Liebe Freund*innen,
lasst uns in unserem Europawahlprogramm ein klares Bekenntnis zu einer gentechnikfreien Landwirtschaft, zur Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO), zu Risikoprüfungen für alle GVO und zum europäischen Vorsorgeprinzip verankern!
2020 hatten wir in unserem Grundsatzprogramm beschlossen:
„Eine zukunftsfähige Landwirtschaft arbeitet mit der Natur. […] Sie arbeitet ressourcenschonend, naturverträglich und orientiert sich am Leitbild der ökologischen Landwirtschaft mit ihren Prinzipien Tiergerechtigkeit, Gentechnikfreiheit und Freiheit von synthetischen Pestiziden.“ (Grundsatzprogramm, Paragraf 74).
Lasst uns dies nun auf europäischer Ebene umsetzen! :-)
Bei der sogenannten „Neuen Gentechnik“ (NGT, Genome Editing) wird vor allem die Genschere CRISPR/Cas eingesetzt. CRISPR/Cas schneidet die DNA jedoch nicht nur an der gewünschten Stelle, sondern auch an anderen ähnlichen DNA-Stellen (sog. Off-Target-Effekte), was zu zusätzlichen Veränderungen im Genom und zu unerwarteten Nebenwirkungen führt. Auch in der Zielregion können durch CRISPR/Cas unerwartete DNA-Veränderungen auftreten (sog. On-Target-Effekte, siehe z. B. https://www.testbiotech.org/aktuelles/crisprthripsis-bei-pflanzen und dazugehörige wiss. Veröffentlichung auf https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2023.05.22.541757v1).
Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen, egal ob aus „alter“ oder „neuer Gentechnik“, sind keineswegs naturidentisch.
Alle GVO fallen grundsätzlich unter das Patentrecht (https://www.euractiv.de/section/landwirtschaft-und-ernahrung/news/neue-eu-regeln-gentechnisch-veraenderte-pflanzen-weiterhin-patentierbar/). Patente sind größtenteils in den Händen von Konzernen, die bei einem zunehmenden Einsatz von gv-Saatgut immer mehr Kontrolle über den Saatgutmarkt und die Pflanzenzüchtung erlangen würden. Hierdurch würde eine bäuerliche Pflanzenzüchtung zunehmend erschwert bis unmöglich gemacht.
Eine Koexistenz von gentechnikfreier Landwirtschaft und Gentech-Landwirtschaft ist mittel- bis langfristig nicht möglich, da GVO-Pollen und GVO-Saatgut äußerlich nicht erkennbar sind und sich unkontrolliert verbreiten können.
Wir stellen gerade auf EU-Ebene die Weichen für eine zukunftsfähige ökologische bäuerliche Land- und Lebensmittelwirtschaft im Einklang mit der Natur oder für eine Gentech-Landwirtschaft mit patentierten Organismen unter weitgehender Kontrolle von Konzernen und Patentinhaber*innen. Bitte lasst uns letzteres verhindern!
Wir müssen und sollten nicht Lebewesen gentechnisch verändern, um aktuellen Herausforderungen wie dem Klimawandel zu begegnen.
Lasst uns sinnvolle umwelt- und sozialverträgliche Maßnahmen anwenden, die im Einklang mit dem Leben und der Natur stehen, vor allem:
- Agrarökologie
- Agroforstsysteme
- Ökologischer Landbau und Ökologische Pflanzenzüchtung
- Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung
- Reduzierung des Konsums tierischer Produkte.
Diese Maßnahmen sichern uns und der Welt eine gute Zukunft.
Liebe Grüße
Matthias Henneberger
(Dipl.-Ing. agr., KV Wunsiedel)