Negativemissionen sind langfristig notwendig, um die Konzentration von Treibhausgasen in der Erdatmosphäre wieder auf ein Niveau zu verringern, das ein stabiles Erdklimasystem ermöglicht. Ebenso sind Negativemissionen in allen IPCC-Szenarien eingerechnet, die die globale Erhitzung langfristig auf maximal 1,5 °C begrenzen. Jedoch sind insbesondere technische Negativemissionen durch einen hohen Energieaufwand und die ungesicherte Finanzierung in ihrem Einsatz limitiert. Daher sollte unser Wahlprogramm klare Rahmenbedingungen enthalten, unter denen der Einsatz von Negativemissionen sinnvoll und möglich ist. Diese sind:
- Priorisierung von natürlichen Negativemissionen: Ökosystembasierte Negativemissionen, wie beispielsweise die Wiederaufforstung von Wäldern oder Moorwiedervernässung haben neben der Bindung von CO2 aus der Atmosphäre noch weitere positive Nebeneffekte, wie beispielsweise eine Sicherung der Artenvielfalt und den Erhalt von intakten Ökosystemen, und sind gleichzeitig auf absehbare Zeit auch noch günstiger als technische Negativemissionen.
- Abscheidung und Speicherung von CO2 aus Biomaterialverbrennung (BECCS) nur für Biomaterial mit europäischem Herkunftsnachweis: Das ist notwendig, um zu verhindern, dass wir beispielsweise Mais aus Brasilien importieren, der in deutschen Biogasanlagen landet und bei dem über die gesamte Lieferkette inklusiver der Transportemissionen nicht sichergestellt werden kann, dass insgesamt Negativemissionen erzielt werden. Da Negativemissionen standortunabhängig sinnvoll sind, sollten der Ursprung des Biomaterials und der Ort, an dem BECCS stattfindet, möglichst nah beieinander sein.
- Speicherung nur in Form von festem Kohlenstoff: Die Verpressung von CO2 unter hohem Druck und Einleitung in bspw. ehemalige Gasfelder unter der Nordsee ist zwar initial deutlich günstiger, zieht aber eine Menge Ewigkeitskosten für die Gesellschaft nach sich, für die es im Nachgang schwierig wird, die Verursacher haftbar zu machen (analog zum Problem der Endlagerung von Atommüll). Da wissenschaftlich nicht gesichert ist, dass die gasförmige Speicherung auch langfristig stabil ist, muss kontinuierlich überprüft werden, ob das CO2 nicht doch wieder auf irgendeinem Weg in den atmosphärischen Kohlenstoffkreislauf gelangt und somit eine Treibhauswirkung entfalten kann. Bei einer Speicherung in fester Form ist die langfristige Stabilität jedoch gesichert und der Kohlenstoff kann beispielsweise einfach in alten Bergwerksstollen eingelagert werden. Dies rechtfertigt auch den initial höheren Aufwand für die Abtrennung von Kohlenstoff und Sauerstoff aus dem gasförmigen CO2.
- Technisches Direct Air Capture (DAC) nur an Standorten mit Überschuss von erneuerbarer Energie: Direct Air Capture ist sehr energieintensiv und erneuerbarer Strom wird in den allermeisten Fällen an anderen Stellen dringender zur Emissionsvermeidung benötigt. Da Negativemissionen standortunabhängig sinnvoll sind, sollte die Anwendung daher auf Standorte beschränkt sein, an denen es einen Überschuss von nahezu kostenloser erneuerbarer Energie gibt.
- Verursacherfinanzierung: Wer die Emissionen verursacht, sollte auch dafür verantwortlich sein, zu verhindern, dass sie in die Atmosphäre gelangen. Daher sollten die Verursacher (hier insbesondere Unternehmen aus dem Bereich der Förderung fossiler Energieträger) der Emissionen die entsprechend notwendige Infrastruktur selbst finanzieren und sich dafür nicht wie so oft darauf verlassen, dass die öffentliche Hand ihre vergangenen Versäumnisse durch großzügige finanzielle Unterstützung ausbügelt.