Veranstaltung: | 48. Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | I In Zeiten fossiler Inflation: sozialen Zusammenhalt sichern, Wirtschaft stärken |
Antragsteller*in: | Katrin Schmidberger (KV Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg) und 60 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 33%) |
Status: | Zurückgezogen |
Eingereicht: | 02.09.2022, 20:09 |
I-10: Mieter*innen entlasten – Wohnraumverlust verhindern – Mieter*innenschutz muss krisenfest gemacht werden
Antragstext
Die BDK möge beschließen:
Die enorme Inflation und die rasant steigenden Energiekosten bringen viele Mieter*innen in
existenzielle Nöte. Die sogenannte „zweite Miete“ wurde zu einer deutlichen Belastung für
die Haushalte. Derzeit erhalten viele Haushalte hohe Nachforderungen für Gas und
Betriebskosten, für 2023 muss sogar mit einer Verdoppelung der Gasrechnungen gerechnet
werden. Dabei trifft es vor allem die Personen, die keine finanziellen Absicherungen haben
und nun vor großen Unsicherheiten stehen. Auch Personen mit einem Indexmietvertrag sind von
diesen Entwicklungen in beunruhigendem Maße betroffen. Es besteht die reale Befürchtung,
dass Mieter*innen ihre Wohnungen verlieren, wenn sie die Nachzahlungen nicht innerhalb von
30 Tagen oder die zukünftig deutlich höheren Vorauszahlungen nicht stemmen können.
Zusätzlich sind in vielen Kommunen die Mieter*innenn durch hohe Steigerungen der
Nettokaltmiete sowieso schon seit Jahren belastet. Vor allem in den Metropolen haben sich
die ohnehin hohen Mieten seit 2007 teilweise mehr als verdoppelt. Das Statistische Bundesamt
hat festgestellt, dass etwa jeder achte in einer Mietwohnung lebende Mensch in Deutschland
zu hohe Wohnkosten hat, also dass sämtliche Ausgaben fürs Wohnen einschließlich der zuletzt
stark gestiegenen Energiekosten mehr als 40 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens
verbrauchen. Das war im vergangenen Jahr bei 12,8 Prozent der Mieter*innen der Fall. Gerade
Einpersonenhaushalte, alleinerziehende Personen und Menschen mit geringem Einkommen sind
davon betroffen.
Außerdem schwächen hohe Mieten die Kaufkraft. So haben 40% der Haushalte in Deutschland
keinerlei Ersparnisse, denn die Ausgaben für Wohnen und vor allem Mieten sind monatliche
Fixkosten, bei denen kaum oder nur wenig eingespart werden kann. Mit dem europaweit höchsten
Anteil von Mieter*innen an der Gesamtbevölkerung sind rund 50,5 Prozent der Bevölkerung von
diesen Entwicklungen betroffen. Eine Entlastung für die Haushalte muss auch eine Entlastung
für Mieter*innen beinhalten.
Wir Grüne wollen die Mieter*innen in dieser akuten Notlage unterstützen und fordern die
bündnisgrüne Bundestagsfraktion und die grünen Mitglieder der Bundesregierung auf, sich für
folgende Maßnahmen zum Schutz der Mieter*innen einzusetzen:
- ein bundesweites Kündigungs- und Zwangsräumungsmoratorium für ein Jahr (auch für
Gewerbemieter*innen)
- ein temporärer Mietenstopp für Städte mit angespanntem Wohnungsmarkt: die Aussetzung von
regulären Mieterhöhungsmöglichkeiten der Nettokaltmiete nach §558 BGB zunächst für die
nächsten sechs Monate für alle Mieter*innen in Kommunen mit angespanntem Wohnungsmarkt –
ggf. mit anschließender Verlängerung je nach Bedarfslage und einem Härtefallfonds für kleine
Eigentümer*innen
- ein Moratorium für Strom- und Gassperren zunächst bis Mai 2023
- die Verlängerung und Verschärfung der Mietpreisbremse, die die Lücken (z.B. bei
Modernisierung) schließt und bereits bei 5 Prozent oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete
greift
- eine Kappungsgrenze für Indexmieten bzw. bei Mietverträgen, deren Mieterhöhungen durch den
vom Statistischen Bundesamt ermittelten Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten
Haushalte in Deutschland bestimmt werden.
- Mietwucher wirksam bekämpfen: §5 im Wirtschaftsstrafgesetz wieder zu einem
praxistauglichen Instrument gegen Mietpreisüberhöhung machen, das Mietentgelte dann für
unangemessen hoch erklärt, wenn sie die ortsübliche Miete um mehr als 20 Prozent
übersteigen.
- die rasche Einführung der geplanten, im Koalitionsvertrag vereinbarten neuen
Wohngemeinnützigkeit, mit Konzentration auf den Bestand in angespannten Wohnungsmärkten
- die Modernisierungsumlage nach § 559 BGB deutlich senken, mit dem Ziel einer Drittelung
der Kosten für Maßnahmen der energetischen Modernisierung zwischen Staat, Vermieter*innen
und Mieter*innen.
- die Bekämpfung der Bodenpreisspiraledurch eine Reform der Immobilienwert-Verordnung
(ImmoWertV) und ein Berechnungsmodell für Bodenpreise, das spekulative Wertsteigerungen
nicht begünstigtund einen am Mietspiegel orientierten Ertragswert zur Berechnungsgrundlage
nimmt.
weitere Antragsteller*innen
Änderungsanträge
- I-10-039 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-040 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055-2 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055-3 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055-4 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055-5 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055-6 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
- I-10-055-7 (Lars Boettger (KV Hamburg-Altona), Zurückgezogen)
Kommentare
Reinhard Bayer:
Derzeit werden sogar Mieten im Sozialen Wohnungsbau nicht voll übernommen, so dass es dazu kommen kann, dass Menschen nur noch das zum Essen haben, was sie bei den TAFELN erhalten.
Christine Kamm:
Hans-Jörg Ernst Hosch:
Das wird dazu führen, daß auch Leute, die die Rechnungen eigentlich bezahlen könnten, dies dann unterlassen und das vorgenannte Problem verstärken.
Daher keine Unterstützung!
Zielführender wäre eine Anpassung der ALG-2 Sätze bei den wirklich Bedürftigen auf ein Niveau, daß Gas und Strom gut bezahlt werden können.
Andrea Piro:
I In Zeiten fossiler Inflation: sozialen Zusammenhalt sichern, Wirtschaft stärken
und ich hoffe mal das die Antragskommission den auch richtig zuordnet. Als V-Antrag kann es sein das er nicht behandelt wird, als Antrag zu einem ordentlichen TOP muss er behandelt werden.
Nur mal als Amerkung... in dem Zusammenhang hoffe ich mal das wir da noch einiges Änderunganträge zu stellen können, denn die breite Bevölkerung braucht dringend Unterstützung.
Steffi Schönherr:
Katrin Schmidberger:
danke für Euren Support!
Ich werde auch einige der Forderungen als Änderungsantrag an den Leitantrag zur Energiekrise stellen.
Die Themen Wohngeld und Kosten der Unterkunft/ AV Wohnen habe ich erstmal rausgelassen, weil noch nicht klar war, wie das neue, weitere Entlasungspaket aussieht.... aber sind sehr zentrale Themen.
Astrid Dr. Tag:
Peter Paul Huppertz:
Barbara Romanowski:
Lars Boettger:
Angela Bösselmann: