Wir wissen, dass ein geeintes Europa alle europäischen Staaten benötigt und nicht nur die, die in der Europäischen Union vereinigt sind. Das haben vor über 30 Jahren, im November 1990, die NATO-Staaten, die Staaten der ehemaligen Warschauer Vertragsorganisation und der blockfreien Länder Europas in ihrer Pariser „Charta für ein neues Europa“ so festgestellt. Sicherheit geht nur miteinander, nicht gegeneinander.
Russland führt derzeit einen schrecklichen Krieg gegen die Ukraine. Das ist durch nichts zu rechtfertigen. Der Aggressor Russland muss sich zurückziehen, einen Waffenstillstand mit der Ukraine vereinbaren und in Friedensgesprächen zu einem guten Miteinander kommen.
Aber auch der Westen hat Fehler gemacht. Ja, es waren die Entscheidungen von mitteleuropäischen Staaten, eine Mitgliedschaft in der NATO zu beantragen. Aber nach der Auflösung der Warschauer Vertragsorganisation hätte sich gemäß der „Charta für ein neues Europa“ auch deren westliches Gegenstück, die NATO, auflösen können und müssen. Denn der Kalte Krieg war, wie Politiker:innen aus Ost und West öffentlich betonten, vorbei. Und in den alten NATO-Staaten hätte man – auch in Bezug auf die Pariser Charta – die Mitgliedsanträge ablehnen können. Aber der Westen hat die „Charta für ein neues Europa“ schlicht „vergessen“.
Wir sollten uns dafür einsetzen, dass nach einer schnellstmöglichen Beendigung des Krieges ohne weitere Eskalationen durch weitere Waffenlieferungen das „gemeinsame Haus Europa“ im Sinne Michail Gorbatschows wieder aufgebaut wird. So könnte die OSZE wiederbelebt werden oder ein anderes dauerhaftes Austauschformat zwischen den europäischen Staaten geschaffen werden. Vor allem sollten wir uns dafür einsetzen, den Konflikt mit Russland, der nach Beendigung des Krieges vermutlich weiter schwelen wird, schrittweise beizulegen.