Die Flächen, die wir bewirtschaften (müssen), nachhaltiger zu bewirtschaften ist unglaublich wichtig. Dazu gehört zum Beispiel die Reduktion von Emissionen schädlicher Substanzen, Landwirtschaft als Kohlenstoffsenke, aber auch die zahlreichen Biodiversitätsleistungen, die Nutzflächen und sogar urbane Räume erbringen können. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite gehört auch eine Reduktion der insgesamt genutzen Fläche zu den essenziellen Maßnahmen für den Schutz der Biodiversität. Laut IPBES (ugs. "Weltbiodiversitätsrat") ist Landnutzung der größte Treiber von Biodiversitätsverlust. Wenn ein natürliches Ökosystem (sei es ein tropischer Regenwald oder ein Moor in Niedersachsen) überhaupt landwirtschaftlich genutzt wird, gehen ein Großteil der Ökosystemdienstleistungen (für Klima, Wasser, Boden, Biodiversität, ...) verloren. Die Art und Intensität der Nutzung spielt auch eine Rolle, aber wenn beispielsweise ein Regenwald abgeholzt wird / ein Moor trocken gelegt wird, um vorbildlich, ökologisch, extensiv Bio-Getreide anzubauen, ist wenig gewonnen. Deswegen muss es Teil des Ziels sein, insgesamt weniger Fläche zu beanspruchen, natürliche Ökosysteme zu schützen und sogar wiederherzustellen (Renaturierung). Fläche ist nicht nur wertvoll und begrenzt, sondern auch umkämpft: Neben Flächen für Naturschutz und Nahrungsproduktion brauchen wir immer mehr Flächen zur Produktion von Rohstoffen (um fossile Grundstoffe wie Erdöl zu ersetzen) und Energie (Windkraft und Fotovoltaik sind zwar klimafreundliche, aber relativ flächenhungrige Energiequellen).
Dafür brauchen wir eine Reduktion von Futter- und Energiepflanzenanbau. Ackerflächen sind zu wertvoll, um darauf Pflanzen anzubauen, die am Ende in Tank oder Trog landen. Aber auch die Flächeneffizienz von Landwirtschaft darf uns nicht egal sein. Ökolandbau hat viele Vorteile, wenn man sich die bewirtschaftete Fläche an sich anschaut. Insgesamt wird für den gleichen Ertrag aber mehr Fläche verbraucht, was sich u. a. in der Klimabilanz niederschlägt. Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaftspolitik muss deshalb sein, Landwirtschaft gleichzeitig lokal ökologisch verträglich und global gesehen Flächen- und Ressourcenschonend zu gestalten. So können wir die immense Menge an Fläche, die wir virtuell über Agrarprodukte aus dem globalen Süden importieren, reduzieren und zu mehr globaler Ressourcengerechtigkeit beitragen. Dabei haben wir nicht bestimmte Labels, sondern die Nachhaltigkeit europäischer Flächennutzung insgesamt im Blick.