Die Freie Szene bekommt einen Bruchteil der Gelder der institutionell geförderten Kultureinrichtungen. Diese Unwucht stammt aus Zeiten, als die Freie Szene noch ein Nischendasein im Kulturleben spielte. In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich jedoch eine große Freie Szene von Künstler*innen, die sich teilweise sehr bewusst nicht in die etablierten Institutionen begaben. Dies hat viele Gründe. Sowohl hierarchische Strukturen als auch eher traditionelle ästhetische Konzepte mögen eine Rolle spielen. Zudem ist es vielen Künstler*nnen qua ihrer Kunst gar nicht möglich, in institutionell geförderten Kultureinrichtungen zu arbeiten, weil es nur wenige solcher Einrichtungen für sie gibt (Jazz, Literatur, bildende Kunst, Moderner Tanz) Inzwischen ist die Freie Szene qualitativ und auch durch ihren Innovationscharakter häufig Referenz und benchmark für die institutionell geförderten Kultureinrichtungen. Kurz: die Freie Szene setzt als Ideengeber, Visionär und Innovator Maßstäbe in unserem kulturellen Leben und unserer Kunstszene. Sie ist nicht mehr nur nicht mehr wegzudenken, sondern sie ist auch notwendig geworden, um die Künste und die Kultur weiterzuentwickeln.
Diese wichtige Rolle steht in keinem Verhältnis zu deren Förderung. Wir müssen grundlegend neue Förderstrukturen entwickeln, um der Wichtigkeit der Freien Szene Rechnung zu tragen. Und das meint natürlich auch die Verbesserung und Vereinfachung der Rahmenbedingungen.
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