dafür sorgt, dass unsere
Meere geschützt und Fischarten nicht überfischt werden. Nur die nachhaltige Bewirtschaftung
von Fischbeständen gibt der Fischerei eine Zukunft. Um der katastrophalen Plünderung der
Meere und der Fischbestände Einhalt zu gebieten, reichen kosmetische Korrekturen der EU-
Fischereipolitik nicht aus. Fangquoten müssen verbindlich an wissenschaftlichen Kriterien
ausgerichtet werden, statt rein politisch festgelegt zu werden. Die Tiefseefischerei und
besonders umweltschädliche Fangmethoden wollen wir gänzlich verbieten. Die EU soll
bestehende Meeresschutzgebiete ausweiten, neue schaffen und die Gebiete effektiv sichern.
Tierwohl stärken
Gerade angesichts der Klimakrise brauchen wir eine Abkehr von den großen Tierbeständen.
Neben den ökologischen Problemen wird schlicht die Futtergrundlage zu knapp. Deshalb sollten
alle Förderungen daran gekoppelt werden, dass die Anzahl der Tiere pro Fläche begrenzt wird.
Ein Betrieb sollte also nur so viele Tiere haben, wie er mit dem Ertrag seiner Flächen
grundsätzlich ernähren kann.
Viel zu häufig konkurrieren die EU-Länder um die niedrigsten Preise und reduzieren so die
Tierschutzstandards. Wir wollen hingegen, dass die EU alle Tiere durch neue Gesetzgebung und
ordnungsgemäße Durchführung bestehender Regelungen schützt.
Je weniger Tiertransporte, desto besser für die Tiere. Falls Transporte nicht vermieden
werden können, müssen sie so unstrapaziös wie möglich sein. Daher fordern wir, dass Tiere
verpflichtend zu einem nahe gelegenen Schlachthof gebracht werden müssen – statt zu dem, der
am billigsten arbeitet. Tiertransporte für Schlachttiere wollen wir auf maximal vier Stunden
begrenzen. Wir wollen regionale Schlachtstätten und mobile Schlachteinrichtungen fördern
sowie regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufbauen, um eine Infrastruktur
für regionale, tierschutzkonforme Schlachtung zu schaffen.
Exporte lebender Schlachttiere in Länder außerhalb der EU sowie jede Form von Klonen und
Qualzucht wollen wir verbieten. Das Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik muss konsequent
umgesetzt und auf weitere Produkte ausgeweitet werden. Zusätzlich benötigen wir eine
Förderung für die Erforschung von Alternativen. Auch Straßentiere müssen in Europa ein
würdiges Leben haben. Wir fordern ein Ende der Tötung von streunenden Katzen und Hunden.
Stattdessen müssen öffentliche und private Maßnahmen der Geburtenkontrolle, etwa die
Kastration, gestärkt werden.
Wildtiere wollen wir besonders schützen. Hierfür sind internationale Arten- und
Naturschutzabkommen konsequent umzusetzen. Wir wollen illegalen Wildtierhandel in Europa
bekämpfen und den Import von Wildfängen in die EU verbieten.
Landwirtschaftliche Ökosysteme stärken – Gentechnik konsequent regulieren
Eine andere Landwirtschaft bedeutet auch anders anzubauen – gerade im Lichte der
Klimaauswirkungen. Das Potenzial verschiedenster Anbaumethoden, robuste landwirtschaftliche
Ökosysteme zu bilden – über Push-and-Pull-Techniken und Permakultur bis zu
Agroforstsystemen –, ist riesig, ebenso wie das Potenzial ökologischer Anbautechniken,
widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Trockenheit, Versalzung, Vernässung zu sein. Dieses
Potenzial ist aber in Europa nur in Ansätzen erforscht. Wir fordern daher eine deutlich
stärkere Forschungsförderung in diesem Bereich. Denn aktuell werden agrarökologische
Methoden – zu denen auch der zertifizierte Ökolandbau gehört – in Europa und weltweit nur
mit einem Bruchteil der finanziellen Mittel erforscht und weiterentwickelt, die
konventionelle und gentechnische Ansätze erhalten.
Wir Grünen lehnen seit vielen Jahren die Agrogentechnik ab, anders als Gentechnik im
medizinischen Bereich und bei der industriellen Produktion. Die großen Probleme, die Länder
wie die USA oder Argentinien als Folge des Einsatzes von Gentechnik haben – wie ein massiver
Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat, Superunkräuter, Gefährdung landwirtschaftlicher
Vielfalt, die große Monopolmacht der Agrarkonzerne sowie die eingeschränkte
Verbraucherfreiheit –, unterstreichen, wie wichtig diese Ablehnung war und ist.
Daher ist es essenziell, dass das Vorsorgeprinzip entsprechend der Entscheidung des EUGH
auch gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik europaweit angewandt wird. Weil
gentechnische Veränderungen nicht rückholbar sind, muss sichergestellt werden, dass keine
Organismen freigesetzt werden, die Schaden anrichten. Ob die Probleme, die es bei der
herkömmlichen Gentechnik gibt, bei neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/Cas zum Tragen
kommen, muss in jedem einzelnen Zulassungsverfahren im Sinne des europäischen
Vorsorgeprinzips geklärt werden.
Der Einsatz von Gentechnik ist aber nicht nur eine Frage der gesetzlichen Zulassung, sondern
vielmehr eine Frage der Ethik und der gesellschaftlichen Akzeptanz. Deshalb muss der weitere
Umgang mit neuen gentechnischen Verfahren breit gesellschaftlich diskutiert werden.
In diesem Zusammenhang halten wir es auch grundsätzlich für höchst problematisch, dass bei
der finalen Zulassung einzelner Konstrukte der Ständige Ausschuss und die Mitgliedstaaten
ohne das Europäische Parlament entscheiden. Das können wir so nicht akzeptieren. Wir Grünen
werden uns dafür einsetzen, dass das Parlament bei dieser Entscheidung angemessen beteiligt
und gehört wird.
Eine klare Kennzeichnung von Gentechnik ist zentral. Auch Produkte von Tieren, die mit
gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen als solche gekennzeichnet
werden.
Für den Schutz des gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landbaus ist ein
Standortregister nach wie vor unverzichtbar. Die Regelungen zur gesamtschuldnerischen
Haftung sind entsprechend so zu gestalten, dass Mehrkosten und Aufwand, der für den
konventionellen, gentechnikfreien und ökologischen Landbau entsteht, den Nutzern von Sorten,
die mit neuer Gentechnik hergestellt wurden, angerechnet werden.
Keine Patente auf Saatgut, Pflanzen und Leben – Klonen, nein danke!
Das zentrale Problem beim Herumexperimentieren am Saatgut ist dessen Patentierbarkeit. Sie
führt zu immer größeren Monopolen der Agrarkonzerne. Landwirte werden damit abhängig
gemacht, gerade in den Entwicklungsländern mit fatalen Folgen. Problematisch ist zudem, dass
Pestizide bei gentechnisch veränderten Pflanzen häufig eingesetzt werden und die
Wahlfreiheit der Verbraucher*innen unterlaufen wird.
Der entscheidende Kampf ist daher der um ein Verbot von Patenten auf Saatgut und Leben
insgesamt. Züchtung muss, wie seit Jahrtausenden, ein Open-Source-System bleiben. Das Recht
auf Nahrung ist ein Menschenrecht und damit darf es keine Patente auf Pflanzen und auf Tiere
geben.
Zugleich fordern wir ein dauerhaftes Verbot des Klonens in der EU. Den Import von Klonen
sowie von Produkten von deren Nachkommen lehnen wir ab. Es kann nicht sein, dass Milch und
Fleisch von Nachkommen von Klontieren ungekennzeichnet auf den europäischen Markt kommen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- eine Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ökologischen Kriterien,
- sauberes Wasser in ganz Europa,
- ein Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden,
- eine EU-Fischereipolitik, die unsere Fischbestände erhält,
- konsequente Regulierung und Transparenz bei Gentechnik ein Verbot von Patenten auf
Saatgut, Pflanzen und Tiere.
1.6 Europa vom Plastikmüll befreien
Unser Ziel ist ein Europa ohne Plastikmüll, mit sauberen Meeren, einem reichhaltigen
Fischbestand und einer Natur ohne Müll. Die Realität sieht bedrückend anders aus: In den
Ozeanen schwimmen Plastikmüllteppiche von der Größe Mitteleuropas. Auch unsere Flüsse und
Böden leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Wenn wir jetzt nicht radikal umsteuern, wird
es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Inzwischen findet sich Mikroplastik sogar in
der Arktis und im Gletschereis – obwohl dort nahezu keine Menschen leben.
Ein erster Schritt dagegen ist ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und
Pflegeprodukten. Denn Mikroplastik schadet nicht nur den Fischen, sondern kann
möglicherweise auch für unsere Gesundheit schädlich sein. Mikroplastik wurde schon in Salz,
Bier und Mineralwasser nachgewiesen. Welche giftigen Plastikzusätze wir dadurch zu uns
nehmen, weiß bisher niemand genau. Auch für das Klima ist Mikroplastik schlecht. Denn durch
den Zerfall in immer kleinere Partikel wird Methan freigesetzt – das wiederum zur Erhitzung
unserer Erde beiträgt.
Plastikflut eindämmen
Das Importverbot für Plastikmüll, das China Anfang 2018 verhängt hat, beweist, welch
riesiges Problem wir haben. Allein aus Europa importierte China rund 1,5 Millionen Tonnen
Plastikmüll pro Jahr. Seither müssen die Mitgliedstaaten ihre Müllberge selbst in die Hand
nehmen.
Um die zunehmende Plastikflut einzudämmen, brauchen wir anspruchsvolle Minderungsziele für
Plastikabfälle und höhere Recyclingquoten. Bis 2030 müssen wir unseren Verpackungsabfall in
der EU um 50 % reduzieren. Außerdem darf es nicht sein, dass Plastikmüll weiterhin deponiert
wird. Das wollen wir ändern. Ab 2030 müssen alle in der EU in den Verkehr gebrachten
Kunststoffprodukte wiederverwendbar oder komplett abbaubar sein oder kosteneffizient
recycelt werden können.
Plastik ist nicht per se schlecht. Für viele Einsatzgebiete, etwa in der Medizin, ist
Plastik ein wichtiger und sinnvoller Werkstoff. Problematisch ist die zunehmende Verwendung
von Plastik für Einweg- und Wegwerfprodukte. Denn als langlebiges Produkt darf Plastik nicht
in erster Linie für wenige Minuten verwendet werden, wie das beispielsweise bei Trinkhalmen
der Fall ist. Da, wo es Alternativen gibt, müssen sie auch genutzt werden. Die Europäische
Kommission hat dieses Problem in ihrer Plastikstrategie aufgegriffen und unter anderem ein
Verbot von Wegwerfprodukten aus Plastik wie Wattestäbchen, Plastikgeschirr und auch
Trinkhalmen angestoßen. Das ist ein guter erster Ansatz, reicht jedoch noch nicht, um den
Massen an Einwegplastik umfangreich Einhalt zu gebieten.
Zudem braucht es eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte. Eine solche Abgabe bietet
den Anreiz, Verpackungsmüll zu reduzieren, indem die Rohstoffe verteuert werden. Zugleich
kann dadurch der Anteil von recyceltem Plastik gesteigert werden. Erdöl und Erdgas zur
Produktion von Kunststoffen dürfen nicht subventioniert werden. Die Besteuerung von Plastik
muss in eine umfassende und ambitionierte Strategie zur Einsparung und Vermeidung von
Plastik, zur Steigerung des Mehrweganteils und für besseres Produktdesign eingebettet
werden. Dazu gehört auch, die Forschung und Entwicklung von alternativen Materialien
auszubauen.
Recycling stärken
Wir wollen das Recycling von Plastik stärken. Auch hier bietet die Plastikstrategie der EU-
Kommission einen guten Ansatz, der jedoch erweitert werden sollte. Die Recyclingkapazitäten
in der EU müssen massiv ausgebaut werden. Dazu brauchen wir ein ökologisches und
recyclingfreundliches Produktdesign. Die Verpackungsindustrie muss hierzu ihren Beitrag
leisten. Denn immer mehr Verpackungen setzen sich aus vielen unterschiedlichen Materialien
zusammen – was die Recyclingfähigkeit einschränkt.
Getränkeflaschen sind ein Alltagsprodukt aus Plastik. Doch während wir in Deutschland ein
funktionierendes Mehrwegsystem haben, besteht auf europäischer Ebene noch Handlungsbedarf.
Qualitativ hochwertige Plastikflaschen können rund 40 Mal wieder befüllt werden. Das ist
wesentlich ökologischer als Einmalflaschen, die direkt in den Müll wandern. Unser Ziel ist
eine Mehrwegquote in der EU. Deutschland, Österreich und Portugal sind hier schon sehr viel
weiter als andere Mitgliedstaaten. Daher muss eine solche Quote zunächst gestaffelt
aufgebaut werden, um allen die gleichen Chancen zu geben. Für Einweggetränkeflaschen
brauchen wir ein EU-weit einheitliches Pfandsystem. Denn gerade diese Wegwerfprodukte
vermüllen unsere Landschaften, Strände und Meere.
Mit einer ambitionierten Strategie für ein plastikmüllfreies Europa können wir Vorbild sein.
Die Europäische Union muss sich aber auch für eine internationale Plastikkonvention unter
dem Dach der Vereinten Nationen einsetzen. Schließlich kennt Plastikmüll keine Grenzen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten,
- eine europäische Plastiksteuer,
- verbindliche Mehrwegquoten,
- ein EU-weit einheitliches Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen.
weitere Antragsteller*innen
- Jens Schabacher (Bremen-Mitte KV)
- Krystyna Grendus (Odenwald-Kraichgau KV)
- Daniel Jochum (Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg KV)
- Aljoscha Labeille (Würzburg-Stadt KV)
- Tobias Balke (Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf KV)
- Manuel Arend (Birkenfeld KV)
- Anton Maier (Starnberg KV)
- Timo Klöpper (Peine KV)
- Sabine Jutta Müller (Köln KV)
- Jutta Wegner (Mecklenburgische Seenplatte KV)
- Johannes Fromm (Schwerin KV)
- Rica Braune (Weimar-Stadt KV)
- Willi Junga (Berlin-Treptow/Köpenick KV)
- Deniz Ertin (Köln KV)
- Jochen Detscher (Stuttgart KV)
- Robert de la Haye (Rhein-Sieg KV)
- Matthias Dittmer (Berlin-Kreisfrei KV)
- Claudia Steinhoff (Emden KV)
- Heiner Scholing (Uelzen KV)
- Birgit Raab (Schwabach KV)
- Stefan Gelbhaar (Berlin-Pankow KV)
- Georg Leufen-Verkoyen (Mainz-Bingen KV)
- Krister-Benjamin Schramm (Oldenburg-Stadt KV)
- Sina Beckmann (Friesland KV)
- Hans-Joachim Janßen (Wesermarsch KV)
- Sebastian Götte (Weimar-Stadt KV)
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den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Dazu fordern wir die Einführung eines CO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden.
Lärmemissionen müssen strengeren Grenzwerten unterzogen sowie die europaweite Neujustierung der Lärmmessungen (Lärmquellenursache separieren u.a.) zugunsten einer Entlastung von Lärm eingeleitet und umgesetzt werden.
Ein Europa ohne Kohle, Atom und Fracking ist möglich. Wir wollen die Europäische Union zum
weltweiten Vorreiter für Klimaschutz, erneuerbare Energien und Energieeffizienz machen.
Unser Kontinent hat gerade hier noch enorme Potenziale, die bislang weitgehend brachliegen.
Durch saubere Energiequellen kann eine weitgehende Energie-Unabhängigkeit erreicht, können
Klima und Umwelt geschützt und nachhaltige Jobs geschaffen werden. Das ist unser Ziel. Die
gute Nachricht: Alle Lösungen dafür stehen bereit, sie müssen nur angepackt werden!
Die Klimakrise ist eine der größten Herausforderungen unserer Generation. Versagen wir bei
der Eindämmung der Krise, haben wir als politische Generation versagt. Mit Klimaschutz
schützen wir nicht nur (und noch nicht einmal in erster Linie) Arten und Natur. Wir schützen
unsere Lebensgrundlagen, aber auch die liberale Demokratie, ein Gemeinwesen, das in der Lage
ist, wertebasierte Politik zu machen. Und wir schützen die ökonomische Basis, auf der wir
unsere Politik aufbauen. Eine Erderhitzung über 2 Grad wird unkontrollierbare Folgen auf
unser Zusammenleben und unsere Freiheit haben. Und sie trifft immer erst die Schwächsten.
Menschen werden ihr Zuhause verlassen müssen und sich als Klimaflüchtlinge auf den Weg
machen. Die weltweiten Migrationsbewegungen werden zunehmen. Die Weltbank, nicht gerade
bekannt für ökologische Sensibilität, rechnet mit 150 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2030.
In elf Jahren. Es wird zu Kriegen um Wasser, fruchtbare Böden oder sichere Stätten kommen.
Wir werden uns der Verantwortung so oder so nicht entziehen können. Doch die Zeit läuft uns
davon. Hitzerekorde, Dürren, Überschwemmungen und starke Stürme liefern fast täglich neue
Schreckensmeldungen. Der vergangene Sommer hat auf eindringliche Weise gezeigt, dass die
Klimakrise längst auch bei uns in Europa Realität ist.
Die Europäische Union muss zu einer Union des Klimaschutzes werden. Das heißt nicht nur,
dass sie eine andere Energie-, Wirtschafts- und Landwirtschaftspolitik betreibt, sondern
dass sie die ökologischen Fragen auch ins Zentrum ihrer Außen-, Sicherheits- und
Friedenspolitik stellt. Wie wir unseren Energiehunger stillen, wird maßgeblich die
Leitlinien der Außenpolitik bestimmen. Ob wir schmutzige Deals mit Diktatoren um Öl, Gas und
Kohle eingehen oder eine demokratische Energieinfrastruktur auf Basis der Erneuerbaren
aufbauen, macht einen Unterschied. Eine Handels- und Landwirtschaftspolitik, die unseren
Reichtum auf Kosten Dritter erwirtschaftet, oder stattdessen faire Partnerschaften, die
einen gedrosselten Ressourcenverbrauch bei uns bedeuten, machen einen Unterschied. Fischen
wir die Meere leer oder sorgen wir für halbwegs intakte Meeresökologie? Exportieren wir
unseren Müll ins Ausland oder verzichten wir auf Wegwerfplastik?
Viele Menschen sind weiter als die Politik: zum Beispiel Bürger*innen, die Bike- und
Carsharing nutzen, sich an Bürgerenergieprojekten beteiligen, auf ökologisch erzeugte
Lebensmittel setzen, die in Nachhaltigkeit und grüne Infrastruktur investieren. Aber auch
innovative Unternehmen, Ingenieur*innen und viele mehr haben sich auf den Weg gemacht. Mit
ihnen allen verbünden wir uns. Und packen an. Für ein Europa, das ohne Kohle- und Atomstrom
auskommt, eine Agrarpolitik betreibt, die auf ökologischen Kriterien basiert und Landwirten
eine Perspektive gibt, ein Europa, das mit einer Plastikabgabe plastikmüllfrei wird und
unsere Meere schützt.
Schadstoffbelastete Böden und Gewässer, weniger Summen und Brummen in der Luft. Das sind
Anzeichen für eine kranke Natur, die auf den Menschen zurückgeht. Und Anzeichen dafür, dass
wir Grenzen überschreiten. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen. In einem
gemeinsamen Europa können wir mit weniger Pestiziden und einem Verbot von Glyphosat Tieren
und Pflanzen wieder mehr Lebensraum geben. Mit einer Wasserrahmenrichtlinie, die wir
konkretisieren und konsequent umsetzen, verbessern wir die Qualität von Flüssen und Seen.
Und mit europäischen Korridoren für Biotope und mehr Wildnisflächen erhalten wir wichtige
Lebensgrundlagen. Wir wollen ein gemeinsames Europa, das seine Umwelt und Natur schützt.
Bei der sauberen Mobilität, bei den erneuerbaren Energien oder auch beim Divestment hinkt
Europa hinterher. Wir wollen grüne Anleihen europaweit stärken und eine Richtlinie für
ökologische Transparenz am Finanzmarkt schaffen. Für den Verkehr der Zukunft wollen wir eine
europäische Batteriezellenproduktion aufbauen. Damit sorgen wir für mehr klimafreundliche
Mobilität und halten zugleich die Wertschöpfung in Europa. Zudem knüpfen wir ein
europaweites Schienennetz und verlagern Güter von der Straße auf die Gleise. Mit einem CO2-
Mindestpreis sorgen wir für wirksamen Klimaschutz. Und für mehr Erneuerbare und größere
Versorgungssicherheit schaffen wir einen gesamteuropäischen Stromverbund und ein
intelligentes Stromnetz. Das alles geht nur gemeinsam. In einem gemeinsamen Europa.
1.1 Klimaschutz fördern, aus Kohle und Atom aussteigen
Die Europäische Union ist reich an sauberen Energiequellen. Die Erneuerbaren haben weltweit
8,3 Millionen Arbeitsplätze geschaffen, davon mehr als 1,1 Millionen in der EU und über
300.000 in Deutschland. Investitionen in Erneuerbare und in Energieeffizienz sind
mittlerweile der kostengünstigste Weg für eine nachhaltige Energieversorgung. Es darf nicht
sein, dass Europa durch die rückwärtsgewandte Klimapolitik der Bundesregierung und der
Europäischen Union bei dieser rasanten Entwicklung den Anschluss verliert. In China und den
USA wird pro Kopf mittlerweile deutlich mehr in Erneuerbare investiert als in der EU.
Wir wollen das ändern! Wir wollen ein zu 100 % erneuerbares und ein energieeffizientes
Europa als Treiber für die internationale Energiewende. Dafür muss das europäische
Klimaschutzziel, das sich keineswegs auf dem Pfad der Pariser Klimaziele bewegt,
ambitionierter und verbindlich werden. Bis 2030 müssen 45 % von Europas Energie, die wir
beim Strom, der Wärme und bei der Mobilität verbrauchen, erneuerbar sein, und bis 2050
müssen es 100 % sein. Nur so kann Europa seinen Beitrag leisten, um die Klimakrise
einzudämmen und die globale Erhitzung deutlich unter 2 Grad zu halten. Die CO2-Emissionen
müssen zudem bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Bei der
Energieeffizienz braucht es eine Verbesserung um 40 % im Vergleich zum Jahr 1990, um ein
maximal technisch mögliches Niveau der Energieeffizienz für 2050 zu erreichen.
Die Verbrennung von Kohle ist die klimaschädlichste Form der Stromerzeugung. Dabei gibt es
längst Alternativen: Erneuerbare Energien sind sauberer, sicherer, effizienter und
mittlerweile auch billiger. Das haben Länder wie Frankreich, die Niederlande oder Italien
längst verstanden und sich der globalen Allianz für den Kohleausstieg (Global Alliance to
Power Past Coal) angeschlossen, die sich für einen Kohleausstieg bis spätestens 2030
ausspricht. Diesen Vorreitern muss sich die Europäische Union inklusive Deutschland
anschließen, statt an der klimaschädlichen Kohle festzuhalten.
Der Export von dreckigem deutschem Kohlestrom untergräbt in europäischen Nachbarländern den
Ausbau der Erneuerbaren. Kohlekraft schadet nicht nur dem Klima, sondern setzt auch
hochgiftige Schadstoffe frei. Die hohen Folgekosten für die Verbrennung von Kohle in Europa
dürfen nicht weiter zu Lasten der Allgemeinheit gehen, die die Kosten und Risiken dafür
trägt. Die Bundesregierung ist super darin, anzukündigen, wie ehrgeizig sie in 10, 15 oder
20 Jahren sein will. Und regelmäßig macht sie nichts in der Gegenwart. Damit muss Schluss
sein. Je energischer wir jetzt handeln, desto leichter werden die letzten Etappen. Wir
müssen jetzt beginnen, Kohlekraftwerke abzuschalten. Daran muss sich Politik messen lassen.
Wir brauchen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen vollständigen
Kohleausstieg.
Die hochgefährliche Atomkraft, deren Kosten und Risiken auf viele zukünftige Generationen
abgewälzt werden, bekämpfen wir europaweit. Der dringend notwendige Kohleausstieg darf nicht
dazu führen, dass Kohle durch Atom ersetzt wird. Die Atombranche etwa in Frankreich setzt
auf eine Renaissance der französischen Atomkraft – mit Atomstrom-Exporten nach ganz Europa.
Die dort diskutierte Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken lehnen wir ab. Es ist völlig
unverantwortlich, dass Atomkraftwerke, die für eine Laufzeit von maximal 40 Jahren
konzipiert wurden, nun trotz zunehmender Stör- und Unfälle 60 Jahre am Netz hängen sollen.
Auch Belgien macht keine Anstalten, seine Schrottreaktoren vorzeitig stillzulegen. Risiko-
AKWs wie das französische Cattenom, das belgische Tihange oder das tschechische Temelín
gehören sofort abgeschaltet. Der Betrieb dieser Schrottmeiler birgt unbeherrschbare Risiken
für alle Europäer*innen. Darüber hinaus fordern wir ein neues Regelwerk auf europäischer
Ebene, das es Bürger*innen und Anrainerstaaten ermöglicht, Einfluss auf die
Sicherheitsanforderungen für grenznahe Atomkraftwerke nehmen zu können. Die Atomtransporte
in Europa müssen systematischer erfasst, transparenter gemacht und auf ein Minimum
beschränkt werden.
Nur durch milliardenschwere staatliche Beihilfen rechnet sich der Bau von Atomkraftwerken in
Europa überhaupt noch. Diese Subventionen sind möglich, weil immer noch auf Grundlage des
längst überholten Euratom-Vertrags entschieden wird. Alle Passagen dieses Vertrages, die
Investitionen, Forschungsförderung und Genehmigungsprivilegien im Bereich der Atomkraft
begünstigen und AKW-Projekten gegenüber anderen Energieträgern einen wettbewerbsverzerrenden
Vorteil verschaffen, müssen gestrichen werden. Der AKW-Rückbau und die Entsorgung von
Atommüll sollen zur Kernaufgabe von Euratom werden. Zudem müssen die EU-weit geltenden
einheitlichen Sicherheitsstandards wesentlich strenger werden. Ebenso ist ein neues
einheitliches europäisches Haftungsregime mit deutlich höheren Anforderungen notwendig;
Subventionierungen durch die Hintertür müssen beendet werden. Bei den Entscheidungen zu
Euratom wollen wir in Zukunft ein klares demokratisches Mitspracherecht durch das
Europäische Parlament. Damit die Energiewende europaweit gelingt, braucht es eine
Erneuerbare-Energien-Union.
CO2 einen Preis geben und den Menschen das Geld
CO2 muss einen Preis bekommen. Dieser Preis besteht nach unseren Vorstellungen aus zwei
Komponenten: Für alle Anlagen, die dem Emissionshandel unterliegen – das sind vor allem
Industrieanlagen sowie Kohle- und Gaskraftwerke –, sollte es einen Mindestpreis für CO2
geben. Die letzte Reform des Emissionshandels war viel zu zaghaft, die Zertifikate sind
weiterhin viel zu billig und verfehlen damit ihre Wirkung. Daher müssen sie verknappt und
verteuert werden. Wir wollen, dass Deutschland zunächst mit einigen EU-Staaten die
Initiative ergreift und in einer regionalen Staatengruppe einen gemeinsamen CO2-Mindestpreis
einführt; die Niederlande und Frankreich haben ihre Absicht dazu schon erklärt.
Perspektivisch wollen wir eine gesamteuropäische Lösung vorantreiben.
Für die Sektoren, die bislang nicht vom Emissionshandel erfasst werden, wie Verkehr, Wärme
und Landwirtschaft, braucht es eine Anpassung der Steuersätze auf Heizöl und Erdgas. Die
fossilen Energieträger müssen für ihren jeweils spezifischen CO2-Ausstoß den wahren Preis
zahlen.
Da Steuern und Abgaben auf Verbrauch immer sozial schwächere Haushalte stärker belasten als
reichere, wollen wir die zusätzlichen Einnahmen aus der CO2-Besteuerung an die
Verbraucher*innen zurückgeben. Unser Ziel ist die Schaffung eines Energiegeldes als Pro-
Kopf-Zahlung an die Menschen in Europa. Solange dies nicht europäisch umsetzbar ist, werden
wir in Deutschland vorangehen.
Beschäftigte beim Strukturwandel in Kohlerevieren unterstützen
Der Kohleausstieg wird auch dazu führen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und neue in
Zukunftsbranchen entstehen. Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Betroffenen ernst und
lassen die Menschen nicht im Stich. Bei diesem Strukturwandel müssen wir die Beschäftigten
und die Regionen unterstützen, damit sie eine Perspektive haben. Im Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) sollen „Kohleausstiegsregionen” speziell gefördert werden. Neue
regionale Wirtschaftsschwerpunkte werden aufgebaut und passgenaue Weiterbildung wird
angeboten. Wir werden dafür ein Recht auf Weiterbildung und lebenslanges Lernen in ganz
Europa verankern. Das hilft nicht nur den vom Strukturwandel Betroffenen, sondern ist auch
ein Mittel gegen Fachkräftemangel.
Europas Energie vernetzen
Selbst wenn Energiepolitik innerhalb der EU heute immer noch vor allem in der nationalen
Kompetenz liegt, sind die Mitgliedsländer durch den gemeinsamen Strommarkt eng miteinander
verbunden. Europa muss sich energiepolitisch weitgehend unabhängig machen. Doch die geplante
Gaspipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, die von Russland und der deutschen
Bundesregierung vorangetrieben wird und die osteuropäischen und baltischen Staaten nicht
miteinbezieht, konterkariert dieses Ziel und widerspricht dabei auch der gemeinsamen
europäischen Energieunion. Zudem ist Nord Stream 2 – wie auch neue Pipeline- und Fracking-
Projekte in anderen Ländern – klimapolitisch falsch, stellt die europäische Solidarität in
Frage und ist für die Ukraine politisch desaströs. Deshalb muss es gestoppt werden. Wir
brauchen nicht mehr Erdgas, sondern mehr Erneuerbare und Energieeffizienz.
Europa muss zusammenwachsen, auch im Strombereich. Mit einem gesamteuropäischen Stromverbund
stärken wir die Versorgungssicherheit, indem Angebot und Nachfrage auf eine breitere Basis
gestellt werden. Damit schaffen wir ein gemeinsames Netz für ganz Europa und verbinden
Lissabon mit Helsinki. Wir beugen auch Lieferengpässen vor und sorgen für mehr
Unabhängigkeit.
Für Europa brauchen wir dringend ein intelligentes Stromnetz, das sowohl die erneuerbaren
Energien dezentral verknüpft und überregional verbindet als auch über flexibel steuerbaren
Stromverbrauch clever das zunehmend erneuerbare Stromangebot vernetzt. Dafür wollen wir eine
echte europäische Energienetzgesellschaft.
Nötig sind europäische Strom- und Gasnetze, die der Energiewende dienen und helfen, die
natürlichen Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen. Dieses Prinzip muss Leitschnur für
die Auswahl der transeuropäischen Netzbauprojekte sein. Wir wollen die Erzeugungspotenziale
in Europa vernetzen und dabei Maß und Mitte halten zwischen zentralen und dezentralen
Strukturen.
Risikotechnologien wie die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS), also die Einlagerung von
CO2 in unterirdische Lagerstätten, und die Förderung von Erdgas und Erdöl durch Fracking
lehnen wir wegen der unabsehbaren Gefahren für Gesundheit, Trinkwasser und Umwelt ab.
Union für Energie- und Ressourceneffizienz
Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbare schaffen Arbeitsplätze und reduzieren die
Kosten für die Verbraucher*innen. Wir wollen den Umstieg privater Verbraucher*innen auf
Geräte mit geringerem Energieverbrauch fördern sowie kleinen Unternehmen eine günstigere
Grundversorgung mit Strom und Wärme ermöglichen. Die vom EU-Parlament und Rat geschaffene
Ökodesign-Richtlinie legt für verschiedene Produktgruppen ökologische Mindeststandards fest.
Das ist richtig, reicht aber lange noch nicht aus. Wir wollen für weitere Produkte
ökologische Mindeststandards festlegen. So können wir ökologische Innovationen,
beispielsweise im Bereich Verkehr, fördern. Schlüssel für weniger Energieverbrauch sind der
Bereich Bauen und Wohnen und der Umstieg auf eine energieeffiziente Elektromobilität.
Wir wollen einen Wettbewerb um die ökologischste Produktionsweise entfachen. Die Ökodesign-
Richtlinie muss Recycling und Ressourceneffizienz fördern und fordern. Auch wollen wir
erreichen, dass die jeweils ressourcenschonendste Produktionsweise nach einiger Zeit zum
Standard erklärt wird, den dann alle einhalten müssen. Die Ökodesign-Richtlinie hat das
Potenzial, 90 Milliarden Euro pro Jahr an Energie- und Materialkosten einzusparen und 1
Million Jobs zu schaffen. Insgesamt können wir mit einer ressourcenschonenden
Wirtschaftsweise bis zu 2,8 Millionen neue Arbeitsplätze in Europa schaffen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- einen europaweiten Ausstieg aus Kohle- und Atomstrom,
- Investitionen in intelligente Stromnetze und einen transeuropäischen Netzausbau,
- einen vernünftigen Preis für CO2,
- ein Programm, das Arbeitnehmer*innen in Kohleausstiegsregionen unterstützt.
1.2 Europa verbinden mit grüner Mobilität
Europa lebt vom grenzüberschreitenden Austausch. Reisen, leben, lieben und arbeiten jenseits
nationaler Grenzen ist selbstverständlich geworden. Wir wollen ein Verkehrssystem in Europa
aufbauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird. Ein System, das unsere
Lebensqualität steigert. Steigende CO2-Emissionen verschärfen die Klimakrise, Stickoxide und
Feinstaub schädigen massiv die Gesundheit, und Staus auf zahlreichen Straßen rauben uns die
Zeit. Gleichzeitig fehlt in ländlichen Regionen ein flächendeckender Nahverkehr, sind Züge
unzuverlässig und Radwege oftmals in schlechtem Zustand. Das wollen wir ändern. Wir möchten
in Europa eine Mobilität, die klimaneutral, kostengünstig und für alle nutzbar ist und
Umwelt und Gesundheit schützt. Das bedeutet: weniger, aber dafür saubere und leise Autos,
mehr Car- und Bikesharing, bessere Zug- und ÖPNV-Angebote und eine bessere Vernetzung
unterschiedlicher Verkehrsträger in der Stadt und auf dem Land. Mittelfristig wollen wir
autofreie Innenstädte schaffen.
Europa braucht einen Paradigmenwechsel bei den Investitionen in Straßen: Statt Milliarden in
den Neubau zu stecken, muss die bröckelnde öffentliche Infrastruktur dringend saniert
werden. Wir wollen, dass auchDamit der Verkehrssektor jetzt seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet. fordern wir die Einführung eines
DazuCO2CO2-Preises auf fossile Treibstoffe wie Benzin und
Erdgas, damit aktuell saubere Antriebe im Verhältnis günstiger werden.
Lärmemissionen müssen strengeren Grenzwerten unterzogen sowie die europaweite Neujustierung der Lärmmessungen (Lärmquellenursache separieren u.a.) zugunsten einer Entlastung von Lärm eingeleitet und umgesetzt werden.
Auch den Fahrradverkehr wollen wir ausbauen. Mittlerweile gibt es 14 europäische
Fernradwege, die Euro-Velo-Routen. Diese wollen wir ausbauen, um den grenzüberschreitenden
Fahrradverkehr zu fördern.
Ein europäisches Schienennetz knüpfen
Um die grüne europäische Mobilität zu fördern, wollen wir, dass Europa auf der Schiene
zusammenwächst. Anstatt vorrangig milliardenschwere Großprojekte, wie Stuttgart 21, mit
wenig europäischem Nutzen zu finanzieren, müssen europäische Fördermittel gezielt für
bestehende und fehlende Abschnitte eingesetzt werden. Das europäische Eisenbahnnetz ist noch
immer ein Flickenteppich mit zahlreichen Lücken an den nationalen Grenzen. Wir wollen das
ändern. Das 2016 erstmals aufgelegte europäische Lückenschlussprogramm ist ein grüner
Erfolg, der deutliche Verbesserungen schafft. Aber schon jetzt wird deutlich, dass die
Nachfrage das Programm überfordert. Deswegen fordern wir eine Verdoppelung der Mittel. Damit
schaffen wir mit wenig Aufwand einen besseren grenzüberschreitenden Schienenverkehr. Davon
profitieren gerade die Menschen, die alltäglich darauf angewiesen sind.
Während man in Europa relativ einfach mit dem Auto über Grenzen fährt, müssen im
Schienenverkehr oftmals Loks, Personal und Stromnetz gewechselt werden. Das kostet nicht nur
Zeit, sondern macht den Zugverkehr insgesamt unattraktiver. Deshalb müssen die
unterschiedlichen nationalen Verkehrsnetze europaweit vereinheitlicht werden. Ein
gemeinsames Verkehrsnetz braucht gemeinsame Standards, von Ticketsystemen und Bahnsteighöhen
bis zu Sicherheitsstandards. Nur wenn die Kleinstaaterei aufhört, kann Europa mehr Personen-
und Güterverkehr auf die Schiene verlagern. Das schont das Klima und senkt die Belastung
durch Lärm und Schadstoffe. Wir brauchen massive Investitionen in transnationalen Güter- und
Personenverkehr. Wir setzen uns für die Wiederaufnahme europäischer Nachtzüge zwischen allen
Metropolen und einen funktionierenden Pendelverkehr in Grenzregionen ein.
Weltmarktführer für saubere Autos
Um die Mobilität der Zukunft zu prägen, muss Europa den Wandel in der Autoindustrie
anpacken. Neue Automobilhersteller, Mobilitätsdienstleister und Digitalkonzerne aus den USA
und China fordern die europäischen Hersteller heraus. Nur wer die saubersten, bequemsten und
intelligentesten Mobilitätslösungen anbietet, kann internationaler Marktführer bleiben.
Dabei geht es um unglaublich viel: Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Klima- und
Gesundheitsschutz – um nur einige wenige Aspekte zu nennen.
Es sind vor allem die nationalen Regierungen und oft Deutschland, die in Brüssel die CO2-
Grenzwerte für Autos verwässern, Diesel-Tricksereien vertuschen und strengere Abgastests
blockieren. Gerade die Große Koalition hat damit der Automobilindustrie einen Bärendienst
erwiesen. Wir Grünen wollen den nötigen Technologiewandel vorantreiben: weg vom fossilen
Verbrennungsmotor hin zu abgasfreien Antrieben. Dafür braucht es ambitionierte europäische
CO2-Grenzwerte für Neuwagen, eine Förderung der europäischen Ladeinfrastruktur und eine
europaweite Quote für abgasfreie Neuwagen, damit ab 2030 möglichst nur noch abgasfreie Autos
neu zugelassen werden. Zudem brauchen wir strengere Kontrollen bei Abgastests und das Ende
der Steuerprivilegien bei Kraftstoffen. Außerdem wollen wir die Batteriezellenproduktion
sowie die Produktion von Wasserstoffautos europäisch unterstützen, um beim sauberen Auto
Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. Auch beim ÖPNV wollen wir die
Elektromobilität voranbringen: Bahnstrecken müssen elektrifiziert und abgasfreie Busse
produziert werden.
In einem neuen umfassenden Mobilitätssystem wird das Auto vernetzt mit Bus, Bahn, Fahrrad
und Fußverkehr. Über Carsharing teilen sich Menschen Autos. Hinzu kommen neue Entwicklungen
wie die intelligente Verkehrssteuerung und autonome Autos, die unter den richtigen
Rahmenbedingungen mehr Klimaschutz, Sicherheit und Effizienz schaffen können. Wir wollen die
digitale, emissionsfreie Mobilität stärken und damit unsere Lebensqualität erhöhen. Dazu
wollen wir auf europäischer Ebene einen Förderwettbewerb für Städte starten, die den
Autoverkehr verringern und Carsharing, ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gezielt ausbauen.
Umsteuern bei Flugverkehr und Schifffahrt
Auch den Flugverkehr und die Schifffahrt möchten wir auf einen nachhaltigen Kurs bringen.
Wir wollen, dass die EU sich auf internationaler Ebene für klare Klimaziele für die
Schifffahrt und den Flugverkehr einsetzt. Wir setzen daher auf eine einheitliche europäische
Regelung, die emissionsarme Kraftstoffe wie Wasserstoff aus erneuerbaren Energien in der
Schifffahrts- und Flugindustrie fördert. Landstromanschlüsse für Kreuzfahrt-, Container- und
Frachtschiffe sollen europaweit verbindlich werden.
Neben Nord- und Ostsee sollen weitere EU-Gewässer wie das Mittelmeer als
Emissionssonderzonen ausgewiesen und die Nutzung von Schweröl soll generell verboten werden.
Wir wollen darüber hinaus eine europaweite Abgabe für Kreuzfahrtschiffe einführen, ähnlich
der Flugverkehrsabgabe bzw. Kerosinsteuer. Derzeit sind Kreuzfahrtreisen nahezu von allen
Steuern ausgenommen, der Schiffstreibstoff steht den Reedern ebenfalls steuerfrei zur
Verfügung. Diese Ungleichbehandlung wollen wir abschaffen.
Auch im Luftverkehr kommt es darauf an, die unfairen Wettbewerbsvorteile abzuschaffen.
Internationale Flüge unterliegen weiter keiner Mehrwertsteuer und Kerosin wird nicht
besteuert. Das wollen wir ändern. Zudem muss der internationale Flugverkehr endlich in den
europäischen Emissionshandel einbezogen werden, um seinen Beitrag zum Schutz der Atmosphäre
beizutragen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- Vorfahrt für die Schiene,
- die Förderung sauberer Autos und zukunftsfester Arbeitsplätze,
- eine Schifffahrt ohne Schweröl,
- ein Ende der Steuerbefreiung für Kerosin.
1.3 Ressourcenschonende Wirtschaftsdynamik entfachen
Europa steht vor der Jahrhundertaufgabe, seine Wirtschaft ökologisch und sozial
umzugestalten. In Politik und Wirtschaft gibt es viele, die sich offenbar vor dieser Aufgabe
scheuen und sie weiter vor sich herschieben wollen. Damit werden die Probleme aber größer.
Wir Grünen bleiben dagegen hartnäckig, wenn es darum geht, der Wirtschaft einen ökologischen
und sozialen Rahmen zu setzen. Erst dieser Rahmen ermöglicht es der Wirtschaft, in einem
fairen Wettbewerb ihre Innovationskraft, ihre Ingenieurskunst und ihre technologischen
Stärken unter Beweis zu stellen. Das wollen wir unterstützen.
Wir wollen eine Modernisierungsoffensive zur Förderung ressourcenschonender und CO2-armer
Innovationen. Dafür brauchen wir eine industriepolitische Strategie, die die europäische
Wirtschaft fit für die Zukunft macht und eine neue Wirtschaftsdynamik entfacht. So vereinen
wir eine hohe Lebensqualität und gute Jobs mit dem Erhalt unserer natürlichen
Lebensgrundlagen. Ermutigend für die Perspektive einer ökologischen Transformation unserer
Wirtschaft ist es, wenn sich die europäische Stahlindustrie dazu bekennt, in den nächsten
Jahren auf CO2-neutrale Stahlproduktion umzuschwenken.
Wir verbrauchen die Ressourcen und Rohstoffe unseres Planeten in einem atemberaubenden
Tempo. Für nachhaltigen Wohlstand brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft, die wertvolle
Rohstoffe wiederverwertet. Deshalb muss die Förderung der europäischen Kreislaufwirtschaft
Zentralanliegen jeder ökologisch orientierten Wirtschaftspolitik sein. Digitalplattformen
können dabei vor allem mit Blick auf industrielle Sekundärrohstoffe eine wichtige Rolle
spielen. Europa muss darauf achten, dass etwa im Bereich von Elektronikschrott nicht
wertvolle Ressourcen rücksichtslos auf Müllkippen in der ganzen Welt exportiert werden,
während durch Hightech-Recycling der Rohstoffverbrauch reduziert und Kosten für Unternehmen
und für die Umwelt verringert werden können. Besonderes Gewicht für die Recyclingwirtschaft
hat auch die europäische Plastikstrategie, deren Ziel es ist, die ständige Vermehrung von
Plastikmüll drastisch einzudämmen.
Geld nachhaltig anlegen und raus aus den Fossilen
Wir setzen uns dafür ein, Investitionen in fossile Brennstoffe zu stoppen – und sind damit
Teil der internationalen Divestment-Bewegung. Statt aus dem Raubbau an unserem Planeten
Profit zu ziehen, wollen wir in den Klimaschutz finanzieren. Das ist auch finanziell
sinnvoll, da die internationale Energiewende dazu führen wird, dass Investitionen in Kohle,
Öl und Gas mittelfristig abgeschrieben werden müssen. Grüne in Ländern und Kommunen haben es
vorgemacht: Auf ihren Antrag hin werden die Kommunal- und Landesfinanzen nachhaltig
ausgerichtet.
Der ökologische Umbau braucht massive Investitionen, die finanziert werden müssen. Heute
wird immer noch viel Kapital in alten fossilen Technologien angelegt. Das ist nicht nur ein
ökologisches Problem, sondern gefährdet auch die Stabilität der Finanzmärkte und die
Altersvorsorge der Menschen. Wir wollen Finanzmärkte, die nicht in die Vergangenheit,
sondern in die Zukunft investieren. Nachhaltige Kapitalanlagen sind dazu ein Wachstumsmarkt,
der den Finanzplatz Europa stabiler und zukunftsfähig macht.
Grüne Anleihen wollen wir europaweit stärken und eine einheitliche Klassifizierung schaffen.
Wir fordern eine Richtlinie für ökologische Transparenz am Finanzmarkt, damit Anleger
wissen, wie ökologisch ihre Geldanlage ist. Wir wollen ein europäisches „Green Finance
Label“ für Investitionen und Anlagen einführen, die die höchsten Nachhaltigkeitskriterien
erfüllen. Außerdem wollen wir ökologische und soziale Ziele in der
Unternehmensberichterstattung verpflichtend machen und ein unabhängiges Siegel für
nachhaltige Geldanlagen einführen.
Der Staat ist selbst ein sehr großer Nachfrager von Gütern. Zukünftig wollen wir auch das
öffentliche Beschaffungswesen an verbindliche ökologische, soziale und Fairtrade-Kriterien
knüpfen. Damit schaffen wir einen gewaltigen Markt für Unternehmen, die ökologisch und
sozial wirtschaften. Staatliche Subventionen für klimaschädliches Wirtschaften wollen wir
abschaffen.
Wir wollen die Mittel des Zukunftsfonds im EU-Haushalt für die soziale und ökologische
Modernisierung der europäischen Wirtschaft und Infrastruktur nutzen und vor allem kleinen
und mittleren Unternehmen sowie dem Handwerk den Zugang zu europäischen Förderprogrammen für
energie- und ressourceneffiziente Produktion erleichtern.
Wirtschaftspolitik richtet sich oft nur an profitorientierten Unternehmen aus. Dabei werden
Chancen vertan, die Genossenschaften und soziale Unternehmen bieten. Wir wollen eine
Strategie der EU zur Förderung der Gemeinwohlökonomie. Sie soll künftig in die
Unternehmensberichterstattung und in EU-Förderprogramme integriert werden. Unternehmen mit
Gemeinwohlorientierung sollen durch eine anerkannte Kennzeichnung gestärkt und bei
öffentlichen Aufträgen bevorzugt werden.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- das Anlegen öffentlicher Gelder in nachhaltigen Geldanlagen (Divestment),
- ein nachhaltiges Finanzsystem und ökologisch transparente Geldanlagen,
- eine Stärkung der Gemeinwohlökonomie.
1.4 Natur und Umwelt schützen
Sauberes Wasser, reine Luft, gesunde Böden und intakte Landschaften bilden unsere
Lebensgrundlagen. Aber diese sind bedroht. Der ehemals große Reichtum an Tieren, Pflanzen
und Lebensräumen schwindet täglich. Lebensräume gehen verloren, Arten sterben aus. Auf den
Wiesen und in den Wäldern wird es stiller, es brummt, summt und zwitschert immer weniger:
Die Vogelpopulation in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren halbiert, die Anzahl
von Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. Rund ein Drittel der bei uns
heimischen Arten sind bedroht, darunter viele Bienen. Auch in anderen europäischen Ländern
sieht die Situation nicht viel besser aus.
Wir setzen unsere ganze Kraft dafür ein, den negativen Trend beim Artensterben zu stoppen.
Wir wollen eine artenreiche und intakte Natur erhalten und dort wiederherstellen, wo sie
bereits Schaden genommen hat. Das bedeutet auch, dass wir Natura-2000-Gebiete verteidigen,
verbessern und Schutzgebiete wo möglich vergrößern.
Die EU, und damit ihre Mitgliedstaaten, hat sich im Rahmen der Vereinten Nationen
verpflichtet, den Artenrückgang und die Zerstörung natürlicher Lebensräume bis 2020
aufzuhalten – und wird diese Ziele voraussichtlich deutlich verfehlen. Wir fordern daher,
umgehend eine ambitionierte europäische Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt für
den Zeitraum nach 2020 und ein Nachfolgeprogramm für das 7. Umweltaktionsprogramm zu
erarbeiten. Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen wir darin als neue
Leitprinzipien verankern.
In den letzten Jahren war es immer wieder die Europäische Union, die im Bereich der Umwelt-
und Naturschutzgesetzgebung Druck gemacht hat. Und es waren die nationalen Regierungen, die
sie verwässert oder nicht erfüllt haben. Dann sanktioniert die EU: Um einen der letzten
intakten Urwälder in Europa zu retten, hat der Europäische Gerichtshof die polnische
Regierung durch Androhung von Strafzahlungen gezwungen, die Abholzung des Białowieża-Waldes
zu stoppen. Ebenso hat die EU Deutschland aufgrund der zu hohen Nitratwerte in unserem
Wasser verurteilt.
Die gute gesetzliche Grundlage beim europäischen Umwelt- und Naturschutz muss von der EU-
Kommission und den Mitgliedstaaten umfassend umgesetzt werden. Hierzu sind auf allen Ebenen
personelle und finanzielle Kapazitäten zu schaffen. Außerdem muss die EU-Kommission ihre
Rolle als Hüterin der Verträge und des EU-Rechts ernst nehmen und hierfür Verstöße gegen das
europäische Umweltrecht konsequent durch Vertragsverletzungsverfahren ahnden.
Umweltschädliche Subventionen wollen wir abbauen und den Naturschutz besser finanzieren.
Außerdem wollen wir transeuropäische grüne Korridore für Biotope vorantreiben. Um
Lebensgrundlagen in der EU zu erhalten, braucht es eine intakte Natur. Dafür fördern wir
mehr Wildnisflächen: Möglichst bis 2030 wollen wir die Wildnisflächen in Europa verdoppeln.
Dafür muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und sein beschlossenes Ziel von 2 %
Wildnis bis 2020 umsetzen. Doch all das bringt uns nur voran, wenn wir das mit einer
Agrarwende, weniger Pestiziden auf den Feldern und mehr ökologischem Landbau verbinden.
Für Umwelt- und Tierschutzverbände wollen wir ein volles Verbandsklagerecht schaffen, damit
der Umweltschutz gegenüber kurzfristigen Industrieinteressen gestärkt wird. Wir wollen die
Entscheidungsprozesse demokratisieren, indem wir die Bürgerbeteiligung stärken und
Lobbyismus regulieren.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- den Schutz einzigartiger Kulturlandschaften und Urwälder in Europa,
- grenzüberschreitende Biotope,
- eine bessere Naturschutzfinanzierung,
- ein Verbandsklagerecht für Umwelt- und Tierschutzorganisationen
1.5 Die Landwirtschaft so verändern, dass sie unsere Lebensgrundlagen bewahrt
Wir streiten und werben für eine vielfältige, nachhaltige, regional verankerte, bäuerliche
Landwirtschaft, die Natur und Tiere schont und gesundes Essen für uns alle erzeugt. Wir
wollen eine konsequente Neuausrichtung hin zu einer europäischen Agrar- und
Ernährungspolitik, die im Einklang ist mit den europäischen Zielen in der Klima-, Umwelt-,
Verbraucher- und Entwicklungspolitik. Zudem möchten wir die vielfältigen Kulturlandschaften
in Europa und lebendige ländliche Räume mit zukunftsfesten Betrieben erhalten. Deswegen
streiten wir für die europäische Agrarwende: für den Aufbau einer nachhaltigen
Lebensmittelproduktion, die sowohl eine gesunde Ernährung sichert als auch hohen Umwelt- und
Tierschutzstandards genügt und faire Preise für die Landwirt*innen erzielt.
Zusammen mit Landwirt*innen und Umweltverbänden haben wir schon viel erreicht: Immer mehr
Verbraucher*innen in der EU wollen gesunde, ökologisch und regional produzierte
Lebensmittel. Daher ist Bio-Landbau längst ein fester Bestandteil der europäischen
Landwirtschaft geworden. Genauso setzen sich immer mehr Menschen in der EU mit uns für
bessere Tierhaltung und mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft ein, wie zuletzt die
europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat gezeigt hat. Doch der Handlungsdruck bleibt
groß.
Durch intensive Landwirtschaft und Monokulturen gehen noch immer europaweit fruchtbare Böden
verloren, das Artensterben geht ungebremst weiter, der Pestizideinsatz ist ungemindert hoch
und industrielle Tierhaltung degradiert Tiere zu Rohstoffen. Die Landwirtschaft, eine der
Hauptbetroffenen der Klimakrise, ist selbst für einen nicht geringen Anteil des Ausstoßes
klimaschädlicher Gase und damit mit für die Erderhitzung verantwortlich.
Es ist höchste Zeit, eine Agrar- und Ernährungspolitik zu entwickeln, die die europäische
Landwirtschaft zukunftsfähig macht. Der Schutz von Klima, Boden, Wasser, Artenvielfalt und
Tierwohl steht im Mittelpunkt dieser neuen Landwirtschaftspolitik. Die europäische
Agrarpolitik sollte dazu beitragen, dass die Konsum- und Produktionsstrukturen in Europa
nicht die natürlichen Ressourcen und die Lebensgrundlagen bei uns in Europa und in sich
entwickelnden Ländern zerstören, indem EU-Agrarprodukte zu Dumpingpreisen die Märkte
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas überfluten. Vielmehr muss sie dazu beitragen, dass die
bäuerliche Landwirtschaft in Europa erhalten wird und die nachhaltigen Entwicklungsziele
erreicht werden.
Qualität statt Masse – Neuausrichtung der Agrarförderung
Um die europäische Landwirtschaft an die gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen,
muss sich vor allem die EU-Agrarförderpolitik grundlegend ändern. Immer noch kommt der
größte Teil der bisher knapp 60 Milliarden Euro, mit denen die Landwirtschaft jährlich
subventioniert wird, insbesondere großen Betrieben zugute und fördert so Umweltzerstörung,
Industrialisierung und Exportorientierung. Die Mittel belohnen zudem pauschal Bodenbesitz.
Eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) dagegen muss Leistungen der Landwirtinnen und
Landwirte für das Gemeinwohl fördern und ihnen so Alternativen zum Prinzip „wachse oder
weiche“ eröffnen. Der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft, eine artgerechte und eine
flächengebundene Tierhaltung würden dann gezielt unterstützt. Betriebe, die weniger oder gar
keine Pestizide einsetzen, unser Wasser sauber halten, würden also deutlich mehr Förderung
bekommen als industriell wirtschaftende Betriebe. Nur mit dem Prinzip „öffentliches Geld für
öffentliche Leistung“ lassen sich die hohen Zahlungen noch rechtfertigen.
Die Vorgaben für diese Leistungen müssen auf EU-Ebene definiert werden, damit die
Mitgliedstaaten nicht um den niedrigsten Standard konkurrieren. Voraussetzung für jedwede
Förderung ist das Einhalten von Umweltstandards, die ebenfalls für alle Mitgliedstaaten auf
EU-Ebene festgelegt werden müssen. Im Rahmen der GAP fordern wir einen 15 Milliarden Euro
schweren Naturschutzfonds.
Landspekulationen und Aufkauf von Land eindämmen
Landgrabbing, das heißt das Aufkaufen von landwirtschaftlichen Flächen als
Investitionsobjekten durch Kapitalanleger und Staaten, sowie eine verzerrende
Strukturpolitik bedrohen die vielfältige, solide und nachhaltige bäuerliche
Landwirtschaftsstruktur, auch in Europa.
Bäuerliche Betriebe sollen vor Agrarkonzernen und Bodenspekulation geschützt werden, etwa
durch verpflichtende Obergrenzen für Agrarzahlungen pro Nutznießer (und nicht nur pro
Tochterunternehmen), mehr Geld für die ersten Hektare, um kleine und mittlere Betriebe zu
unterstützen, Einstiegserleichterungen für Neugründungen, Transparenz der
Eigentumsverhältnisse, Monitoring der Preise und des Zustands des Bodens durch eine
europäische Beobachtungsstelle. Landwirtschaftlicher Boden ist ein öffentliches Gut und muss
vor Spekulationen geschützt werden.
Trinkwasser und Gewässer schützen
Wasser ist ein kostbares Gut, das geschützt werden muss. Der Zugang zu sauberem Wasser ist
ein Menschenrecht. Doch fast 2 Millionen Menschen in Europa haben keinen ordentlichen Zugang
zu Trinkwasser oder sanitärer Versorgung. Die Klimaerhitzung verschärft diese Situation. In
südlichen Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland wird Wasser bereits zu einem immer
knapperen Gut. Unsere Art zu konsumieren und zu wirtschaften verschwendet und verschmutzt
Wasser zu leichtfertig. Um das Menschenrecht auf Wasser in der EU zu verankern, gründete
sich 2012 die Europäische Bürgerinitiative Right2Water, die wir von Anfang an unterstützt
haben. Knapp 1,7 Millionen Europäerinnen und Europäer aus 13 EU-Mitgliedstaaten trugen diese
erste erfolgreiche Europäische Bürgerinitiative. Wir werden uns weiterhin jedem Versuch
entgegenstellen, die öffentliche Wasserversorgung zum Investitionsobjekt für internationale
Unternehmen zu machen.
Unser Leitbild sind lebendige Flüsse und Seen in Europa, die in einem guten ökologischen
Zustand sind. Gesunde Gewässer sind besonders wertvolle Ökosysteme, denn sie garantieren
Artenreichtum. Doch davon sind wir in vielen Teilen Europas noch meilenweit entfernt.
Deshalb setzen wir uns vehement für eine ambitionierte Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie
ein und werden diese durch entsprechende Leitfäden konkretisieren. Außerdem wollen wir den
Antibiotikaeinsatz, eine Gülleüberproduktion und den Einsatz gefährlicher Pestizide in der
Landwirtschaft weiter zurückdrängen.
Insekten- und Vogelsterben aufhalten – Glyphosat vom Acker!
Die industrielle Landwirtschaft ist eine Hauptursache für das Artensterben. Wichtige
Lebensräume für Tiere und Pflanzen gehen durch Ackergifte, Überdüngung, Monokulturen,
intensive Landnutzung und fehlende Wildnis verloren.
Wir reduzieren den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft drastisch, indem wir die
giftigsten Pestizide sofort verbieten – darunter auch alle Neonikotinoide, denn sie schaden
unseren Insekten und Bienen massiv. Für das Ende des Totalherbizids Glyphosat setzen wir uns
weiterhin mit aller Kraft ein – und machen Druck auf die Bundesregierung, die schon einmal
auf europäischer Ebene für die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung gestimmt hat. Die
Zulassungsverfahren für Pestizide wollen wir auf Basis eines gestärkten Vorsorgeprinzips
reformieren und das zugrunde liegende Wissenschaftsprinzip transparenter machen. Es braucht
dringend eine unabhängige Risikobewertung sowie strenge Kontrollmechanismen.
Fischbestände schützen
Wir machen uns stark für eine nachhaltige EU-Fischereipolitik, die dafür sorgt, dass unsere
Meere geschützt und Fischarten nicht überfischt werden. Nur die nachhaltige Bewirtschaftung
von Fischbeständen gibt der Fischerei eine Zukunft. Um der katastrophalen Plünderung der
Meere und der Fischbestände Einhalt zu gebieten, reichen kosmetische Korrekturen der EU-
Fischereipolitik nicht aus. Fangquoten müssen verbindlich an wissenschaftlichen Kriterien
ausgerichtet werden, statt rein politisch festgelegt zu werden. Die Tiefseefischerei und
besonders umweltschädliche Fangmethoden wollen wir gänzlich verbieten. Die EU soll
bestehende Meeresschutzgebiete ausweiten, neue schaffen und die Gebiete effektiv sichern.
Tierwohl stärken
Gerade angesichts der Klimakrise brauchen wir eine Abkehr von den großen Tierbeständen.
Neben den ökologischen Problemen wird schlicht die Futtergrundlage zu knapp. Deshalb sollten
alle Förderungen daran gekoppelt werden, dass die Anzahl der Tiere pro Fläche begrenzt wird.
Ein Betrieb sollte also nur so viele Tiere haben, wie er mit dem Ertrag seiner Flächen
grundsätzlich ernähren kann.
Viel zu häufig konkurrieren die EU-Länder um die niedrigsten Preise und reduzieren so die
Tierschutzstandards. Wir wollen hingegen, dass die EU alle Tiere durch neue Gesetzgebung und
ordnungsgemäße Durchführung bestehender Regelungen schützt.
Je weniger Tiertransporte, desto besser für die Tiere. Falls Transporte nicht vermieden
werden können, müssen sie so unstrapaziös wie möglich sein. Daher fordern wir, dass Tiere
verpflichtend zu einem nahe gelegenen Schlachthof gebracht werden müssen – statt zu dem, der
am billigsten arbeitet. Tiertransporte für Schlachttiere wollen wir auf maximal vier Stunden
begrenzen. Wir wollen regionale Schlachtstätten und mobile Schlachteinrichtungen fördern
sowie regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufbauen, um eine Infrastruktur
für regionale, tierschutzkonforme Schlachtung zu schaffen.
Exporte lebender Schlachttiere in Länder außerhalb der EU sowie jede Form von Klonen und
Qualzucht wollen wir verbieten. Das Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik muss konsequent
umgesetzt und auf weitere Produkte ausgeweitet werden. Zusätzlich benötigen wir eine
Förderung für die Erforschung von Alternativen. Auch Straßentiere müssen in Europa ein
würdiges Leben haben. Wir fordern ein Ende der Tötung von streunenden Katzen und Hunden.
Stattdessen müssen öffentliche und private Maßnahmen der Geburtenkontrolle, etwa die
Kastration, gestärkt werden.
Wildtiere wollen wir besonders schützen. Hierfür sind internationale Arten- und
Naturschutzabkommen konsequent umzusetzen. Wir wollen illegalen Wildtierhandel in Europa
bekämpfen und den Import von Wildfängen in die EU verbieten.
Landwirtschaftliche Ökosysteme stärken – Gentechnik konsequent regulieren
Eine andere Landwirtschaft bedeutet auch anders anzubauen – gerade im Lichte der
Klimaauswirkungen. Das Potenzial verschiedenster Anbaumethoden, robuste landwirtschaftliche
Ökosysteme zu bilden – über Push-and-Pull-Techniken und Permakultur bis zu
Agroforstsystemen –, ist riesig, ebenso wie das Potenzial ökologischer Anbautechniken,
widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, Trockenheit, Versalzung, Vernässung zu sein. Dieses
Potenzial ist aber in Europa nur in Ansätzen erforscht. Wir fordern daher eine deutlich
stärkere Forschungsförderung in diesem Bereich. Denn aktuell werden agrarökologische
Methoden – zu denen auch der zertifizierte Ökolandbau gehört – in Europa und weltweit nur
mit einem Bruchteil der finanziellen Mittel erforscht und weiterentwickelt, die
konventionelle und gentechnische Ansätze erhalten.
Wir Grünen lehnen seit vielen Jahren die Agrogentechnik ab, anders als Gentechnik im
medizinischen Bereich und bei der industriellen Produktion. Die großen Probleme, die Länder
wie die USA oder Argentinien als Folge des Einsatzes von Gentechnik haben – wie ein massiver
Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat, Superunkräuter, Gefährdung landwirtschaftlicher
Vielfalt, die große Monopolmacht der Agrarkonzerne sowie die eingeschränkte
Verbraucherfreiheit –, unterstreichen, wie wichtig diese Ablehnung war und ist.
Daher ist es essenziell, dass das Vorsorgeprinzip entsprechend der Entscheidung des EUGH
auch gegenüber neuen Verfahren in der Gentechnik europaweit angewandt wird. Weil
gentechnische Veränderungen nicht rückholbar sind, muss sichergestellt werden, dass keine
Organismen freigesetzt werden, die Schaden anrichten. Ob die Probleme, die es bei der
herkömmlichen Gentechnik gibt, bei neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/Cas zum Tragen
kommen, muss in jedem einzelnen Zulassungsverfahren im Sinne des europäischen
Vorsorgeprinzips geklärt werden.
Der Einsatz von Gentechnik ist aber nicht nur eine Frage der gesetzlichen Zulassung, sondern
vielmehr eine Frage der Ethik und der gesellschaftlichen Akzeptanz. Deshalb muss der weitere
Umgang mit neuen gentechnischen Verfahren breit gesellschaftlich diskutiert werden.
In diesem Zusammenhang halten wir es auch grundsätzlich für höchst problematisch, dass bei
der finalen Zulassung einzelner Konstrukte der Ständige Ausschuss und die Mitgliedstaaten
ohne das Europäische Parlament entscheiden. Das können wir so nicht akzeptieren. Wir Grünen
werden uns dafür einsetzen, dass das Parlament bei dieser Entscheidung angemessen beteiligt
und gehört wird.
Eine klare Kennzeichnung von Gentechnik ist zentral. Auch Produkte von Tieren, die mit
gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, müssen als solche gekennzeichnet
werden.
Für den Schutz des gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Landbaus ist ein
Standortregister nach wie vor unverzichtbar. Die Regelungen zur gesamtschuldnerischen
Haftung sind entsprechend so zu gestalten, dass Mehrkosten und Aufwand, der für den
konventionellen, gentechnikfreien und ökologischen Landbau entsteht, den Nutzern von Sorten,
die mit neuer Gentechnik hergestellt wurden, angerechnet werden.
Keine Patente auf Saatgut, Pflanzen und Leben – Klonen, nein danke!
Das zentrale Problem beim Herumexperimentieren am Saatgut ist dessen Patentierbarkeit. Sie
führt zu immer größeren Monopolen der Agrarkonzerne. Landwirte werden damit abhängig
gemacht, gerade in den Entwicklungsländern mit fatalen Folgen. Problematisch ist zudem, dass
Pestizide bei gentechnisch veränderten Pflanzen häufig eingesetzt werden und die
Wahlfreiheit der Verbraucher*innen unterlaufen wird.
Der entscheidende Kampf ist daher der um ein Verbot von Patenten auf Saatgut und Leben
insgesamt. Züchtung muss, wie seit Jahrtausenden, ein Open-Source-System bleiben. Das Recht
auf Nahrung ist ein Menschenrecht und damit darf es keine Patente auf Pflanzen und auf Tiere
geben.
Zugleich fordern wir ein dauerhaftes Verbot des Klonens in der EU. Den Import von Klonen
sowie von Produkten von deren Nachkommen lehnen wir ab. Es kann nicht sein, dass Milch und
Fleisch von Nachkommen von Klontieren ungekennzeichnet auf den europäischen Markt kommen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- eine Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ökologischen Kriterien,
- sauberes Wasser in ganz Europa,
- ein Verbot von Glyphosat und giftigen Pestiziden,
- eine EU-Fischereipolitik, die unsere Fischbestände erhält,
- konsequente Regulierung und Transparenz bei Gentechnik ein Verbot von Patenten auf
Saatgut, Pflanzen und Tiere.
1.6 Europa vom Plastikmüll befreien
Unser Ziel ist ein Europa ohne Plastikmüll, mit sauberen Meeren, einem reichhaltigen
Fischbestand und einer Natur ohne Müll. Die Realität sieht bedrückend anders aus: In den
Ozeanen schwimmen Plastikmüllteppiche von der Größe Mitteleuropas. Auch unsere Flüsse und
Böden leiden unter der zunehmenden Vermüllung. Wenn wir jetzt nicht radikal umsteuern, wird
es 2050 mehr Plastik als Fische im Meer geben. Inzwischen findet sich Mikroplastik sogar in
der Arktis und im Gletschereis – obwohl dort nahezu keine Menschen leben.
Ein erster Schritt dagegen ist ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und
Pflegeprodukten. Denn Mikroplastik schadet nicht nur den Fischen, sondern kann
möglicherweise auch für unsere Gesundheit schädlich sein. Mikroplastik wurde schon in Salz,
Bier und Mineralwasser nachgewiesen. Welche giftigen Plastikzusätze wir dadurch zu uns
nehmen, weiß bisher niemand genau. Auch für das Klima ist Mikroplastik schlecht. Denn durch
den Zerfall in immer kleinere Partikel wird Methan freigesetzt – das wiederum zur Erhitzung
unserer Erde beiträgt.
Plastikflut eindämmen
Das Importverbot für Plastikmüll, das China Anfang 2018 verhängt hat, beweist, welch
riesiges Problem wir haben. Allein aus Europa importierte China rund 1,5 Millionen Tonnen
Plastikmüll pro Jahr. Seither müssen die Mitgliedstaaten ihre Müllberge selbst in die Hand
nehmen.
Um die zunehmende Plastikflut einzudämmen, brauchen wir anspruchsvolle Minderungsziele für
Plastikabfälle und höhere Recyclingquoten. Bis 2030 müssen wir unseren Verpackungsabfall in
der EU um 50 % reduzieren. Außerdem darf es nicht sein, dass Plastikmüll weiterhin deponiert
wird. Das wollen wir ändern. Ab 2030 müssen alle in der EU in den Verkehr gebrachten
Kunststoffprodukte wiederverwendbar oder komplett abbaubar sein oder kosteneffizient
recycelt werden können.
Plastik ist nicht per se schlecht. Für viele Einsatzgebiete, etwa in der Medizin, ist
Plastik ein wichtiger und sinnvoller Werkstoff. Problematisch ist die zunehmende Verwendung
von Plastik für Einweg- und Wegwerfprodukte. Denn als langlebiges Produkt darf Plastik nicht
in erster Linie für wenige Minuten verwendet werden, wie das beispielsweise bei Trinkhalmen
der Fall ist. Da, wo es Alternativen gibt, müssen sie auch genutzt werden. Die Europäische
Kommission hat dieses Problem in ihrer Plastikstrategie aufgegriffen und unter anderem ein
Verbot von Wegwerfprodukten aus Plastik wie Wattestäbchen, Plastikgeschirr und auch
Trinkhalmen angestoßen. Das ist ein guter erster Ansatz, reicht jedoch noch nicht, um den
Massen an Einwegplastik umfangreich Einhalt zu gebieten.
Zudem braucht es eine EU-weite Plastiksteuer auf Wegwerfprodukte. Eine solche Abgabe bietet
den Anreiz, Verpackungsmüll zu reduzieren, indem die Rohstoffe verteuert werden. Zugleich
kann dadurch der Anteil von recyceltem Plastik gesteigert werden. Erdöl und Erdgas zur
Produktion von Kunststoffen dürfen nicht subventioniert werden. Die Besteuerung von Plastik
muss in eine umfassende und ambitionierte Strategie zur Einsparung und Vermeidung von
Plastik, zur Steigerung des Mehrweganteils und für besseres Produktdesign eingebettet
werden. Dazu gehört auch, die Forschung und Entwicklung von alternativen Materialien
auszubauen.
Recycling stärken
Wir wollen das Recycling von Plastik stärken. Auch hier bietet die Plastikstrategie der EU-
Kommission einen guten Ansatz, der jedoch erweitert werden sollte. Die Recyclingkapazitäten
in der EU müssen massiv ausgebaut werden. Dazu brauchen wir ein ökologisches und
recyclingfreundliches Produktdesign. Die Verpackungsindustrie muss hierzu ihren Beitrag
leisten. Denn immer mehr Verpackungen setzen sich aus vielen unterschiedlichen Materialien
zusammen – was die Recyclingfähigkeit einschränkt.
Getränkeflaschen sind ein Alltagsprodukt aus Plastik. Doch während wir in Deutschland ein
funktionierendes Mehrwegsystem haben, besteht auf europäischer Ebene noch Handlungsbedarf.
Qualitativ hochwertige Plastikflaschen können rund 40 Mal wieder befüllt werden. Das ist
wesentlich ökologischer als Einmalflaschen, die direkt in den Müll wandern. Unser Ziel ist
eine Mehrwegquote in der EU. Deutschland, Österreich und Portugal sind hier schon sehr viel
weiter als andere Mitgliedstaaten. Daher muss eine solche Quote zunächst gestaffelt
aufgebaut werden, um allen die gleichen Chancen zu geben. Für Einweggetränkeflaschen
brauchen wir ein EU-weit einheitliches Pfandsystem. Denn gerade diese Wegwerfprodukte
vermüllen unsere Landschaften, Strände und Meere.
Mit einer ambitionierten Strategie für ein plastikmüllfreies Europa können wir Vorbild sein.
Die Europäische Union muss sich aber auch für eine internationale Plastikkonvention unter
dem Dach der Vereinten Nationen einsetzen. Schließlich kennt Plastikmüll keine Grenzen.
Wer GRÜN wählt, stimmt für
- ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika, Körper- und Pflegeprodukten,
- eine europäische Plastiksteuer,
- verbindliche Mehrwegquoten,
- ein EU-weit einheitliches Pfandsystem für Einweggetränkeflaschen.
weitere Antragsteller*innen
- Jens Schabacher (Bremen-Mitte KV)
- Krystyna Grendus (Odenwald-Kraichgau KV)
- Daniel Jochum (Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg KV)
- Aljoscha Labeille (Würzburg-Stadt KV)
- Tobias Balke (Berlin-Charlottenburg/Wilmersdorf KV)
- Manuel Arend (Birkenfeld KV)
- Anton Maier (Starnberg KV)
- Timo Klöpper (Peine KV)
- Sabine Jutta Müller (Köln KV)
- Jutta Wegner (Mecklenburgische Seenplatte KV)
- Johannes Fromm (Schwerin KV)
- Rica Braune (Weimar-Stadt KV)
- Willi Junga (Berlin-Treptow/Köpenick KV)
- Deniz Ertin (Köln KV)
- Jochen Detscher (Stuttgart KV)
- Robert de la Haye (Rhein-Sieg KV)
- Matthias Dittmer (Berlin-Kreisfrei KV)
- Claudia Steinhoff (Emden KV)
- Heiner Scholing (Uelzen KV)
- Birgit Raab (Schwabach KV)
- Stefan Gelbhaar (Berlin-Pankow KV)
- Georg Leufen-Verkoyen (Mainz-Bingen KV)
- Krister-Benjamin Schramm (Oldenburg-Stadt KV)
- Sina Beckmann (Friesland KV)
- Hans-Joachim Janßen (Wesermarsch KV)
- Sebastian Götte (Weimar-Stadt KV)
Kommentare
Anton Maier:
Thomas Marwein:
auch diesen Antrag unterstütze ich. Es sollte dringend in den UNECE Regeln 41 und 51 der Bestandsschutz aufgehoben werden, so daß alle künftig den Standard der kommenden Novellierung von 2020 einzuhalten haben.
LG
Thomas Marwein KV Ortenau