Der Satz "Denn wer gemeinsam im Team zusammengearbeitet hat, greift schneller zum Telefon, um seine Kolleginnen und Kollegen aus anderen EU-Staaten zu informieren oder um Rat zu fragen." ist zu streichen. Er ist weder praxisorientiert noch bildet er die Rechtslage ab.
Polizeiliche Rechtshilfe (Zusammenarbeit mit Polizeibehörden anderer Staaten) folgt strengen Regeln unter Einbindung von Oberbehörden. Ein "eher zum Telefon greifen um sich abzusprechen" ist bei zehntausenden Kriminalbeamten in ganz Europa realitätsfern. Die Formulierung könnte den Eindruck erwecken, als wüssten wir GRÜNE nicht, wie grenzüberschreitende Ermittlungen funktionieren.
Vielmehr müssen wir eine praktische Alternative anbieten:
Anstelle anderer Parteien, die Gesetzesverschärfungen fordern, bieten wir vielmehr eine verbesserte Zusammenarbeit der Polizeien an. In Europa existiert ein Flickenteppich von lokalen, regionalen, landes- und National-/Bundespolizeibehörden, die teilweise unterschiedliche Datensysteme und getrennte Datenbanken nutzen. Ein Austausch findet häufig nicht statt. Spätestens auf europäischer Ebene existiert kein automatisierter Datenaustausch mehr.
Das Europol-Information-System (EIS) ist zwar eine europäische Datenbank, diese bedient jedoch nur bestimmte Deliktsbereiche des Terrorismus und der organisierten Kriminalität. Auch werden häufig nur solche Datensätze gespeichert, die aktiv von den Mitgliedsstaaten gemeldet werden. Hierdurch fällt die Verantwortung für den europäischen Datenabgleich häufig auf einzelne Ermittler vor Ort zurück.
Das EIS könnte derart ausgeweitet werden, dass die nationalen Polizeien automatisiert bestimmte Deliktsbereiche mittlerer und schwerer Kriminalität an das EIS weiterleiten. Europol verfügt hierdurch über einen deutlich größeren Datenbestand und wird in die Lage versetzt, die Mitgliedsstaaten bei Datenabgleichen automatisiert zu benachrichtigen. Es ist zu erwarten, dass hierdurch deutlich häufiger als bislang automatisierte "Kreuztreffer" an die Mitgliedsstaaten mit Hinweisen auf Erkenntnisse in anderen Staaten ausgeliefert werden. Eine vernetzte Datenbasis ist grundlage jeder guten Ermittlungsarbeit.
Polizeiliche Rechtshilfe und polizeilicher Informationsaustausch sind häufig noch immer langatmig. Teilweise lässt die aktive Mithilfe einzelner Mitgliedsstaaten zu wünschen übrig. Europol bietet seit einigen Jahren das SIENA-System als Kommunikationskanal für die Rechtshilfe an. HIerüber können kurzfristig zwischen Behörden verschiedener Staaten Informationen und Schriftverkehr übermittelt werden. Allerdings steckt die europaweite Ausrollung noch in den Kinderschuhen, die Anwendung erfolgt nur über einzelne Deliktsbereiche. Eine Möglichkeit wäre, diesen Kommunikationskanal durch mehr Mittel schneller zu etablieren und die Fortbildung und Einarbeitung der Polizeien zu intensivieren.
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