Veranstaltung: | 48. Bundesdelegiertenkonferenz |
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Tagesordnungspunkt: | Verschiedenes (nicht gerankt) |
Antragsteller*in: | Andrea Piro (KV Rhein-Sieg) und 53 weitere Antragsteller*innen (Frauenanteil: 43%) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.09.2022, 22:40 |
V-21: Sprach-Kitas retten – Keine Kürzungen zulasten der Integration und Inklusion in Kitas
Antragstext
Die BDK möge beschließen:
Wir fordern den Bundesvorstand, die Bundestagsfraktion und die Bundesregierung auf, sich
gegen die Kürzung und für den Erhalt der Sprach-Kitas einzusetzen.
Begründung
Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ und dessen Vorgängerprogramm unterstützen seit 2011 die Integration, Inklusion und Sprachbildung von Kindern in Kindertageseinrichtungen. Das Programm sichert zusätzliche, gut ausgebildete Fachkräfte für die jeweiligen Sprach-Kitas und ermöglicht Beratungen und Weiterqualifizierungen für Erzieher:innen. Das Programm ist eine der erfolgreichsten Maßnahmen zur besseren Integration und Inklusion in den Kitas in Deutschland. Der Bund hat elf Jahre eine wichtige und dringend benötigte Stärkung der Kitas abgesichert, rund 7.500 Fachkräfte für die frühkindliche Bildung bereitgestellt. Von dem Programm haben zuletzt rund 600.000 Kinder in ganz Deutschland profitiert. Oftmals werden Sprach-Kitas in Gegenden gefördert, in denen es Familien und Kinder aufgrund eines geringeren finanziellen Einkommens deutlich schwerer haben. Kinder mit Migrationsgeschichte profitieren insbesondere vom Programm. Nach elf Jahren hat die Bundesregierung einen Haushaltsentwurf für 2023 vorgelegt, der einen ersatzlosen Wegfall des Bundesprogramms vorsieht, entgegen der Vereinbarung der Ampel-Koalition im Koalitionsvertrag: „Die Kindertagespflege wollen wir als Angebot der Kindertagesbetreuung weiterentwickeln und fördern und das Programm „Sprach-Kitas“ weiterentwickeln und verstetigen (Ziffer 3163-3165)“. Der ersatzlose Wegfall des Programms würde zu einem massiven Verlust von gut qualifizierten Fachkräften in der Sprachbildung führen. Über Jahre gewachsene Strukturen in den Einrichtungen würden wegfallen. Leidtragende sind Kinder und Beschäftigte in den Kitas, die qualifizierte Kolleg:innen für die Inklusionsarbeit und Spracherziehung verlieren. Die über das Programm geförderten Fachkräfte werden den Einrichtungen in Zukunft für die wichtige Sprachbildung und Inklusionsarbeit fehlen. Dazu entfallen die Fortbildungsmöglichkeiten aller Kolleg:innen. Diese Arbeit muss kompensiert werden, so dass aufgrund der bereits jetzt vorherrschenden engen Personaldecke erhebliche Mehrbelastungen auf die Erzieher:innen zukommen und die Qualität in der Betreuung der Kinder abnehmen wird. Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftebedarfs für die frühkindliche Bildung ist dies ein fatales Signal, welches nicht nur zu Lasten der Kinder und Familien geht, sondern auch auf dem Rücken der Beschäftigten eine vermeintlich notwendige Haushaltskürzung umsetzt. Diese Kürzung bedeutet in letzter Konsequenz weniger Inklusions- und Integrationsarbeit in den Kitas.
Kommentare
Tobias Balke:
Andrea Piro:
Maria Regina Feckl:
Begüm Langefeld:
Jürgen Heßler:
Barbara Romanowski:
Aber an den Bildungseinrichtungen, wozu die KiTa gehören, ist lange und viel an wichtigen Ressourcen abgebaut worden, an Menschen im unmittelbaren Kontakt zum Kind. Das Wissen um die besondere Bedeutung von Erzieherinnen und Grundschullehrer:innen auf die Entwicklung des jungen, deshalb besonders prägsamen Kindes scheint nicht ernst (genug) genommen zu werden.
Annemarie Schumacher:
Ich möchte gerne ergänzen, dass es neben der Infrastruktur in den Einrichtungen auch die Infrastruktur in den sogenannten Verbünden und der sogenannten Servicstelle.
Es gibt Fortbildungen über die eigenen Einrichtung hinweg, also länderübergreifend. Und gerade hier ist es wichtig, dass wir auf der Praxiseebene eine Angleichtung der Bildungsarbeit anschieben und umsetzen.
Es gibt eine Lehr-/Lernplattform, die eigens dafür entwickelt wurde: https://sprach-kitas.plattform-spi.de/
Wenn die Förderung auf die Länder übertragen wird, dann fällt diese Infrastruktur weg, die auf der operationalen Ebenen zur HOmogenisierung der Bildungslandschaft beitragen kann.
Gerade die Ergebnisse des Gute-Kita-Gesetzes zeigen doch, dass trotz aller Ambitionen eine Angleichung der Bildungsangebote und ihre Qualität sehr holprig ist.
Das was das BMFSFJ hier auf den Weg gebracht hat, wäre für die Homogenisierung der Schulpolitik so wertvoll.
Dieses Bundesprogramm wird "geopfert", weil wir Geld für die Krisen benötigen. Aber dass gerade der Bereich der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung hier große Abstriche leisten muss, ist aus meiner Sicht ein fatales Signal der Bundespolitik. Wieder haben die Menschen unter 6 Jahren keine Lobby. Und dabei sollte gerade dieser Bereich finanziell gut ausgestattet sein, damit wir von Anfang an gute Chancen bieten, dass jedes Kind zur Fachkraft werden kann. Und wir brauchen händeringend Fachkräfte, auch in 10, 20 Jahren!
Julia Probst:
Angela Bösselmann:
Julia Probst: