Wir GRÜNE setzen uns für die Verkehrswende ein. Einer der wichtigsten Bausteine ist dabei der Um- und Ausbau der Bahn als eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel. Der entsprechende Absatz des neuen Grundsatzprogramms sollte die wichtigsten Punkte unserer GRÜNEN Bahnpolitik ausführlicher wiedergeben. Der aktuell verwendete Begriff der "starken Bahn" ist wenig aussagekräftig und muss konkreter werden. Was ist aus unserer Sicht eine starke Bahn? Eine leistungsstarke, zuverlässige und klimaneutrale Bahn.
Auch im Eisenbahnsektor gibt es noch erhebliches Potential für mehr Klimaschutz. Noch immer sind knapp ein Drittel der Bahnstrecken nicht elektrifiziert. In den letzten 15 Jahren wurden hier kaum Fortschritte erzielt [1]. Auf diesen Strecken werden weitgehend Fahrzeuge mit fossilen Antrieben eingesetzt. Der Eisenbahnverkehr muss mehr Unterstützung für den zügigen Umbau zu mehr Klimafreundlichkeit erhalten. Die Notwendigkeit der klimaneutralen Bahn sollten wir daher im Grundsatzprogramm explizit hervorheben.
Die Bahn muss zuverlässiger werden. Knapp jeder vierte Zug im Fernverkehr war 2019 verspätet [2]. Um für möglichst viele Menschen eine attraktive Alternative zum Auto und Fliegen zu sein, braucht es regelmäßige Verbindungen und zuverlässige Anschlüsse. Dies erfordert deutliche höhere staatliche Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur und eine bessere personelle Aufstellung der Betriebsgesellschaften. Dieses Ziel sollten wir im Grundsatzprogramm explizit hervorheben.
Die Verkehrswende wird nicht nur durch attraktive Fernverbindungen erreicht. Der Rergionalverkehr ist mit seiner Bedeutung für Pendler*innen eine ebenso wichtige Stellschraube. Viele Bürger*innen-Initiativen und GRÜNE Kreisverbände setzen sich in ganz Deutschland seit Jahren für die Reaktivierung von stillgelegten Nebenbahnstrecken für den Personen- und Güterverkehr ein. Die vielfach noch vorhandenen Trassen müssen genauso Teil eines umfassenden Konzepts zur Verkehrswende sein, wie der Ausbau von Fernverbindungen. Die Notwendigkeit der Reaktivierung von Nebenbahnstrecken sollten wir daher im Grundsatzprogramm noch einmal explizit hervorheben.
Auch der Güterverkehr muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bisher ist unter dem Strich leider das Gegneteil der Fall: Die Emissionen im Straßengüterverkehr sind in Deutschland von 1995 bis 2018 um 22% angestiegen [3]. In der Verlagerung von der Straße auf die Schiene liegt wichtiges Potential für den klimaneutralen Gütertransport. Selbstverständlich sind die Kapazitäten der Schiene auch bei einem erheblichen Ausbau begrenzt. Zudem besteht nicht in jedem Ort, Gewerbe- und Industriegebiet eine ausreichende Nachfrage nach regelmäßigem Direktanschluss an die Bahn. Das Konzept des kombinierten Verkehrs kann hier sinnvoll genutzt werden. Es verbindet die Vorteile der unterschiedlicher Verkehrsträger. Eisenbahn- und Schiffsverkehr sind erst ab relativ großen Distanzen und hoher Güterverkehrsleistung wirtschaftlich nutzbar. Durch die Verbindung mit dem zeitlich und räumlich flexiblem LKW-Verkehr als Zubringer, kann die kleinräumige Verteilung wirtschaftlich sichergestellt werden (Vor- und Nachlauf auf der Straße). Dieser intermodale Verkehr ist damit eine sinnvolle Alternative für den Direkttransport von Gütern mittles LKW, der bereits heute das Fernstraßennetz und die Umwelt stark belastet. Die Leistungsfähigkeit des kombinierten Verkehrs muss vor dem Hintergrund von Klimaschutz und Verkehrswende deutlich erhöht werden. Zusätzliches Rollmaterial muss beschafft werden, Streckennetze und Verladestationen müssen für einen möglichst großflächigen Anschluss ausgebaut werden. Unser Grundsatzprogramm soll hier deutlicher werden und der Verkehrswende im Güterverkehr mehr Bedeutung beimessen.
Die Strukturfrage der Bahn ist eine Grundsatzfrage, zu der unser GRÜNES Grundsatzprogramm eine klare Aussage treffen sollte. Im Bahnkonzept der GRÜNEN Bundestagsfraktion von 2018 wird die Neuausrichtung der aktuellen Strukturen der Bahn gefordert: "Wir wollen eine grundlegende Strukturreform für die Deutsche Bahn AG auf den Weg bringen. Die undurchsichtige Verknüpfung von Netz und Betrieb muss ein Ende haben, die „Black Box Bahn“ der Vergangenheit angehören. Die DB muss sich künftig auf ihr Kerngeschäft in Deutschland konzentrieren. Tochterunternehmen wie Arriva und Schenker müssen zum nächsten geeigneten Zeitpunkt verkauft und die Erlöse im Kernsektor reinvestiert werden" [4]. Unser Grundsatzprogramm sollte diese Positionierung abbilden.
Quellen:
[1] Heise Online (7/2020): Bahn-Elektrifizierung kommt nur langsam voran.
Online: https://www.heise.de/news/Bahn-Elektrifizierung-kommt-nur-langsam-voran-4848387.html
[2] Tagesspiegel (12.01.2020): 2019 war jeder vierte Fernzug verspätet. Online: https://www.tagesspiegel.de/ wirtschaft/bahn-verfehlt-puenktlichkeitsziele-erneut-2019-war-jeder-vierte-fernzug-verspaetet/ 25424644.html
[3] Umweltbundesamt (17.02.2020): Emissionen des Verkehrs. Online: https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/emissionen-des-verkehrs#strassenguterverkehr
[4] GRÜNE Bundestagsfraktion (12.09.2018): 5-Punkte Plan für die Deutsche Bahn.
Online: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/5-punkte-plan-fuer-die-deutsche-bahn
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