Sand ist einer der wichtigsten Rohstoffe für die globale Baubranche; zwischen 40 und 50 Milliarden Tonnen Sand werden laut UNO pro Jahr weltweit verwendet.1 Was sich jedoch oft nicht vor Augen geführt wird: Auch diesen Rohstoff gibt es nicht wie Sand am Meer. Sand ist eine endliche Ressource. Und diese Ressource wird zunehmend knapp. Weil gleichzeitig jedoch der globale Betonboom weitergeht, steigt der Hunger nach Sand immer weiter an. Die Weltmarktpreise sind rapide angestiegen; immer mehr fällt der Sandabbau in Ländern des globalen Südens aufgrund meist geringer staatlicher Kontrolle in die Hände krimineller Strukturen.
Während in Ländern des globalen Nordens die Folgen des Klimawandels abgewälzt werden, indem beispielsweise die Strände Sylts jedes Jahr aufs Neue aufgeschüttet werden, verschwinden wegen Sandimporten für die globale Baubranche in Ländern wie Bangladesch, Indien oder Marokko Strände und Küstenregionen. In Indonesien versinken ganze Inseln im Meer.
Nicht nur der Klimawandel, sondern auch Sandimporte aus dem globalen Süden treffen also insbesondere jene Länder, die bereits seit Jahrhunderten strukturell benachteiligt sind. Das ist letztlich eine wirtschaftliche Fortsetzung kolonialer Strukturen und globaler Ungerechtigkeiten. Es dürfen keine Menschen ihr Zuhause verlieren, damit in Ländern des globalen Nordens Neubauten errichtet werden können. Es ist deswegen dringend notwendig, Forschung in alternative Rohstoffe zu intensivieren und Sandimporte aus Ländern des globalen Südens zu reduzieren. Wohlstand darf nicht auf den Schultern Anderer entstehen!
1https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/warnung-der-uno-der-sand-wird-knapp-a-1266104.html
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