Ein tragfähiges Energiekonzept muss die Gesamtbilanz der fossilen Brennstoffe berücksichtigen. Nur den Strom zu betrachten ist irreführend: Der Endstromverbrauch macht weniger als 15% des derzeitigen Gesamtenergieaufwandes aus. Die Herausforderung besteht in der Bereitstellung der Gesamtenergie als regenerative Energie sowie in ihrer Speicherung. Dies wird mit der Durchsetzung der aufgeführten Ziele nicht erreicht.
Windenergie:
- Mit dem vorgeschlagenen Ausbau erreicht die Windenenergie in zehn Jahren einen Anteil von lediglich 9,3% des Gesamtenergiebedarfs.
- Für diesen Ausbau sind onshore etwa 3.000 neue Windkraftanlagen (WKA) pro Jahr erforderlich. In den Rekordjahren 2017/2018 konnten im Durchschnitt aber nur 970 WKA pro Jahr neu errichtet werden.
- Effektivität: Windenergie offshore ist derzeit um einen Faktor 4,6 effektiver als onshore; daher ist zu prüfen, ob der offshore Ausbau nicht stärker vorangetrieben werden sollte.
Photovoltaik
- Das Potential für PV ist nach aktuellen Studien (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme) mit etwa 1.700 GW deutlich höher als die angegeben 250 GW.
- Damit könnten etwa 45% der Gesamtenergie gedeckt werden.
- In der Agrovoltaik sieht man zusätzlich nochmal etwa das gleiche Potenzial von 1.700 GW; so käme man auf einen Anteil der PV an der Gesamtenergie von etwa 90%.
Um von den derzeitigen 42 GW PV-Installationen zu den 1.700 GW zu kommen, bedarf es allerdings unvorstellbarer Anstrengungen – und das innerhalb der nächsten 10 Jahre!
Speicherung:
- Der Ausbau der Strom-Durchleitungen von Ost- und Nordsee Richtung Süden ist trotz jahrelanger Bemühungen noch nicht in Gang gekommen. Schon jetzt kann ein Anteil der Offshore-Energie gar nicht ins Netz eingespeist werden. Gleichzeitig ist der Offshore-Ausbau aber viel lohnender.
Innerhalb der Städte und Gemeinden ist das Stromnetz ebenfalls derzeit nicht für die flächendeckende Betankung mit Strom für Mobilität ausgelegt. - Auch bei Onshore-Anlagen sowie für PV sind Speicherkonzepte unumgänglich; die Energie kann mit PV und Windkraft weder so gleichmäßig eingespeist werden noch können damit Lastspitzen ausgeglichen werden, wie es mit herkömmlichen Kraftwerken der Fall ist.
- In Lithiumbatterien kann Energie zwischengespeichert werden; dadurch wird außerdem der Gesamtenergiebedarf verringert, da Umwandlungsverluste wegfallen. Allerdings werden in absehbarer Zeit diese Speicher nicht in der erforderlichen Menge zur Verfügung stehen; ihre Ökobilanz ist zumindest umstritten.
- Als Lösung für beide Probleme Speicherung und Transport muss schnellstens eine alternative Infrastruktur aufgebaut werden (z.B. mit Wasserstoff oder Methan); parallel dazu müssen die Speicherkonzepte weiterentwickelt werden.
- Mit einem Konzept für die Speicherung und Transport regenerativer Energie können und sollen schnellstens die Verhandlungen und Investitionen zum Ausbau von PV und Windkraft für den deutschen Markt in EU- und Nicht-EU Ländern beginnen.
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Matthias Görgen: