Die Debatte um Homöopathie schlägt hohe Wellen. Die relevanten Probleme unseres Gesundheitssystems liegen aber an anderen Stellen. Deswegen schlagen wir vor, dass die Antragsteller von V 1, V 4, V 19 und V 44, die fachlich zuständige BAG Gesundheit und die zuständigen Abgeordneten aus Bundestag und Landtagen – unter Hinzuziehung externer Expert*innen – eine Fachkommission bilden, um eine gemeinsame Positionierung in den dargelegten Themenschwerpunkten zu erreichen.
Der Wissenschaftsbegriff in der Medizin
In der Diskussion um die Erstattung homöopathischer Arzneimittel wurde vielfach der Begriff „Wissenschaftlichkeit“ genannt.
Medizin ist keine reine Naturwissenschaft, sondern eine Anwendungs- und Handlungswissenschaft, die Evidenz (aus Studien, Daten und Erfahrungswerten) schafft, um ihren Nutzen retrospektiv zu überprüfen und Evidenz nutzt, um zukünftige Fälle lösen zu können. Gerade die dritte Komponente der Evidenzbasierten Medizin[1], die sich mit Erfahrungswissen und den Erwartungen der Patient*innen beschäftigt, zeigt uns, dass wir die Wissenschaftsdiskussion im Bereich der Gesundheitsversorgung weiter öffnen müssen.
Vor diesem Hintergrund müssen wir diskutieren, was der Wissenschaftsbegriff und die Evidenzbasierte Medizin bedeutet und wie beides im Kontext der Integrativen Medizin einzuordnen ist.
Die Erstattung besonderer Therapierichtungen
In Deutschland werden seit 2004 grundsätzlich alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel, also auch Arzneimittel der sogenannten Besonderen Therapierichtungen einschließlich homöopathischer Arzneimittel, nicht mehr von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet – außer es handelt sich um Kinder/Jugendliche bis zum Alter von 12 Jahren.
Über freiwillige Satzungsleistungen der Krankenkassen ist es derzeit möglich, Besondere Therapierichtungen – bis zu einem gedeckelten Betrag – trotzdem erstattet zu bekommen.
Neben homöopathischen Arzneimitteln, die in der Kritik stehen, weil sie nicht über einen Placebo-Effekt hinaus wirken, gibt es auch konventionelle Arzneimittel im Leistungskatalog der Krankenkassen, die nicht über einen Placebo-Effekt hinaus wirken oder ohne nachgewiesene Evidenz sind. Als Beispiele sind hier etwa die Hälfte der Antidepressiva[2] oder nasenschleimhautabschwellende Mittel bei Kindern[3] genannt. Dies gilt es in der Debatte um die Erstattung homöopathischer Arzneimittel zu berücksichtigen.
Eine solche Diskussion muss sehr sorgfältig, kenntnisreich und ausgewogen geführt werden.
Wird unser Gesundheitssystem den Bedürfnissen der gesamten Versichertengemeinschaft gerecht?
Der Kritik an der Übernahme der Kosten für Besondere Therapierichtungen für Kinder und Jugendliche bis 12 Jahre müssen weitere Fragen entgegengestellt werden.
Ist unser Gesundheitssystem geeignet, den Versorgungsanforderungen der gesamten Bevölkerung und besonders vulnerabler Gruppen gerecht zu werden? Braucht es mehr Forschung im Bereich der Kinderarzneimittel? Wenn wir berücksichtigen, dass es begründeterweise kaum Studien gibt, in die Kinder und Jugendliche miteinbezogen wurde, stellt sich die Frage, was die medizinischen Alternativen für eine Therapie sind.
[1] Die Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist „der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz für Entscheidungen in der medizinischen Versorgung individueller Patienten. Die Praxis der EbM bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der bestverfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung.“
[2] Arzneiverordnung in der Praxis, Band 46, Heft 1-2, März 2019
[3] DAZ, 13.12.2017 Bericht über Cochrane-Review
Kommentare
Andreas Roll:
Folgende Aussage ist allerdings nur zu 50% wissenschaftlich korrekt:
„Neben homöopathischen Arzneimitteln, die in der Kritik stehen, weil sie nicht über einen Placebo-Effekt hinaus wirken, gibt es auch konventionelle Arzneimittel im Leistungskatalog der Krankenkassen, die nicht über einen Placebo-Effekt hinaus wirken oder ohne nachgewiesene Evidenz sind.“
Die Evidenz zahlreicher schulmedizinischer Medikamente fehlt, z.B. bei vielen Psychopharmaka. Hier ist die Aussage richtig.
Bei Homöopathika ist die Wirksamkeit gut belegt, wie über 100 RCT-Studien nachweisen (WissHom). Hier trifft die Aussage des ÄA nicht zu,.
Ansonsten halte ich diese Initiative für begrüßenswert. Vielen Dank Kordula für deine integrierende gesundheitspolitische Arbeit im Sinne der Patient*innen, die sich von den ideologischen Gruppierungen Psiram, GWUP & INH erfreulich sachlich abgrenzt.
Kay Müller:
Kerstin Angelika Kaiser:
Begrüßen würde ich sehr, dass z.B. auch Gespräche mit Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen geführt werden, um alle Seiten fachmännisch zu beleuchten, denn Krankenkassen haben gute Gründe, besondere Therapierichtungen zu erstatten, nicht nur mögliche Kostenersparnisse.
Ansonsten finde ich den Antrag sehr gelungen - hier sieht man, dass hinter diesem Antrag fachliches Wissen steht.
Hubert Geue:
Ok, die gewachsene und auch in der Öffentlichkeit bekannte Unterstützung der Naturheilkunde/komplementäre Medizin durch die Grünen fehlt mir hier etwas. Wie gesagt, ALLE Freunde u. Freundinnen haben zu mir in den letzten Wochen gesagt: "Was, gerade DIE GRÜNEN haben etwas gegen Homöopathie!?" Bis hin zu: "Die spinnen wohl" und (ein grünwählender Arzt): "Die Antragsteller sollte man wegen parteischädigenden Verhaltens aus der Partei ausschließen". Nicht gut, solche Reaktionen sollten wir vermeiden.
Wichtiger als die gelenkte Hyperfocusierung auf die Homöopathie wäre ein grünes Konzept für eine ÖKOLOGISCHE MEDIZIN, die nebenwirkungsarm, bezahlbarer, rückstandsfrei (Thema Wasserverschmutzung) und wirksam ist. DAS wäre ein großer Wurf, auch wenn das zugebenermaßen nicht einfach wäre. In Yatins und Kordulas Antrag befinden sich diesbez. einige gute Ansätze.
Den Antrag kann ich auf jeden Fall unterstützen.
Anja Susanne Dessauvagie:
Ich glaube, was die Diskussion so schwierig macht, ist dass es einerseits wissenschaftlich bewiesene Fakten gibt, die die Grundlage ärztlicher Behandlung bilden. Andererseits kann das, was für den Durchschnitt der Patienten in Studien hilfreich war, für den Einzelnen im Einzelfall ganz anders aussehen. Und da ist es die spannende Aufgabe des Arztes zu schauen: Was hilft diesem Patienten in dieser Situation? Und das ist dann der Punkt, wo das Erfahrungswissen hineinkommt.
Das ist aber auch etwas, was in der Medizin zunehmend in den Blick gerät: Viele Normwerte und Standarddosierungen haben sich immer an dem 70kg-Mann orientiert. Nur leider sind in der ärztlichen Praxis überwiegend Frauen und alte Menschen; also gerade keine gesunden 70kg-Männer, an denen aber die meisten (pharmakologischen) Studien durchgeführt werden. Und ich glaube, wir müssen mehr hin zu einer individualisierten Medizin, die auch Genderfragen mit berücksichtigt. Das ist für mich aber kein Argument gegen Wissenschaftlichkeit oder evidenzbasiertes Handeln.
Hubert Geue:
da stimme ich Dir natürlich voll u. ganz zu: "Was hilft diesem Patienten in dieser Situation? Und das ist dann der Punkt, wo das Erfahrungswissen hineinkommt."
Da jedoch kommen bei mir schon Zweifel auf, wenn Du schreibst: "Und gerade Ärzte, die versuchen evidenzbasiert zu arbeiten, sind extrem kritisch gegenüber pharmafinanzierten Studien." Folgende Auffassung ist weit verbreitet u. größtenteils wohl auch realistisch: Die Ärzte verschreiben primär was in den Leitlinien steht, auch aus juristischen Gründen. Und oft genug können sie auch nicht wissen, wer finanziert hat, denn welcher praktizierende Arzt hat - bei der Zeitknappheit u. der Zunahme von Dokumentationswahnsinn - Zeit und Lust bei jeder von 1000en pro Jahr erscheinenende Studien zu schauen: Wer hat die finanziert, wie war das Studiendesign, was macht das Signifikanzniveau, was die Odds-Ratio etc. etc.
Ich habe nicht gesagt, dass alle Studien von Big Pharma finanziert werden, das ist auch nicht auf meinem Mist gewachsen, was weiß ich schon als kleiner Heilpraktiker, man liest halt so einiges. Diese These ist offenbar einfach zu belegen:
https://deutsch.medscape.com/artikel/4901893
Daraus zitiert:
"Zwei Drittel der Studien sind pharmafinanziert
„Zwei Drittel der in großen Fachjournalen wie Lancet oder New England Journal of Medicine publizierten medizinischen Studien sind pharmafinanziert“, betonen Smith und Gotzsche. Hinzu komme, dass Pharmafirmen Ghostwriter engagierten, um irreführende Auswertungen in einer ganzen Anzahl zweitrangiger Publikationen unterzubringen – und Reviews davon dann in großen Journalen.
„Diese tragen oft – wie die originale Forschungsarbeit – die Namen von Meinungsbildnern, die den Artikeln Glaubwürdigkeit verleihen sollen. Diese verbreitete Praxis ist wissenschaftlicher Betrug“, meinen Smith und Gotzsche. Pharmafirmen gäben Millionen US-Dollars aus, um Reprints von gesponserten Studien zu kaufen. Damit nutzten sie den renommierten Namen des Journals, um ihre Medikamente zu promoten. Die Fachzeitenschriften wiederum verdienten gut daran."
Und:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/65163/Studie-Pharmaindustrie-bei-medizinischer-Forschung-immer-wichtiger
Daraus:
"Stephan Ehrhardt von der Johns Hopkins University, einer der Autoren, warnte vor einer fehlenden Unabhängigkeit der Forschung von Pharmaunternehmen. Die verfügbaren wissenschaftlichen Daten seien zunehmend von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst. "Wir brauchen eine Diskussion, wie wir unsere Budgets für medizinische Forschung am besten verteilen", sagte Ehrhardt."
und:
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/pharmazeutika-studie-ia.html
Daraus:
"Pharmaindustrie kontrolliert Testprozess von Medikamenten
In seinem Bericht liefert Donald Light konkrete Zahlen. Seine Analyse von 111 Medikamenten ergab, dass 42 Prozent vor ihrer Zulassung keine adäquaten randomisierten Studien durchlaufen hatten, bei 40 Prozent inakkurate Dosierungen getestet wurden, es bei 39 Prozent nicht möglich war, eine Wirksamkeit nachzuweisen und bei knapp der Hälfte der untersuchten Medikamente ernste negative Nebenwirkungen zu beobachten waren.
Light wies ausserdem darauf hin, dass die Pharmaunternehmen sowohl den wissenschaftlichen Testprozess der Medikamente kontrollierten als auch selbst entscheiden könnten, welche Testergebnisse bei der FDA eingereicht werden, welche veröffentlicht werden und welche nicht.
Der gesamte Vorgang sei laut Light voreingenommen und somit zutiefst mangelhaft."
Ich denke das reicht an dieser Stelle :-).
Und vielleicht verstehst Du mich jetzt besser, wenn ich etwas allergisch auf "die Wissenschaft" reagiere...dieser Begriff ist nicht einmal ein hypothetisches Konstrukt, sondern das bzw. sie gibt es per se nicht.
Anja Susanne Dessauvagie:
zu sagen: "Es gibt ohnehin keine unabhängige Wissenschaft", also das finde ich sehr extrem. Woran orientierst du dich denn in deinem therapeutischen Handeln? ausschließlich an deinen eigenen Erfahrungen?? Das kann ich kaum glauben.
Das Problem der Beeinflussung der niedergelassenen Ärzte durch Pharma-gesponserte "Informationen" und "Weiterbildungen" kenne ich gut. Und da ist in den letzten 10-15 Jahren auch eine Menge passiert, um das einzuschränken. Und vieles, was als "Studie" daherkommt, ist bei genauerem Hinsehen nämlich keine Studie, sondern als Information getarnte Werbung. Da bin ich völlig bei dir.
Dennoch gibt es viele Ärzte und Wissenschaftler, die um eine gute, patientengerechte Medizin bemüht sind. Wo ich gern nach Informationen schaue, ist bspw. Cochrane
https://www.cochranelibrary.com/about/about-cochrane
oder das Netzwerk evidenzbasierte Medizin
https://www.ebm-netzwerk.de/de
Die WHO erhebt weltweit Daten. Auch das ist eine verlässliche Quelle. Kurz: Nicht alles, wo "Studie" draufsteht, ist schlecht!
Anja Susanne Dessauvagie:
https://www.arznei-telegramm.de/01index.php3
Also es gibt auch pharmakonzern-unabhängige Informationen, wenn man sich denn darum bemüht. Viele Ärzte haben die Pharma-Lobby eben auch satt und möchten anders arbeiten.
Reiner Daams:
Hubert Geue:
seufz, wo hab ich geschrieben, dass es keine unabhängige Wissenschaft gibt? Immer diese Extremaussagen, tssstsss...
Selbst wenn ca. 2/3 bis 3/4 der Studien pharmafinanziert sind, heisst es ja nicht, dass ALLE getürkt sind :-).
Und dass 1/3 bis 1/4 nicht pharmafinanziert sind u. dass man da sicher einiges Spannendes findet und nicht nur "Junk Science".
Woran ich mich orientiere?: Fachzeitschriften, Zeitschrift "DER NATURARZT", Fortbildungen, Fachbücher vor allem (über Akupunktur, orthomolekulare Medizin etc.), Erfahrungen u. Berichte von Kolleg*innen, Internetblogs, gute medizinische Seiten im Netz, eigene Erfahrungen (wenn etwas sehr gut funktioniert hat), Studien, Patientenrückmeldungen (was ihnen geholfen hat) etc. etc.
Antonia Schwarz:
Hubert Geue:
Liebe Anja,
schau, was da läuft. Aber die grüne Jugend bzw. die Antragsteller VO1 etc. ist/sind wesentlich weniger progressiv und mit Durchblick gesegnet, wie diese Medizinstudenten/innen hier:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/106939/Medizinstudierende-fordern-Richtlinien-gegen-Industrie-Beeinflussung-an-den-Hochschulen?rt=44371dc372652f0f12173c07f2a141a8#comment37801
Die blicken durch!
Anja Susanne Dessauvagie:
Sylvia Dorn:
Bei der Frage, was ist Wissenschaft, würde ich zu gerne auch bei den Gesprächen teilnehmen!
Der Antrag der Grünen Jugend für ein Verbot der Kostenerstattung homöopathischer Arzneimittel hat einen wichtigen Bewusstseinsprozess zu Gesundheit und Krankheit für uns alle in Gang gesetzt. Was sich zunächst in sehr gegensätzlichen Auffassungen ausgelebt hat, bekommt nun die Chance in eine fruchtbare Kommunikation überzugehen. Und Demokratie lebt nur durch Kommunikation!
Hubert Geue:
spannende u. nicht ganz unberechtigte Frage Deinerseits: "Auch homöopathische Arzneimittel werden von Firmen produziert, beworben und vertrieben. Ist das jetzt moralisch besser, als herkömmliche Arzneimittel herzustellen?!" Von `moralisch besser` war wohl hier nicht die Rede, jedoch ist es mir lieber man verdient mit einem ökologischen Produkt sein Geld als mit nebenwirkungsreichen superteueren Präparaten. Mag sein, dass diese in manchen Fällen lebensrettend sein können, aber auch in der Medizin sind mir die "kleinen Firmen" lieber, so wie mir das Solarauto Sion lieber ist als ein Rolls Royce oder der SUV-Wahnsinn.
Nur mal ein kleines Beispiel zum Thema Kosten:
"Hepatitis C. Das Problem: Gilead verlangt 2014 tausend Dollar pro Tablette, bis zu 170.000 Dollar pro Behandlung. Drei Jahre später, Mitte 2017, verspricht das Pharma-Unternehmen, als nach wie vor wichtigster Anbieter von Hepatitis C-Medikamenten: „Es gehört eindeutig zu unserem Selbstverständnis, dass der Preis nie ein Hinderungsgrund für den Zugang zu Medikamenten sein darf.“
Klar, so kann man das auch sehen, Geld spielt ja keine Rolex :-). Und so etwas ist offenbar für die Grünen kein Thema.
Und klar ist auch, dass es mich wirklich nervt wenn dann in Diskussionen immer kommt: "Ooch, diese homöopathischen Pharmafirmen, was die für einen Gewinn machen". Wirklich ein Witz.
Natürlich kann man als gestandener Antikapitalist die Meinung haben, dass alles frei bzw. kostenlos sein müßte u. niemand etwas verdienen darf. Gibt halt keine Arbeitsplätze dann. Von dieser Warte aus, und nur von dieser, wäre die Kritik an Homöopathie-Herstellern u. ihren Gewinnen "berechtigt".
Dorothea Berthold:
Die Wissenschaft hat sich die Frage, wie Sicherheit und Überprüfbarkeit erlangt werden kann, immer mehr dadurch beantwortet, dass dafür nur das Gemessene, Gezählte und Gewogene als Grundlage gilt. Doch wesentliche Realitäten unseres und des Lebens sind nicht von dieser Art; sie fallen durch die Maschen des Methoden-Netzes. Deshalb verfällt man nicht in abgehobene Esoterik , wenn man so wie die wissenschaftlich erforschten Fakten ebenso die Existenz z.B. von Farben, Gefühlen, des ganzheitlichen Zusammenhangs in einem Lebewesen ernst nimmt.
Tillmann Nöldeke:
um nochmal kurz auf die Moral im Zusammenhang mit der Pharma-Industrie zu sprechen zu kommen:
1. Sachen herstellen und damit Geld verdienen: In unserem kap. System sicher moralisch unbedenklich
2. Medikamente herstellen und bewerben, um mehr Geld zu verdienen: moralisch fragwürdig - hier sollten ja eigentlich die Studien und die klinische Erfahrung den Ausschlag geben, und nicht die beste Werbekampagne.
3. Die medizinische Lehre intransparent beeinflussen zwecks Gewinnmaximierung: moralisch verwerflich, da es im Zweifel Schäden für die Gemeinschaft (Kosten) und den/die Einzelne*n (Gesundheit, Leben) verursachen kann.
4. Studien, deren Ergebnisse, Veröffentlichung etc. nach Konzerninteresse zu designen: dito!
Was hat das Ganze nun mit Homöopathie zu tun? Ich denke, bis auf die Punkte 1 u. 2 kann man den Arzneimittelherstellern hier wenig "vorwerfen", schon allein mangels geeigneter (finanzieller) Möglichkeiten. Bayer hat zwischen 2013 und 2017 seinen Gewinn von 3 Mrd. auf 7 Mrd. gesteigert (dann kam das mit Monsanto). Da fällt mir ein:
5. Horrende Gewinne mit der Krankheit der Leute machen: zumindest potentiell verwerflich (da davon auszugehen ist, dass das Geld dann anderswo im Gesundheitssystem fehlt). Allerdings fällt dieser Vorwurf dann doch leider auf die Politik zurück, die das zulässt.
Hubert Geue:
schreib mir doch bitte mal an meine private e-mail-Adresse. Ich hätte da eine Frage.
LG
Hubert
Tillmann Nöldeke:
Es muß heißen: den Herstellern HOMÖOPATHISCHER Arzneimittel kann man außer Punkt 1 und 2 nichts "vorwerfen" (ganz im Gegensatz zu den großen Pharmakonzernen).