Wir brauchen einen Kulturwandel in der Geburtshilfe. Die Selbstbestimmung und Wahlfreiheit von Gebärenden wollen wir entschieden stärken. Denn selbstbestimmte, sichere Rahmenbedingungen, gute Vorbereitung und empathische, kompetente Begleitung in Schwangerschaft und bei der Geburt tragen dazu bei, dass Geburten für mehr Gebärende und ihre Begleitpersonen positiv erlebt und die Anzahl interventionsreicher und traumatischer Geburtserlebnisse verringert werden. Dabei geht es fundamental um die körperliche Selbstbestimmung der Gebärenden. Noch immer müssen Rufkostenpauschalen bei Hausgeburten und Geburten in Geburtshäusern und für viele Vorbereitungskurse (wie zum Beispiel Hypno-Birthing) zu weiten Teilen privat getragen werden. Der Geburtsort und eine gute Vorbereitung dürfen nicht vom Geldbeutel abhängen und alle Gebärenden sollten selbstbestimmt wählen können wo sie ihr Kind auf die Welt bringen wollen .
Unsere Gesellschaft ist zudem noch immer nicht stillfreundlich und Stillende werden mit ihren Bedarfen oft alleine gelassen. Für uns steht fest: Ob Stillen oder nicht, müssen Gebärende für sich selbst entscheiden können. Ein Großteil der Erstgebärenden, die Stillen möchte, kämpft mit Stillproblemen. Doch auch Stillberatung- und Begleitung muss in der Regel privat bezahlt werden. Gemäß den Empfehlungen der WHO wird für 6 Monate volles Stillen und für bis zu 2 Jahre weiteres Stillen auf Grund der positiven gesundheitlichen Auswirkungen empfohlen. Stillen muss daher als Gesundheitsprävention anerkannt werden und alle, die gerne Stillen möchten, brauchen dafür gute Unterstützungsmöglichkeiten.
Stillende sollten sich außerdem nicht zwischen Lohnarbeit und Stillen entscheiden müssen. Gerade um Elternzeiten gleichberechtigter aufteilen zu können und zugleich selbstbestimmtes Stillen zu fördern, braucht es den kostenfreien Zugang zu qualitativ hochwertigem Pump- und Milchequipment und stillfreundliche Arbeitsbedingungen. Einiges konnte durch das Mutterschutzgesetz für das Stillen in den ersten 12 Monaten nach der Geburt im Arbeitssetting bereits erreicht werden, so müssen Stillende zum Beispiel für die Dauer des Stillens während der Arbeitszeit freigestellt werden. Diese Bedingungen auf dem Papier reichen aber nicht aus. Arbeitsumfelder müssen stillfreundlich gestaltet werden und es braucht einen Kulturwandel, damit stillende Arbeitnehmer*innen endlich eine Selbstverständlichkeit werden.
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