Wir müssen in unserem Wahlprogramm transparent machen, wie unsere Maßnahmen zu einer Einhaltung des 1,5-Grad-Limits passen, und dass wir bewusst einen Weg wählen, der eine Übernahme internationaler Verantwortung umfasst. Nur so können wir uns gegen Vorwürfe wehren, unser Programm würde nur für einen 1,75-Grad-Pfad reichen, wie es z.B. ein Vergleich mit dem Budget auf https://www.showyourbudgets.org/?country=germany auf den ersten Blick nahelegt. Deshalb werben wir mit diesem Antrag für eine Differenzierung zwischen einem deutschen CO2-Budget als Steuerungselement im überarbeiteten Klimaschutzgesetz und dem globalen CO2-Budget zur Einhaltung des 1,5-Grad-Limits und der damit verbundenen internationalen Anstrengungen, die wir umsetzen müssen.
Mit Hilfe dieser Transparenz und Nachvollziehbarkeit können wir so auch die Programme anderer Parteien öffentlich als das entlarven, was sie sind: nicht einmal für die eigenen Klimaziele hinreichend, geschweige denn für die Ziele von Paris.
Wir tragen als Industrienation nicht nur eine historische Verantwortung, sondern auch eine Verantwortung für die Vereinbarungen aus dem Pariser Klimaabkommen. Die letzten beiden Bundesregierungen haben auch nach der Klimakonferenz in Paris den Klimaschutz weiter blockiert und dafür gesorgt, dass unser nationales Treibhausgas-Restbudget für eine gerechte Pro-Kopf-Verteilung bereits fast aufgebraucht ist. Das deutsche Treibhausgas-Restbudget bei einer Pro-Kopf-Verteilung des globalen CO2-Budgets zum 01.01.2016, um das 1,5-Grad-Limit mit einer Wahrscheinlichkeit von 67% einzuhalten, betrug Ende 2020 nur noch weniger als 1,9 Gigatonnen (Berechnung siehe unten). Dieses Budget kann Deutschland aus eigener Kraft nicht mehr einhalten. Das heißt nicht, dass es unmöglich ist, das 1,5-Grad-Limit noch einzuhalten. Es bedeutet aber, dass dafür eine intensive Zusammenarbeit mit anderen Ländern notwendig ist. Dafür müssen wir über unsere nationalen Anstrengungen hinaus international Verantwortung übernehmen. Und zwar, indem wir die internationale Klimafinanzierung aufstocken und 1,5-Grad-Klimapartnerschaften auf Augenhöhe schaffen und so die Dekarbonisierung anderer Länder beschleunigen, die die Dekarbonisierung ohne sie nicht in dieser Geschwindigkeit zu erreichen würden.
Studie zum Instrument der 1,5-Grad-Partnerschaften im Auftrag der Grünen Bundestagsfraktion: https://germanwatch.org/sites/default/files/Studie_Paris-Partnerschaften_0.pdf
Vergleiche dazu den 1,5-Grad-Pfad des Handbuchs Klimaschutz: https://handbuch-klimaschutz.de/assets/pdf/Handbuch-Klimaschutz_Praesentation.pdf
Und die Ausführungen zur Berechnung eines möglichen nationalen Steuerungsbudgets: https://handbuch-klimaschutz.de/assets/pdf/Anlage-01_Berechnung-der-Treibhausgas-Budgets-im-IPCC-Bericht-2018.pdf
Berechnung Paris-Budget zum 01.01.2021:
Globales Restbudget für 1,5° zu 67% gemäß Bericht des Weltklimarates zum 1,5-Grad-Limit zum 01.01.2018: 420 Gigatonnen
Globaler Ausstoß 2017 und 2016: jeweils 41 Gigatonnen
Globales Restbudget für 1,5° zu 67% zum 01.01.2016: 502 Gigatonnen
Berechnung des Paris-kompatiblen deutschen CO2-Budgets gemäß einem Anteil an der Weltbevölkerung von 1,1 %: 502 Gt CO2 × 0,011 = 5,522 Gt CO2 (ab 01.01.2016)
Budget zum 01.01.2021: 5,522 Gt - 801 Mt CO2 (2016) - 786 Mt CO2 (2017) - 754 Mt CO2 (2018) - 711 Mt CO2 (2019) - 644 Mt CO2 (2020) = 1,826 Gt CO2
IPCC 1,5-Grad-Sonderbericht: https://www.de-ipcc.de/256.php
Emissionsübersicht des Umweltbundesamtes: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/2021_03_10_trendtabellen_thg_nach_sektoren_v1.0.xlsx
Kommentare