Stromkunden am Markt aktiv beteiligen
Bislang nehmen StromkundInnen nicht am Strommarkt direkt teil, sondern können nur zwischen den Anbietern verschiedener Tarife wählen. Den Strompreis und damit das tatsächliche Marktgeschehen sehen sie nicht.
Der Strommarkt braucht jedoch neben technischen Lösungen auch eine neue ökonomische Steuerung, die vor allem auch die Verbraucherseite (engl. demand side management DSM) einbezieht. Künftige Strommärkte mit sehr hohen Anteilen erneuerbarer Erzeugung – vor allem Wind- und Solarenergie – brauchen einen auf ihre Stochastik reagierenden flexiblen Verbrauch.
Preissignale sind die günstigste Art Flexibilität im Markt zu erhöhen. Sie sind die intelligenteste und zugleich einfachste kybernetische Steuerung in einem technischen System, das von Erneuerbaren Energien geprägt ist. Verbrauch, Erzeugung und Speicherung erhalten so im Hinblick auf die Verfügbarkeit (= jeweiliger Preis) eine Orientierung: Markt statt Planwirtschaft.
Deshalb wollen wir
- Preise statt mischkalkulatorischer Tarife, beginnend bei Gewerbetreibenden und Haushalten mit hohem Stromverbrauch
- Die versteinerten Strompreise zum Leben erwecken durch eine Dynamisierung der Stromnebenkosten
Preissignale müssen, um systemdienlich zu wirken, direkt – ohne zeitliche Verzögerung, ohne Verpackung in einem Tarif – bei allen relevanten Abnehmern (also den Endkunden) und Produzenten (also der Stromerzeugung) ankommen. Dafür brauchen wir keine Vielzahl an innovativen Tarifen. Vielmehr müssen die Preise von den tatsächlichen Knappheiten im System bestimmt werden.
Tarife sind mischkalkulatorische Einheitspreise, selbst die ausdifferenziertesten Tarife können nicht die notwendigen Flexibilitäten liefern, sondern stiften eher Verwirrung, wie wir es von z.B. Handytarifen kennen.
Stromkundinnen brauchen keine Tarife. Stromkundinnen sind nicht doof. Sie sind im Gegenteil von Natur aus schlauer als der Stromhändler, weil nur sie ihren Bedarf wirklich kennen. Die Fensterfabrik kennt ihre Auftragslage, nicht der Stromhändler. Die Lehrerin weiß, wann sie ihr E-Auto braucht, nicht der Stromhändler.
Der Erzeugungspreis, ob Wind und Sonne oder Kohle/Ato, bildet nur ein Fünftel des gesamten Endkundenpreises ab. Die bislang starren Preisbestandteile (Cent pro Kilowattstunde) wie Netzentgelte, Abgaben, Umlagen und Steuern sollen daher wie die Mehrwertsteuer prozentual vom jeweiligen an den Grenzkosten orientierten Preis erhoben werden. Damit wird die Preisbewegung deutlicher und die Reaktivität des Marktes - die Flexibilität – steigt durch dies Dynamisierung der Nebenkosten.
Damit kongruieren die physikalischen Aufgaben des Netzbetreibers mit der Ökonomie. Der TSO (Transmission System Operator = ÜNB Übertragungsnetzbetreiber) bestellt Kraftwerksleistung hinzu, um erhöhte Nachfrage zu decken. Gleichzeitig sorgt der steigende Preis für eine Dämpfung der Nachfrage. Physik und Ökonomie Hand in Hand.
Streichung des letzten Satzes:
IT kostet Energie wie E-KFZ und andere Sektoren auch. Effizienz und Einsparung sind im Grundsatz an anderer Stelle im Grundsatzprogramm erwähnt. Der Satz wirkt insofern hier assoziativ (geht ja gerade um Digital) und deplaziert. Die Übermittlung von Preissignalen verzichtet zudem auf Datenerfassung beim Verbrauch und ist damit sehr energiesparsam. Kein Blockchain, kein smart metering. Es ist damit zugleich der Gegenentwurf zum hochkomplexen "Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende" (Messstellen Betriebs-Gesetz) der GroKo. Dort sollen Daten erfasst werden, vielen Marktakteuren, vor allem Stromhändlern, übermittelt werden, die dann angeblich systemdienliche Tarife entwickeln. Wer's glaubt, wird seelig... Seit Inkrafttreten des Gesetzes 2017 ist nix passiert. Wir brauchen keine Individualdaten für Planwirtschaft.
Unsere kybernetische Steuerung guckt nicht hinter den Zähler und ist damit einfacher und freiheitlicher. Es schützt die Gewerbetreibenden und privaten Verbrauch vor Datenmißbrauch und spart Energie und Aufwand.
Und ein interessanter Nebeneffekt: Feldversuche zeigen, daß der Stromverbrauch insgesamt sinkt, wenn die Verbraucherseite den Preis direkt sieht. Ergo: Tarife sind Mist.
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