Veranstaltung: | 48. Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | ES Sichere Energieversorgung für den Winter |
Antragsteller*in: | Nicolas Mantseris (KV Mecklenburgische Seenplatte) und 53 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 30%) |
Status: | Zurückgezogen |
Verfahrensvorschlag: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 01.09.2022, 06:50 |
ES-03: Keine Verlängerung der Kernkraft ohne Beschluss der BDK
Antragstext
Wir beantragen zu beschließen:
Die Entscheidung, ob die Partei BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN in der bestehenden Regierung einer
Verlängerung der Laufzeit von den mindestens einem der verbliebenden Kernkraftwerke
zustimmt, muss von einer Bundesdelegiertenkonferenz getroffen werden.
Begründung
Selbst die bestehende Energiekrise – ausgelöst durch den durch Russland geführten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – ändert nichts daran, dass Kernkraft eine Hoch-Risikotechnologie bleibt. Sie ändert auch nichts daran, dass bis heute nicht geklärt ist, wie der Atommüll auf Dauer sicher entsorgt werden kann. Mit dem Atommüll verlagern wir das Problem auf viele künftige Generationen. Dies kann nicht unser Ziel sein.
Mit dem Atomausstieg wurde nach Jahrzehnten ein Kompromiss gefunden, der auch die Suche nach einem Endlager neu geregelt hat. Mit der Diskussion um die Verlängerung der Laufzeit wird dieser Kompromiss in Frage gestellt.
Wir verkennen als Partei nicht, dass wir angesichts der dramatischen Situation in der Energieversorgung alle Möglichkeiten prüfen sollten, die eine Verbesserung der Lage in Aussicht stellen. Daher wird mit diesem Antrag auch nicht grundsätzlich eine Verlängerung der Laufzeit der Kernkraftwerke abgelehnt.
Für uns wirkt die aktuelle Diskussion aber auch wie der Versuch, den Ausstieg aus dem Ausstieg in Gang zu bringen. Das lehnen wir grundsätzlich ab. Wir wollen auch verhindern, dass durch die Nutzung der Kernkraft zusätzlicher Atommüll produziert wird.
Die derzeitige Diskussion um eine sichere Energieversorgung darf nicht dazu führen, das primäre Ziel der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien unter Steigerung der Sparten übergreifenden Energieeffizienz aus den Augen zu verlieren. Wir benötigen im Übergang Gas vor allem für Wärmeerzeugung und technische Prozesse. Dabei spielt elektrische Energie aus Kernkraft allenfalls eine marginale Rolle.
Man muss sich außerdem angesichts der jüngsten Entwicklungen fragen, ob Kernkraft in Zeiten sinkender Wasserspiegel nicht deutlich gefährlicher wird. Es werden (z.B. in Frankreich) derzeit bereits Atomkraftwerke gedrosselt, weil aufgrund anhaltenden Wassermangels - auch in Europa - nicht genug Wasser für die Kühlung der Kraftwerke in den Flüssen geführt wird.
Die Diskussion um die Verlängerung rüttelt an den Grundfesten unserer Partei. Die Überwindung der Kernkraft gehört zum Zentrum unserer Programmatik. Eine Entscheidung in einer für unsere Partei so einschneidenden Frage wird in der Mitgliederschaft nur eine breite Akzeptanz finden, wenn sie nach einer umfassenden Diskussion von dem höchsten Entscheidungsgremium unserer Partei, der BDK, getroffen wird.
Kommentare
Reinhard Knisch:
Aber da gab es leider nicht genügend Mutige.
Nicolas Mantseris:
Erem Suat Bischoff:
Jörg Witzel:
Ok, wenn Dr. Markus Söder sich bereit erklärt, das Atommüllendlager in Bayern zu errichten, können wir Ihm natürlich erlauben sein Kraftwerk noch ein Jahr länger laufen zu lassen.
Stefan Alexander Mauel:
Jörg Witzel:
Das ganze Thema, ob nun ein paar Atomkraftwerke ein paar Monate länger laufen oder nicht ist mittlerweile so bedeutungslos, das es mir den Atem verschlägt.
Wir haben noch 6 Jahre bis das CO2-Budget der Menschheit für das 1,5 Grad Ziel aufgebraucht ist.
Reinhard Knisch:
Ein Bericht meiner Cousine die in Frankreich lebt: In Ihr Haus wird eine Pelletheizung mit Wärmepumpe eingebaut. Preis 12500 € .5000€ zahlt der Staat +5000 € EDF (der Atomkonzern) meine Cousine zahlt nur 2500€
So geht EEG Förderung !
Andreas Kloevekorn:
Das Problem ist doch ein Anderes: Wenn wir uns als Grüne in diesem Punkt bewegen (was ja noch nicht einmal bedeutet, dass es tatsächlich zum Streckbetrieb kommt), wo bewegt sich denn dann die FDP? Gibt es dann auch ein Tempolimit oder/und das Ende des unsäglichen Dienstwagenprivileges, sowie möglichst schnell ein bezahlbares bundesweites ÖPNV-Ticket?
Wenn wir die aktuelle Krise dazu nutzen wollen, wirklich etwas zu erreichen, wäre das in meinen Augen nicht nur ein quantitativer (Verringerung der CO2-Emmissionen), sondern auch ein qualitativer Gewinn (Ausstieg aus der Herstellung von Hochgeschwindigkeitsautos, Mobilitätswende zu den Öffis, und Einsparungen für niedrigverdienende Haushalte).
Wir sollten auch die parteiinternen Bauchschmerzen nicht mit der Wahrnehmung von außerhalb verwechseln. Wenn wir jetzt ein Gesamtpaket schnüren, für das alle über ihren Schatten springen müssen, dann ist das ein Zeichen von Stärke und Handlungsfähigkeit.
Deshalb: Streckbetrieb ja, aber bitte als echtes Klimaschutz-Gesamtpaket mit den oben genannten weiteren Bestandteilen
Nicolas Mantseris:
Gruß.Nicolas