Das Bafög sollte komplett elternunabhängig sein. Die bisher stehende Formulierung würde nur einen Garantiebetrag schaffen, der Rest wäre keine Verbesserung zur bisherigen Situation.
Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Menschen auf elternunabhängiges Bafög angewiesen sind. So, wenn die Eltern eine*n nicht unterstützen wollen, viele Personen, Menschen höheren Alters, die noch einmal eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren wollen sind nur einige Beispiele. Auch Menschen mit Ehepartner*innen oder Geschwistern, die einen Lohn erhalten, leiden unter den Kürzungen sobald ein*e Angehörige*r anrechenbare Finanzen hat.
Beispielsweise beim 2. Bildungsweg, wenn eine berufliche Oberschule o.ä. besucht wird, gibt es bereits elternunabhängiges Bafög. Das sollte auf alle anderen Fälle erweitert werden. Die Option, dass das Bafög-Amt Eltern auf Unterhalt verklagt, zerreisst Familien - wenn Personen dies überhaupt in Erwägung ziehen.
Ergänzend dazu ist es ein sehr hoher Bürokratieaufwand, ein bis zwei Mal jährlich die finanzielle Situation von mehreren Personen genau zu durchleuchten. Neben zahlreichen Telefonaten mit dem Bafög-Amt und das Sammeln von zig Unterlagen ist es ein Eingriff in die Privatsphäre, wenn Kinder die Einkommensverhältnisse ihrer Eltern offen legen müssen. Alle paar Monate muss gebangt werden, ob Ausbildung oder Studium überhaupt weiterhin finanzierbar sind, da der Bafög Antrag aufs Neue geprüft wird. Verzögerungen in der Geldauszahlung sind keine Seltenheit, Menschen mit eh wenig Möglichkeiten müssen dann das Geld für die Miete vorstrecken, bis die Nachzahlung sie erreicht.
Immer mehr Personen fallen durch die strengen Richtlingen aus der Bafög-Förderung. Nur ca. ein von acht Studierenden erhält überhaupt Bafög derzeit. Der Großteil der Bezieher*innen ist gezwungen, nebenbei zu arbeiten. Lasst uns das Bafög daher komplett reformieren, statt einer nur halbherzigen Lösung.
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