In Europa werden rund 80 Prozent des Im- und Exports über die Häfen der sogenannten Nordrange abgewickelt, zu denen neben Le Havre, Antwerpen und Rotterdam auch die drei großen norddeutschen Seehäfen in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven gehören. Mit dem 2012 in Betrieb genommenen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven verfügt Niedersachsen über den einzigen deutschen Tiefwasserhafen, der tideunabhängig selbst von den aktuell größten Containerschiffen vollbeladen angelaufen werden kann.
Für ein außenhandelsorientiertes Land wie Deutschland ist eine international wettbewerbsfähige maritime Wirtschaft von entscheidender Bedeutung, denn neunzig Prozent des Welthandels werden über die Handelsschifffahrt abgewickelt. Dem Staat kommt die koordinierende und lenkende Funktion zu. Das bedeutet ein Umdenken weg von einer nahezu ruinösen und ressourcenfressenden, konkurrierenden, maritimen Politik der Bundesländer, die in permanentem Wettstreit um immer tiefere Wasserwege für immer voluminösere Schiffe liegen, hin zu einer Kooperation der norddeutschen Seehäfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. Jahrzehntelanges Kirchturmdenken der norddeutschen Bundesländer muss endlich zugunsten einer gemeinsamen deutschen Hafenpolitik beendet werden.
Der tatsächliche Umschlag in den Seehäfen, insbesondere der Containerumschlag, stagniert seit zehn Jahren und bleibt weit unterhalb der aktuellen Seeverkehrsprognose 2030 aus dem Jahr 2014 zurück. Diese Prognoseergebnisse sind in den Bundesverkehrswegeplan 2015 eingeflossen. Sie haben daher maßgebliche Bedeutung für die spätere volkswirtschaftliche Bewertung einzelner Aus- und Neubauprojekte. Die Prognosen haben Einfluss auf künftige Projekte zur Hafenentwicklung aber auch auf die Bewertung von Straßen- und schienenverkehrsprojekten im jeweiligen Hinterland. Außerdem werden sie als Begründung für die Vertiefung von Seewasserstraßen, wie zuletzt Elbe und Außenweser, herangezogen. Sind derartige Langfristprognosen regelmäßig zu optimistisch, hat das Fehlallokationen von öffentlichen Mitteln mit beträchtlichem finanziellen Ausmaß zur Folge.
Gerhard Voss KV Osterholz und Christina Köglin KV Bremen-Nordost
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