Antrag: | Grüne Gesundheitspolitik – mit Verantwortung und Weitblick in die Zukunft |
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Antragsteller*in: | Paula Louise Piechotta (KV Leipzig) und 145 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 19%) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 20.10.2019, 19:53 |
V-44-033-3: Grüne Gesundheitspolitik – mit Verantwortung und Weitblick in die Zukunft
Antragstext
Von Zeile 33 bis 46:
Grüne Gesundheitspolitik bekennt sich ausdrücklich zum Selbstbestimmungsrecht der Patient*innen und zur Therapiefreiheit der Ärzt*innen. Neben Standardtherapie und innovativer Forschung wünscht sich eine große Mehrheit in der Bevölkerung bei der Wahl ihrer Arzneimittel mitentscheiden zu können und eine integrative Medizin als optimiertes Miteinander von Hochschulmedizin und komplementären Verfahren.[2] Im Sozialgesetzbuch 5 sind Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie als besonderen Therapierichtungen verankert.[3]
Grüne Gesundheitspolitik bekennt sich ausdrücklich zum Selbstbestimmungsrecht der Patient*innen, zur Therapiefreiheit der Behandelnden und einem solidarisch finanzierten und wissenschaftsbasierten Gesundheitssystem. Wir wollen eine zuverlässige Versorgung für alle hier lebenden Menschen mit medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen, deren Nutzen wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Das schließt insbesondere auch medizinische Hilfsmittel ein, die aktuell nicht durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattet werden, bspw. Sehhilfen. Die Gesetzliche Krankenversicherung wird solidarisch über Pflichtbeiträge finanziert, ihre Ausgaben müssen vor diesem Hintergrund allgemein akzeptierten und nachprüfbaren Kriterien entsprechen um eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewährleisten.
Unser Gesundheitssystem ist geprägt durch große Probleme. Wir wollen unser Gesundheitswesen barriereärmer, ehrlicher und transparenter, sicherer und menschlicher, rationaler und fairer gestalten - damit weniger Patient*innen als heute in die Hände von teuren, aber nachweislich nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksamen Angeboten getrieben werden.
Der nächsten Bundesdelegiertenkonferenz wird im Rahmen des Grundsatzprogrammprozesses eine Positionierung zur Frage eines wissenschaftsbasierten Gesundheitssystems und grundsätzlicher Voraussetzungen für die Erstattungsfähigkeit durch die Gesetzliche Krankenkasse zur Abstimmung vorgelegt. Die inhaltliche Vorbarbeit wird gemeinsam in einer Gruppe aus den zuständigen wissenschafts- und gesundheitspolitischen Abgeordneten, Vertreter*innen der BAG Wissenschaft und der AG Gesundheit der BAG Arbeit, Soziales, Gesundheit, Vertreter*innen des Bundesvorstands sowie den Antragsteller*innen der Anträge V-01 und V-44 dieser Bundesdelegiertenkonferenz erarbeitet. Diese Gruppe bereitet außerdem für die übernächste Bundesdelegiertenkonferenz einen eigenständigen gesundheitspolitischen Antrag vor, der in einem eigenen thematischen Tagesordnungspunkt behandelt wird und folgende Fragen adressiert:
- die Rolle wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Erstattungsfähigkeit medizinischer Maßnahmen in der GKV
- eine Deklarationspflicht für nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksame Substanzen und Therapieformen
- eine Aufklärungspflicht für nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksame Substanzen durch abgebende Apotheken bzw. der Wegfall der Apothekenpflicht für Placebo-Medikamente
- Erstattung nicht faktenbasierter Therapieformen und Substanzen durch die GKV ausschließlich in Wahltarifen, zu deren Finanzierung nicht die Gesamtheit der Versicherten herangezogen werden kann
- zulässige Maximal-Gewinnmargen für Placebo-Medikation in der GKV-Erstattung für Fälle, in denen keine über den Placebo-Effekt hinaus wirksamere Therapie existiert
- die Notwendigkeit einer Überarbeitung des Heilpraktiker-Gesetzes von 1939 durch den Bundestag
- Abschaffung des sogenannten Binnenkonsens, Wegfall der Möglichkeit von Placebo-Zulassungen als Arzneimittel
- Frage der Abschaffung der Sonderregularien für die sogenannten "Besonderen Therapierichtungen"
- eine identische Vergütung der Anamneseerhebung in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) unabhängig von der Methodik der Anamneseerhebung und eine Stärkung der Anamneseerhebung im ambulanten und stationären Bereich
- eine Bewertung der Gewinnmargen für Placebo-Mittel und die Frage einer Sondersteuer auf Placebo-Medikation
- Abschaffung homöopathischer Placebo-Medikation als Regelleistung im Leistungskatalog der GKV für Minderjährige
- Meldepflicht für schwerwiegende Behandlungsfehler durch Heilpraktiker*innen
- Zulässigkeit der Zusatzbezeichnung "Homöopathie" durch die Landesärztekammern
Die Grünen fördern den Dialog zwischen Schulmedizin und komplementärmedizinischen Verfahren wie Naturheilkunde, Homöopathie, Anthroposophie und Akkupunktur auf Basis wissenschaftlicher und evidenzbasierter Methoden. Dazu soll noch im Jahr 2020 eine ausgewogen besetzte Fachtagung mit Vertreter*innen aus Schulmedizin, Komplementärmedizin und Gesundheitspolitik ein inhaltliches Konzept zu qualitativer Versorgungsforschung und begleitender Forschung nach den Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erarbeiten. Der Bundesvorstand wird aufgefordert die Organisation dieser Fachtagung durchzuführen.
weitere Antragsteller*innen
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Von Zeile 33 bis 46:
Grüne Gesundheitspolitik bekennt sich ausdrücklich zum Selbstbestimmungsrecht der Patient*innen und zur Therapiefreiheit der Ärzt*innen. Neben Standardtherapie und innovativer Forschung wünscht sich eine große Mehrheit in der Bevölkerung bei der Wahl ihrer Arzneimittel mitentscheiden zu können und eine integrative Medizin als optimiertes Miteinander von Hochschulmedizin und komplementären Verfahren.[2] Im Sozialgesetzbuch 5 sind Phytotherapie, Homöopathie und Anthroposophie als besonderen Therapierichtungen verankert.[3]
Grüne Gesundheitspolitik bekennt sich ausdrücklich zum Selbstbestimmungsrecht der Patient*innen, zur Therapiefreiheit der Behandelnden und einem solidarisch finanzierten und wissenschaftsbasierten Gesundheitssystem. Wir wollen eine zuverlässige Versorgung für alle hier lebenden Menschen mit medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen, deren Nutzen wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Das schließt insbesondere auch medizinische Hilfsmittel ein, die aktuell nicht durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattet werden, bspw. Sehhilfen. Die Gesetzliche Krankenversicherung wird solidarisch über Pflichtbeiträge finanziert, ihre Ausgaben müssen vor diesem Hintergrund allgemein akzeptierten und nachprüfbaren Kriterien entsprechen um eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu gewährleisten.
Unser Gesundheitssystem ist geprägt durch große Probleme. Wir wollen unser Gesundheitswesen barriereärmer, ehrlicher und transparenter, sicherer und menschlicher, rationaler und fairer gestalten - damit weniger Patient*innen als heute in die Hände von teuren, aber nachweislich nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksamen Angeboten getrieben werden.
Der nächsten Bundesdelegiertenkonferenz wird im Rahmen des Grundsatzprogrammprozesses eine Positionierung zur Frage eines wissenschaftsbasierten Gesundheitssystems und grundsätzlicher Voraussetzungen für die Erstattungsfähigkeit durch die Gesetzliche Krankenkasse zur Abstimmung vorgelegt. Die inhaltliche Vorbarbeit wird gemeinsam in einer Gruppe aus den zuständigen wissenschafts- und gesundheitspolitischen Abgeordneten, Vertreter*innen der BAG Wissenschaft und der AG Gesundheit der BAG Arbeit, Soziales, Gesundheit, Vertreter*innen des Bundesvorstands sowie den Antragsteller*innen der Anträge V-01 und V-44 dieser Bundesdelegiertenkonferenz erarbeitet. Diese Gruppe bereitet außerdem für die übernächste Bundesdelegiertenkonferenz einen eigenständigen gesundheitspolitischen Antrag vor, der in einem eigenen thematischen Tagesordnungspunkt behandelt wird und folgende Fragen adressiert:
- die Rolle wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Erstattungsfähigkeit medizinischer Maßnahmen in der GKV
- eine Deklarationspflicht für nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksame Substanzen und Therapieformen
- eine Aufklärungspflicht für nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksame Substanzen durch abgebende Apotheken bzw. der Wegfall der Apothekenpflicht für Placebo-Medikamente
- Erstattung nicht faktenbasierter Therapieformen und Substanzen durch die GKV ausschließlich in Wahltarifen, zu deren Finanzierung nicht die Gesamtheit der Versicherten herangezogen werden kann
- zulässige Maximal-Gewinnmargen für Placebo-Medikation in der GKV-Erstattung für Fälle, in denen keine über den Placebo-Effekt hinaus wirksamere Therapie existiert
- die Notwendigkeit einer Überarbeitung des Heilpraktiker-Gesetzes von 1939 durch den Bundestag
- Abschaffung des sogenannten Binnenkonsens, Wegfall der Möglichkeit von Placebo-Zulassungen als Arzneimittel
- Frage der Abschaffung der Sonderregularien für die sogenannten "Besonderen Therapierichtungen"
- eine identische Vergütung der Anamneseerhebung in der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) unabhängig von der Methodik der Anamneseerhebung und eine Stärkung der Anamneseerhebung im ambulanten und stationären Bereich
- eine Bewertung der Gewinnmargen für Placebo-Mittel und die Frage einer Sondersteuer auf Placebo-Medikation
- Abschaffung homöopathischer Placebo-Medikation als Regelleistung im Leistungskatalog der GKV für Minderjährige
- Meldepflicht für schwerwiegende Behandlungsfehler durch Heilpraktiker*innen
- Zulässigkeit der Zusatzbezeichnung "Homöopathie" durch die Landesärztekammern
Die Grünen fördern den Dialog zwischen Schulmedizin und komplementärmedizinischen Verfahren wie Naturheilkunde, Homöopathie, Anthroposophie und Akkupunktur auf Basis wissenschaftlicher und evidenzbasierter Methoden. Dazu soll noch im Jahr 2020 eine ausgewogen besetzte Fachtagung mit Vertreter*innen aus Schulmedizin, Komplementärmedizin und Gesundheitspolitik ein inhaltliches Konzept zu qualitativer Versorgungsforschung und begleitender Forschung nach den Kriterien der Evidenzbasierten Medizin erarbeiten. Der Bundesvorstand wird aufgefordert die Organisation dieser Fachtagung durchzuführen.
Kommentare
Timm Schulze:
Wir können nicht auf der einen Seite beim Klimaschutz auf die eindeutige wissenschaftliche Faktenlage verweisen und bei der Gesundheitspolitik gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnis ignorieren.
Der Antrag des Bundesvorstands ist in seiner jetzigen Form nicht ausreichend, diesem wichtigen Punkt Rechnung zu tragen. Durch diesen Änderungsantrag erhalten wir die Gelegenheit, in einem angemessene Verfahren über einen entscheidenden Grundsatz sowie eine moderne Grüne Gesundheitspolitik zu beraten.
Carina Flores:
Andreas Roll:
Was noch schwerer wiegt: die überwiegend männlichen Antragsteller/Unterstützer ignorieren auch die Mehrheit der bundesdeutschen Bürger*innen, die die Homöopathie nutzen, sich Therapiefreiheit und integrative Medizin wünschen und eben keinen patriarchalen, autokratischen und autoritären Umgang mit den für unmündig erklärten Bürger*innen.
Demisch und Piechotta untergraben mit ihrer Ideologie die freiheitlich demokratische Grundordnung und tragen mit ihrer Polemik zur Spaltung der Gesellschaft bei anstatt zur Integration.
Schade um junges grünes Potenzial, das sich hier in die faschistoiden Sekten wie Psiram, GWUP und INH verirrt hat.
Achim Jooß:
Hubert Geue:
Wie Timm Schulze hier richtig schreibt: "und bei der Gesundheitspolitik gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnis ignorieren." (besser wäre "Erkenntnisse")
Nein, dass könnt ihr - eigentlich - nicht, aber wieso ignoriert ihr dann die von Kay u. vielen anderen hier auf Antragsgrün geposteten u. überall im www leicht einsichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Homöopathie und die Expertise u. die therapeutischen Erfahrungen von 7000 bundesdeutschen homöopathiepraktizierenden Ärzten u. 1000en von Heilpraktikern (was auch ein Teil der evidenzbasierten Medizin ist)? Und ca. 70% der Bevölkerung?
NICHT EINER VON EUCH SAGT/SCHREIBT MAL: "Oha, die haben früher immer gesagt - u. so erzählten es die Qualitätsmedien gebetsmühlenartig - es gibt KEINE Studie die für Homöopathie spricht. Das war ja gar nicht wahr und offenbar gelogen".
Das ist ein Rätsel, über das Deutschland brütet...
Mit etwas Amüsement lese ich Passagen wie: "zulässige Maximal-Gewinnmargen für Placebo-Medikation in der GKV-Erstattung für Fälle, in denen keine über den Placebo-Effekt hinaus wirksamere Therapie existiert"
Dann rechnet das mal aus für Therapien wie: Antidepressiva (siehe Kirsch-Metastudie etc.) etc., viel Spaß beim Anlegen mit Big Pharma, bis jetzt legt ihr euch ja nur mit kleinen homöopathischen Firmen u. mit der Mehrzahl der Grünwähler u. der Bevölkerung an. Aber egal, denn nur die Grünskeptiker u. die grüne Jugend blickt durch (sorry, habe die FDP vergessen), der Rest ist ja offenbar total dumm u. hat keine Ahnung von Wissenschaft, Therapie und Medizin. Bravo!
FOCUS:
"Denn Fakt ist: Viele Menschen schwören auf Globuli. Die Mehrheit der Deutschen scheint davon überzeugt zu sein, dass ihnen homöopathische Behandlungen helfen, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung und Barmer GEK zeigte. Von den knapp 7000 Befragten gaben mehr als 80 Prozent an, dass sich ihr Befinden bei einer homöopathischen Behandlung verbessert habe. Andere Untersuchung zeigen, dass jeder zweite Deutsche schon einmal Arzneikügelchen genommen hat."
Christian Hohn:
Paula Louise Piechotta:
Für alle, die es maximal leicht verdaulich brauchen: Der top recherchierte Beitrag von Jan Böhmermann: https://www.youtube.com/watch?v=pU3sAYRl4-k oder hier bisschen ausführlicher: https://www.youtube.com/watch?v=vGLNQenxA1U
Hubert Geue:
Ok, man lese sich Paulas Links durch u. schaue die üble Homöopathie-Bashing-Story von Böhmermann (der es nur noch schafft "lustig" zu sein, wenn er andere runtermacht u. beleidigt) an u. dann folgende Hintergrundanalyse - dann wird man schnell merken, was da gespielt wird:
https://www.carstens-stiftung.de/artikel/homoeopathiekritik-zwischen-wissenschafts-dogmatismus-und-politischem-agendasetting.html
Auszug daraus:
"Der zugrundeliegende dogmatische Szientismus und die Strukturen der Organisation sind charakterisiert von einem dualen Weltbild, innerhalb dessen man nur für oder gegen paranormale Phänomene und folglich "Skeptiker" oder "Gläubiger" sein könne. [41] Zwischenstufen sind unzulässig, und Andersdenkende werden in der Regel bekämpft. Der im Rahmen dieses Kampfes an den Tag gelegte Eifer ist eher aus Kontexten der politischen Agitation bekannt und hat mit seriösen wissenschaftlichen Methoden wenig gemein. [42] Tatsächlich fordern die meisten "Skeptiker" zwar ein wissenschaftliches Prozedere sowie die entsprechenden Belege in Bezug auf bestimmte Gegenstände, arbeiten jedoch selbst nur selten auf diese Weise, zum Beispiel unter Berufung auf Publikationen in einschlägigen Fachzeitschriften mit Gutachterverfahren. [43] Das rhetorische Mittel der Wahl bei der Widerlegung vermeintlich unwissenschaftlicher Behauptungen ist vielmehr häufig die Polemik, bis hin zur Beleidigung. Wie oben bereits gezeigt wurde, heiligt hier offenbar der Zweck die Mittel, so dass auch Argumente wider besseren Wissens oder sogar absichtliche Falschdarstellungen vorgetragen werden. [44-45] In Bezug auf die aktuelle Diskussion um die Homöopathie zeugen die Argumentationsmuster der GWUP und des INH größtenteils von unzureichender Kenntnis der Datenlage aus klinischen Studien und der Grundlagenforschung. [46]"
Und jetzt haben sie bei den Grünen eine Spielwiese, nein, Kampfplatz gefunden. Auf Kosten ihrer(?) Partei. DANKE für die selbstlose, einfühlsame u. natürlich nur der reinen Erkenntnis u. wissenschaftlichen Aufklärung verpflichtete Aktion!
Timm Schulze:
aus dem von dir angeführten Zitat der Carstens-Stiftung: „ Das rhetorische Mittel der Wahl bei der Widerlegung vermeintlich unwissenschaftlicher Behauptungen ist vielmehr häufig die Polemik, bis hin zur Beleidigung.“
Leider muss ich aktuell in der Diskussion eher feststellen, dass die Verteidiger:innen der Homöopathie auf Polemik bis hin zu Beleidigungen zurückgreifen. Diese Schärfe der Diskussion macht mir gewisse Sorgen. Und ich frage mich, woher sie kommt. Wenn ihr die besseren Argumente habt und euch dessen sicher seid, warum dann so emotional und aufgeregt?
Zum nun immer wieder gebrachten Argument der großen Anzahl von Studien, die für die Homöopathie sprechen sollen:
1. Wurde in keinem Antrag jemals bestritten, dass Homöopathie nicht wirkt. Sie wirkt allerdings nur über den Placebo-Effekt und nicht darüber hinaus. Das ist durchaus eine gute Sache. Es kann aber nicht sein, dass auf dieser Grundlage die Homöopathie als gleichwertige Behandlungsalternative verkauft wird - mit all den bekannten negativen Effekten.
2. Haben Meta-Analysen bzw. Systematische Reviews nicht bestätigen können, dass Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus eine Wirkung entfaltet. Einzig eine Anzahl von (wissenschaftlichen) Studien anzuführen, die für die eigene Position spricht, ist nich kein überzeugendes Argument. Denn wissenschaftliche Studien können von unterschiedlicher Methodik und Qualität sein. Dies ist auch überprüfbar. Dazu gibt es bestimmte in der Wissenschaft etablierte Kriterien. Die Reviews schauen sich also mehrere Studien an und bewerten ihre Methodik/Qualität. Das Ergebnis all dieser Reviews war nun, dass angeblich gefundene Effekte über den Placebo-Effekt hinaus nicht eindeutig und sauber nachweisbar sind. Vielmehr haben so gut wie alle dieser Studien bestimmte Defizite. Der oben von Paula verlinkte Seite gibt dazu einen sehr guten Überblick: https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Systematische_Reviews_zur_Homöopathie_-_Übersicht
Das ist nunmal der aktuelle Stand der Wissenschaft.
Hubert Geue:
gemach - gemach, "Beleidigungen" der pro-Homöopathie-Fans kann ich hier keine finden. Und - Belege dafür bleibst Du schuldig. Bei den Antihomöopathen passiert das von Dir beklagte jedoch schon (ich bin jetzt ein "Flacherdler", "Reichsbürger", "Behindertenfeind" etc.). Wie man unschwer lesen kann, ist die extreme Aufgeregtheit mehr auf der Homöopathie-Kritikerseite zu finden. Insofern ist das Carstens-Zitat nicht ganz falsch, zudem es sich nicht auf die Diskussion hier, sondern primär im www bezieht. Sieh es als Warnung, wohin die Reise gehen könnte u. teilweise geht. Insofern korrekt, was Du schreibst: "Diese Schärfe der Diskussion macht mir gewisse Sorgen. Und ich frage mich, woher sie kommt. Wenn ihr die besseren Argumente habt und euch dessen sicher seid, warum dann so emotional und aufgeregt?"
Wenn Du genauer schaust, sieht man woher die Schärfe kommt: Der eine Diskutant geht auf "per sie" bei mir, weil sein Mentor an Krebs verstarb (es bleibt schleierhaft, was die Homöopathie damit zu tun hatte), Ursache für die Aufheizung offenbar: Persönliche Betroffenheit u. Schuldzuweisung des Vorfalls an die Naturheilverfahren.
Die andere schimpft ich sei behindertenfeindlich weil ich anmerkt hatte, dass man ab IQ 80 mein Argument doch verstehen müsse. Ursache für Anheizung offenbar: Arbeitet im Behindertenbereich u. hat oft erlebt, dass ihre Schützlinge nicht respektvoll behandelt werden.
Alles gut u. schön, aber - pardon - so was von unwissenschaftlich. Ich verkneife mir ja auch immer persönliche Geschichten, wie die Schulmedizin bzw. via Studien hochgradig evidenzbasierte Medikamente Freund*innen von mir oder Patienten zugrunde gerichtet hat. Das sind natürlich (wenn auch viele) Einzelfälle, die keine epidemiologisch-allgemeine Aussage erlauben.
Ok, also reissen wir uns alle etwas zusammen (total zusammenreissen geht nicht, da es nunmal auch ein emotionales Thema ist) und diskutieren möglichst sachlich. Ich sag auch nix mehr vonwegen ab IQ 80 aufwärts. Aber Timm, was echt voll nervt u. sauer macht, ist die permanente Leugnung der Existenz bzw. der Evidenz von pro Homöopathie-Studien. Ich wiederhole hier die Fakten nicht noch einmal. Die Krux ist, dass in einem möglichen Fachgremium (BuVo-Vorschlag) bzw. auf der BDK das Gleiche ablaufen wird. Dabei ist das Ganze wirklich nicht so schwer: Die pro Homöopathie-Faktenlage ist gut, jedoch nicht perfekt aber viel besser als für viele - nebenwirkungsreiche - Medikamente u. Therapien der Schulmedizin. Damit könnte man das Thema beenden, wenn gewisse Kreise nicht fantatisch versuchen wollten die Homöopathie zu vernichten u. so manche hier just denen hinterlaufen ("Globukalypse", man beachte die militante und sicher nicht pazifistische Wortwahl der Skeptiker und Homöopathie-Gegner).
Achja, und GEGEN die Heilpraktiker soll es - sicher ganz kollegial und freundschaftlich - mal wieder mit Eurem "Kompromiss"-Antrag gehen -; ok, da bleibe ich ganz cool u. unaufgeregt (Ironie off). Wir sind ja alle uns gegenseitig unterstützende Parteifreunde/-innen...
PS: Wortdefinition:
https://www.bedeutungonline.de/was-bedeutet-globukalpyse-bedeutung-definition/
Paula Louise Piechotta:
Elisabeth Schnakenberg:
Alexander von Humboldt schrieb: "die gefährlichste aller Weltanschauungen ist diejenige der Menschen, die die Welt nicht angeschaut haben".
Wissenschaft setzt das unvoreingenommene Anschauen, die Ergebnisoffenheit voraus. Die INH und GWUP etc. lehnen diese in Zusammenhang mit der Homöopathie ab und die jungen grünen AntragstellerInnen von V-01 und V-44 im Schlepptau offenbar ebenso.
Wenn wir nur das anerkennen, was wir wissen, missachten wir einen großen Teil unserer Existenz.
@Antragstellerinnen V-01 und V-44 bedenkt bitte die Haltung der EinflüsterInnen zur Atomkraft und zu anderen grünen Basisinteressen wie Erneuerbare Energie und Umweltschutz. Ist das vereinbar?
Und ganz sicher gibt es viele junge Grüne, die den Anträgen V-01 und V-44 ausdrücklich nicht zustimmen, sondern die Anträge V-04 und V-19 unterstützen. Danke, dass Ihr Euch nicht habt verleiten lassen. Danke für Euren klaren Verstand.
Zur Forderung der Meldepflicht für schwerwiegende Behandlungsfehler durch Heilpraktikerinnen: die Liste bliebe kurz. Die Hälfte der HeilpraktikerInnen sind bei einer Haftpflichtversicherung-Gesellschaft und diese hat verschwindend geringe Schadenfälle.
V-44 hat eine Liste absurder Forderungen. Gute Themen für die nächste Runde von " Deutschland spricht".
Elke Kiltz: