Der Begriff Ökologische Moderne/Modernisierung sollte generell aus dem Grundsatzprogramm gestrichen werden. [Ich hänge nicht an der exakten Formulierung meiner Alternativvorschläge.]
Ökologische Moderne/Modernisierung ist als Begriff mit technischen Lösungen (die Ressourcenverbrauch und Ungerechtigkeit ignorieren) zur Lösung struktureller gesellschaftlicher Probleme verbunden und passt damit nicht zu einem wahrhaft ökologischen Ansatz. Das Konzept hängt mit der Idee des Grünen Wachstums/der Grünen Wirtschaft zusammen, welche davon ausgeht, dass mit Technologie die Entkopplung von Ressourcenverbrauch/Umweltzerstörung und Wirtschaftswachstum möglich ist.
Es ist wissenschaftlich nicht belegbar, dass ein grünes Wachstum möglich, d.h. mit den planetaren Grenzen vereinbar ist.[1] Vor allem in Ländern wie Deutschland, in denen der global „gerechte“ Pro-Kopf-Verbrauch an Ressourcen/Umweltschäden/Emissionen seit Jahrzehnten stark überschritten wird, müsste eine extreme Effizienzsteigerung stattfinden, um Umweltschäden von Wirtschaftswachstum zu entkoppeln.[2] Zudem ist es inzwischen gemeinhin bekannt, dass das Bruttoinlandsprodukt, welches in der Regel als Maßgröße für Wirtschaftswachstum UND Wohlstand herangezogen wird, Wohlstand nicht angemessen darstellt.[1] Es ignoriert unter anderem die begrenzten Ressourcen des Planeten und wichtige Leistungen für das Gemeinwohl wie häusliche Pflege und Erziehung.
Bei der Orientierung auf Wachstum wird gerne ignoriert, dass auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive in vielen Ländern inzwischen eine sogenannte sekuläre Stagnation stattfindet.[3] D.h. selbst Ökonomen bezweifeln, dass endloses Wachstum möglich ist.
Grüne Technologien sind zudem immer mit Ressourcenverbrauch verbunden, die die Lebensverhältnisse von Menschen (meist in ärmeren Ländern) bedrohen – man denke z. B. an den Lithium-Abbau für Elektroautos – welche im Grundsatzprogramm ebenso nicht ausreichend bedacht werden.
[1] Petschow, U., Lange, S., Hofmann, D., Pissarskoi, E., aus dem Moore, N., Korfhage, T., … Ott, H. (2018a). Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen - Der Ansatz einer vorsorgeorientierten Postwachstumsposition. Verfügbar unter https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/vorsorgeorientierte-postwachstumsposition
[2] Jackson, T. (2016). Prosperity without Growth: Foundations for the Economy of Tomorrow (2nd ed.). London: Routledge.
Zahlreiche Kritikpunkte zu Ecomodernism/Ökologischer Moderne sind z. B. hier zu finden: https://www.resilience.org/stories/2015-05-06/a-degrowth-response-to-an-ecomodernist-manifesto/
[Der Begriff der Ökologischen Moderne steht zudem in Verbindung mit Ralf Fücks' Zentrum Liberale Moderne (https://libmod.de/themen/oekologische-moderne/). Diese hat kürzlich mit der Konrad-Adenauer-Stiftung ein Buch über sozial-ökologische Marktwirtschaft herausgebracht (https://libmod.de/oekologische-marktwirtschaft/), indem Julia Klöckner (!) einen Beitrag über nachhaltige Landwirtschaft verfassen durfte. Das ist ein Beispiel, weshalb die Organisation und der Begriff aus grüner Perspektive einen negativen Beigeschmack haben.]
Kommentare