Trockengelegte Moorflächen sind für 5% der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich – sie machen damit mehr als der europäische Flugverkehr aus. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss die EU jährlich mindestens 500.000 Hektar wiedervernässen. Wiedervernässung findet heute kaum statt, da der Großteil der trockengelegten Moorflächen landwirtschaftlich bewirtschaftet und mit GAP-Zahlungen gefördert wird. Landwirtinnen und Landwirte fehlen heute Anreize zur Wiedervernässung und wirtschaftliche Perspektiven für danach. Paludikultur, die Landwirtschaft auf nassen Moorflächen, liefert eine wirtschaftliche Perspektive, besteht heute allerdings nur aus kleinen Pionier-Betrieben. Großflächige Produktion und Märkte der Paludikultur fehlen noch.
Ein Grund für die fehlenden Anreize sind die Rahmenbedingungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Aktuell wird klimaschädliche Landwirtschaft auf trockengelegten Moorflächen finanziell gefördert und nasse Bewirtschaftung benachteiligt. Beispielsweise sind Direktzahlungen für Paludikulturen wie Rohrkolben und Schilf für nachhaltige Dämmmaterialien nur in Ausnahmen förderfähig, da dies nicht als landwirtschaftliche Tätigkeit anerkannt wird. Dagegen wird beispielsweise Maisanbau auf trockengelegten Moorflächen für Biogas gefördert, auch wenn dies klimaschädlicher ist als das Erdgas, das damit ersetzt werden soll. Auch die Förderung von landwirtschaftlichen Betrieben auf trockengelegten Moorflächen mit Geldern aus der 2. Säule der GAP zur Entwicklung des ländlichen Raums ist kontraproduktiv, da dies die klimaschädliche entwässerte Bewirtschaftung finanziell unterstützt und den Förderbedarf zur Umstellung (Opportunitätskosten) noch erhöht.
Damit Landwirtinnen und Landwirte Planungssicherheit haben und diese klimaschädlichen Subventionen abgebaut werden, sollten ab der kommenden GAP-Förderperiode 2027 landwirtschaftliche Betriebe auf entwässerten Moorflächen keine Beihilfen mehr aus der 1. Säule GAP erhalten. Die Förderung von landwirtschaftlichen Betrieben auf trockengelegten Moorflächen mit der 2. Säule des GAP sollte mit Wasserstandsanhebung und damit Wiedervernässung verknüpft sein. Nur dadurch können substanzielle Emissionsreduktion auf Moorflächen erreicht werden; eine Umwandlung in Grünland oder Extensivierung reicht nicht aus. Paludikultur-Biomasse (z.B. Torfmoos, Schilf, Rohrkolben, Seggen) muss als landwirtschaftliche Erzeugnis anerkannt werden, auch, um die nasse Bewirtschaftung in der Landwirtschaft anzuerkennen. Dazu zählt auch, Paludikulturen in die Zolltarifliste der EU aufzunehmen.
Die Wiedervernässung trockengelegter Moorflächen wird nur mit der Landwirtschaft zusammen funktionieren – eine vollständige Renaturierung aller Moorflächen und damit die Entnahme aus der landwirtschaftlichen Produktion wird nicht möglich sein. Dafür müssen die Rahmenbedingungen Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit ermöglichen. Paludikultur liefert die Lösung. Deshalb sollten wir Grüne klar darauf setzen und den anerkannten Begriff auch im Programm prominent nutzen.
Wiedervernässung und Paludikultur ermöglichen wichtige Ökosystemleistungen wie Wasserrückhalt in der Landschaft, u.a. zur Dürreprävention, sowie Überschwemmungsgebiete bei Hochwassern und fördern Biodiversität. Gelingt die Wiedervernässung mit Landwirtschaft als Bündnispartner, können Moore wieder die Klimaschützer sein, die sie immer waren. Landwirtinnen und Landwirte können Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit miteinander verbinden und den notwendigen Strukturwandel in Moor-Regionen erfolgreich gestalten.