Wir Grüne müssen klar für die Legalisierung und die Entkriminalisierung einstehen. Der aktuelle Umgang mit Konsument*innen verschlimmert eher die Situation von den meisten Konsument*innen, als dass er diese verbessert. Das muss dringend geändert werden.
Ein wichtiger Schritt dafür ist die legale, kontrollierte Abgabe an alle Erwachsenen, die gerne Cannabis konsumieren wollen. Ein weiterer Schritt diesbezüglich wäre die Entkriminalisierung von allen weiteren psychoaktiven Substanzen nach dem Vorbild von Portugal. In Portugal entschloss mensch sich 2001 dafür, Drogenkonsument*innen Straffreiheit zu gewähren. Konkret bedeutet dies, dass Menschen, die mit bis zu zehn Tagesdosen "erwischt" werden, Straffreiheit genießen. Ihnen wird lediglich die Droge abgenommen und eine Suchtberatung empfohlen. Geht die Menge über diese zehn-Tagesdosen-Grenzen hinaus, dann gilt die Straffreiheit nicht mehr. Dies würde Konsument*innen akut helfen. Die Befürchtungen vieler, dass eine Entkriminalisierung für Konsumierende zu einem erhöhten Drogenkonsum in der Bevölkerung und zugleich zu einem erhöhten Drogentourismus führt, kann am Beispiel Portugals entkräftet werden. Beides trifft nämlich in Portugal nicht zu. 2018 lag der durchschnittlich Konsum bei 15- bis 34-Jährigen sogar leicht unter dem europäischen Durchschnitt.
Um zukünftig aber in die Richtung einer gesunden und möglichst drogenfreien Jugend zu gehen, sollten wir uns ein Beispiel am „Isländischen System“ nehmen. Dieser Weg sieht im Drogenkonsum nicht nur allein die Existenz von Drogen mit dem jeweiligen Konsum, sondern spricht dem Drogenkonsum ein gesamtgesellschaftliches Problem zu. Ein Aspekt dabei ist die Überlegung, dass Kinder/Jugendliche zu wenig Zeit mit ihren Eltern verbringen. So hat sich Island vor über 20 Jahren seinem Drogenproblem gestellt, indem eng mit Vereinen, Schulen und Eltern zusammengearbeitet wurde. Jugendlichen wurde erklärt, dass es auch andere Rausch-Optionen (zum Beispiel einen Sprint) gibt als Drogen und warum der Körper überhaupt einen Rausch möchte. Diese „Lebenswandelschule“ in Island ist eine Mischung aus Freiheit (Freizeit-Gutscheine) und Grenzen (so sollten Eltern dafür sorgen, dass Jugendliche nach 22 Uhrnicht mehr auf der Straße unterwegs sind). Die Erfolge zeigen sich heute: Durch die Maßnahmen verbringen Eltern heute unter der Woche doppelt so viel Zeit mit ihren Kindern, als vor 20 Jahren. Durch die starke sportliche Förderungen hat Island 2018 bei der Weltmeisterschaft die ganze Welt erstaunt (Hu Hu Hu..). Und circa 20 Jahre später ist der Drogenkonsum auch stark gefallen: bei den 15- bis 16-Jährigen rauchten 1998 noch 23% täglich, 17% kifften regelmäßig und 42% tranken regelmäßig Alkohol. 20 Jahre später konsumieren nur noch 5% der 15- bis 16-Jährigen regelmäßig Alkohol, nur noch 7% kifften regelmäßig und nur noch 3% rauchen täglich. Wenn das kein Erfolg ist!
Natürlich wird der isländische Weg nicht 1 zu 1 in Deutschland umsetzbar sein, da ganz andere Voraussetzungen und eine andere Bevölkerungssituation vorherrschen. Aber es muss geprüft werden, inwiefern eine Adaption des isländischen Weges in Deutschland sinnvoll etabliert werden kann.
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