Die im Entwurf des Wahlprogrammes vorgeschlagene Formulierung ist sehr vage und schließt nichts aus: de facto kann jede fossile Infrastruktur für sich beanspruchen, dass sie nur "in einem begrenzten Zeitrahmen" genutzt wird, ganz unabhängig davon, wie lange dieser Zeitrahmen dann wäre. Damit öffnet die Formulierung ein weites Tor für Investitionen in neue fossile Infrastruktur, was in Anbetracht der Dringlichkeit einer schnellen Ausrichtung auf den 1,5-Grad-Pfad ein völlig falsches Signal ist. Beispielsweise würde diese Formulierung die Errichtung von Importterminals für Erdgas in Deutschland ermöglichen - obwohl klar ist, dass die deutsche und europäische Infrastruktur für den Erdgasimport bereits heute ausreicht um auch Versorgungskrisen widerstehen zu können1 und es in anderen EU-Staaten viele unausgelastete Importterminals für Erdgas gibt2.
Neue Importinfrastruktur für Erdgas wäre nicht nur energiepolitisch überflüssig, sondern auch klimapolitisch hochgefährlich, da über sie inbesondere das besonders klimaschädliche Fracking-Erdgas aus den USA importiert werden würde. Aus diesen Gründen sollten wir klar anerkennen, dass es keine neue Importinfrastruktur braucht, anstatt sogar noch die Möglichkeit öffentlicher Fördergelder für diese Infrastruktur zu eröffnen.
(Anmerkung: die Formulierung bezieht sich ausschließlich auf Infrastruktur für fossiles Erdgas. Investitionen in den Import von grünem Wasserstoff wären also weiterhin möglich. Der Import von Wasserstoff wird durch Erdgasinfrastruktur auch nicht erleichtert, da viele Teile dieser Infrastruktur nicht 1:1 mit Wasserstoff genutzt werden können.)
Fußnoten:
1 - https://www.artelys.com/wp-content/uploads/2020/01/Artelys-GasSecurityOfSupply-UpdatedAnalysis.pdf
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