Kurzstreckenflüge überflüssig zu machen, indem lediglich die Bahnverbindungen ausgebaut werden, ist unrealistisch. Ein entscheidender Grund, weshalb (bis zum Beginn der Corona-Pandemie) zu viele Menschen zu oft Kurz- und Langstreckenflüge gebucht haben, ist die Tatsache, dass fliegen häufig billiger ist als Bahn fahren und dass fliegen auf vielen Strecken schneller ist - dies lässt sich auch durch einen Ausbau der Bahnverbindungen nicht grundsätzlich ändern.
Fliegen ist u.a. auf Grund umweltschädlicher Subventionen so günstig (Energiesteuer-Befreiung von Kerosin, Mehrwertsteuerfreie Auslandsflüge). Das Umweltbundesamt hat zum Beispiel für das Jahr 2012 berechnet, dass der Verzicht auf die Besteuerung von Kerosin allein für innerdeutsche Flüge zu Steuermindereinnahmen in Höhe von 500 Millionen Euro geführt hat. Bezogen auf den gesamten Inlands-Absatz an Kerosin hat die Energiesteuer-Befreiung von Kerosin zu Steuermindereinnahmen von mehr als 7 Milliarden Euro im Jahr 2012 geführt.
Zusätzlich zur Besteuerung von Kerosin können durch eine Vielfliegerabgabe Anreize gesetzt werden, auf besonders häufiges Fliegen zu verzichten. Diese Maßnahme ist sozial gerecht, weil Vielflieger*innen in Deutschland eine kleine Minderheit der Besserverdienenden sind, während etwa 90% der Weltbevölkerung noch nie in einem Flugzeug saß und auch in Deutschland sich die unteren Einkommensschichten viel seltener einen Flug leisten können. Gleichzeitig leiden hunderttausende Anwohner*innen unter der Belastung durch Lärm und Feinstaub durch Flughafenbetrieb und die weltweiten Folgen des Klimawandels betreffen insbesondere die Ärmsten.
Zum Thema der Klimaneutralität des Fliegens durch klimaneutrale Treibstoffe und Kompensationen:
Es ist eine trügerische Hoffnung, dass die katastrophalen Klimawirkungen des Fliegens durch technologische Innovationen, vermeintlich "grüne" Agrartreibstoffe oder Kompensationen ausreichend behoben werden können. Expert*innen weisen darauf hin, dass heute und in absehbarer Zukunft keine Technologie zum flächendeckenden Einsatz bereit steht, die die umweltschädliche Wirkung des Fliegens ausreichend begrenzen kann. Eine Nutzung von Agrartreibstoffen in der Luftfahrt wäre mit einem hohen Risiko für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen durch "Landgrabbing" verbunden, da entsprechende Anbauflächen nicht zur Verfügung stehen.
Auch Emmissionskompensationen sind keine Lösung für das Problem des zu häufigen Fliegens. Die Behebung der Klimaschäden lässt sich nicht andernorts auslagern - es muss reduziert werden, wo die Emissionen entstehen.
Weitere Infos:
https://www.ambodenbleiben.de/
https://klimaplanvonunten.de/de/mobilitaet/vielflieger-innenabgabe
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